of double Stars etc. in Philos. Transact. Vol. LXXII. art. 11--14) zu dieser und andern Absichten die Beobachtung der Doppelsterne empfohlen, deren einige so nahe bey einander stehen, daß nur starke Vergrößerung sie unterscheidet. So zeigt sich z. B. der Stern, welcher dem o des Adlers folgt, mit 460facher, aber nicht mehr mit 227facher, Vergrößerung. Fände man in der Folge die Weiten solcher Sterne, oder die Vergrößerung, die sie unterscheidet, verändert, so wäre dieses ein Kennzeichen ihrer relativen Bewegung gegen einander.
Unter den beobachteten Sternen sind 29, deren eigne Bewegung so stark ist, daß gar kein Zweifel darüber statt findet. Unter diesen 29 sind wiederum 22, deren Bewegung völlig erklärt wird, wenn man annimmt, unser Sonnensystem bewege sich nach dem l des Herkules zu. Die größten, also vermuthlich nächsten Sterne, wie Arktur und Sirius, zeigen die stärkste Bewegung; aber Arktur noch mehr, weil er gegen die Linie, nach der die Bewegung geht, eine vortheilhafte Lage hat, sie zu zeigen. Das l der Fische liegt unter allen beobachteten Sternen dazu am vortheilhaftesten; darum zeigt es eine starke Bewegung, ob es gleich nur von der 4ten Größe ist. Castor und Pollux sind sich an Größe und Lage so gleich, daß es scheint, sie sollten einerley Bewegung zeigen; dennoch zeigt Pollux eine weit stärkere. Aber Castor ist ein Doppelstern aus zwey kleinern, die vermuthlich viel weiter weg sind, mithin bey der Bewegung unsers Systems weniger Parallaxe zeigen. Alle diese Umstände machen die vermuthete Bewegung sehr wahrscheinlich. Hr. Herschel schätzt aus den Beobachtungen des Arktur ihre jährliche Größe nicht geringer, als einen Durchmesser der um die Sonne gehenden Erdbehn.
Hiebey sind Arktur und die übrigen Sterne noch ohne wirkliche ihnen selbst eigne Bewegung angenommen. Aber wer wird läugnen, daß auch sie sich eben sowohl, als unsere Sonne, bewegen können? Daraus ist es zu erklären, wenn nicht bey allen Sternen die Erscheinungen mit dem vermutheten Laufe des Sonnensystems so gut, als bey den angeführten 22, übereinstimmen.
of double Stars etc. in Philoſ. Transact. Vol. LXXII. art. 11—14) zu dieſer und andern Abſichten die Beobachtung der Doppelſterne empfohlen, deren einige ſo nahe bey einander ſtehen, daß nur ſtarke Vergroͤßerung ſie unterſcheidet. So zeigt ſich z. B. der Stern, welcher dem ο des Adlers folgt, mit 460facher, aber nicht mehr mit 227facher, Vergroͤßerung. Faͤnde man in der Folge die Weiten ſolcher Sterne, oder die Vergroͤßerung, die ſie unterſcheidet, veraͤndert, ſo waͤre dieſes ein Kennzeichen ihrer relativen Bewegung gegen einander.
Unter den beobachteten Sternen ſind 29, deren eigne Bewegung ſo ſtark iſt, daß gar kein Zweifel daruͤber ſtatt findet. Unter dieſen 29 ſind wiederum 22, deren Bewegung voͤllig erklaͤrt wird, wenn man annimmt, unſer Sonnenſyſtem bewege ſich nach dem λ des Herkules zu. Die groͤßten, alſo vermuthlich naͤchſten Sterne, wie Arktur und Sirius, zeigen die ſtaͤrkſte Bewegung; aber Arktur noch mehr, weil er gegen die Linie, nach der die Bewegung geht, eine vortheilhafte Lage hat, ſie zu zeigen. Das λ der Fiſche liegt unter allen beobachteten Sternen dazu am vortheilhafteſten; darum zeigt es eine ſtarke Bewegung, ob es gleich nur von der 4ten Groͤße iſt. Caſtor und Pollux ſind ſich an Groͤße und Lage ſo gleich, daß es ſcheint, ſie ſollten einerley Bewegung zeigen; dennoch zeigt Pollux eine weit ſtaͤrkere. Aber Caſtor iſt ein Doppelſtern aus zwey kleinern, die vermuthlich viel weiter weg ſind, mithin bey der Bewegung unſers Syſtems weniger Parallaxe zeigen. Alle dieſe Umſtaͤnde machen die vermuthete Bewegung ſehr wahrſcheinlich. Hr. Herſchel ſchaͤtzt aus den Beobachtungen des Arktur ihre jaͤhrliche Groͤße nicht geringer, als einen Durchmeſſer der um die Sonne gehenden Erdbehn.
Hiebey ſind Arktur und die uͤbrigen Sterne noch ohne wirkliche ihnen ſelbſt eigne Bewegung angenommen. Aber wer wird laͤugnen, daß auch ſie ſich eben ſowohl, als unſere Sonne, bewegen koͤnnen? Daraus iſt es zu erklaͤren, wenn nicht bey allen Sternen die Erſcheinungen mit dem vermutheten Laufe des Sonnenſyſtems ſo gut, als bey den angefuͤhrten 22, uͤbereinſtimmen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0420"xml:id="P.5.408"n="408"/><lb/>
of double Stars etc. in Philoſ. Transact. Vol. LXXII. art. 11—14)</hi> zu dieſer und andern Abſichten die Beobachtung der Doppelſterne empfohlen, deren einige ſo nahe bey einander ſtehen, daß nur ſtarke Vergroͤßerung ſie unterſcheidet. So zeigt ſich z. B. der Stern, welcher dem <foreignxml:lang="grc">ο</foreign> des Adlers folgt, mit 460facher, aber nicht mehr mit 227facher, Vergroͤßerung. Faͤnde man in der Folge die Weiten ſolcher Sterne, oder die Vergroͤßerung, die ſie unterſcheidet, veraͤndert, ſo waͤre dieſes ein Kennzeichen ihrer relativen Bewegung gegen einander.</p><p>Unter den beobachteten Sternen ſind 29, deren eigne Bewegung ſo ſtark iſt, daß gar kein Zweifel daruͤber ſtatt findet. Unter dieſen 29 ſind wiederum 22, deren Bewegung voͤllig erklaͤrt wird, wenn man annimmt, unſer Sonnenſyſtem bewege ſich nach dem <foreignxml:lang="grc">λ</foreign> des Herkules zu. Die groͤßten, alſo vermuthlich naͤchſten Sterne, wie <hirendition="#b">Arktur</hi> und <hirendition="#b">Sirius,</hi> zeigen die ſtaͤrkſte Bewegung; aber <hirendition="#b">Arktur</hi> noch mehr, weil er gegen die Linie, nach der die Bewegung geht, eine vortheilhafte Lage hat, ſie zu zeigen. Das <foreignxml:lang="grc">λ</foreign> der Fiſche liegt unter allen beobachteten Sternen dazu am vortheilhafteſten; darum zeigt es eine ſtarke Bewegung, ob es gleich nur von der 4ten Groͤße iſt. <hirendition="#b">Caſtor</hi> und <hirendition="#b">Pollux</hi>ſind ſich an Groͤße und Lage ſo gleich, daß es ſcheint, ſie ſollten einerley Bewegung zeigen; dennoch zeigt <hirendition="#b">Pollux</hi> eine weit ſtaͤrkere. Aber <hirendition="#b">Caſtor</hi> iſt ein Doppelſtern aus zwey kleinern, die vermuthlich viel weiter weg ſind, mithin bey der Bewegung unſers Syſtems weniger Parallaxe zeigen. Alle dieſe Umſtaͤnde machen die vermuthete Bewegung ſehr wahrſcheinlich. Hr. <hirendition="#b">Herſchel</hi>ſchaͤtzt aus den Beobachtungen des Arktur ihre jaͤhrliche Groͤße nicht geringer, als einen Durchmeſſer der um die Sonne gehenden Erdbehn.</p><p>Hiebey ſind Arktur und die uͤbrigen Sterne noch ohne wirkliche ihnen ſelbſt eigne Bewegung angenommen. Aber wer wird laͤugnen, daß auch ſie ſich eben ſowohl, als unſere Sonne, bewegen koͤnnen? Daraus iſt es zu erklaͤren, wenn nicht bey allen Sternen die Erſcheinungen mit dem vermutheten Laufe des Sonnenſyſtems ſo gut, als bey den angefuͤhrten 22, uͤbereinſtimmen.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[408/0420]
of double Stars etc. in Philoſ. Transact. Vol. LXXII. art. 11—14) zu dieſer und andern Abſichten die Beobachtung der Doppelſterne empfohlen, deren einige ſo nahe bey einander ſtehen, daß nur ſtarke Vergroͤßerung ſie unterſcheidet. So zeigt ſich z. B. der Stern, welcher dem ο des Adlers folgt, mit 460facher, aber nicht mehr mit 227facher, Vergroͤßerung. Faͤnde man in der Folge die Weiten ſolcher Sterne, oder die Vergroͤßerung, die ſie unterſcheidet, veraͤndert, ſo waͤre dieſes ein Kennzeichen ihrer relativen Bewegung gegen einander.
Unter den beobachteten Sternen ſind 29, deren eigne Bewegung ſo ſtark iſt, daß gar kein Zweifel daruͤber ſtatt findet. Unter dieſen 29 ſind wiederum 22, deren Bewegung voͤllig erklaͤrt wird, wenn man annimmt, unſer Sonnenſyſtem bewege ſich nach dem λ des Herkules zu. Die groͤßten, alſo vermuthlich naͤchſten Sterne, wie Arktur und Sirius, zeigen die ſtaͤrkſte Bewegung; aber Arktur noch mehr, weil er gegen die Linie, nach der die Bewegung geht, eine vortheilhafte Lage hat, ſie zu zeigen. Das λ der Fiſche liegt unter allen beobachteten Sternen dazu am vortheilhafteſten; darum zeigt es eine ſtarke Bewegung, ob es gleich nur von der 4ten Groͤße iſt. Caſtor und Pollux ſind ſich an Groͤße und Lage ſo gleich, daß es ſcheint, ſie ſollten einerley Bewegung zeigen; dennoch zeigt Pollux eine weit ſtaͤrkere. Aber Caſtor iſt ein Doppelſtern aus zwey kleinern, die vermuthlich viel weiter weg ſind, mithin bey der Bewegung unſers Syſtems weniger Parallaxe zeigen. Alle dieſe Umſtaͤnde machen die vermuthete Bewegung ſehr wahrſcheinlich. Hr. Herſchel ſchaͤtzt aus den Beobachtungen des Arktur ihre jaͤhrliche Groͤße nicht geringer, als einen Durchmeſſer der um die Sonne gehenden Erdbehn.
Hiebey ſind Arktur und die uͤbrigen Sterne noch ohne wirkliche ihnen ſelbſt eigne Bewegung angenommen. Aber wer wird laͤugnen, daß auch ſie ſich eben ſowohl, als unſere Sonne, bewegen koͤnnen? Daraus iſt es zu erklaͤren, wenn nicht bey allen Sternen die Erſcheinungen mit dem vermutheten Laufe des Sonnenſyſtems ſo gut, als bey den angefuͤhrten 22, uͤbereinſtimmen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/420>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.