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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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schwimmt stets ein feines Häutchen von Quecksilberkalk, welches sich an der Luft gesäuert hat. Diesem hat das Hydrogen seinen Sauerstoff entzogen, und sich damit zu einem Tröpfchen Wasser verbunden; das Häutchen aber hat dadurch seine metallische Gestalt wieder erhalten.

Bey andern Versuchen, wobey das Ammoniakgas in enge Glasröhren eingeschlossen war, hat man es wirklich durch die Elektricität in Stickgas und brennbare Luft zerlegt gefunden, und eben hierauf die Bestimmung des Verhältnisses seiner beyden Bestandtheile gegründet. Herr van Marum (Description d'une grande machine electrique etc. Haarlem, 1785. 4maj. p. 128.) fand die alkalische Luft, nachdem man sie lange genng mit dem elektrischen Funken behandelt hatte, wirklich in ein brennbares Gemisch verändert, das sich mit einem starken Knalle entzündete. Eben dieses bestätigten auch die fernern Versuche (Premiere continuation des experiences faites etc. par M. van Marum. 1787. 4maj.). Die alkalische Luft vermehrte sich durch starke Funken eben nicht beträchtlicher, als bey Berthollets Versuchen durch schwache. Sie wurde nach dem Elektrisiren nicht vom Wasser verschluckt, und zeigte sich zum Theil brennbar. Als der Funken durch Salmiakgeist gieng, so erzeugte sich in wenig Minuten eine große Menge Luft, die brennbar war, und nicht merklich verschluckt wurde.

Noch andere Versuche zeigen die Bestandtheile des Ammoniaks durch Zusammensetzung. Man setze eine mit Wasser verdünnte Auflösung des Kupfers in Salpetersäure in einer Retorte dem Feuer aus, und verbinde den Hals der Retorte mit einem Flintenlaufe, der mit kleinen Stücken Eisen angefüllt ist und glühend erhalten wird, so erhält man im pnevmatischen Apparat, womit das andere Ende des Flintenlaufs verbunden ist, Ammoniakgas. Salpetersäure und Wasser sind zerlegt worden, und das Azote der erstern hat sich mit dem Hydrogen des letztern zu Ammoniak verbunden. Wenn man Zinnfeile mit schwacher Salpetersäure anfeuchtet, und nach ein paar Minuten Gewächslaugensalz oder reine Kalkerde damit mischt, so wird man sogleich den Geruch des Ammoniaks bemerken. Eben so, wenn man Salpetersäure


ſchwimmt ſtets ein feines Haͤutchen von Queckſilberkalk, welches ſich an der Luft geſaͤuert hat. Dieſem hat das Hydrogen ſeinen Sauerſtoff entzogen, und ſich damit zu einem Troͤpfchen Waſſer verbunden; das Haͤutchen aber hat dadurch ſeine metalliſche Geſtalt wieder erhalten.

Bey andern Verſuchen, wobey das Ammoniakgas in enge Glasroͤhren eingeſchloſſen war, hat man es wirklich durch die Elektricitaͤt in Stickgas und brennbare Luft zerlegt gefunden, und eben hierauf die Beſtimmung des Verhaͤltniſſes ſeiner beyden Beſtandtheile gegruͤndet. Herr van Marum (Deſcription d'une grande machine electrique etc. Haarlem, 1785. 4maj. p. 128.) fand die alkaliſche Luft, nachdem man ſie lange genng mit dem elektriſchen Funken behandelt hatte, wirklich in ein brennbares Gemiſch veraͤndert, das ſich mit einem ſtarken Knalle entzuͤndete. Eben dieſes beſtaͤtigten auch die fernern Verſuche (Premiere continuation des experiences faites etc. par M. van Marum. 1787. 4maj.). Die alkaliſche Luft vermehrte ſich durch ſtarke Funken eben nicht betraͤchtlicher, als bey Berthollets Verſuchen durch ſchwache. Sie wurde nach dem Elektriſiren nicht vom Waſſer verſchluckt, und zeigte ſich zum Theil brennbar. Als der Funken durch Salmiakgeiſt gieng, ſo erzeugte ſich in wenig Minuten eine große Menge Luft, die brennbar war, und nicht merklich verſchluckt wurde.

Noch andere Verſuche zeigen die Beſtandtheile des Ammoniaks durch Zuſammenſetzung. Man ſetze eine mit Waſſer verduͤnnte Aufloͤſung des Kupfers in Salpeterſaͤure in einer Retorte dem Feuer aus, und verbinde den Hals der Retorte mit einem Flintenlaufe, der mit kleinen Stuͤcken Eiſen angefuͤllt iſt und gluͤhend erhalten wird, ſo erhaͤlt man im pnevmatiſchen Apparat, womit das andere Ende des Flintenlaufs verbunden iſt, Ammoniakgas. Salpeterſaͤure und Waſſer ſind zerlegt worden, und das Azote der erſtern hat ſich mit dem Hydrogen des letztern zu Ammoniak verbunden. Wenn man Zinnfeile mit ſchwacher Salpeterſaͤure anfeuchtet, und nach ein paar Minuten Gewaͤchslaugenſalz oder reine Kalkerde damit miſcht, ſo wird man ſogleich den Geruch des Ammoniaks bemerken. Eben ſo, wenn man Salpeterſaͤure

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[26/0038] ſchwimmt ſtets ein feines Haͤutchen von Queckſilberkalk, welches ſich an der Luft geſaͤuert hat. Dieſem hat das Hydrogen ſeinen Sauerſtoff entzogen, und ſich damit zu einem Troͤpfchen Waſſer verbunden; das Haͤutchen aber hat dadurch ſeine metalliſche Geſtalt wieder erhalten. Bey andern Verſuchen, wobey das Ammoniakgas in enge Glasroͤhren eingeſchloſſen war, hat man es wirklich durch die Elektricitaͤt in Stickgas und brennbare Luft zerlegt gefunden, und eben hierauf die Beſtimmung des Verhaͤltniſſes ſeiner beyden Beſtandtheile gegruͤndet. Herr van Marum (Deſcription d'une grande machine electrique etc. Haarlem, 1785. 4maj. p. 128.) fand die alkaliſche Luft, nachdem man ſie lange genng mit dem elektriſchen Funken behandelt hatte, wirklich in ein brennbares Gemiſch veraͤndert, das ſich mit einem ſtarken Knalle entzuͤndete. Eben dieſes beſtaͤtigten auch die fernern Verſuche (Premiere continuation des experiences faites etc. par M. van Marum. 1787. 4maj.). Die alkaliſche Luft vermehrte ſich durch ſtarke Funken eben nicht betraͤchtlicher, als bey Berthollets Verſuchen durch ſchwache. Sie wurde nach dem Elektriſiren nicht vom Waſſer verſchluckt, und zeigte ſich zum Theil brennbar. Als der Funken durch Salmiakgeiſt gieng, ſo erzeugte ſich in wenig Minuten eine große Menge Luft, die brennbar war, und nicht merklich verſchluckt wurde. Noch andere Verſuche zeigen die Beſtandtheile des Ammoniaks durch Zuſammenſetzung. Man ſetze eine mit Waſſer verduͤnnte Aufloͤſung des Kupfers in Salpeterſaͤure in einer Retorte dem Feuer aus, und verbinde den Hals der Retorte mit einem Flintenlaufe, der mit kleinen Stuͤcken Eiſen angefuͤllt iſt und gluͤhend erhalten wird, ſo erhaͤlt man im pnevmatiſchen Apparat, womit das andere Ende des Flintenlaufs verbunden iſt, Ammoniakgas. Salpeterſaͤure und Waſſer ſind zerlegt worden, und das Azote der erſtern hat ſich mit dem Hydrogen des letztern zu Ammoniak verbunden. Wenn man Zinnfeile mit ſchwacher Salpeterſaͤure anfeuchtet, und nach ein paar Minuten Gewaͤchslaugenſalz oder reine Kalkerde damit miſcht, ſo wird man ſogleich den Geruch des Ammoniaks bemerken. Eben ſo, wenn man Salpeterſaͤure

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/38>, abgerufen am 21.11.2024.