so tief setzen, als man will; aber, wenn der Blitz die Tiefe sucht, woher denn das Aufsprengen nach oben, wo doch nichts ist, was ihn stärker, als der Behälter, anlocken könnte. Von einem solchen Rückwege zur Erde ist kein Grund anzugeben, und eine bloße unverbürgte Lehrmeinung kan die Einsenkung der Ableiter in den Boden nicht rechtfertigen, wenn sie den Erfahrungen zufolge unnöthig ist, und doch durch Erschütterung des Grundes, besonders in Städten oder Pulvermagazinen, gefährlich werden kan.
Ein ofnes Wasser ist der schicklichste Ort zu Endigung des Ableiters, weil sich der Blitz daran leicht vertheilet. Ist aber dieses nicht in der Nähe, so leistet schon die Endigung an der Oberfläche der Erde alles, was man verlanget. Bedeckte Kanäle unter der Erde, oder Abtritte, wie Berthölon de St. Lazare(De l'electricite des meteores. To. I. p. 261.) vorschlägt, schicken sich nicht zu Endigung der Ableiter, weil der Funken beym Absprunge die brennbare Luft oder Knallluft darinn entzünden kan. Bertholon will zwar die Sicherheit durch einen Versuch beweisen, indem er durch ein metallenes Gefäß mit Knallluft einen Eisendrath steckt, an beyden Enden anlöthet, das obere an den Conductor hängt, und aus dem untern einen Funken zieht, der die Luft nicht entzündet. Allein, da das ganze Gefäß von Metall war, so gieng hier die Elektricität leicht von außen über das Gefäß, und nur etwas weniges durch den Drath, noch überdies ohne einen inwendig entstehenden Funken. Von dem Ende des Ableiters müssen alle feuerfangende Dinge entfernt werden; auch muß die metallische Bekleidung nach unten nicht dicht anschließen, damit Blitz und Luft freyen Raum zur Ausbreitung behaupten.
Nach diesen Grundsätzen wird nun die Anlegung eines Wetterleiters so einfach, als möglich. Die Auffangungsstange kan zwar gänzlich hinwegbleiben; will man aber eine aufsetzen, so nehme man sie 3/4 Zoll dick, und lasse sie 3 -- 5 Fuß über den Schorstein|oder höchsten Ort hervorragen. Auf dem Dache wird ein Ziegel durchbohrt, und mit einer Bleyplatte belegt, welche durchstochen und so ausgetrieben ist, daß sie die Stange, wie mit einem Halsbande,
ſo tief ſetzen, als man will; aber, wenn der Blitz die Tiefe ſucht, woher denn das Aufſprengen nach oben, wo doch nichts iſt, was ihn ſtaͤrker, als der Behaͤlter, anlocken koͤnnte. Von einem ſolchen Ruͤckwege zur Erde iſt kein Grund anzugeben, und eine bloße unverbuͤrgte Lehrmeinung kan die Einſenkung der Ableiter in den Boden nicht rechtfertigen, wenn ſie den Erfahrungen zufolge unnoͤthig iſt, und doch durch Erſchuͤtterung des Grundes, beſonders in Staͤdten oder Pulvermagazinen, gefaͤhrlich werden kan.
Ein ofnes Waſſer iſt der ſchicklichſte Ort zu Endigung des Ableiters, weil ſich der Blitz daran leicht vertheilet. Iſt aber dieſes nicht in der Naͤhe, ſo leiſtet ſchon die Endigung an der Oberflaͤche der Erde alles, was man verlanget. Bedeckte Kanaͤle unter der Erde, oder Abtritte, wie Berthoͤlon de St. Lazare(De l'electricité des meteores. To. I. p. 261.) vorſchlaͤgt, ſchicken ſich nicht zu Endigung der Ableiter, weil der Funken beym Abſprunge die brennbare Luft oder Knallluft darinn entzuͤnden kan. Bertholon will zwar die Sicherheit durch einen Verſuch beweiſen, indem er durch ein metallenes Gefaͤß mit Knallluft einen Eiſendrath ſteckt, an beyden Enden anloͤthet, das obere an den Conductor haͤngt, und aus dem untern einen Funken zieht, der die Luft nicht entzuͤndet. Allein, da das ganze Gefaͤß von Metall war, ſo gieng hier die Elektricitaͤt leicht von außen uͤber das Gefaͤß, und nur etwas weniges durch den Drath, noch uͤberdies ohne einen inwendig entſtehenden Funken. Von dem Ende des Ableiters muͤſſen alle feuerfangende Dinge entfernt werden; auch muß die metalliſche Bekleidung nach unten nicht dicht anſchließen, damit Blitz und Luft freyen Raum zur Ausbreitung behaupten.
Nach dieſen Grundſaͤtzen wird nun die Anlegung eines Wetterleiters ſo einfach, als moͤglich. Die Auffangungsſtange kan zwar gaͤnzlich hinwegbleiben; will man aber eine aufſetzen, ſo nehme man ſie 3/4 Zoll dick, und laſſe ſie 3 — 5 Fuß uͤber den Schorſtein|oder hoͤchſten Ort hervorragen. Auf dem Dache wird ein Ziegel durchbohrt, und mit einer Bleyplatte belegt, welche durchſtochen und ſo ausgetrieben iſt, daß ſie die Stange, wie mit einem Halsbande,
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ſo tief ſetzen, als man will; aber, wenn der Blitz die Tiefe ſucht, woher denn das Aufſprengen nach oben, wo doch nichts iſt, was ihn ſtaͤrker, als der Behaͤlter, anlocken koͤnnte. Von einem ſolchen Ruͤckwege zur Erde iſt kein Grund anzugeben, und eine bloße unverbuͤrgte Lehrmeinung kan die Einſenkung der Ableiter in den Boden nicht rechtfertigen, wenn ſie den Erfahrungen zufolge unnoͤthig iſt, und doch durch Erſchuͤtterung des Grundes, beſonders in Staͤdten oder Pulvermagazinen, gefaͤhrlich werden kan.
Ein ofnes Waſſer iſt der ſchicklichſte Ort zu Endigung des Ableiters, weil ſich der Blitz daran leicht vertheilet. Iſt aber dieſes nicht in der Naͤhe, ſo leiſtet ſchon die Endigung an der Oberflaͤche der Erde alles, was man verlanget. Bedeckte Kanaͤle unter der Erde, oder Abtritte, wie Berthoͤlon de St. Lazare (De l'electricité des meteores. To. I. p. 261.) vorſchlaͤgt, ſchicken ſich nicht zu Endigung der Ableiter, weil der Funken beym Abſprunge die brennbare Luft oder Knallluft darinn entzuͤnden kan. Bertholon will zwar die Sicherheit durch einen Verſuch beweiſen, indem er durch ein metallenes Gefaͤß mit Knallluft einen Eiſendrath ſteckt, an beyden Enden anloͤthet, das obere an den Conductor haͤngt, und aus dem untern einen Funken zieht, der die Luft nicht entzuͤndet. Allein, da das ganze Gefaͤß von Metall war, ſo gieng hier die Elektricitaͤt leicht von außen uͤber das Gefaͤß, und nur etwas weniges durch den Drath, noch uͤberdies ohne einen inwendig entſtehenden Funken. Von dem Ende des Ableiters muͤſſen alle feuerfangende Dinge entfernt werden; auch muß die metalliſche Bekleidung nach unten nicht dicht anſchließen, damit Blitz und Luft freyen Raum zur Ausbreitung behaupten.
Nach dieſen Grundſaͤtzen wird nun die Anlegung eines Wetterleiters ſo einfach, als moͤglich. Die Auffangungsſtange kan zwar gaͤnzlich hinwegbleiben; will man aber eine aufſetzen, ſo nehme man ſie 3/4 Zoll dick, und laſſe ſie 3 — 5 Fuß uͤber den Schorſtein|oder hoͤchſten Ort hervorragen. Auf dem Dache wird ein Ziegel durchbohrt, und mit einer Bleyplatte belegt, welche durchſtochen und ſo ausgetrieben iſt, daß ſie die Stange, wie mit einem Halsbande,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/190>, abgerufen am 25.11.2024.
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