Abschn. II. Kap. 1): es gewinnt also fast das Ansehen, als ob die beträchtlichen Störungen, die man an elektrisirten Personen sonst beobachtet haben will, mehr der Furcht oder andern körperlichen Dispositionen, als einer Wirkung der Elektricität, beyzumessen seyn möchten.
Ueber das Auslaufen des Wassers aus engen Röhren, dessen ebenfalls S. 735. gedacht wird, hat D. Carmoy(Journal de phys. Nov. 1788. s. Gothaisches Magazin für das Neuste rc. VII. B. 1stes St. S. 63. u. f.) Versuche angestellt, weil das Phänomen des schnellern Auslaufens aus elektrisirten Röhren viel Aehnlichkeit mit der Beschleunigung des Blutumlaufs zu haben scheint. So viel ist entschieden, daß das Wasser, wenn es aus solchen Röhren oder Oefnungen sonst nur tröpfelt, durch Mittheilung der Elektricität aus denselben in einem ununterbrochenen Strome hervorgetrieben wird. Es bleibt aber immer noch die Frage, ob durch dieses Strömen in gleicher Zeit mehr Wasser aus dem Gefäße getrieben werde, als durch das Tröpfeln. Carmoy fand, daß in einem Zeitraume von 75 Stunden 10 Min. unter übrigens gleichen Umständen
ohne Elektricität
2 Pfund
12 Unz.
2 Dr.
65 Gran
mit Elektricität
2 --
11 --
5 --
36 1/2 --
Wasser aus einem Gefäße gelaufen war. Dieses war wenigstens das Resultat der meisten Versuche, nach welchem es nicht scheint, daß durch die Elektricität die Geschwindigkeit des Wassers in Haarröhren in der That vermehrt werde. Andere Versuche mit Auslaufröhren von verschiedener Länge, Gestalt und Durchmesser gaben zwar andere Resultate, wobey auch manchmal die mit Elektricität ausgelaufene Wassermenge etwas größer war; es schien dieses aber blos von zufälligen Beschaffenheiten der Gefäße abzuhängen.
Im Ganzen scheinen doch alle bisherige Versuche über die Wirkungen der Elektricität auf Thiere und Pflanzen die Sache noch nicht völlig zu entscheiden, und sie möchte daher wohl eine neue ausführliche Prüfung verdienen. Das Gewisseste, was sich von dem Einflusse der Elektricität auf die organisirten Körper sagen läßt, ist, daß eine schwache Elektricität
Abſchn. II. Kap. 1): es gewinnt alſo faſt das Anſehen, als ob die betraͤchtlichen Stoͤrungen, die man an elektriſirten Perſonen ſonſt beobachtet haben will, mehr der Furcht oder andern koͤrperlichen Dispoſitionen, als einer Wirkung der Elektricitaͤt, beyzumeſſen ſeyn moͤchten.
Ueber das Auslaufen des Waſſers aus engen Roͤhren, deſſen ebenfalls S. 735. gedacht wird, hat D. Carmoy(Journal de phyſ. Nov. 1788. ſ. Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. VII. B. 1ſtes St. S. 63. u. f.) Verſuche angeſtellt, weil das Phaͤnomen des ſchnellern Auslaufens aus elektriſirten Roͤhren viel Aehnlichkeit mit der Beſchleunigung des Blutumlaufs zu haben ſcheint. So viel iſt entſchieden, daß das Waſſer, wenn es aus ſolchen Roͤhren oder Oefnungen ſonſt nur troͤpfelt, durch Mittheilung der Elektricitaͤt aus denſelben in einem ununterbrochenen Strome hervorgetrieben wird. Es bleibt aber immer noch die Frage, ob durch dieſes Stroͤmen in gleicher Zeit mehr Waſſer aus dem Gefaͤße getrieben werde, als durch das Troͤpfeln. Carmoy fand, daß in einem Zeitraume von 75 Stunden 10 Min. unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden
ohne Elektricitaͤt
2 Pfund
12 Unz.
2 Dr.
65 Gran
mit Elektricitaͤt
2 —
11 —
5 —
36 1/2 —
Waſſer aus einem Gefaͤße gelaufen war. Dieſes war wenigſtens das Reſultat der meiſten Verſuche, nach welchem es nicht ſcheint, daß durch die Elektricitaͤt die Geſchwindigkeit des Waſſers in Haarroͤhren in der That vermehrt werde. Andere Verſuche mit Auslaufroͤhren von verſchiedener Laͤnge, Geſtalt und Durchmeſſer gaben zwar andere Reſultate, wobey auch manchmal die mit Elektricitaͤt ausgelaufene Waſſermenge etwas groͤßer war; es ſchien dieſes aber blos von zufaͤlligen Beſchaffenheiten der Gefaͤße abzuhaͤngen.
Im Ganzen ſcheinen doch alle bisherige Verſuche uͤber die Wirkungen der Elektricitaͤt auf Thiere und Pflanzen die Sache noch nicht voͤllig zu entſcheiden, und ſie moͤchte daher wohl eine neue ausfuͤhrliche Pruͤfung verdienen. Das Gewiſſeſte, was ſich von dem Einfluſſe der Elektricitaͤt auf die organiſirten Koͤrper ſagen laͤßt, iſt, daß eine ſchwache Elektricitaͤt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0263"xml:id="P.5.251"n="251"/><lb/>
Abſchn. <hirendition="#aq">II.</hi> Kap. 1): es gewinnt alſo faſt das Anſehen, als ob die betraͤchtlichen Stoͤrungen, die man an elektriſirten Perſonen ſonſt beobachtet haben will, mehr der Furcht oder andern koͤrperlichen Dispoſitionen, als einer Wirkung der Elektricitaͤt, beyzumeſſen ſeyn moͤchten.</p><p>Ueber das Auslaufen des Waſſers aus engen Roͤhren, deſſen ebenfalls S. 735. gedacht wird, hat <hirendition="#b">D. Carmoy</hi><hirendition="#aq">(Journal de phyſ. Nov. 1788.</hi>ſ. Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. <hirendition="#aq">VII.</hi> B. 1ſtes St. S. 63. u. f.) Verſuche angeſtellt, weil das Phaͤnomen des ſchnellern Auslaufens aus elektriſirten Roͤhren viel Aehnlichkeit mit der Beſchleunigung des Blutumlaufs zu haben ſcheint. So viel iſt entſchieden, daß das Waſſer, wenn es aus ſolchen Roͤhren oder Oefnungen ſonſt nur troͤpfelt, durch Mittheilung der Elektricitaͤt aus denſelben in einem ununterbrochenen Strome hervorgetrieben wird. Es bleibt aber immer noch die Frage, ob durch dieſes Stroͤmen in gleicher Zeit <hirendition="#b">mehr Waſſer</hi> aus dem Gefaͤße getrieben werde, als durch das Troͤpfeln. <hirendition="#b">Carmoy</hi> fand, daß in einem Zeitraume von 75 Stunden 10 Min. unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden <table><row><cell>ohne Elektricitaͤt</cell><cell>2 Pfund</cell><cell>12 Unz.</cell><cell>2 Dr.</cell><cell>65 Gran</cell></row><row><cell>mit Elektricitaͤt</cell><cell>2 —</cell><cell>11 —</cell><cell>5 —</cell><cell>36 1/2 —</cell></row></table> Waſſer aus einem Gefaͤße gelaufen war. Dieſes war wenigſtens das Reſultat der meiſten Verſuche, nach welchem es nicht ſcheint, daß durch die Elektricitaͤt die Geſchwindigkeit des Waſſers in Haarroͤhren in der That vermehrt werde. Andere Verſuche mit Auslaufroͤhren von verſchiedener Laͤnge, Geſtalt und Durchmeſſer gaben zwar andere Reſultate, wobey auch manchmal die mit Elektricitaͤt ausgelaufene Waſſermenge etwas groͤßer war; es ſchien dieſes aber blos von zufaͤlligen Beſchaffenheiten der Gefaͤße abzuhaͤngen.</p><p>Im Ganzen ſcheinen doch alle bisherige Verſuche uͤber die Wirkungen der Elektricitaͤt auf Thiere und Pflanzen die Sache noch nicht voͤllig zu entſcheiden, und ſie moͤchte daher wohl eine neue ausfuͤhrliche Pruͤfung verdienen. Das Gewiſſeſte, was ſich von dem Einfluſſe der Elektricitaͤt auf die organiſirten Koͤrper ſagen laͤßt, iſt, daß eine ſchwache Elektricitaͤt<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[251/0263]
Abſchn. II. Kap. 1): es gewinnt alſo faſt das Anſehen, als ob die betraͤchtlichen Stoͤrungen, die man an elektriſirten Perſonen ſonſt beobachtet haben will, mehr der Furcht oder andern koͤrperlichen Dispoſitionen, als einer Wirkung der Elektricitaͤt, beyzumeſſen ſeyn moͤchten.
Ueber das Auslaufen des Waſſers aus engen Roͤhren, deſſen ebenfalls S. 735. gedacht wird, hat D. Carmoy (Journal de phyſ. Nov. 1788. ſ. Gothaiſches Magazin fuͤr das Neuſte rc. VII. B. 1ſtes St. S. 63. u. f.) Verſuche angeſtellt, weil das Phaͤnomen des ſchnellern Auslaufens aus elektriſirten Roͤhren viel Aehnlichkeit mit der Beſchleunigung des Blutumlaufs zu haben ſcheint. So viel iſt entſchieden, daß das Waſſer, wenn es aus ſolchen Roͤhren oder Oefnungen ſonſt nur troͤpfelt, durch Mittheilung der Elektricitaͤt aus denſelben in einem ununterbrochenen Strome hervorgetrieben wird. Es bleibt aber immer noch die Frage, ob durch dieſes Stroͤmen in gleicher Zeit mehr Waſſer aus dem Gefaͤße getrieben werde, als durch das Troͤpfeln. Carmoy fand, daß in einem Zeitraume von 75 Stunden 10 Min. unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden ohne Elektricitaͤt 2 Pfund 12 Unz. 2 Dr. 65 Gran
mit Elektricitaͤt 2 — 11 — 5 — 36 1/2 —
Waſſer aus einem Gefaͤße gelaufen war. Dieſes war wenigſtens das Reſultat der meiſten Verſuche, nach welchem es nicht ſcheint, daß durch die Elektricitaͤt die Geſchwindigkeit des Waſſers in Haarroͤhren in der That vermehrt werde. Andere Verſuche mit Auslaufroͤhren von verſchiedener Laͤnge, Geſtalt und Durchmeſſer gaben zwar andere Reſultate, wobey auch manchmal die mit Elektricitaͤt ausgelaufene Waſſermenge etwas groͤßer war; es ſchien dieſes aber blos von zufaͤlligen Beſchaffenheiten der Gefaͤße abzuhaͤngen.
Im Ganzen ſcheinen doch alle bisherige Verſuche uͤber die Wirkungen der Elektricitaͤt auf Thiere und Pflanzen die Sache noch nicht voͤllig zu entſcheiden, und ſie moͤchte daher wohl eine neue ausfuͤhrliche Pruͤfung verdienen. Das Gewiſſeſte, was ſich von dem Einfluſſe der Elektricitaͤt auf die organiſirten Koͤrper ſagen laͤßt, iſt, daß eine ſchwache Elektricitaͤt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/263>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.