daß sie wegen der großen Dicke fast undurchsichtig ausfallen. Es ist also ganz unrichtig, ihnen nach S. 464. den Namen der Conservationsbrillen zu geben, welchen überhaupt nur solche Brillen verdienen, welche von Personen gebraucht werden, deren Augen wirklich abnehmen, und die dem Zustande dieser Augen vollkommen angemessen sind.
Die Lesegläser, welche mit der Hand vom Auge entfernt gehalten werden, sind äußerst schädlich, weil sie das Auge beständig anstrengen. Es ist unmöglich, sie immer in gleicher Entfernung zu halten, weil sich bald der Kopf, bald die Hand bewegt; bey jeder Aenderung der Entfernung aber ist das Auge bemüht, sich anders zu stellen. Hiezu kömmt noch der blendende Glanz, den diese Gläser von ihrer Oberfläche ins Auge zurückwerfen. Besser sind die doppelten Augengläser, die man mit der Hand vor beyde Augen zugleich hält, weil man sie durch gelindes Andrücken des Bügels ziemlich fest halten kan.
Auch die Brillen muß man nach dem Rathe des Herrn Büsch nicht bey solchen Beschäftigungen gebrauchen, wo man die Gegenstände bald näher bald weiter vor sich hat, wie z. B. beym Kartenspiel. Die Brille bricht die Stralen anders, wenn sie von einem nähern, anders, wenn sie von einem weitern Gegenstande herkommen, und das Auge kan die beständige Veränderung der Stellung, die dieses erfordert, unmöglich lange aushalten.
Sonderbar ist, was im Gothaischen Magazin für das Neuste rc. (V. B. 1. St. S. 116 u. f.) von der Wirkung des Gesichts auf die Brillen erzählt wird. Nach einem vom Abt de Witty in der Akademie der Wissenschaften zu Brüssel am 8. May 1787 vorgelesenen Berichte und nach der Beobachtung des Protomedikus Neve zu Tournay in Flandern, soll eine Nonne von kakochymischer Constitution durch die bösartigen Ausflüsse ihrer Augen alle Brillen, deren sie sich bediente, verdorben haben. Die Brillen bekamen sämmtlich Flecke von der Größe der Netzhaut, welche so zerkratzt waren, daß man die Risse mit dem Finger fühlen konnte.
Adams's Anweisung zur Erhaltung des Gesichts; a. d Engl. v. Kries, Gotha, 1794. 8. S. 124 -- 142.
daß ſie wegen der großen Dicke faſt undurchſichtig ausfallen. Es iſt alſo ganz unrichtig, ihnen nach S. 464. den Namen der Conſervationsbrillen zu geben, welchen uͤberhaupt nur ſolche Brillen verdienen, welche von Perſonen gebraucht werden, deren Augen wirklich abnehmen, und die dem Zuſtande dieſer Augen vollkommen angemeſſen ſind.
Die Leſeglaͤſer, welche mit der Hand vom Auge entfernt gehalten werden, ſind aͤußerſt ſchaͤdlich, weil ſie das Auge beſtaͤndig anſtrengen. Es iſt unmoͤglich, ſie immer in gleicher Entfernung zu halten, weil ſich bald der Kopf, bald die Hand bewegt; bey jeder Aenderung der Entfernung aber iſt das Auge bemuͤht, ſich anders zu ſtellen. Hiezu koͤmmt noch der blendende Glanz, den dieſe Glaͤſer von ihrer Oberflaͤche ins Auge zuruͤckwerfen. Beſſer ſind die doppelten Augenglaͤſer, die man mit der Hand vor beyde Augen zugleich haͤlt, weil man ſie durch gelindes Andruͤcken des Buͤgels ziemlich feſt halten kan.
Auch die Brillen muß man nach dem Rathe des Herrn Buͤſch nicht bey ſolchen Beſchaͤftigungen gebrauchen, wo man die Gegenſtaͤnde bald naͤher bald weiter vor ſich hat, wie z. B. beym Kartenſpiel. Die Brille bricht die Stralen anders, wenn ſie von einem naͤhern, anders, wenn ſie von einem weitern Gegenſtande herkommen, und das Auge kan die beſtaͤndige Veraͤnderung der Stellung, die dieſes erfordert, unmoͤglich lange aushalten.
Sonderbar iſt, was im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. (V. B. 1. St. S. 116 u. f.) von der Wirkung des Geſichts auf die Brillen erzaͤhlt wird. Nach einem vom Abt de Witty in der Akademie der Wiſſenſchaften zu Bruͤſſel am 8. May 1787 vorgeleſenen Berichte und nach der Beobachtung des Protomedikus Neve zu Tournay in Flandern, ſoll eine Nonne von kakochymiſcher Conſtitution durch die boͤsartigen Ausfluͤſſe ihrer Augen alle Brillen, deren ſie ſich bediente, verdorben haben. Die Brillen bekamen ſaͤmmtlich Flecke von der Groͤße der Netzhaut, welche ſo zerkratzt waren, daß man die Riſſe mit dem Finger fuͤhlen konnte.
Adams's Anweiſung zur Erhaltung des Geſichts; a. d Engl. v. Kries, Gotha, 1794. 8. S. 124 — 142.
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daß ſie wegen der großen Dicke faſt undurchſichtig ausfallen. Es iſt alſo ganz unrichtig, ihnen nach S. 464. den Namen der Conſervationsbrillen zu geben, welchen uͤberhaupt nur ſolche Brillen verdienen, welche von Perſonen gebraucht werden, deren Augen wirklich abnehmen, und die dem Zuſtande dieſer Augen vollkommen angemeſſen ſind.
Die Leſeglaͤſer, welche mit der Hand vom Auge entfernt gehalten werden, ſind aͤußerſt ſchaͤdlich, weil ſie das Auge beſtaͤndig anſtrengen. Es iſt unmoͤglich, ſie immer in gleicher Entfernung zu halten, weil ſich bald der Kopf, bald die Hand bewegt; bey jeder Aenderung der Entfernung aber iſt das Auge bemuͤht, ſich anders zu ſtellen. Hiezu koͤmmt noch der blendende Glanz, den dieſe Glaͤſer von ihrer Oberflaͤche ins Auge zuruͤckwerfen. Beſſer ſind die doppelten Augenglaͤſer, die man mit der Hand vor beyde Augen zugleich haͤlt, weil man ſie durch gelindes Andruͤcken des Buͤgels ziemlich feſt halten kan.
Auch die Brillen muß man nach dem Rathe des Herrn Buͤſch nicht bey ſolchen Beſchaͤftigungen gebrauchen, wo man die Gegenſtaͤnde bald naͤher bald weiter vor ſich hat, wie z. B. beym Kartenſpiel. Die Brille bricht die Stralen anders, wenn ſie von einem naͤhern, anders, wenn ſie von einem weitern Gegenſtande herkommen, und das Auge kan die beſtaͤndige Veraͤnderung der Stellung, die dieſes erfordert, unmoͤglich lange aushalten.
Sonderbar iſt, was im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. (V. B. 1. St. S. 116 u. f.) von der Wirkung des Geſichts auf die Brillen erzaͤhlt wird. Nach einem vom Abt de Witty in der Akademie der Wiſſenſchaften zu Bruͤſſel am 8. May 1787 vorgeleſenen Berichte und nach der Beobachtung des Protomedikus Neve zu Tournay in Flandern, ſoll eine Nonne von kakochymiſcher Conſtitution durch die boͤsartigen Ausfluͤſſe ihrer Augen alle Brillen, deren ſie ſich bediente, verdorben haben. Die Brillen bekamen ſaͤmmtlich Flecke von der Groͤße der Netzhaut, welche ſo zerkratzt waren, daß man die Riſſe mit dem Finger fuͤhlen konnte.
Adams's Anweiſung zur Erhaltung des Geſichts; a. d Engl. v. Kries, Gotha, 1794. 8. S. 124 — 142.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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