Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


nicht gedrückt würde, mithin auch nicht zu widerstehen brauchte; für die horizontal bewegende dritte Kraft aber wäre so etwas völlig gleichgültig. Wollte man ja von einem Widerstande, von einer Gegenkraft reden, so müßte man diese dem trägen Körper beylegen, und könnte alsdann nicht mehr, wie Herr Gren thut, das Träge dem Widerstehenden entgegensetzen.

Eben darinn besteht ja die Trägheit, daß zu Hervorbringung der Bewegung eine Ursache, nemlich die Verwendung einer Kraft, erfordert wird. Die verwendete Kraft hat das ihrige gethan; sie kan nun nichts weiter wirken, und scheint durch die Trägheit aufgehoben. So fließt es aus dem Begriffe von Trägheit selbst, daß man sich Gegenwirkung bey ihr denken könne. Wer dieses läugnet, und zu Verminderung jeder Kraft schlechterdings den Widerstand inhärirender, von der Trägheit verschiedener, Kräfte erfordert, der gewöhnt die Anfänger, Dinge zu verbinden, die nichts mit einander zu schaffen haben, und bringt ihnen Vorstellungen bey, die sie erst mit Mühe wieder ablegen müssen, ehe sie zu deutlichen Grundbegriffen in der Mechanik gelangen können.

Gehör.

Zu Th. II. S. 450.

Herr Scarpa (Anatom. disquis. de auditu et olfactu. Ticini, 1789. fol.) hat unter andern wichtigen Bemerkungen über das Gehörwerkzeug auch die Entdeckung bekannt gemacht, daß nicht die knöchernen Bogengänge des Labyrinths (canales semicirculares, S. 447.), sondern vielmehr die in selbigen locker liegenden membranösen, an dem einen Ende sich in Ampullen erweiternden, Bogengänge das eigentliche Organ des Gehörs ausmachen. Diese stellen gleichsam ein neues Labyrinth in dem alten bekannten dar, und sind diejenigen Theile, durch welche die Erschütterung fortgepflanzt wird.

Geographie.

Zu Th. II. S. 457.

Von Bergmanns physikalischer Beschreibung der Erdkugel, nach der Uebersetzung des Herrn Prof. Röhl, ist zu


nicht gedruͤckt wuͤrde, mithin auch nicht zu widerſtehen brauchte; fuͤr die horizontal bewegende dritte Kraft aber waͤre ſo etwas voͤllig gleichguͤltig. Wollte man ja von einem Widerſtande, von einer Gegenkraft reden, ſo muͤßte man dieſe dem traͤgen Koͤrper beylegen, und koͤnnte alsdann nicht mehr, wie Herr Gren thut, das Traͤge dem Widerſtehenden entgegenſetzen.

Eben darinn beſteht ja die Traͤgheit, daß zu Hervorbringung der Bewegung eine Urſache, nemlich die Verwendung einer Kraft, erfordert wird. Die verwendete Kraft hat das ihrige gethan; ſie kan nun nichts weiter wirken, und ſcheint durch die Traͤgheit aufgehoben. So fließt es aus dem Begriffe von Traͤgheit ſelbſt, daß man ſich Gegenwirkung bey ihr denken koͤnne. Wer dieſes laͤugnet, und zu Verminderung jeder Kraft ſchlechterdings den Widerſtand inhaͤrirender, von der Traͤgheit verſchiedener, Kraͤfte erfordert, der gewoͤhnt die Anfaͤnger, Dinge zu verbinden, die nichts mit einander zu ſchaffen haben, und bringt ihnen Vorſtellungen bey, die ſie erſt mit Muͤhe wieder ablegen muͤſſen, ehe ſie zu deutlichen Grundbegriffen in der Mechanik gelangen koͤnnen.

Gehoͤr.

Zu Th. II. S. 450.

Herr Scarpa (Anatom. disquiſ. de auditu et olfactu. Ticini, 1789. fol.) hat unter andern wichtigen Bemerkungen uͤber das Gehoͤrwerkzeug auch die Entdeckung bekannt gemacht, daß nicht die knoͤchernen Bogengaͤnge des Labyrinths (canales ſemicirculares, S. 447.), ſondern vielmehr die in ſelbigen locker liegenden membranoͤſen, an dem einen Ende ſich in Ampullen erweiternden, Bogengaͤnge das eigentliche Organ des Gehoͤrs ausmachen. Dieſe ſtellen gleichſam ein neues Labyrinth in dem alten bekannten dar, und ſind diejenigen Theile, durch welche die Erſchuͤtterung fortgepflanzt wird.

Geographie.

Zu Th. II. S. 457.

Von Bergmanns phyſikaliſcher Beſchreibung der Erdkugel, nach der Ueberſetzung des Herrn Prof. Roͤhl, iſt zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0489" xml:id="P.5.477" n="477"/><lb/>
nicht gedru&#x0364;ckt wu&#x0364;rde, mithin auch nicht zu wider&#x017F;tehen brauchte; fu&#x0364;r die horizontal bewegende dritte Kraft aber wa&#x0364;re &#x017F;o etwas vo&#x0364;llig gleichgu&#x0364;ltig. Wollte man ja von einem Wider&#x017F;tande, von einer Gegenkraft reden, &#x017F;o mu&#x0364;ßte man die&#x017F;e dem <hi rendition="#b">tra&#x0364;gen</hi> Ko&#x0364;rper beylegen, und ko&#x0364;nnte alsdann nicht mehr, wie Herr <hi rendition="#b">Gren</hi> thut, das Tra&#x0364;ge dem Wider&#x017F;tehenden entgegen&#x017F;etzen.</p>
              <p>Eben darinn be&#x017F;teht ja die <hi rendition="#b">Tra&#x0364;gheit,</hi> daß zu Hervorbringung der Bewegung eine Ur&#x017F;ache, nemlich die Verwendung einer Kraft, erfordert wird. Die verwendete Kraft hat das ihrige gethan; &#x017F;ie kan nun nichts weiter wirken, und &#x017F;cheint durch die Tra&#x0364;gheit aufgehoben. So fließt es aus dem Begriffe von Tra&#x0364;gheit &#x017F;elb&#x017F;t, daß man &#x017F;ich Gegenwirkung bey ihr denken ko&#x0364;nne. Wer die&#x017F;es la&#x0364;ugnet, und zu Verminderung jeder Kraft &#x017F;chlechterdings den Wider&#x017F;tand inha&#x0364;rirender, von der Tra&#x0364;gheit ver&#x017F;chiedener, Kra&#x0364;fte erfordert, der gewo&#x0364;hnt die Anfa&#x0364;nger, Dinge zu verbinden, die nichts mit einander zu &#x017F;chaffen haben, und bringt ihnen Vor&#x017F;tellungen bey, die &#x017F;ie er&#x017F;t mit Mu&#x0364;he wieder ablegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ehe &#x017F;ie zu deutlichen Grundbegriffen in der Mechanik gelangen ko&#x0364;nnen.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Geho&#x0364;r.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 450.</hi> </p>
              <p>Herr <hi rendition="#b">Scarpa</hi> <hi rendition="#aq">(Anatom. disqui&#x017F;. de auditu et olfactu. Ticini, 1789. fol.)</hi> hat unter andern wichtigen Bemerkungen u&#x0364;ber das Geho&#x0364;rwerkzeug auch die Entdeckung bekannt gemacht, daß nicht die kno&#x0364;chernen Bogenga&#x0364;nge des Labyrinths <hi rendition="#aq">(canales &#x017F;emicirculares,</hi> S. 447.), &#x017F;ondern vielmehr die in &#x017F;elbigen locker liegenden membrano&#x0364;&#x017F;en, an dem einen Ende &#x017F;ich in Ampullen erweiternden, Bogenga&#x0364;nge das eigentliche Organ des Geho&#x0364;rs ausmachen. Die&#x017F;e &#x017F;tellen gleich&#x017F;am ein neues Labyrinth in dem alten bekannten dar, und &#x017F;ind diejenigen Theile, durch welche die Er&#x017F;chu&#x0364;tterung fortgepflanzt wird.</p>
            </div>
            <div n="2">
              <head>Geographie.</head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Zu Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 457.</hi> </p>
              <p>Von <hi rendition="#b">Bergmanns</hi> phy&#x017F;ikali&#x017F;cher Be&#x017F;chreibung der Erdkugel, nach der Ueber&#x017F;etzung des Herrn Prof. <hi rendition="#b">Ro&#x0364;hl,</hi> i&#x017F;t zu<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0489] nicht gedruͤckt wuͤrde, mithin auch nicht zu widerſtehen brauchte; fuͤr die horizontal bewegende dritte Kraft aber waͤre ſo etwas voͤllig gleichguͤltig. Wollte man ja von einem Widerſtande, von einer Gegenkraft reden, ſo muͤßte man dieſe dem traͤgen Koͤrper beylegen, und koͤnnte alsdann nicht mehr, wie Herr Gren thut, das Traͤge dem Widerſtehenden entgegenſetzen. Eben darinn beſteht ja die Traͤgheit, daß zu Hervorbringung der Bewegung eine Urſache, nemlich die Verwendung einer Kraft, erfordert wird. Die verwendete Kraft hat das ihrige gethan; ſie kan nun nichts weiter wirken, und ſcheint durch die Traͤgheit aufgehoben. So fließt es aus dem Begriffe von Traͤgheit ſelbſt, daß man ſich Gegenwirkung bey ihr denken koͤnne. Wer dieſes laͤugnet, und zu Verminderung jeder Kraft ſchlechterdings den Widerſtand inhaͤrirender, von der Traͤgheit verſchiedener, Kraͤfte erfordert, der gewoͤhnt die Anfaͤnger, Dinge zu verbinden, die nichts mit einander zu ſchaffen haben, und bringt ihnen Vorſtellungen bey, die ſie erſt mit Muͤhe wieder ablegen muͤſſen, ehe ſie zu deutlichen Grundbegriffen in der Mechanik gelangen koͤnnen. Gehoͤr. Zu Th. II. S. 450. Herr Scarpa (Anatom. disquiſ. de auditu et olfactu. Ticini, 1789. fol.) hat unter andern wichtigen Bemerkungen uͤber das Gehoͤrwerkzeug auch die Entdeckung bekannt gemacht, daß nicht die knoͤchernen Bogengaͤnge des Labyrinths (canales ſemicirculares, S. 447.), ſondern vielmehr die in ſelbigen locker liegenden membranoͤſen, an dem einen Ende ſich in Ampullen erweiternden, Bogengaͤnge das eigentliche Organ des Gehoͤrs ausmachen. Dieſe ſtellen gleichſam ein neues Labyrinth in dem alten bekannten dar, und ſind diejenigen Theile, durch welche die Erſchuͤtterung fortgepflanzt wird. Geographie. Zu Th. II. S. 457. Von Bergmanns phyſikaliſcher Beſchreibung der Erdkugel, nach der Ueberſetzung des Herrn Prof. Roͤhl, iſt zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/489
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/489>, abgerufen am 26.06.2024.