Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Die Grundsätze, auf welchen diese Einrichtung beruht, sind die nemlichen, welche beym Elektrophor oder beym Condensator des Hrn. Volta zum Grunde liegen, und in diesem Wörterbuche vornehmlich bey dem Worte Condensator (Th. I. S. 533 u. f.) umständlich vorgetragen sind. Sie lassen sich in die beyden Sätze zusammenfassen, daß ein Körper eine größere Capacität für die Elektricität hat, wenn seine Oberfläche einem Leiter gegenüber ist, welcher die entgegengesetzte Elektricität leicht annehmen kann; und daß die Intensität der Elektricität selbst in dem Maaße abnimmt, in welchem die Capacität des Körpers stärker wird. Durch die nahe Nachbarschaft der parallel gestellten leitenden Flächen wächst die Capacität der Zinnplatte bis zu einem sehr hohen Grade, und diese wird dadurch vermögend, aus Körpern, mit denen sie in leitender Verbindung steht, weit mehr Elektricität, als sonst, anzunehmen. Das stete Bestreben des elektrischen Fluidums nach Gleichgewicht treibt also von selbst in die Zinnplatte soviel +/- E, als ihrer verstärkten Capacität gemäß ist. Dagegen ist die Intensität dieses +/- E in der Zinnplatte in eben dem Maaße vermindert, weil dasselbe auf die in seinem Wirkungskreise befindlichen leitenden Flächen wirkt, und in diesem das entgegengesetzte E bint von demselben aber der Theorie der Wirkungskreise gemäß selbst wieder gebunden wird. Daher zeigt bey aufgeschlagnen Rahmen das Elektrometer w keine Spur einer Elektricität. Legt man aber die Rahmen nieder, und befreyt dadurch die Zinnplatte von der Nachbarschaft der leitenden Flächen, so wird ihr eingesammeltes +/- E auf einmal frey, und kan nun in seiner ganzen Stärke auf das Elektrometer wirken. Cavallo versichert übrigens, es sey dieses Werkzeug, welches sich sehr leicht und ohne viele Kosten verfertigen läßt, von allen den Fehlern frey, die er am Condensator des Volta und an Bennets Duplicator zu tadeln gefunden habe; die Eigenschaft, durch die es sich hauptsachlich empfehle, sey die Gewißheit der dadurch erhaltenen Resultate.
Die Grundſaͤtze, auf welchen dieſe Einrichtung beruht, ſind die nemlichen, welche beym Elektrophor oder beym Condenſator des Hrn. Volta zum Grunde liegen, und in dieſem Woͤrterbuche vornehmlich bey dem Worte Condenſator (Th. I. S. 533 u. f.) umſtaͤndlich vorgetragen ſind. Sie laſſen ſich in die beyden Saͤtze zuſammenfaſſen, daß ein Koͤrper eine groͤßere Capacitaͤt fuͤr die Elektricitaͤt hat, wenn ſeine Oberflaͤche einem Leiter gegenuͤber iſt, welcher die entgegengeſetzte Elektricitaͤt leicht annehmen kann; und daß die Intenſitaͤt der Elektricitaͤt ſelbſt in dem Maaße abnimmt, in welchem die Capacitaͤt des Koͤrpers ſtaͤrker wird. Durch die nahe Nachbarſchaft der parallel geſtellten leitenden Flaͤchen waͤchſt die Capacitaͤt der Zinnplatte bis zu einem ſehr hohen Grade, und dieſe wird dadurch vermoͤgend, aus Koͤrpern, mit denen ſie in leitender Verbindung ſteht, weit mehr Elektricitaͤt, als ſonſt, anzunehmen. Das ſtete Beſtreben des elektriſchen Fluidums nach Gleichgewicht treibt alſo von ſelbſt in die Zinnplatte ſoviel ± E, als ihrer verſtaͤrkten Capacitaͤt gemaͤß iſt. Dagegen iſt die Intenſitaͤt dieſes ± E in der Zinnplatte in eben dem Maaße vermindert, weil daſſelbe auf die in ſeinem Wirkungskreiſe befindlichen leitenden Flaͤchen wirkt, und in dieſem das entgegengeſetzte E bint von demſelben aber der Theorie der Wirkungskreiſe gemaͤß ſelbſt wieder gebunden wird. Daher zeigt bey aufgeſchlagnen Rahmen das Elektrometer w keine Spur einer Elektricitaͤt. Legt man aber die Rahmen nieder, und befreyt dadurch die Zinnplatte von der Nachbarſchaft der leitenden Flaͤchen, ſo wird ihr eingeſammeltes ± E auf einmal frey, und kan nun in ſeiner ganzen Staͤrke auf das Elektrometer wirken. Cavallo verſichert uͤbrigens, es ſey dieſes Werkzeug, welches ſich ſehr leicht und ohne viele Koſten verfertigen laͤßt, von allen den Fehlern frey, die er am Condenſator des Volta und an Bennets Duplicator zu tadeln gefunden habe; die Eigenſchaft, durch die es ſich hauptſachlich empfehle, ſey die Gewißheit der dadurch erhaltenen Reſultate. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0312" xml:id="P.5.300" n="300"/><lb/> Elektricitaͤt, die in dem Koͤrper enthalten iſt, aus dem man ſie ſammeln will.</p> <p>Die Grundſaͤtze, auf welchen dieſe Einrichtung beruht, ſind die nemlichen, welche beym Elektrophor oder beym Condenſator des Hrn. <hi rendition="#b">Volta</hi> zum Grunde liegen, und in dieſem Woͤrterbuche vornehmlich bey dem Worte <hi rendition="#b">Condenſator</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 533 u. f.) umſtaͤndlich vorgetragen ſind. Sie laſſen ſich in die beyden Saͤtze zuſammenfaſſen, daß ein Koͤrper eine groͤßere Capacitaͤt fuͤr die Elektricitaͤt hat, wenn ſeine Oberflaͤche einem Leiter gegenuͤber iſt, welcher die entgegengeſetzte Elektricitaͤt leicht annehmen kann; und daß die Intenſitaͤt der Elektricitaͤt ſelbſt in dem Maaße abnimmt, in welchem die Capacitaͤt des Koͤrpers ſtaͤrker wird.</p> <p>Durch die nahe Nachbarſchaft der parallel geſtellten leitenden Flaͤchen waͤchſt die Capacitaͤt der Zinnplatte bis zu einem ſehr hohen Grade, und dieſe wird dadurch vermoͤgend, aus Koͤrpern, mit denen ſie in leitender Verbindung ſteht, weit mehr Elektricitaͤt, als ſonſt, anzunehmen. Das ſtete Beſtreben des elektriſchen Fluidums nach Gleichgewicht treibt alſo von ſelbſt in die Zinnplatte ſoviel ± <hi rendition="#aq">E,</hi> als ihrer verſtaͤrkten Capacitaͤt gemaͤß iſt. Dagegen iſt die Intenſitaͤt dieſes ± <hi rendition="#aq">E</hi> in der Zinnplatte in eben dem Maaße vermindert, weil daſſelbe auf die in ſeinem Wirkungskreiſe befindlichen leitenden Flaͤchen wirkt, und in dieſem das entgegengeſetzte <hi rendition="#aq">E</hi> bint von demſelben aber der Theorie der Wirkungskreiſe gemaͤß ſelbſt wieder gebunden wird. Daher zeigt bey aufgeſchlagnen Rahmen das Elektrometer <hi rendition="#aq">w</hi> keine Spur einer Elektricitaͤt. Legt man aber die Rahmen nieder, und befreyt dadurch die Zinnplatte von der Nachbarſchaft der leitenden Flaͤchen, ſo wird ihr eingeſammeltes ± <hi rendition="#aq">E</hi> auf einmal frey, und kan nun in ſeiner ganzen Staͤrke auf das Elektrometer wirken.</p> <p><hi rendition="#b">Cavallo</hi> verſichert uͤbrigens, es ſey dieſes Werkzeug, welches ſich ſehr leicht und ohne viele Koſten verfertigen laͤßt, von allen den Fehlern frey, die er am Condenſator des <hi rendition="#b">Volta</hi> und an <hi rendition="#b">Bennets</hi> Duplicator zu tadeln gefunden habe; die Eigenſchaft, durch die es ſich hauptſachlich empfehle, ſey die Gewißheit der dadurch erhaltenen Reſultate.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [300/0312]
Elektricitaͤt, die in dem Koͤrper enthalten iſt, aus dem man ſie ſammeln will.
Die Grundſaͤtze, auf welchen dieſe Einrichtung beruht, ſind die nemlichen, welche beym Elektrophor oder beym Condenſator des Hrn. Volta zum Grunde liegen, und in dieſem Woͤrterbuche vornehmlich bey dem Worte Condenſator (Th. I. S. 533 u. f.) umſtaͤndlich vorgetragen ſind. Sie laſſen ſich in die beyden Saͤtze zuſammenfaſſen, daß ein Koͤrper eine groͤßere Capacitaͤt fuͤr die Elektricitaͤt hat, wenn ſeine Oberflaͤche einem Leiter gegenuͤber iſt, welcher die entgegengeſetzte Elektricitaͤt leicht annehmen kann; und daß die Intenſitaͤt der Elektricitaͤt ſelbſt in dem Maaße abnimmt, in welchem die Capacitaͤt des Koͤrpers ſtaͤrker wird.
Durch die nahe Nachbarſchaft der parallel geſtellten leitenden Flaͤchen waͤchſt die Capacitaͤt der Zinnplatte bis zu einem ſehr hohen Grade, und dieſe wird dadurch vermoͤgend, aus Koͤrpern, mit denen ſie in leitender Verbindung ſteht, weit mehr Elektricitaͤt, als ſonſt, anzunehmen. Das ſtete Beſtreben des elektriſchen Fluidums nach Gleichgewicht treibt alſo von ſelbſt in die Zinnplatte ſoviel ± E, als ihrer verſtaͤrkten Capacitaͤt gemaͤß iſt. Dagegen iſt die Intenſitaͤt dieſes ± E in der Zinnplatte in eben dem Maaße vermindert, weil daſſelbe auf die in ſeinem Wirkungskreiſe befindlichen leitenden Flaͤchen wirkt, und in dieſem das entgegengeſetzte E bint von demſelben aber der Theorie der Wirkungskreiſe gemaͤß ſelbſt wieder gebunden wird. Daher zeigt bey aufgeſchlagnen Rahmen das Elektrometer w keine Spur einer Elektricitaͤt. Legt man aber die Rahmen nieder, und befreyt dadurch die Zinnplatte von der Nachbarſchaft der leitenden Flaͤchen, ſo wird ihr eingeſammeltes ± E auf einmal frey, und kan nun in ſeiner ganzen Staͤrke auf das Elektrometer wirken.
Cavallo verſichert uͤbrigens, es ſey dieſes Werkzeug, welches ſich ſehr leicht und ohne viele Koſten verfertigen laͤßt, von allen den Fehlern frey, die er am Condenſator des Volta und an Bennets Duplicator zu tadeln gefunden habe; die Eigenſchaft, durch die es ſich hauptſachlich empfehle, ſey die Gewißheit der dadurch erhaltenen Reſultate.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |