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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Grad der Hitze angenommen hat. Alsdann aber breiten sie sich aus, und entweichen. Nun wird die Hitze des Wassers nicht weiter vermehrt, indem alle Feuer, welches durch die Wände des Gefäßes hinzukömmt, auf Bildung der Dämpfe verwendet wird, und die Verstärkung des Feuers bringt blos eine noch stärkere Verdampfung hervor.

Auch bey geringern Temperaturen bilden sich Dämpfe aus dem Wasser, welche von eben der Dichtigkeit, als die beym Kochen sind. Es kömmt aber deshalb noch nicht zum Kochen; denn dazu gehört auch noch, daß sich die entwickelten Dämpfe in einem Raume ausdehnen können, welcher eben dieselbe Temperatur hat. Nimmt die Hitze zu, so nehmen die Dämpfe eine dieser Zunahme gemäße Dichtigkeit an, und werden dadurch fähig, dem Drucke zu widerstehen.

Dampfform

unterscheidet sich von der Luftform durch folgende drey charakteristische Kennzeichen:

1) Die Dünste zersetzen sich durch bloßen Druck, wenn durch denselben ihre wägbaren Theile so nahe an einander gebracht werden, daß sie sich vereinigen können, wo sie dann ihr fluidum deferens verlassen, welches seine besondern Wirkungen hervorbringt. So zeigt sich bey der Zersetzung der Wasserdünste durch den Druck, Wasser in trofbarer Gestalt, und das frey gewordene Feuer giebt sich durch Wärme zu erkennen. Die Luftgattungen hingegen können jeden bekannten Grad des Druckes aushalten, ohne sich zu zersetzen.

2) Die Dünste zersetzen sich ohne ein chymisches Trennungsmittel, entweder durch Druck, oder durch die Neigung, die ihr fluidum deferens hat, sich in einem gewissen Gleichgewichte zu halten, und dasselbe, so oft es unterbrochen wird, wieder herzustellen. So werden z. B. Wasserdünste in einem verschlossenen Gefäße zersetzt, wenn man dasselbe einer kältern Temperatur aussetzt. Dadurch wird den Dünsten ihr fortleitendes Fluidum, das Feuer, entzogen, weil es sich vermöge seines Strebens nach Gleichgewicht in die kältern Stellen begiebt, um wieder eine gleiche Temperatur herzustellen. Die Luftgattungen hingegen zersetzen sich nicht eher, als bis sich eine Substanz findet,


Grad der Hitze angenommen hat. Alsdann aber breiten ſie ſich aus, und entweichen. Nun wird die Hitze des Waſſers nicht weiter vermehrt, indem alle Feuer, welches durch die Waͤnde des Gefaͤßes hinzukoͤmmt, auf Bildung der Daͤmpfe verwendet wird, und die Verſtaͤrkung des Feuers bringt blos eine noch ſtaͤrkere Verdampfung hervor.

Auch bey geringern Temperaturen bilden ſich Daͤmpfe aus dem Waſſer, welche von eben der Dichtigkeit, als die beym Kochen ſind. Es koͤmmt aber deshalb noch nicht zum Kochen; denn dazu gehoͤrt auch noch, daß ſich die entwickelten Daͤmpfe in einem Raume ausdehnen koͤnnen, welcher eben dieſelbe Temperatur hat. Nimmt die Hitze zu, ſo nehmen die Daͤmpfe eine dieſer Zunahme gemaͤße Dichtigkeit an, und werden dadurch faͤhig, dem Drucke zu widerſtehen.

Dampfform

unterſcheidet ſich von der Luftform durch folgende drey charakteriſtiſche Kennzeichen:

1) Die Duͤnſte zerſetzen ſich durch bloßen Druck, wenn durch denſelben ihre waͤgbaren Theile ſo nahe an einander gebracht werden, daß ſie ſich vereinigen koͤnnen, wo ſie dann ihr fluidum deferens verlaſſen, welches ſeine beſondern Wirkungen hervorbringt. So zeigt ſich bey der Zerſetzung der Waſſerduͤnſte durch den Druck, Waſſer in trofbarer Geſtalt, und das frey gewordene Feuer giebt ſich durch Waͤrme zu erkennen. Die Luftgattungen hingegen koͤnnen jeden bekannten Grad des Druckes aushalten, ohne ſich zu zerſetzen.

2) Die Duͤnſte zerſetzen ſich ohne ein chymiſches Trennungsmittel, entweder durch Druck, oder durch die Neigung, die ihr fluidum deferens hat, ſich in einem gewiſſen Gleichgewichte zu halten, und daſſelbe, ſo oft es unterbrochen wird, wieder herzuſtellen. So werden z. B. Waſſerduͤnſte in einem verſchloſſenen Gefaͤße zerſetzt, wenn man daſſelbe einer kaͤltern Temperatur ausſetzt. Dadurch wird den Duͤnſten ihr fortleitendes Fluidum, das Feuer, entzogen, weil es ſich vermoͤge ſeines Strebens nach Gleichgewicht in die kaͤltern Stellen begiebt, um wieder eine gleiche Temperatur herzuſtellen. Die Luftgattungen hingegen zerſetzen ſich nicht eher, als bis ſich eine Subſtanz findet,

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[211/0223] Grad der Hitze angenommen hat. Alsdann aber breiten ſie ſich aus, und entweichen. Nun wird die Hitze des Waſſers nicht weiter vermehrt, indem alle Feuer, welches durch die Waͤnde des Gefaͤßes hinzukoͤmmt, auf Bildung der Daͤmpfe verwendet wird, und die Verſtaͤrkung des Feuers bringt blos eine noch ſtaͤrkere Verdampfung hervor. Auch bey geringern Temperaturen bilden ſich Daͤmpfe aus dem Waſſer, welche von eben der Dichtigkeit, als die beym Kochen ſind. Es koͤmmt aber deshalb noch nicht zum Kochen; denn dazu gehoͤrt auch noch, daß ſich die entwickelten Daͤmpfe in einem Raume ausdehnen koͤnnen, welcher eben dieſelbe Temperatur hat. Nimmt die Hitze zu, ſo nehmen die Daͤmpfe eine dieſer Zunahme gemaͤße Dichtigkeit an, und werden dadurch faͤhig, dem Drucke zu widerſtehen. Dampfform unterſcheidet ſich von der Luftform durch folgende drey charakteriſtiſche Kennzeichen: 1) Die Duͤnſte zerſetzen ſich durch bloßen Druck, wenn durch denſelben ihre waͤgbaren Theile ſo nahe an einander gebracht werden, daß ſie ſich vereinigen koͤnnen, wo ſie dann ihr fluidum deferens verlaſſen, welches ſeine beſondern Wirkungen hervorbringt. So zeigt ſich bey der Zerſetzung der Waſſerduͤnſte durch den Druck, Waſſer in trofbarer Geſtalt, und das frey gewordene Feuer giebt ſich durch Waͤrme zu erkennen. Die Luftgattungen hingegen koͤnnen jeden bekannten Grad des Druckes aushalten, ohne ſich zu zerſetzen. 2) Die Duͤnſte zerſetzen ſich ohne ein chymiſches Trennungsmittel, entweder durch Druck, oder durch die Neigung, die ihr fluidum deferens hat, ſich in einem gewiſſen Gleichgewichte zu halten, und daſſelbe, ſo oft es unterbrochen wird, wieder herzuſtellen. So werden z. B. Waſſerduͤnſte in einem verſchloſſenen Gefaͤße zerſetzt, wenn man daſſelbe einer kaͤltern Temperatur ausſetzt. Dadurch wird den Duͤnſten ihr fortleitendes Fluidum, das Feuer, entzogen, weil es ſich vermoͤge ſeines Strebens nach Gleichgewicht in die kaͤltern Stellen begiebt, um wieder eine gleiche Temperatur herzuſtellen. Die Luftgattungen hingegen zerſetzen ſich nicht eher, als bis ſich eine Subſtanz findet,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/223>, abgerufen am 21.11.2024.