IV. Th. 6. St. S. 225. u. f.) sind die Schichten und Felsmassen unsers jetzigen festen Landes durch Niederschlag aus dem Wasser des alten Oceans und aus losgerissenen Trümmern des alten festen Landes gebildet worden. Diese damals unter dem Meere befindlichen Massen wurden durch Feuer bis zum Schmelzen erhitzt; dieses verdichtete ihre lockere Substanz, und füllte ihre Zwischenräume aus. Nachher hob die ausdehnende Kraft des Feuers diese Massen aus dem Wasser bis zur Höhe unsers jetzigen festen Landes und unserer höchsten Gebirge empor. Eben diese Operationen dauern fort, ähnliche Revolutionen werden wieder erfolgen, und so eine Gestalt der Erde nach der andern hervorbringen. Man sieht bald, daß hierinn dem Feuer bey weitem zuviel zugeschrieben wird.
Zu den Schriftstellern, welche mehrere Theorien der Erde zusammenstellen und lehrreich prüfen, gehört vor andern Sullivan(A View of Nature, in letters to a Travelier among the Alps etc. London, 1794. 6 Voll. 8. Uebersicht der Natur in Briefen an einen Reisenden; a. d. Engl. mit Anm. u. Zus. Erster Band. Leipzig, 1795. gr. 8. 6 -- 12 Brief), dessen Vortrag der verdienstvolle Herausgeber, Hr. D. Hebenstreit, mit einem lesenswürdigen Zusatze begleitet hat. Alle Kosmogonien und Geogonien, sagt dieser bescheidene Naturforscher, haben den Zweck, das Daseyn der Erde entweder ohne alle Einmischung von Wundern, oder doch wenigstens durch das einzige Wunder, wodurch das nicht Existirende zur Wirklichkeit kam, zu erklären. Auf Systeme der Atheisten ist hiebey gar keine Rücksicht zu nehmen. Regelmäßigkeit und Ordnung, als Werk des blinden Zufalls, oder eine unendliche Reihe endlicher Ursachen und Wirkungen, sind der Denkart des menschlichen Verstandes mehr, als alle Wunder, entgegen. Bey vorausgesetztem Daseyn Gottes aber mag man nun eine ewige formlose Materie annehmen, oder Materie und Form der Welt zugleich entstehen lassen, so ist der Anfang der wirklichen Dinge und ihrer Formen immer ein Wunder, immer Wirkung einer außernatürlichen Kraft, und es bleibt gleich möglich, und für uns gleich unbegreiflich, daß der Schöpfer
IV. Th. 6. St. S. 225. u. f.) ſind die Schichten und Felsmaſſen unſers jetzigen feſten Landes durch Niederſchlag aus dem Waſſer des alten Oceans und aus losgeriſſenen Truͤmmern des alten feſten Landes gebildet worden. Dieſe damals unter dem Meere befindlichen Maſſen wurden durch Feuer bis zum Schmelzen erhitzt; dieſes verdichtete ihre lockere Subſtanz, und fuͤllte ihre Zwiſchenraͤume aus. Nachher hob die ausdehnende Kraft des Feuers dieſe Maſſen aus dem Waſſer bis zur Hoͤhe unſers jetzigen feſten Landes und unſerer hoͤchſten Gebirge empor. Eben dieſe Operationen dauern fort, aͤhnliche Revolutionen werden wieder erfolgen, und ſo eine Geſtalt der Erde nach der andern hervorbringen. Man ſieht bald, daß hierinn dem Feuer bey weitem zuviel zugeſchrieben wird.
Zu den Schriftſtellern, welche mehrere Theorien der Erde zuſammenſtellen und lehrreich pruͤfen, gehoͤrt vor andern Sullivan(A View of Nature, in letters to a Travelier among the Alps etc. London, 1794. 6 Voll. 8. Ueberſicht der Natur in Briefen an einen Reiſenden; a. d. Engl. mit Anm. u. Zuſ. Erſter Band. Leipzig, 1795. gr. 8. 6 — 12 Brief), deſſen Vortrag der verdienſtvolle Herausgeber, Hr. D. Hebenſtreit, mit einem leſenswuͤrdigen Zuſatze begleitet hat. Alle Kosmogonien und Geogonien, ſagt dieſer beſcheidene Naturforſcher, haben den Zweck, das Daſeyn der Erde entweder ohne alle Einmiſchung von Wundern, oder doch wenigſtens durch das einzige Wunder, wodurch das nicht Exiſtirende zur Wirklichkeit kam, zu erklaͤren. Auf Syſteme der Atheiſten iſt hiebey gar keine Ruͤckſicht zu nehmen. Regelmaͤßigkeit und Ordnung, als Werk des blinden Zufalls, oder eine unendliche Reihe endlicher Urſachen und Wirkungen, ſind der Denkart des menſchlichen Verſtandes mehr, als alle Wunder, entgegen. Bey vorausgeſetztem Daſeyn Gottes aber mag man nun eine ewige formloſe Materie annehmen, oder Materie und Form der Welt zugleich entſtehen laſſen, ſo iſt der Anfang der wirklichen Dinge und ihrer Formen immer ein Wunder, immer Wirkung einer außernatuͤrlichen Kraft, und es bleibt gleich moͤglich, und fuͤr uns gleich unbegreiflich, daß der Schoͤpfer
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IV. Th. 6. St. S. 225. u. f.) ſind die Schichten und Felsmaſſen unſers jetzigen feſten Landes durch Niederſchlag aus dem Waſſer des alten Oceans und aus losgeriſſenen Truͤmmern des alten feſten Landes gebildet worden. Dieſe damals unter dem Meere befindlichen Maſſen wurden durch Feuer bis zum Schmelzen erhitzt; dieſes verdichtete ihre lockere Subſtanz, und fuͤllte ihre Zwiſchenraͤume aus. Nachher hob die ausdehnende Kraft des Feuers dieſe Maſſen aus dem Waſſer bis zur Hoͤhe unſers jetzigen feſten Landes und unſerer hoͤchſten Gebirge empor. Eben dieſe Operationen dauern fort, aͤhnliche Revolutionen werden wieder erfolgen, und ſo eine Geſtalt der Erde nach der andern hervorbringen. Man ſieht bald, daß hierinn dem Feuer bey weitem zuviel zugeſchrieben wird.
Zu den Schriftſtellern, welche mehrere Theorien der Erde zuſammenſtellen und lehrreich pruͤfen, gehoͤrt vor andern Sullivan (A View of Nature, in letters to a Travelier among the Alps etc. London, 1794. 6 Voll. 8. Ueberſicht der Natur in Briefen an einen Reiſenden; a. d. Engl. mit Anm. u. Zuſ. Erſter Band. Leipzig, 1795. gr. 8. 6 — 12 Brief), deſſen Vortrag der verdienſtvolle Herausgeber, Hr. D. Hebenſtreit, mit einem leſenswuͤrdigen Zuſatze begleitet hat. Alle Kosmogonien und Geogonien, ſagt dieſer beſcheidene Naturforſcher, haben den Zweck, das Daſeyn der Erde entweder ohne alle Einmiſchung von Wundern, oder doch wenigſtens durch das einzige Wunder, wodurch das nicht Exiſtirende zur Wirklichkeit kam, zu erklaͤren. Auf Syſteme der Atheiſten iſt hiebey gar keine Ruͤckſicht zu nehmen. Regelmaͤßigkeit und Ordnung, als Werk des blinden Zufalls, oder eine unendliche Reihe endlicher Urſachen und Wirkungen, ſind der Denkart des menſchlichen Verſtandes mehr, als alle Wunder, entgegen. Bey vorausgeſetztem Daſeyn Gottes aber mag man nun eine ewige formloſe Materie annehmen, oder Materie und Form der Welt zugleich entſtehen laſſen, ſo iſt der Anfang der wirklichen Dinge und ihrer Formen immer ein Wunder, immer Wirkung einer außernatuͤrlichen Kraft, und es bleibt gleich moͤglich, und fuͤr uns gleich unbegreiflich, daß der Schoͤpfer
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/380>, abgerufen am 21.11.2024.
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