Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Wird der Nerve unterhalb der Armatur mit einem Seidenfaden stark unterbunden, so erfolgen keine Contractionen, wenn man die Muskeln oder den Theil des Nerven oberhalb der Armatur berührt. Wird aber der Nerve unterhalb der Ligatur armirt, so zeigt er eben die Phänomene, wie der gar nicht unterbundene. Wird der Nerve unterhalb der Armatur durchschnitten, und der fortgehende Theil außer Berührung mit dem armirten Theile gebracht, so hören alle Zusammenziehungen auf; sie zeigen sich aber von neuem wieder, wenn man die durchschnittenen Theile einander nähert, oder durch ein abgeschnittenes Stück eines andern Nerven verbindet: ja sogar, wenn man den obern Theil des Cruralnerven hinwegnimmt, ein Stück des andern Cruralnerven und Brachialnerven mit Stanniol armirt, dasselbe mit dem übrigen Stamme des Cruralnerven in Berührung bringt, und alsdann die Muskeln, oder ein Stück des fremden Nerven, zugleich mit der Armatur, durchs Silber berührt. Nimmt man das Becken des Thieres hinweg, so daß die Extremitäten mit dem Rumpfe blos durch die entblößten Cruralnervrn zusammenhängen, und diese Nerven nur mit Luft umgeben, d. h. isolirt sind, so sind die Zusammenziehungen stärker, und kommen jetzt auch zum Vorschein, wenn nur die Armatur mit dem Silber, die Extremitäten aber mit der Hand berührt werden. Eben dies geschieht, wenn man den Nerven auf andere Art, z. B. durch untergelegtes Glas, oder dadurch isoliret, daß man ihn oberhalb und unterhalb der armirten Stelle durch irgend einen Körper, selbst durch einen Silberdrath, in die Höhe hält. Armirt man den ganz isolirten Nerven oberhalb mit Stanniol, unterhalb mit Silberblättchen, so entstehen Contractionen in der Extremität, sobald sich beyde Metalle berühren. Nimmt man die eine Belegung ab, und legt sie auf Glas, so zeigt sich keine Spur von Contraction mehr, wenn sie gleich mit der andern in Berührung gebracht wird.
Wird der Nerve unterhalb der Armatur mit einem Seidenfaden ſtark unterbunden, ſo erfolgen keine Contractionen, wenn man die Muskeln oder den Theil des Nerven oberhalb der Armatur beruͤhrt. Wird aber der Nerve unterhalb der Ligatur armirt, ſo zeigt er eben die Phaͤnomene, wie der gar nicht unterbundene. Wird der Nerve unterhalb der Armatur durchſchnitten, und der fortgehende Theil außer Beruͤhrung mit dem armirten Theile gebracht, ſo hoͤren alle Zuſammenziehungen auf; ſie zeigen ſich aber von neuem wieder, wenn man die durchſchnittenen Theile einander naͤhert, oder durch ein abgeſchnittenes Stuͤck eines andern Nerven verbindet: ja ſogar, wenn man den obern Theil des Cruralnerven hinwegnimmt, ein Stuͤck des andern Cruralnerven und Brachialnerven mit Stanniol armirt, daſſelbe mit dem uͤbrigen Stamme des Cruralnerven in Beruͤhrung bringt, und alsdann die Muskeln, oder ein Stuͤck des fremden Nerven, zugleich mit der Armatur, durchs Silber beruͤhrt. Nimmt man das Becken des Thieres hinweg, ſo daß die Extremitaͤten mit dem Rumpfe blos durch die entbloͤßten Cruralnervrn zuſammenhaͤngen, und dieſe Nerven nur mit Luft umgeben, d. h. iſolirt ſind, ſo ſind die Zuſammenziehungen ſtaͤrker, und kommen jetzt auch zum Vorſchein, wenn nur die Armatur mit dem Silber, die Extremitaͤten aber mit der Hand beruͤhrt werden. Eben dies geſchieht, wenn man den Nerven auf andere Art, z. B. durch untergelegtes Glas, oder dadurch iſoliret, daß man ihn oberhalb und unterhalb der armirten Stelle durch irgend einen Koͤrper, ſelbſt durch einen Silberdrath, in die Hoͤhe haͤlt. Armirt man den ganz iſolirten Nerven oberhalb mit Stanniol, unterhalb mit Silberblaͤttchen, ſo entſtehen Contractionen in der Extremitaͤt, ſobald ſich beyde Metalle beruͤhren. Nimmt man die eine Belegung ab, und legt ſie auf Glas, ſo zeigt ſich keine Spur von Contraction mehr, wenn ſie gleich mit der andern in Beruͤhrung gebracht wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0290" xml:id="P.5.278" n="278"/><lb/> beruͤhren, groͤßer iſt, und wenn ſich beyde Belegungen nicht mit glatten Flaͤchen, ſondern mit Spitzen, oder mit dem ſchneidenden Rande, beruͤhren.</p> <p>Wird der Nerve unterhalb der Armatur mit einem Seidenfaden ſtark unterbunden, ſo erfolgen keine Contractionen, wenn man die Muskeln oder den Theil des Nerven oberhalb der Armatur beruͤhrt. Wird aber der Nerve unterhalb der Ligatur armirt, ſo zeigt er eben die Phaͤnomene, wie der gar nicht unterbundene.</p> <p>Wird der Nerve unterhalb der Armatur durchſchnitten, und der fortgehende Theil außer Beruͤhrung mit dem armirten Theile gebracht, ſo hoͤren alle Zuſammenziehungen auf; ſie zeigen ſich aber von neuem wieder, wenn man die durchſchnittenen Theile einander naͤhert, oder durch ein abgeſchnittenes Stuͤck eines andern Nerven verbindet: ja ſogar, wenn man den obern Theil des Cruralnerven hinwegnimmt, ein Stuͤck des andern Cruralnerven und Brachialnerven mit Stanniol armirt, daſſelbe mit dem uͤbrigen Stamme des Cruralnerven in Beruͤhrung bringt, und alsdann die Muskeln, oder ein Stuͤck des fremden Nerven, zugleich mit der Armatur, durchs Silber beruͤhrt.</p> <p>Nimmt man das Becken des Thieres hinweg, ſo daß die Extremitaͤten mit dem Rumpfe blos durch die entbloͤßten Cruralnervrn zuſammenhaͤngen, und dieſe Nerven nur mit Luft umgeben, d. h. <hi rendition="#b">iſolirt</hi> ſind, ſo ſind die Zuſammenziehungen ſtaͤrker, und kommen jetzt auch zum Vorſchein, wenn nur die Armatur mit dem Silber, die Extremitaͤten aber mit der Hand beruͤhrt werden. Eben dies geſchieht, wenn man den Nerven auf andere Art, z. B. durch untergelegtes Glas, oder dadurch iſoliret, daß man ihn oberhalb und unterhalb der armirten Stelle durch irgend einen Koͤrper, ſelbſt durch einen Silberdrath, in die Hoͤhe haͤlt.</p> <p>Armirt man den ganz iſolirten Nerven oberhalb mit Stanniol, unterhalb mit Silberblaͤttchen, ſo entſtehen Contractionen in der Extremitaͤt, ſobald ſich beyde Metalle beruͤhren. Nimmt man die eine Belegung ab, und legt ſie auf Glas, ſo zeigt ſich keine Spur von Contraction mehr, wenn ſie gleich mit der andern in Beruͤhrung gebracht wird.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0290]
beruͤhren, groͤßer iſt, und wenn ſich beyde Belegungen nicht mit glatten Flaͤchen, ſondern mit Spitzen, oder mit dem ſchneidenden Rande, beruͤhren.
Wird der Nerve unterhalb der Armatur mit einem Seidenfaden ſtark unterbunden, ſo erfolgen keine Contractionen, wenn man die Muskeln oder den Theil des Nerven oberhalb der Armatur beruͤhrt. Wird aber der Nerve unterhalb der Ligatur armirt, ſo zeigt er eben die Phaͤnomene, wie der gar nicht unterbundene.
Wird der Nerve unterhalb der Armatur durchſchnitten, und der fortgehende Theil außer Beruͤhrung mit dem armirten Theile gebracht, ſo hoͤren alle Zuſammenziehungen auf; ſie zeigen ſich aber von neuem wieder, wenn man die durchſchnittenen Theile einander naͤhert, oder durch ein abgeſchnittenes Stuͤck eines andern Nerven verbindet: ja ſogar, wenn man den obern Theil des Cruralnerven hinwegnimmt, ein Stuͤck des andern Cruralnerven und Brachialnerven mit Stanniol armirt, daſſelbe mit dem uͤbrigen Stamme des Cruralnerven in Beruͤhrung bringt, und alsdann die Muskeln, oder ein Stuͤck des fremden Nerven, zugleich mit der Armatur, durchs Silber beruͤhrt.
Nimmt man das Becken des Thieres hinweg, ſo daß die Extremitaͤten mit dem Rumpfe blos durch die entbloͤßten Cruralnervrn zuſammenhaͤngen, und dieſe Nerven nur mit Luft umgeben, d. h. iſolirt ſind, ſo ſind die Zuſammenziehungen ſtaͤrker, und kommen jetzt auch zum Vorſchein, wenn nur die Armatur mit dem Silber, die Extremitaͤten aber mit der Hand beruͤhrt werden. Eben dies geſchieht, wenn man den Nerven auf andere Art, z. B. durch untergelegtes Glas, oder dadurch iſoliret, daß man ihn oberhalb und unterhalb der armirten Stelle durch irgend einen Koͤrper, ſelbſt durch einen Silberdrath, in die Hoͤhe haͤlt.
Armirt man den ganz iſolirten Nerven oberhalb mit Stanniol, unterhalb mit Silberblaͤttchen, ſo entſtehen Contractionen in der Extremitaͤt, ſobald ſich beyde Metalle beruͤhren. Nimmt man die eine Belegung ab, und legt ſie auf Glas, ſo zeigt ſich keine Spur von Contraction mehr, wenn ſie gleich mit der andern in Beruͤhrung gebracht wird.
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