Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
2. Da kein Körper durch die materiellen Theile des andern dringen kan, so muß jede Masse, welche von andern Stoffen durchdrungen wird, nothwendig porös seyn. Nun dringt das Licht durch alle dünne Körper, weil man dünne Scheiben von allen Stoffen im Mikroskope durchscheinend sindet; es dringt sogar durch dickere. Wenn man den Finger vor die Oefnung im Laden des verfinsterten Zimmers hält, so läßt er das Sonnenlicht, wie Horn, durchscheinen, und eben so werden die dichten und harzigen Knoten im Holze durchscheinend. Ueberdies werden alle feste und flüßige Körper vom Feuer erwärmt; es muß also der Wärmestof sie alle, und zwar nicht ihre undurchdringliche Materie, sondern ihre Zwischenräume, durchdringen, und aus denselben wieder herausgehen können. Auch die Ausflüsse der sympathetischen Dinten, welche durch Holz, durch viele Lagen Papier, Metallblättchen u. d. gl. hindurchgehen, und unsichtbare Schrift lesbar machen, beweisen die Porosität aller dieser Körper. 3. Es giebt sogar dichtere Flüßigkeiten, welche durch andere Körper dringen. Homberg (Hift. de l'acad. roy. des sc. 1713. p. 409.) bereitete ein Spießglas, das an gelindem Feuer wie Wachs floß, und auf eine Silberplatte gelegt, durch die Hitze ins Silber, wie Wasser in Löschpapier, eindrang, ohne ein Loch zu machen. Quecksilber zieht sich in Gold, Silber, Kupfer, Messing, Zinn, Bley, wie in einen Schwamm, ein, dringt in Salben gebracht in die Haut des menschlichen Körpers, und schwitzt mit Hülfe des Drucks durch Leder. Das Wasser durchdringt alle thierische Häute, und macht sie weich und biegsam; auch zieht es sich in alle Theile der Pflanzen, deren Nahrung es ausmacht oder mit sich führt; es dringt in Zucker, Salze,
2. Da kein Koͤrper durch die materiellen Theile des andern dringen kan, ſo muß jede Maſſe, welche von andern Stoffen durchdrungen wird, nothwendig poroͤs ſeyn. Nun dringt das Licht durch alle duͤnne Koͤrper, weil man duͤnne Scheiben von allen Stoffen im Mikroſkope durchſcheinend ſindet; es dringt ſogar durch dickere. Wenn man den Finger vor die Oefnung im Laden des verfinſterten Zimmers haͤlt, ſo laͤßt er das Sonnenlicht, wie Horn, durchſcheinen, und eben ſo werden die dichten und harzigen Knoten im Holze durchſcheinend. Ueberdies werden alle feſte und fluͤßige Koͤrper vom Feuer erwaͤrmt; es muß alſo der Waͤrmeſtof ſie alle, und zwar nicht ihre undurchdringliche Materie, ſondern ihre Zwiſchenraͤume, durchdringen, und aus denſelben wieder herausgehen koͤnnen. Auch die Ausfluͤſſe der ſympathetiſchen Dinten, welche durch Holz, durch viele Lagen Papier, Metallblaͤttchen u. d. gl. hindurchgehen, und unſichtbare Schrift lesbar machen, beweiſen die Poroſitaͤt aller dieſer Koͤrper. 3. Es giebt ſogar dichtere Fluͤßigkeiten, welche durch andere Koͤrper dringen. Homberg (Hift. de l'acad. roy. des ſc. 1713. p. 409.) bereitete ein Spießglas, das an gelindem Feuer wie Wachs floß, und auf eine Silberplatte gelegt, durch die Hitze ins Silber, wie Waſſer in Loͤſchpapier, eindrang, ohne ein Loch zu machen. Queckſilber zieht ſich in Gold, Silber, Kupfer, Meſſing, Zinn, Bley, wie in einen Schwamm, ein, dringt in Salben gebracht in die Haut des menſchlichen Koͤrpers, und ſchwitzt mit Huͤlfe des Drucks durch Leder. Das Waſſer durchdringt alle thieriſche Haͤute, und macht ſie weich und biegſam; auch zieht es ſich in alle Theile der Pflanzen, deren Nahrung es ausmacht oder mit ſich fuͤhrt; es dringt in Zucker, Salze, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0951" xml:id="P.4.941" n="941"/><lb/> Schauſpiel gewaͤhren Queerſchnitte von Zweigen, die man mit dem Federmeſſer ſo duͤnn als moͤglich ſchneidet. Jede Art von Gewaͤchſen, von den haͤrteſten Hoͤlzern bis zu den zaͤrteſten Pflanzen, zeichnet ſich durch eine eigenthuͤmliche Anordnung ihrer Zwiſchenraͤume aus. Die Theile der thieriſchen Koͤrper ſind dichter, und haben nicht ſo weite und haͤufige Poren.</p> <p>2. Da kein Koͤrper durch die materiellen Theile des andern dringen kan, ſo muß jede Maſſe, welche von andern Stoffen durchdrungen wird, nothwendig poroͤs ſeyn. Nun dringt das Licht durch alle duͤnne Koͤrper, weil man duͤnne Scheiben von allen Stoffen im Mikroſkope durchſcheinend ſindet; es dringt ſogar durch dickere. Wenn man den Finger vor die Oefnung im Laden des verfinſterten Zimmers haͤlt, ſo laͤßt er das Sonnenlicht, wie Horn, durchſcheinen, und eben ſo werden die dichten und harzigen Knoten im Holze durchſcheinend. Ueberdies werden alle feſte und fluͤßige Koͤrper vom Feuer erwaͤrmt; es muß alſo der Waͤrmeſtof ſie alle, und zwar nicht ihre undurchdringliche Materie, ſondern ihre Zwiſchenraͤume, durchdringen, und aus denſelben wieder herausgehen koͤnnen. Auch die Ausfluͤſſe der ſympathetiſchen Dinten, welche durch Holz, durch viele Lagen Papier, Metallblaͤttchen u. d. gl. hindurchgehen, und unſichtbare Schrift lesbar machen, beweiſen die Poroſitaͤt aller dieſer Koͤrper.</p> <p>3. Es giebt ſogar dichtere Fluͤßigkeiten, welche durch andere Koͤrper dringen. <hi rendition="#b">Homberg</hi> (<hi rendition="#aq">Hift. de l'acad. roy. des ſc. 1713. p. 409.</hi>) bereitete ein Spießglas, das an gelindem Feuer wie Wachs floß, und auf eine Silberplatte gelegt, durch die Hitze ins Silber, wie Waſſer in Loͤſchpapier, eindrang, ohne ein Loch zu machen. Queckſilber zieht ſich in Gold, Silber, Kupfer, Meſſing, Zinn, Bley, wie in einen Schwamm, ein, dringt in Salben gebracht in die Haut des menſchlichen Koͤrpers, und ſchwitzt mit Huͤlfe des Drucks durch Leder. Das Waſſer durchdringt alle thieriſche Haͤute, und macht ſie weich und biegſam; auch zieht es ſich in alle Theile der Pflanzen, deren Nahrung es ausmacht oder mit ſich fuͤhrt; es dringt in Zucker, Salze,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [941/0951]
Schauſpiel gewaͤhren Queerſchnitte von Zweigen, die man mit dem Federmeſſer ſo duͤnn als moͤglich ſchneidet. Jede Art von Gewaͤchſen, von den haͤrteſten Hoͤlzern bis zu den zaͤrteſten Pflanzen, zeichnet ſich durch eine eigenthuͤmliche Anordnung ihrer Zwiſchenraͤume aus. Die Theile der thieriſchen Koͤrper ſind dichter, und haben nicht ſo weite und haͤufige Poren.
2. Da kein Koͤrper durch die materiellen Theile des andern dringen kan, ſo muß jede Maſſe, welche von andern Stoffen durchdrungen wird, nothwendig poroͤs ſeyn. Nun dringt das Licht durch alle duͤnne Koͤrper, weil man duͤnne Scheiben von allen Stoffen im Mikroſkope durchſcheinend ſindet; es dringt ſogar durch dickere. Wenn man den Finger vor die Oefnung im Laden des verfinſterten Zimmers haͤlt, ſo laͤßt er das Sonnenlicht, wie Horn, durchſcheinen, und eben ſo werden die dichten und harzigen Knoten im Holze durchſcheinend. Ueberdies werden alle feſte und fluͤßige Koͤrper vom Feuer erwaͤrmt; es muß alſo der Waͤrmeſtof ſie alle, und zwar nicht ihre undurchdringliche Materie, ſondern ihre Zwiſchenraͤume, durchdringen, und aus denſelben wieder herausgehen koͤnnen. Auch die Ausfluͤſſe der ſympathetiſchen Dinten, welche durch Holz, durch viele Lagen Papier, Metallblaͤttchen u. d. gl. hindurchgehen, und unſichtbare Schrift lesbar machen, beweiſen die Poroſitaͤt aller dieſer Koͤrper.
3. Es giebt ſogar dichtere Fluͤßigkeiten, welche durch andere Koͤrper dringen. Homberg (Hift. de l'acad. roy. des ſc. 1713. p. 409.) bereitete ein Spießglas, das an gelindem Feuer wie Wachs floß, und auf eine Silberplatte gelegt, durch die Hitze ins Silber, wie Waſſer in Loͤſchpapier, eindrang, ohne ein Loch zu machen. Queckſilber zieht ſich in Gold, Silber, Kupfer, Meſſing, Zinn, Bley, wie in einen Schwamm, ein, dringt in Salben gebracht in die Haut des menſchlichen Koͤrpers, und ſchwitzt mit Huͤlfe des Drucks durch Leder. Das Waſſer durchdringt alle thieriſche Haͤute, und macht ſie weich und biegſam; auch zieht es ſich in alle Theile der Pflanzen, deren Nahrung es ausmacht oder mit ſich fuͤhrt; es dringt in Zucker, Salze,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |