Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die Zurückstralung von der innern Fläche durchsichtiger Körper ist bey kleinen Neigungswinkeln ungemein stark, weil hiebey die Brechung gar nicht mehr statt findet, sondern ganz in Zurückwerfung übergeht. Dies hatte schon Edwards (Philos. Trans. Vol. LIII. p. 229.) bemerkt. Leute, die sich unter Wasser befinden, sehen daher die Bilder der Dinge unter demselben an der Oberfläche besonders schön und deutlich. Von der innern Wasserfläche wird, vom kleinsten Neigungswinkel an bis zu einem gewissen Winkel, der größte Theil der Stralen vielleicht eben so stark, als von Metallspiegeln, oder Quecksilber, zurückgeworfen und das übrige verschlucket, so daß die Oberfläche inwendig ganz dunkel scheint. Wird der Neigungswinkel um ein Paar Grade größer, so hört die starke Reflexion mit einemmale auf, die meisten Stralen werden in die Luft hinaus gebrochen, und nur wenige verschluckt. Bey noch größern Neigungswinkeln wird des reflectirten Lichts immer weniger, so daß die fast senkrechten Stralen beynahe alle herausgehen, und fast gar keine mehr verschluckt werden, daher die Oberfläche eben so durchsichtig wird, als sie es von der andern Seite ist, wenn nemlich das Licht von außen hineingeht. Daß Stralen, die unter gewissen Winkeln aus Wasser in Luft gehen wollen, zurückgeworfen werden, hat schon Kepler (Dioptr. Prop. 13.) bemerkt. Eben so ist es auch mit Stralen, die aus Glas in Luft gehen wollen, wenn der Neigungswinkel kleiner als 49° 49' ist. Darauf gründet sich schon Newtons Vorschlag, in seinen Teleskopen statt des kleinen Spiegels ein gläsernes Prisma zu gebrauchen, s. Spiegelteleskop (oben S. 137. 138). Wenn die Stralen innerhalb solcher Prismen unter einem Winkel
Die Zuruͤckſtralung von der innern Flaͤche durchſichtiger Koͤrper iſt bey kleinen Neigungswinkeln ungemein ſtark, weil hiebey die Brechung gar nicht mehr ſtatt findet, ſondern ganz in Zuruͤckwerfung uͤbergeht. Dies hatte ſchon Edwards (Philoſ. Trans. Vol. LIII. p. 229.) bemerkt. Leute, die ſich unter Waſſer befinden, ſehen daher die Bilder der Dinge unter demſelben an der Oberflaͤche beſonders ſchoͤn und deutlich. Von der innern Waſſerflaͤche wird, vom kleinſten Neigungswinkel an bis zu einem gewiſſen Winkel, der groͤßte Theil der Stralen vielleicht eben ſo ſtark, als von Metallſpiegeln, oder Queckſilber, zuruͤckgeworfen und das uͤbrige verſchlucket, ſo daß die Oberflaͤche inwendig ganz dunkel ſcheint. Wird der Neigungswinkel um ein Paar Grade groͤßer, ſo hoͤrt die ſtarke Reflexion mit einemmale auf, die meiſten Stralen werden in die Luft hinaus gebrochen, und nur wenige verſchluckt. Bey noch groͤßern Neigungswinkeln wird des reflectirten Lichts immer weniger, ſo daß die faſt ſenkrechten Stralen beynahe alle herausgehen, und faſt gar keine mehr verſchluckt werden, daher die Oberflaͤche eben ſo durchſichtig wird, als ſie es von der andern Seite iſt, wenn nemlich das Licht von außen hineingeht. Daß Stralen, die unter gewiſſen Winkeln aus Waſſer in Luft gehen wollen, zuruͤckgeworfen werden, hat ſchon Kepler (Dioptr. Prop. 13.) bemerkt. Eben ſo iſt es auch mit Stralen, die aus Glas in Luft gehen wollen, wenn der Neigungswinkel kleiner als 49° 49′ iſt. Darauf gruͤndet ſich ſchon Newtons Vorſchlag, in ſeinen Teleſkopen ſtatt des kleinen Spiegels ein glaͤſernes Prisma zu gebrauchen, ſ. Spiegelteleſkop (oben S. 137. 138). Wenn die Stralen innerhalb ſolcher Prismen unter einem Winkel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0928" xml:id="P.4.918" n="918"/><lb/> beyde Bilder gleich hell. Unter dieſem Winkel nemlich wirft das Waſſer von 1000 Stralen 333 zuruͤck; von den uͤbrigen bleiben nach der Zuruͤckwerfung an der Queckſilberflaͤche nur 500, von welchen wiederum nach der Reflexion an der innern Waſſerflaͤche nur 333 bleiben, welche wirklich in die Luft ausgehen, und das Bild von der Oberflaͤche des Queckſilbers machen.</p> <p>Die Zuruͤckſtralung von der innern Flaͤche durchſichtiger Koͤrper iſt bey kleinen Neigungswinkeln ungemein ſtark, weil hiebey die Brechung gar nicht mehr ſtatt findet, ſondern ganz in Zuruͤckwerfung uͤbergeht. Dies hatte ſchon <hi rendition="#b">Edwards</hi> (<hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. LIII. p. 229.</hi>) bemerkt. Leute, die ſich unter Waſſer befinden, ſehen daher die Bilder der Dinge unter demſelben an der Oberflaͤche beſonders ſchoͤn und deutlich. Von der innern Waſſerflaͤche wird, vom kleinſten Neigungswinkel an bis zu einem gewiſſen Winkel, der groͤßte Theil der Stralen vielleicht eben ſo ſtark, als von Metallſpiegeln, oder Queckſilber, zuruͤckgeworfen und das uͤbrige verſchlucket, ſo daß die Oberflaͤche inwendig ganz dunkel ſcheint. Wird der Neigungswinkel um ein Paar Grade groͤßer, ſo hoͤrt die ſtarke Reflexion mit einemmale auf, die meiſten Stralen werden in die Luft hinaus gebrochen, und nur wenige verſchluckt. Bey noch groͤßern Neigungswinkeln wird des reflectirten Lichts immer weniger, ſo daß die faſt ſenkrechten Stralen beynahe alle herausgehen, und faſt gar keine mehr verſchluckt werden, daher die Oberflaͤche eben ſo durchſichtig wird, als ſie es von der andern Seite iſt, wenn nemlich das Licht von außen hineingeht.</p> <p>Daß Stralen, die unter gewiſſen Winkeln aus Waſſer in Luft gehen wollen, zuruͤckgeworfen werden, hat ſchon <hi rendition="#b">Kepler</hi> (<hi rendition="#aq">Dioptr. Prop. 13.</hi>) bemerkt. Eben ſo iſt es auch mit Stralen, die aus Glas in Luft gehen wollen, wenn der Neigungswinkel kleiner als 49° 49′ iſt. Darauf gruͤndet ſich ſchon <hi rendition="#b">Newtons</hi> Vorſchlag, in ſeinen Teleſkopen ſtatt des kleinen Spiegels ein glaͤſernes Prisma zu gebrauchen, <hi rendition="#b">ſ. Spiegelteleſkop</hi> (oben S. 137. 138). Wenn die Stralen innerhalb ſolcher Prismen unter einem Winkel<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [918/0928]
beyde Bilder gleich hell. Unter dieſem Winkel nemlich wirft das Waſſer von 1000 Stralen 333 zuruͤck; von den uͤbrigen bleiben nach der Zuruͤckwerfung an der Queckſilberflaͤche nur 500, von welchen wiederum nach der Reflexion an der innern Waſſerflaͤche nur 333 bleiben, welche wirklich in die Luft ausgehen, und das Bild von der Oberflaͤche des Queckſilbers machen.
Die Zuruͤckſtralung von der innern Flaͤche durchſichtiger Koͤrper iſt bey kleinen Neigungswinkeln ungemein ſtark, weil hiebey die Brechung gar nicht mehr ſtatt findet, ſondern ganz in Zuruͤckwerfung uͤbergeht. Dies hatte ſchon Edwards (Philoſ. Trans. Vol. LIII. p. 229.) bemerkt. Leute, die ſich unter Waſſer befinden, ſehen daher die Bilder der Dinge unter demſelben an der Oberflaͤche beſonders ſchoͤn und deutlich. Von der innern Waſſerflaͤche wird, vom kleinſten Neigungswinkel an bis zu einem gewiſſen Winkel, der groͤßte Theil der Stralen vielleicht eben ſo ſtark, als von Metallſpiegeln, oder Queckſilber, zuruͤckgeworfen und das uͤbrige verſchlucket, ſo daß die Oberflaͤche inwendig ganz dunkel ſcheint. Wird der Neigungswinkel um ein Paar Grade groͤßer, ſo hoͤrt die ſtarke Reflexion mit einemmale auf, die meiſten Stralen werden in die Luft hinaus gebrochen, und nur wenige verſchluckt. Bey noch groͤßern Neigungswinkeln wird des reflectirten Lichts immer weniger, ſo daß die faſt ſenkrechten Stralen beynahe alle herausgehen, und faſt gar keine mehr verſchluckt werden, daher die Oberflaͤche eben ſo durchſichtig wird, als ſie es von der andern Seite iſt, wenn nemlich das Licht von außen hineingeht.
Daß Stralen, die unter gewiſſen Winkeln aus Waſſer in Luft gehen wollen, zuruͤckgeworfen werden, hat ſchon Kepler (Dioptr. Prop. 13.) bemerkt. Eben ſo iſt es auch mit Stralen, die aus Glas in Luft gehen wollen, wenn der Neigungswinkel kleiner als 49° 49′ iſt. Darauf gruͤndet ſich ſchon Newtons Vorſchlag, in ſeinen Teleſkopen ſtatt des kleinen Spiegels ein glaͤſernes Prisma zu gebrauchen, ſ. Spiegelteleſkop (oben S. 137. 138). Wenn die Stralen innerhalb ſolcher Prismen unter einem Winkel
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