Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Bey dem Beweise der Ausfüllung durch nassen Niederschlag von oben herein legt Herr Werner den Satz zum Grunde, daß alle Flötzgebirge aus Bodensätzen des Wassers entstanden sind, daß jede Schicht ein einzelner Bodensatz sey, und sich eine über der andern aus fortdauernd auf einander gefolgten Bodensätzen gebildet habe. Waren nun ganze mit ofnen Gebirgsspalten versehene Gegenden mit nasser chemischer Auflösung bedeckt, so mußte der Niederschlag aus derselben sich nothwendig auch in die mit solcher Auflösung gefüllten ofnen Spalten absetzen. Wir finden eine Menge Beyspiele von Gängen, die mit eben den Massen ausgefüllt sind, aus welchen die Gebirge bestehen; von Lagern und Flötzen, welche die mehresten Fossilien enthalten, die wir auf den Gängen antreffen. Auch die Geschiebe und Versteinerungen in den Gängen, so wie die innere Structur derselben, zeigen eine solche Ausfüllung an. Es giebt in einigen Gebirgen Gänge, die bald nach der Formation des Gebirges, und noch ehe die Gebirgsmasse ganz erhärtete und austrocknete, entstanden seyn müssen. Diese zeichnen sich durch ihre Uebereinkunft im Gestein mit der Gebirgsart, ihre sehr geringe Mächtigkeit, ihre völlige Verwachsenheit mit der Gebirgsart, und die Durchdringung des Nebengesteins nicht allein mit Erzarten, sondern sogar mit Gesteinart, aus, wie z. B. die Zinnsteingänge zu Geyer, Ehrenfriedersdorf und Altenberg. Die Stockwerke bestehen fast immer aus solchen im Alter der Gebirgsart sehr nahe kommenden, in ungemeiner Menge aufsetzenden Gängen. Unter den Metallformationen fcheint Zinn eine der ältesten zu seyn, da man es noch nie in Flötzgebirgen, jedoch noch in Porphyrgebirgen, getroffen hat. Es ist auch eine der seltensten. Die Erze des Molybdäns und Scheels (Wolframmetalls) scheinen ebenfalls von ganz alter Formation und ziemlich gleichzeitiger Entstehung mit den Zinnerzen zu seyn. Die des Uraniums und Wismuths scheinen neuer; doch kommen sie auch nicht in Flötzgebirgen vor. Silber und Gold sind von neuerer Formation; Quecksilber von verschiedenem Alter, und sehr selten, dagegen die Formationen von Kupfer, Bley und Zink sehr zahlreich und von ungemein verschiedenem Bey dem Beweiſe der Ausfuͤllung durch naſſen Niederſchlag von oben herein legt Herr Werner den Satz zum Grunde, daß alle Floͤtzgebirge aus Bodenſaͤtzen des Waſſers entſtanden ſind, daß jede Schicht ein einzelner Bodenſatz ſey, und ſich eine uͤber der andern aus fortdauernd auf einander gefolgten Bodenſaͤtzen gebildet habe. Waren nun ganze mit ofnen Gebirgsſpalten verſehene Gegenden mit naſſer chemiſcher Aufloͤſung bedeckt, ſo mußte der Niederſchlag aus derſelben ſich nothwendig auch in die mit ſolcher Aufloͤſung gefuͤllten ofnen Spalten abſetzen. Wir finden eine Menge Beyſpiele von Gaͤngen, die mit eben den Maſſen ausgefuͤllt ſind, aus welchen die Gebirge beſtehen; von Lagern und Floͤtzen, welche die mehreſten Foſſilien enthalten, die wir auf den Gaͤngen antreffen. Auch die Geſchiebe und Verſteinerungen in den Gaͤngen, ſo wie die innere Structur derſelben, zeigen eine ſolche Ausfuͤllung an. Es giebt in einigen Gebirgen Gaͤnge, die bald nach der Formation des Gebirges, und noch ehe die Gebirgsmaſſe ganz erhaͤrtete und austrocknete, entſtanden ſeyn muͤſſen. Dieſe zeichnen ſich durch ihre Uebereinkunft im Geſtein mit der Gebirgsart, ihre ſehr geringe Maͤchtigkeit, ihre voͤllige Verwachſenheit mit der Gebirgsart, und die Durchdringung des Nebengeſteins nicht allein mit Erzarten, ſondern ſogar mit Geſteinart, aus, wie z. B. die Zinnſteingaͤnge zu Geyer, Ehrenfriedersdorf und Altenberg. Die Stockwerke beſtehen faſt immer aus ſolchen im Alter der Gebirgsart ſehr nahe kommenden, in ungemeiner Menge aufſetzenden Gaͤngen. Unter den Metallformationen fcheint Zinn eine der aͤlteſten zu ſeyn, da man es noch nie in Floͤtzgebirgen, jedoch noch in Porphyrgebirgen, getroffen hat. Es iſt auch eine der ſeltenſten. Die Erze des Molybdaͤns und Scheels (Wolframmetalls) ſcheinen ebenfalls von ganz alter Formation und ziemlich gleichzeitiger Entſtehung mit den Zinnerzen zu ſeyn. Die des Uraniums und Wismuths ſcheinen neuer; doch kommen ſie auch nicht in Floͤtzgebirgen vor. Silber und Gold ſind von neuerer Formation; Queckſilber von verſchiedenem Alter, und ſehr ſelten, dagegen die Formationen von Kupfer, Bley und Zink ſehr zahlreich und von ungemein verſchiedenem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0435" xml:id="P.5.423" n="423"/><lb/> </p> <p>Bey dem Beweiſe der Ausfuͤllung durch naſſen Niederſchlag von oben herein legt Herr <hi rendition="#b">Werner</hi> den Satz zum Grunde, daß alle Floͤtzgebirge aus Bodenſaͤtzen des Waſſers entſtanden ſind, daß jede Schicht ein einzelner Bodenſatz ſey, und ſich eine uͤber der andern aus fortdauernd auf einander gefolgten Bodenſaͤtzen gebildet habe. Waren nun ganze mit ofnen Gebirgsſpalten verſehene Gegenden mit naſſer chemiſcher Aufloͤſung bedeckt, ſo mußte der Niederſchlag aus derſelben ſich nothwendig auch in die mit ſolcher Aufloͤſung gefuͤllten ofnen Spalten abſetzen. Wir finden eine Menge Beyſpiele von Gaͤngen, die mit eben den Maſſen ausgefuͤllt ſind, aus welchen die Gebirge beſtehen; von Lagern und Floͤtzen, welche die mehreſten Foſſilien enthalten, die wir auf den Gaͤngen antreffen. Auch die Geſchiebe und Verſteinerungen in den Gaͤngen, ſo wie die innere Structur derſelben, zeigen eine ſolche Ausfuͤllung an.</p> <p>Es giebt in einigen Gebirgen Gaͤnge, die bald nach der Formation des Gebirges, und noch ehe die Gebirgsmaſſe ganz erhaͤrtete und austrocknete, entſtanden ſeyn muͤſſen. Dieſe zeichnen ſich durch ihre Uebereinkunft im Geſtein mit der Gebirgsart, ihre ſehr geringe Maͤchtigkeit, ihre voͤllige Verwachſenheit mit der Gebirgsart, und die Durchdringung des Nebengeſteins nicht allein mit Erzarten, ſondern ſogar mit Geſteinart, aus, wie z. B. die Zinnſteingaͤnge zu Geyer, Ehrenfriedersdorf und Altenberg. Die <hi rendition="#b">Stockwerke</hi> beſtehen faſt immer aus ſolchen im Alter der Gebirgsart ſehr nahe kommenden, in ungemeiner Menge aufſetzenden Gaͤngen.</p> <p>Unter den Metallformationen fcheint Zinn eine der aͤlteſten zu ſeyn, da man es noch nie in Floͤtzgebirgen, jedoch noch in Porphyrgebirgen, getroffen hat. Es iſt auch eine der ſeltenſten. Die Erze des Molybdaͤns und Scheels (Wolframmetalls) ſcheinen ebenfalls von ganz alter Formation und ziemlich gleichzeitiger Entſtehung mit den Zinnerzen zu ſeyn. Die des Uraniums und Wismuths ſcheinen neuer; doch kommen ſie auch nicht in Floͤtzgebirgen vor. Silber und Gold ſind von neuerer Formation; Queckſilber von verſchiedenem Alter, und ſehr ſelten, dagegen die Formationen von Kupfer, Bley und Zink ſehr zahlreich und von ungemein verſchiedenem<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [423/0435]
Bey dem Beweiſe der Ausfuͤllung durch naſſen Niederſchlag von oben herein legt Herr Werner den Satz zum Grunde, daß alle Floͤtzgebirge aus Bodenſaͤtzen des Waſſers entſtanden ſind, daß jede Schicht ein einzelner Bodenſatz ſey, und ſich eine uͤber der andern aus fortdauernd auf einander gefolgten Bodenſaͤtzen gebildet habe. Waren nun ganze mit ofnen Gebirgsſpalten verſehene Gegenden mit naſſer chemiſcher Aufloͤſung bedeckt, ſo mußte der Niederſchlag aus derſelben ſich nothwendig auch in die mit ſolcher Aufloͤſung gefuͤllten ofnen Spalten abſetzen. Wir finden eine Menge Beyſpiele von Gaͤngen, die mit eben den Maſſen ausgefuͤllt ſind, aus welchen die Gebirge beſtehen; von Lagern und Floͤtzen, welche die mehreſten Foſſilien enthalten, die wir auf den Gaͤngen antreffen. Auch die Geſchiebe und Verſteinerungen in den Gaͤngen, ſo wie die innere Structur derſelben, zeigen eine ſolche Ausfuͤllung an.
Es giebt in einigen Gebirgen Gaͤnge, die bald nach der Formation des Gebirges, und noch ehe die Gebirgsmaſſe ganz erhaͤrtete und austrocknete, entſtanden ſeyn muͤſſen. Dieſe zeichnen ſich durch ihre Uebereinkunft im Geſtein mit der Gebirgsart, ihre ſehr geringe Maͤchtigkeit, ihre voͤllige Verwachſenheit mit der Gebirgsart, und die Durchdringung des Nebengeſteins nicht allein mit Erzarten, ſondern ſogar mit Geſteinart, aus, wie z. B. die Zinnſteingaͤnge zu Geyer, Ehrenfriedersdorf und Altenberg. Die Stockwerke beſtehen faſt immer aus ſolchen im Alter der Gebirgsart ſehr nahe kommenden, in ungemeiner Menge aufſetzenden Gaͤngen.
Unter den Metallformationen fcheint Zinn eine der aͤlteſten zu ſeyn, da man es noch nie in Floͤtzgebirgen, jedoch noch in Porphyrgebirgen, getroffen hat. Es iſt auch eine der ſeltenſten. Die Erze des Molybdaͤns und Scheels (Wolframmetalls) ſcheinen ebenfalls von ganz alter Formation und ziemlich gleichzeitiger Entſtehung mit den Zinnerzen zu ſeyn. Die des Uraniums und Wismuths ſcheinen neuer; doch kommen ſie auch nicht in Floͤtzgebirgen vor. Silber und Gold ſind von neuerer Formation; Queckſilber von verſchiedenem Alter, und ſehr ſelten, dagegen die Formationen von Kupfer, Bley und Zink ſehr zahlreich und von ungemein verſchiedenem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |