Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Cavallo hatte, um diesen Fehler zu vermeiden, folgende Verbesserung der Geräthschaft versucht. Er richtete drey Platten ohne allen Firniß so ein, daß sie sich einander nicht berühren konnten, sondern 1/8 Zoll weit von einander entfernt bleiben mußten. Jede Platte stand vertical, und ward von zween Glasfüßen getragen, die mit Siegellak überzogen waren. Die Platten selbst waren von starkem Zinn, und hatten ohngefähr 8 Zoll im Durchmesser. Die Glasfüße waren in ein Stück Holz eingeküttet, das an der Rückseite einer jeden Platte befestiget war, und standen unten in einem hölzernen Fußgestelle, welches etwas weniges vor der Platte hervorragte, damit, wenn man zwey solche Platten auf einem Tische neben einander stellte, dadurch ihre völlige Berührung verhindert ward. Ob nun gleich durch diese Vorrichtung, mit welcher im Grunde eben so, wie mit dem Bennetschen Verdoppler verfahren wird, alle Friction vermieden werden konnte, weil die Platten nicht auf einander lagen, und bey der Behandlung an dem hölzernen Fuße angefaßt wurden, auch die Berührung mit dem Finger nicht unmittelbar an der Platte, sondern an einem auf der Hinterseite derselben angebrachten Zinndrathe, geschahe; so fand doch Cavallo diese Geräthschast noch immer unbrauchbar zu genauen Versuchen. Denn, wenn auch gleich keiner von diesen Platten irgend einige Elektricität war mitgetheilt worden, so wurden sie dennoch, gleichsam von selbst, nach einem 10--15-, höchstens 20maligen Verdoppeln so voll von Elektricität, daß sich selbst Funken hervorbringen ließen. Alle Mittel, sie von dieser Elektricität zu befreyen, waren vergeblich. Ob sie gleich einen ganzen Monat lang, durch einen guten Leiter mit der Erde verbunden, unberührt stehen blieben, so zeigten sie dennoch am Ende dieser Zeit nach einem oftmaligen Verdoppeln noch immer deutliche Spuren einer in ihnen selbst befindlichen Elektricität, welche auch, wie sich nach gehöriger Untersuchung fand, nicht von dem Körper des Experimentators kam.
Cavallo hatte, um dieſen Fehler zu vermeiden, folgende Verbeſſerung der Geraͤthſchaft verſucht. Er richtete drey Platten ohne allen Firniß ſo ein, daß ſie ſich einander nicht beruͤhren konnten, ſondern 1/8 Zoll weit von einander entfernt bleiben mußten. Jede Platte ſtand vertical, und ward von zween Glasfuͤßen getragen, die mit Siegellak uͤberzogen waren. Die Platten ſelbſt waren von ſtarkem Zinn, und hatten ohngefaͤhr 8 Zoll im Durchmeſſer. Die Glasfuͤße waren in ein Stuͤck Holz eingekuͤttet, das an der Ruͤckſeite einer jeden Platte befeſtiget war, und ſtanden unten in einem hoͤlzernen Fußgeſtelle, welches etwas weniges vor der Platte hervorragte, damit, wenn man zwey ſolche Platten auf einem Tiſche neben einander ſtellte, dadurch ihre voͤllige Beruͤhrung verhindert ward. Ob nun gleich durch dieſe Vorrichtung, mit welcher im Grunde eben ſo, wie mit dem Bennetſchen Verdoppler verfahren wird, alle Friction vermieden werden konnte, weil die Platten nicht auf einander lagen, und bey der Behandlung an dem hoͤlzernen Fuße angefaßt wurden, auch die Beruͤhrung mit dem Finger nicht unmittelbar an der Platte, ſondern an einem auf der Hinterſeite derſelben angebrachten Zinndrathe, geſchahe; ſo fand doch Cavallo dieſe Geraͤthſchaſt noch immer unbrauchbar zu genauen Verſuchen. Denn, wenn auch gleich keiner von dieſen Platten irgend einige Elektricitaͤt war mitgetheilt worden, ſo wurden ſie dennoch, gleichſam von ſelbſt, nach einem 10—15-, hoͤchſtens 20maligen Verdoppeln ſo voll von Elektricitaͤt, daß ſich ſelbſt Funken hervorbringen ließen. Alle Mittel, ſie von dieſer Elektricitaͤt zu befreyen, waren vergeblich. Ob ſie gleich einen ganzen Monat lang, durch einen guten Leiter mit der Erde verbunden, unberuͤhrt ſtehen blieben, ſo zeigten ſie dennoch am Ende dieſer Zeit nach einem oftmaligen Verdoppeln noch immer deutliche Spuren einer in ihnen ſelbſt befindlichen Elektricitaͤt, welche auch, wie ſich nach gehoͤriger Unterſuchung fand, nicht von dem Koͤrper des Experimentators kam. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0315" xml:id="P.5.303" n="303"/><lb/> auch die durch zufaͤlliges Reiben der Platten ſelbſt entſtandene urſpruͤngliche vervielfaͤltige.</p> <p><hi rendition="#b">Cavallo</hi> hatte, um dieſen Fehler zu vermeiden, folgende Verbeſſerung der Geraͤthſchaft verſucht. Er richtete drey Platten ohne allen Firniß ſo ein, daß ſie ſich einander nicht beruͤhren konnten, ſondern 1/8 Zoll weit von einander entfernt bleiben mußten. Jede Platte ſtand vertical, und ward von zween Glasfuͤßen getragen, die mit Siegellak uͤberzogen waren. Die Platten ſelbſt waren von ſtarkem Zinn, und hatten ohngefaͤhr 8 Zoll im Durchmeſſer. Die Glasfuͤße waren in ein Stuͤck Holz eingekuͤttet, das an der Ruͤckſeite einer jeden Platte befeſtiget war, und ſtanden unten in einem hoͤlzernen Fußgeſtelle, welches etwas weniges vor der Platte hervorragte, damit, wenn man zwey ſolche Platten auf einem Tiſche neben einander ſtellte, dadurch ihre voͤllige Beruͤhrung verhindert ward.</p> <p>Ob nun gleich durch dieſe Vorrichtung, mit welcher im Grunde eben ſo, wie mit dem Bennetſchen Verdoppler verfahren wird, alle Friction vermieden werden konnte, weil die Platten nicht auf einander lagen, und bey der Behandlung an dem hoͤlzernen Fuße angefaßt wurden, auch die Beruͤhrung mit dem Finger nicht unmittelbar an der Platte, ſondern an einem auf der Hinterſeite derſelben angebrachten Zinndrathe, geſchahe; ſo fand doch <hi rendition="#b">Cavallo</hi> dieſe Geraͤthſchaſt noch immer unbrauchbar zu genauen Verſuchen. Denn, wenn auch gleich keiner von dieſen Platten irgend einige Elektricitaͤt war mitgetheilt worden, ſo wurden ſie dennoch, gleichſam von ſelbſt, nach einem 10—15-, hoͤchſtens 20maligen Verdoppeln ſo voll von Elektricitaͤt, daß ſich ſelbſt Funken hervorbringen ließen. Alle Mittel, ſie von dieſer Elektricitaͤt zu befreyen, waren vergeblich. Ob ſie gleich einen ganzen Monat lang, durch einen guten Leiter mit der Erde verbunden, unberuͤhrt ſtehen blieben, ſo zeigten ſie dennoch am Ende dieſer Zeit nach einem oftmaligen Verdoppeln noch immer deutliche Spuren einer in ihnen ſelbſt befindlichen Elektricitaͤt, welche auch, wie ſich nach gehoͤriger Unterſuchung fand, nicht von dem Koͤrper des Experimentators kam.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [303/0315]
auch die durch zufaͤlliges Reiben der Platten ſelbſt entſtandene urſpruͤngliche vervielfaͤltige.
Cavallo hatte, um dieſen Fehler zu vermeiden, folgende Verbeſſerung der Geraͤthſchaft verſucht. Er richtete drey Platten ohne allen Firniß ſo ein, daß ſie ſich einander nicht beruͤhren konnten, ſondern 1/8 Zoll weit von einander entfernt bleiben mußten. Jede Platte ſtand vertical, und ward von zween Glasfuͤßen getragen, die mit Siegellak uͤberzogen waren. Die Platten ſelbſt waren von ſtarkem Zinn, und hatten ohngefaͤhr 8 Zoll im Durchmeſſer. Die Glasfuͤße waren in ein Stuͤck Holz eingekuͤttet, das an der Ruͤckſeite einer jeden Platte befeſtiget war, und ſtanden unten in einem hoͤlzernen Fußgeſtelle, welches etwas weniges vor der Platte hervorragte, damit, wenn man zwey ſolche Platten auf einem Tiſche neben einander ſtellte, dadurch ihre voͤllige Beruͤhrung verhindert ward.
Ob nun gleich durch dieſe Vorrichtung, mit welcher im Grunde eben ſo, wie mit dem Bennetſchen Verdoppler verfahren wird, alle Friction vermieden werden konnte, weil die Platten nicht auf einander lagen, und bey der Behandlung an dem hoͤlzernen Fuße angefaßt wurden, auch die Beruͤhrung mit dem Finger nicht unmittelbar an der Platte, ſondern an einem auf der Hinterſeite derſelben angebrachten Zinndrathe, geſchahe; ſo fand doch Cavallo dieſe Geraͤthſchaſt noch immer unbrauchbar zu genauen Verſuchen. Denn, wenn auch gleich keiner von dieſen Platten irgend einige Elektricitaͤt war mitgetheilt worden, ſo wurden ſie dennoch, gleichſam von ſelbſt, nach einem 10—15-, hoͤchſtens 20maligen Verdoppeln ſo voll von Elektricitaͤt, daß ſich ſelbſt Funken hervorbringen ließen. Alle Mittel, ſie von dieſer Elektricitaͤt zu befreyen, waren vergeblich. Ob ſie gleich einen ganzen Monat lang, durch einen guten Leiter mit der Erde verbunden, unberuͤhrt ſtehen blieben, ſo zeigten ſie dennoch am Ende dieſer Zeit nach einem oftmaligen Verdoppeln noch immer deutliche Spuren einer in ihnen ſelbſt befindlichen Elektricitaͤt, welche auch, wie ſich nach gehoͤriger Unterſuchung fand, nicht von dem Koͤrper des Experimentators kam.
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