Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Herr von Kienmayer konnte mit seiner Maschine, die eine Glasscheibe von 24 Zoll Durchmesser hatte, mit dem gewöhnlichen Zinnamalgama eine cylindrische Flasche von 17 Zoll Höhe, 4 Zoll Durchmesser und 1 1/3 Quadratfuß Belegung, durch 10 Umdrehungen laden: mit diesem Amalgama hingegen geschahe dasselbe schon durch 6 Umdrehungen. Eine Batterie aus 25 solchen Cylindern, die zusammen 33 Fuß Belegung erhielten, wurde mit dem gewöhnlichen Amalgama durch 250 Umdrehungen geladen; jede Umdrehung erforderte 1 Secunde Zeit, und die ganze Batterie lud sich etwa in 5 Minuten. Mit dem neuen Amalgama lud sie sich höchstens durch 150 Umdrehungen bis zur Selbstentladung, und die Friction war dabey so vermindert, daß man fast 2 Umdrehungen auf 1 Secunde rechnen konnte, mithin waren zum Laden der ganzen Batterie höchstens 2 Minuten erforderlich. Man konnte, wenn es nöthig war, 5000 Umdrehungen machen, ohne nach dem Kissen zu sehen, und wenn ja einmal die Scheibe einen Ueberzug von schwarzen Bogen erhielt, so durfte man dieselben nur mit einem leinenen Tuche abwischen, indem dieser Schmutz gar nicht fest am Glase hieng. Mit keinem andern Amalgama ließ sich das Elektrisiren so lange fortsetzen, und soviel Elektricität erhalten. Hr. v. K. verbesserte auch durch dasselbe schlechte und fehlerhaft eingerichtete Maschinen. Die vorzügliche Wirksamkeit dieser Zubereitung, bey welcher inzwischen die obigen Vorschriften genau befolgt werden müssen, ist jetzt allgemein anerkannt, und man wird in den Zusätzen zum Art. Elektrisirmaschine finden, daß Herr van Marum selbst einen großen Theil der stärkern Wirkung, die er durch seine verbesserten Reibzeuge erhielt, dem dabey gebrauchten Kienmayerschen Amalgama zuschreibt Ueber den Grund dieser verstärkten Wirkung äußert Hr. v. K. folgende Vermuthungen. Erstens trage vielleicht der Zink dazu bey; wenigstens hätten schon die Engländer von Higgins Zinkamalgama die besten Wirkungen gesehen.
Herr von Kienmayer konnte mit ſeiner Maſchine, die eine Glasſcheibe von 24 Zoll Durchmeſſer hatte, mit dem gewoͤhnlichen Zinnamalgama eine cylindriſche Flaſche von 17 Zoll Hoͤhe, 4 Zoll Durchmeſſer und 1 1/3 Quadratfuß Belegung, durch 10 Umdrehungen laden: mit dieſem Amalgama hingegen geſchahe daſſelbe ſchon durch 6 Umdrehungen. Eine Batterie aus 25 ſolchen Cylindern, die zuſammen 33 Fuß Belegung erhielten, wurde mit dem gewoͤhnlichen Amalgama durch 250 Umdrehungen geladen; jede Umdrehung erforderte 1 Secunde Zeit, und die ganze Batterie lud ſich etwa in 5 Minuten. Mit dem neuen Amalgama lud ſie ſich hoͤchſtens durch 150 Umdrehungen bis zur Selbſtentladung, und die Friction war dabey ſo vermindert, daß man faſt 2 Umdrehungen auf 1 Secunde rechnen konnte, mithin waren zum Laden der ganzen Batterie hoͤchſtens 2 Minuten erforderlich. Man konnte, wenn es noͤthig war, 5000 Umdrehungen machen, ohne nach dem Kiſſen zu ſehen, und wenn ja einmal die Scheibe einen Ueberzug von ſchwarzen Bogen erhielt, ſo durfte man dieſelben nur mit einem leinenen Tuche abwiſchen, indem dieſer Schmutz gar nicht feſt am Glaſe hieng. Mit keinem andern Amalgama ließ ſich das Elektriſiren ſo lange fortſetzen, und ſoviel Elektricitaͤt erhalten. Hr. v. K. verbeſſerte auch durch daſſelbe ſchlechte und fehlerhaft eingerichtete Maſchinen. Die vorzuͤgliche Wirkſamkeit dieſer Zubereitung, bey welcher inzwiſchen die obigen Vorſchriften genau befolgt werden muͤſſen, iſt jetzt allgemein anerkannt, und man wird in den Zuſaͤtzen zum Art. Elektriſirmaſchine finden, daß Herr van Marum ſelbſt einen großen Theil der ſtaͤrkern Wirkung, die er durch ſeine verbeſſerten Reibzeuge erhielt, dem dabey gebrauchten Kienmayerſchen Amalgama zuſchreibt Ueber den Grund dieſer verſtaͤrkten Wirkung aͤußert Hr. v. K. folgende Vermuthungen. Erſtens trage vielleicht der Zink dazu bey; wenigſtens haͤtten ſchon die Englaͤnder von Higgins Zinkamalgama die beſten Wirkungen geſehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" xml:id="P.5.21" n="21"/><lb/> jener den Vorzug, daß das untergemiſchte Fett die Bewegung ſanfter macht.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">von Kienmayer</hi> konnte mit ſeiner Maſchine, die eine Glasſcheibe von 24 Zoll Durchmeſſer hatte, mit dem gewoͤhnlichen Zinnamalgama eine cylindriſche Flaſche von 17 Zoll Hoͤhe, 4 Zoll Durchmeſſer und 1 1/3 Quadratfuß Belegung, durch 10 Umdrehungen laden: mit dieſem Amalgama hingegen geſchahe daſſelbe ſchon durch 6 Umdrehungen.</p> <p>Eine Batterie aus 25 ſolchen Cylindern, die zuſammen 33 Fuß Belegung erhielten, wurde mit dem gewoͤhnlichen Amalgama durch 250 Umdrehungen geladen; jede Umdrehung erforderte 1 Secunde Zeit, und die ganze Batterie lud ſich etwa in 5 Minuten. Mit dem neuen Amalgama lud ſie ſich hoͤchſtens durch 150 Umdrehungen bis zur Selbſtentladung, und die Friction war dabey ſo vermindert, daß man faſt 2 Umdrehungen auf 1 Secunde rechnen konnte, mithin waren zum Laden der ganzen Batterie hoͤchſtens 2 Minuten erforderlich.</p> <p>Man konnte, wenn es noͤthig war, 5000 Umdrehungen machen, ohne nach dem Kiſſen zu ſehen, und wenn ja einmal die Scheibe einen Ueberzug von ſchwarzen Bogen erhielt, ſo durfte man dieſelben nur mit einem leinenen Tuche abwiſchen, indem dieſer Schmutz gar nicht feſt am Glaſe hieng. Mit keinem andern Amalgama ließ ſich das Elektriſiren ſo lange fortſetzen, und ſoviel Elektricitaͤt erhalten. Hr. v. K. verbeſſerte auch durch daſſelbe ſchlechte und fehlerhaft eingerichtete Maſchinen.</p> <p>Die vorzuͤgliche Wirkſamkeit dieſer Zubereitung, bey welcher inzwiſchen die obigen Vorſchriften genau befolgt werden muͤſſen, iſt jetzt allgemein anerkannt, und man wird in den Zuſaͤtzen zum Art. <hi rendition="#b">Elektriſirmaſchine</hi> finden, daß Herr <hi rendition="#b">van Marum</hi> ſelbſt einen großen Theil der ſtaͤrkern Wirkung, die er durch ſeine verbeſſerten Reibzeuge erhielt, dem dabey gebrauchten Kienmayerſchen Amalgama zuſchreibt</p> <p>Ueber den Grund dieſer verſtaͤrkten Wirkung aͤußert Hr. v. K. folgende Vermuthungen. Erſtens trage vielleicht der Zink dazu bey; wenigſtens haͤtten ſchon die Englaͤnder von <hi rendition="#b">Higgins</hi> Zinkamalgama die beſten Wirkungen geſehen.<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0033]
jener den Vorzug, daß das untergemiſchte Fett die Bewegung ſanfter macht.
Herr von Kienmayer konnte mit ſeiner Maſchine, die eine Glasſcheibe von 24 Zoll Durchmeſſer hatte, mit dem gewoͤhnlichen Zinnamalgama eine cylindriſche Flaſche von 17 Zoll Hoͤhe, 4 Zoll Durchmeſſer und 1 1/3 Quadratfuß Belegung, durch 10 Umdrehungen laden: mit dieſem Amalgama hingegen geſchahe daſſelbe ſchon durch 6 Umdrehungen.
Eine Batterie aus 25 ſolchen Cylindern, die zuſammen 33 Fuß Belegung erhielten, wurde mit dem gewoͤhnlichen Amalgama durch 250 Umdrehungen geladen; jede Umdrehung erforderte 1 Secunde Zeit, und die ganze Batterie lud ſich etwa in 5 Minuten. Mit dem neuen Amalgama lud ſie ſich hoͤchſtens durch 150 Umdrehungen bis zur Selbſtentladung, und die Friction war dabey ſo vermindert, daß man faſt 2 Umdrehungen auf 1 Secunde rechnen konnte, mithin waren zum Laden der ganzen Batterie hoͤchſtens 2 Minuten erforderlich.
Man konnte, wenn es noͤthig war, 5000 Umdrehungen machen, ohne nach dem Kiſſen zu ſehen, und wenn ja einmal die Scheibe einen Ueberzug von ſchwarzen Bogen erhielt, ſo durfte man dieſelben nur mit einem leinenen Tuche abwiſchen, indem dieſer Schmutz gar nicht feſt am Glaſe hieng. Mit keinem andern Amalgama ließ ſich das Elektriſiren ſo lange fortſetzen, und ſoviel Elektricitaͤt erhalten. Hr. v. K. verbeſſerte auch durch daſſelbe ſchlechte und fehlerhaft eingerichtete Maſchinen.
Die vorzuͤgliche Wirkſamkeit dieſer Zubereitung, bey welcher inzwiſchen die obigen Vorſchriften genau befolgt werden muͤſſen, iſt jetzt allgemein anerkannt, und man wird in den Zuſaͤtzen zum Art. Elektriſirmaſchine finden, daß Herr van Marum ſelbſt einen großen Theil der ſtaͤrkern Wirkung, die er durch ſeine verbeſſerten Reibzeuge erhielt, dem dabey gebrauchten Kienmayerſchen Amalgama zuſchreibt
Ueber den Grund dieſer verſtaͤrkten Wirkung aͤußert Hr. v. K. folgende Vermuthungen. Erſtens trage vielleicht der Zink dazu bey; wenigſtens haͤtten ſchon die Englaͤnder von Higgins Zinkamalgama die beſten Wirkungen geſehen.
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