Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Durch ein genaues Verfahren beym Verbrennen des Phosphors in atmosphärischer Luft, und durch andere Mittel, hat man das Verhältniß der Lebensluft zum Stickgas in der atmosphärischen Luft gewöhnlich wie 27 zu 73, bis 30 zu 70, gefunden (Lavoisier traite elem. de chimie. To. I. p. 33. sq.). Durch Vermischung beyder Luftarten in diesem Verhältnisse kan man auch eine der atmosphärischen Luft ganz ähnliche Flüßigkeit wieder herstellen. Der Antheil des kohlengesäuerten oder luftsauren Gas in der Atmosphäre ist sehr gering, scheint auch nach Localumständen sehr ungleich zu seyn, daher er von Einigen auf (1/16), von Andern nur auf (1/100) gesetzt wird. Durch die S. 355. erwähnten Operationen wird die Luft verdorben, nicht, weil Phlogiston in sie übergeht, sondern weil ihr respirabler Theil zersetzt, und der Sauerstoff ihr entzogen wird, woraus sich denn auch die Verminderung des Volumens und eigenthümlichen Gewichts von selbst und ohne alle Schwierigkeit erkläret. S. 357. u. f. wird die Vegetation als das kräftigste Gegenmittel angeführt, dessen sich die Natur zu Wiederherstellung und Verbesserung der atmosphärischen Luft bediene, um der Verderbung derselben durch Athemholen, Verbrennung, Fäulniß u. s. w. entgegen zu wirken, und die Atmosphäre stets in dem nöthigen mittlern Zustande der Reinigkeit zu erhalten. Wenn man bedenkt, wie viele Luft von Zeit zu Zeit durch Athmen, Verbrennungen u. s. w. zersetzt wird, so scheint die Vegetation allein zum Ersatz eines so großen Verlusts kaum hinreichend zu seyn, zumal da die Pflanzen nur den Tag über Sauerstoffgas liefern, in der Nacht aber, wenigstens nach den Behauptungen der besten Beobachter, eher zu Verderbung der Luft beytragen. Nach den Lehren der antiphlogistischen Chemie geschieht diese Verbesserung der Luft bey der Vegetation durch Zerlegung des Wassers, dessen Hydrogen sich mit der Pflanze verbindet, das Oxygen hingegen srey wird, und in Gasgestalt in die Atmosphäre übergeht. Nach diesem System ist es also größtentheils das
Durch ein genaues Verfahren beym Verbrennen des Phosphors in atmoſphaͤriſcher Luft, und durch andere Mittel, hat man das Verhaͤltniß der Lebensluft zum Stickgas in der atmoſphaͤriſchen Luft gewoͤhnlich wie 27 zu 73, bis 30 zu 70, gefunden (Lavoiſier traité elem. de chimie. To. I. p. 33. ſq.). Durch Vermiſchung beyder Luftarten in dieſem Verhaͤltniſſe kan man auch eine der atmoſphaͤriſchen Luft ganz aͤhnliche Fluͤßigkeit wieder herſtellen. Der Antheil des kohlengeſaͤuerten oder luftſauren Gas in der Atmoſphaͤre iſt ſehr gering, ſcheint auch nach Localumſtaͤnden ſehr ungleich zu ſeyn, daher er von Einigen auf (1/16), von Andern nur auf (1/100) geſetzt wird. Durch die S. 355. erwaͤhnten Operationen wird die Luft verdorben, nicht, weil Phlogiſton in ſie uͤbergeht, ſondern weil ihr reſpirabler Theil zerſetzt, und der Sauerſtoff ihr entzogen wird, woraus ſich denn auch die Verminderung des Volumens und eigenthuͤmlichen Gewichts von ſelbſt und ohne alle Schwierigkeit erklaͤret. S. 357. u. f. wird die Vegetation als das kraͤftigſte Gegenmittel angefuͤhrt, deſſen ſich die Natur zu Wiederherſtellung und Verbeſſerung der atmoſphaͤriſchen Luft bediene, um der Verderbung derſelben durch Athemholen, Verbrennung, Faͤulniß u. ſ. w. entgegen zu wirken, und die Atmoſphaͤre ſtets in dem noͤthigen mittlern Zuſtande der Reinigkeit zu erhalten. Wenn man bedenkt, wie viele Luft von Zeit zu Zeit durch Athmen, Verbrennungen u. ſ. w. zerſetzt wird, ſo ſcheint die Vegetation allein zum Erſatz eines ſo großen Verluſts kaum hinreichend zu ſeyn, zumal da die Pflanzen nur den Tag uͤber Sauerſtoffgas liefern, in der Nacht aber, wenigſtens nach den Behauptungen der beſten Beobachter, eher zu Verderbung der Luft beytragen. Nach den Lehren der antiphlogiſtiſchen Chemie geſchieht dieſe Verbeſſerung der Luft bey der Vegetation durch Zerlegung des Waſſers, deſſen Hydrogen ſich mit der Pflanze verbindet, das Oxygen hingegen ſrey wird, und in Gasgeſtalt in die Atmoſphaͤre uͤbergeht. Nach dieſem Syſtem iſt es alſo groͤßtentheils das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0438" xml:id="P.5.426" n="426"/><lb/> nur <hi rendition="#b">ausgeſchieden</hi> ſey, ſ. den Zuſatz des Artikels <hi rendition="#b">Verbrennung.</hi></p> <p>Durch ein genaues Verfahren beym Verbrennen des Phosphors in atmoſphaͤriſcher Luft, und durch andere Mittel, hat man das Verhaͤltniß der Lebensluft zum Stickgas in der atmoſphaͤriſchen Luft gewoͤhnlich wie 27 zu 73, bis 30 zu 70, gefunden <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Lavoiſier</hi> traité elem. de chimie. To. I. p. 33. ſq.).</hi> Durch Vermiſchung beyder Luftarten in dieſem Verhaͤltniſſe kan man auch eine der atmoſphaͤriſchen Luft ganz aͤhnliche Fluͤßigkeit wieder herſtellen. Der Antheil des kohlengeſaͤuerten oder luftſauren Gas in der Atmoſphaͤre iſt ſehr gering, ſcheint auch nach Localumſtaͤnden ſehr ungleich zu ſeyn, daher er von Einigen auf (1/16), von Andern nur auf (1/100) geſetzt wird.</p> <p>Durch die S. 355. erwaͤhnten Operationen wird die Luft verdorben, nicht, weil Phlogiſton in ſie uͤbergeht, ſondern weil ihr reſpirabler Theil zerſetzt, und der Sauerſtoff ihr entzogen wird, woraus ſich denn auch die <hi rendition="#b">Verminderung des Volumens</hi> und eigenthuͤmlichen Gewichts von ſelbſt und ohne alle Schwierigkeit erklaͤret.</p> <p>S. 357. u. f. wird die <hi rendition="#b">Vegetation</hi> als das kraͤftigſte Gegenmittel angefuͤhrt, deſſen ſich die Natur zu Wiederherſtellung und Verbeſſerung der atmoſphaͤriſchen Luft bediene, um der Verderbung derſelben durch Athemholen, Verbrennung, Faͤulniß u. ſ. w. entgegen zu wirken, und die Atmoſphaͤre ſtets in dem noͤthigen mittlern Zuſtande der Reinigkeit zu erhalten. Wenn man bedenkt, wie viele Luft von Zeit zu Zeit durch Athmen, Verbrennungen u. ſ. w. zerſetzt wird, ſo ſcheint die Vegetation allein zum Erſatz eines ſo großen Verluſts kaum hinreichend zu ſeyn, zumal da die Pflanzen nur den Tag uͤber Sauerſtoffgas liefern, in der Nacht aber, wenigſtens nach den Behauptungen der beſten Beobachter, eher zu Verderbung der Luft beytragen. Nach den Lehren der antiphlogiſtiſchen Chemie geſchieht dieſe Verbeſſerung der Luft bey der Vegetation durch Zerlegung des Waſſers, deſſen Hydrogen ſich mit der Pflanze verbindet, das Oxygen hingegen ſrey wird, und in Gasgeſtalt in die Atmoſphaͤre uͤbergeht. Nach dieſem Syſtem iſt es alſo groͤßtentheils das<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [426/0438]
nur ausgeſchieden ſey, ſ. den Zuſatz des Artikels Verbrennung.
Durch ein genaues Verfahren beym Verbrennen des Phosphors in atmoſphaͤriſcher Luft, und durch andere Mittel, hat man das Verhaͤltniß der Lebensluft zum Stickgas in der atmoſphaͤriſchen Luft gewoͤhnlich wie 27 zu 73, bis 30 zu 70, gefunden (Lavoiſier traité elem. de chimie. To. I. p. 33. ſq.). Durch Vermiſchung beyder Luftarten in dieſem Verhaͤltniſſe kan man auch eine der atmoſphaͤriſchen Luft ganz aͤhnliche Fluͤßigkeit wieder herſtellen. Der Antheil des kohlengeſaͤuerten oder luftſauren Gas in der Atmoſphaͤre iſt ſehr gering, ſcheint auch nach Localumſtaͤnden ſehr ungleich zu ſeyn, daher er von Einigen auf (1/16), von Andern nur auf (1/100) geſetzt wird.
Durch die S. 355. erwaͤhnten Operationen wird die Luft verdorben, nicht, weil Phlogiſton in ſie uͤbergeht, ſondern weil ihr reſpirabler Theil zerſetzt, und der Sauerſtoff ihr entzogen wird, woraus ſich denn auch die Verminderung des Volumens und eigenthuͤmlichen Gewichts von ſelbſt und ohne alle Schwierigkeit erklaͤret.
S. 357. u. f. wird die Vegetation als das kraͤftigſte Gegenmittel angefuͤhrt, deſſen ſich die Natur zu Wiederherſtellung und Verbeſſerung der atmoſphaͤriſchen Luft bediene, um der Verderbung derſelben durch Athemholen, Verbrennung, Faͤulniß u. ſ. w. entgegen zu wirken, und die Atmoſphaͤre ſtets in dem noͤthigen mittlern Zuſtande der Reinigkeit zu erhalten. Wenn man bedenkt, wie viele Luft von Zeit zu Zeit durch Athmen, Verbrennungen u. ſ. w. zerſetzt wird, ſo ſcheint die Vegetation allein zum Erſatz eines ſo großen Verluſts kaum hinreichend zu ſeyn, zumal da die Pflanzen nur den Tag uͤber Sauerſtoffgas liefern, in der Nacht aber, wenigſtens nach den Behauptungen der beſten Beobachter, eher zu Verderbung der Luft beytragen. Nach den Lehren der antiphlogiſtiſchen Chemie geſchieht dieſe Verbeſſerung der Luft bey der Vegetation durch Zerlegung des Waſſers, deſſen Hydrogen ſich mit der Pflanze verbindet, das Oxygen hingegen ſrey wird, und in Gasgeſtalt in die Atmoſphaͤre uͤbergeht. Nach dieſem Syſtem iſt es alſo groͤßtentheils das
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