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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Kräfte nach oben zu in einen Punkt vereinigen. Dadurch soll die Reibung des Zapfens, der den Zeiger trägt, besser, als durch ein einziges Haar, überwunden werden; unstreitig aber wird auch das Instrument selbst verwickelter, und verliert an Zuverläßigkeit seines Ganges.

Herr de Luc hat dagegen wider die Anwendbarkeit des Haares selbst, und aller Fäden überhaupt, wichtige Einwürfe gemacht, die sich auf neue und wiederholte Versuche gründen. Bey diesen Versuchen hatten Streifen von Fischbein, Federkiel, Tannenholz u. s. w., senkrecht auf die Richtung der Längenfiebern ausgeschnitten, immer einen regelmäßigen Gang, indeß Fäden, von eben denselben Materien nach der Länge der Fibern genommen, den Streifen bey gleicher Feuchtigkeit beträchtlich voreilten, den Grad der äußersten Feuchtigkeit viel zu früh erreichten, bey zunehmender Feuchtigkeit sogar darüber hinausgiengen, dann aber rückgängig wurden, und endlich bey wirklicher größter Feuchtigkeit des Mediums zum gehörigen Grade wieder zurückkamen. Folgende Tabelle wird dieses erläutern.

FischbeinFischbein
StreifenFädenStreifenFäden
Gr. Trockenh.0 .0,055 .88,8
5 .12,160 .91,3
10 .30,165 .93,3
15 .41,170 .95,6
20 .51,175 .97,6
25 .59,180 .98,6
30 .65,685 .99,6
35 .71,190 .100,1
40 .76,595 .100,5
45 .81,8100 .100Gr. Feuchtigk.
50 .85,8

Herr de Luc entwickelt sehr scharfsinnig die Ursache dieses unregelmäßigen Ganges der Fäden, worinn sich ein Rückwärtsgehen bey der Sättigung mit Wasser zeigt, welches seinen Einfluß schon lange vorher äußert. Er bestätigt seine Theorie hierüber durch viele Versuche mit Fäden und Streifen,


Kraͤfte nach oben zu in einen Punkt vereinigen. Dadurch ſoll die Reibung des Zapfens, der den Zeiger traͤgt, beſſer, als durch ein einziges Haar, uͤberwunden werden; unſtreitig aber wird auch das Inſtrument ſelbſt verwickelter, und verliert an Zuverlaͤßigkeit ſeines Ganges.

Herr de Luc hat dagegen wider die Anwendbarkeit des Haares ſelbſt, und aller Faͤden uͤberhaupt, wichtige Einwuͤrfe gemacht, die ſich auf neue und wiederholte Verſuche gruͤnden. Bey dieſen Verſuchen hatten Streifen von Fiſchbein, Federkiel, Tannenholz u. ſ. w., ſenkrecht auf die Richtung der Laͤngenfiebern ausgeſchnitten, immer einen regelmaͤßigen Gang, indeß Faͤden, von eben denſelben Materien nach der Laͤnge der Fibern genommen, den Streifen bey gleicher Feuchtigkeit betraͤchtlich voreilten, den Grad der aͤußerſten Feuchtigkeit viel zu fruͤh erreichten, bey zunehmender Feuchtigkeit ſogar daruͤber hinausgiengen, dann aber ruͤckgaͤngig wurden, und endlich bey wirklicher groͤßter Feuchtigkeit des Mediums zum gehoͤrigen Grade wieder zuruͤckkamen. Folgende Tabelle wird dieſes erlaͤutern.

FiſchbeinFiſchbein
StreifenFaͤdenStreifenFaͤden
Gr. Trockenh.0 .0,055 .88,8
5 .12,160 .91,3
10 .30,165 .93,3
15 .41,170 .95,6
20 .51,175 .97,6
25 .59,180 .98,6
30 .65,685 .99,6
35 .71,190 .100,1
40 .76,595 .100,5
45 .81,8100 .100Gr. Feuchtigk.
50 .85,8

Herr de Luc entwickelt ſehr ſcharfſinnig die Urſache dieſes unregelmaͤßigen Ganges der Faͤden, worinn ſich ein Ruͤckwaͤrtsgehen bey der Saͤttigung mit Waſſer zeigt, welches ſeinen Einfluß ſchon lange vorher aͤußert. Er beſtaͤtigt ſeine Theorie hieruͤber durch viele Verſuche mit Faͤden und Streifen,

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[508/0520] Kraͤfte nach oben zu in einen Punkt vereinigen. Dadurch ſoll die Reibung des Zapfens, der den Zeiger traͤgt, beſſer, als durch ein einziges Haar, uͤberwunden werden; unſtreitig aber wird auch das Inſtrument ſelbſt verwickelter, und verliert an Zuverlaͤßigkeit ſeines Ganges. Herr de Luc hat dagegen wider die Anwendbarkeit des Haares ſelbſt, und aller Faͤden uͤberhaupt, wichtige Einwuͤrfe gemacht, die ſich auf neue und wiederholte Verſuche gruͤnden. Bey dieſen Verſuchen hatten Streifen von Fiſchbein, Federkiel, Tannenholz u. ſ. w., ſenkrecht auf die Richtung der Laͤngenfiebern ausgeſchnitten, immer einen regelmaͤßigen Gang, indeß Faͤden, von eben denſelben Materien nach der Laͤnge der Fibern genommen, den Streifen bey gleicher Feuchtigkeit betraͤchtlich voreilten, den Grad der aͤußerſten Feuchtigkeit viel zu fruͤh erreichten, bey zunehmender Feuchtigkeit ſogar daruͤber hinausgiengen, dann aber ruͤckgaͤngig wurden, und endlich bey wirklicher groͤßter Feuchtigkeit des Mediums zum gehoͤrigen Grade wieder zuruͤckkamen. Folgende Tabelle wird dieſes erlaͤutern. Fiſchbein Fiſchbein Streifen Faͤden Streifen Faͤden Gr. Trockenh. 0 . 0,0 55 . 88,8 5 . 12,1 60 . 91,3 10 . 30,1 65 . 93,3 15 . 41,1 70 . 95,6 20 . 51,1 75 . 97,6 25 . 59,1 80 . 98,6 30 . 65,6 85 . 99,6 35 . 71,1 90 . 100,1 40 . 76,5 95 . 100,5 45 . 81,8 100 . 100 Gr. Feuchtigk. 50 . 85,8 Herr de Luc entwickelt ſehr ſcharfſinnig die Urſache dieſes unregelmaͤßigen Ganges der Faͤden, worinn ſich ein Ruͤckwaͤrtsgehen bey der Saͤttigung mit Waſſer zeigt, welches ſeinen Einfluß ſchon lange vorher aͤußert. Er beſtaͤtigt ſeine Theorie hieruͤber durch viele Verſuche mit Faͤden und Streifen,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/520>, abgerufen am 24.11.2024.