die Matrix oder das Vehikel für die verschiedenen Gasarten, und das allgemeinste Werkzeug zur Erzeugung und Fortpflanzung des Schalles. Den Lichtstoff stellt sich Herr Voigt nach Eulers Hypothese als ein elastisches Mittel vor, in welchem durch verschiedene Ursachen, unter andern durch das Gegeneinanderschlagen der beyden Brennstoffe, oder der beyden elektrischen Stoffe, oder zweyer Kiesel u. dgl., Vibration entstehen.
Die Erklärungsart dieser Theorie kan ich nur durch wenige Beyspiele erläutern. Wenn man zu der mit Wasser vermischten Eisenfeile Vitriolöl gießt, so entläßt die concentrirte Säure eine Menge männlichen Brennstoff, und dieser bringt mit dem in der Luft der Entbindungsflasche vorhandenen weiblichen eine Erhitzung zuwege (Aber die Erhitzung erfolgt ja auch, wenn man während des Processes mehr Vitriolöl zugießt, obgleich alsdann die Flasche ganz mit brennbarer Luft gefüllt, und kein weiblicher Brennstoff vorhanden ist). Diese Erhitzung lockert den männlichen Brennstoff im Eisen auf. Zugleich macht die Säure ein Anneigungsmittel zwischen der Erde des Eisens und dem Wasser; das gesäuerte Wasser dringt in die Erde des Eisens ein, der männliche Brennstoff verläßt diese Erde, und bildet mit dem Wasser männliches Brenngas.
Wenn man Salpeter oder Braunstein glühet, so wird das Krystallisationswasser dieser Körper so frey gemacht, daß sich aus dem gepaarten Brennstoff des eingedrungenen Glühfeuers der weibliche Theil mit diesem Wasser zu weiblichem Brenngas verbindet, indem sich der männliche mit der Erde des Braunsteins oder dem Alkali und der Säure des Salpeters vereiniget.
Wenn man Quecksilber für sich verkalkt, so lockert die Hitze den männlichen Brennstoff in der Erde des Quecksilbers so auf, daß er sich nach und nach mit dem weiblichen in der Luft paart, und als gepaarter Brennstoff davongeht; dafür tritt das ausgeschiedene Wasser aus der Luft an die Erde, und vermehrt ihr Gewicht. Bringt man nun diesen Kalk wieder in die Glühhitze, und hält jetzt die äußere Luft ab, so legt sich der männliche Theil aus dem Glühfeuer an die
die Matrix oder das Vehikel fuͤr die verſchiedenen Gasarten, und das allgemeinſte Werkzeug zur Erzeugung und Fortpflanzung des Schalles. Den Lichtſtoff ſtellt ſich Herr Voigt nach Eulers Hypotheſe als ein elaſtiſches Mittel vor, in welchem durch verſchiedene Urſachen, unter andern durch das Gegeneinanderſchlagen der beyden Brennſtoffe, oder der beyden elektriſchen Stoffe, oder zweyer Kieſel u. dgl., Vibration entſtehen.
Die Erklaͤrungsart dieſer Theorie kan ich nur durch wenige Beyſpiele erlaͤutern. Wenn man zu der mit Waſſer vermiſchten Eiſenfeile Vitrioloͤl gießt, ſo entlaͤßt die concentrirte Saͤure eine Menge maͤnnlichen Brennſtoff, und dieſer bringt mit dem in der Luft der Entbindungsflaſche vorhandenen weiblichen eine Erhitzung zuwege (Aber die Erhitzung erfolgt ja auch, wenn man waͤhrend des Proceſſes mehr Vitrioloͤl zugießt, obgleich alsdann die Flaſche ganz mit brennbarer Luft gefuͤllt, und kein weiblicher Brennſtoff vorhanden iſt). Dieſe Erhitzung lockert den maͤnnlichen Brennſtoff im Eiſen auf. Zugleich macht die Saͤure ein Anneigungsmittel zwiſchen der Erde des Eiſens und dem Waſſer; das geſaͤuerte Waſſer dringt in die Erde des Eiſens ein, der maͤnnliche Brennſtoff verlaͤßt dieſe Erde, und bildet mit dem Waſſer maͤnnliches Brenngas.
Wenn man Salpeter oder Braunſtein gluͤhet, ſo wird das Kryſtalliſationswaſſer dieſer Koͤrper ſo frey gemacht, daß ſich aus dem gepaarten Brennſtoff des eingedrungenen Gluͤhfeuers der weibliche Theil mit dieſem Waſſer zu weiblichem Brenngas verbindet, indem ſich der maͤnnliche mit der Erde des Braunſteins oder dem Alkali und der Saͤure des Salpeters vereiniget.
Wenn man Queckſilber fuͤr ſich verkalkt, ſo lockert die Hitze den maͤnnlichen Brennſtoff in der Erde des Queckſilbers ſo auf, daß er ſich nach und nach mit dem weiblichen in der Luft paart, und als gepaarter Brennſtoff davongeht; dafuͤr tritt das ausgeſchiedene Waſſer aus der Luft an die Erde, und vermehrt ihr Gewicht. Bringt man nun dieſen Kalk wieder in die Gluͤhhitze, und haͤlt jetzt die aͤußere Luft ab, ſo legt ſich der maͤnnliche Theil aus dem Gluͤhfeuer an die
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die Matrix oder das Vehikel fuͤr die verſchiedenen Gasarten, und das allgemeinſte Werkzeug zur Erzeugung und Fortpflanzung des Schalles. Den Lichtſtoff ſtellt ſich Herr Voigt nach Eulers Hypotheſe als ein elaſtiſches Mittel vor, in welchem durch verſchiedene Urſachen, unter andern durch das Gegeneinanderſchlagen der beyden Brennſtoffe, oder der beyden elektriſchen Stoffe, oder zweyer Kieſel u. dgl., Vibration entſtehen.
Die Erklaͤrungsart dieſer Theorie kan ich nur durch wenige Beyſpiele erlaͤutern. Wenn man zu der mit Waſſer vermiſchten Eiſenfeile Vitrioloͤl gießt, ſo entlaͤßt die concentrirte Saͤure eine Menge maͤnnlichen Brennſtoff, und dieſer bringt mit dem in der Luft der Entbindungsflaſche vorhandenen weiblichen eine Erhitzung zuwege (Aber die Erhitzung erfolgt ja auch, wenn man waͤhrend des Proceſſes mehr Vitrioloͤl zugießt, obgleich alsdann die Flaſche ganz mit brennbarer Luft gefuͤllt, und kein weiblicher Brennſtoff vorhanden iſt). Dieſe Erhitzung lockert den maͤnnlichen Brennſtoff im Eiſen auf. Zugleich macht die Saͤure ein Anneigungsmittel zwiſchen der Erde des Eiſens und dem Waſſer; das geſaͤuerte Waſſer dringt in die Erde des Eiſens ein, der maͤnnliche Brennſtoff verlaͤßt dieſe Erde, und bildet mit dem Waſſer maͤnnliches Brenngas.
Wenn man Salpeter oder Braunſtein gluͤhet, ſo wird das Kryſtalliſationswaſſer dieſer Koͤrper ſo frey gemacht, daß ſich aus dem gepaarten Brennſtoff des eingedrungenen Gluͤhfeuers der weibliche Theil mit dieſem Waſſer zu weiblichem Brenngas verbindet, indem ſich der maͤnnliche mit der Erde des Braunſteins oder dem Alkali und der Saͤure des Salpeters vereiniget.
Wenn man Queckſilber fuͤr ſich verkalkt, ſo lockert die Hitze den maͤnnlichen Brennſtoff in der Erde des Queckſilbers ſo auf, daß er ſich nach und nach mit dem weiblichen in der Luft paart, und als gepaarter Brennſtoff davongeht; dafuͤr tritt das ausgeſchiedene Waſſer aus der Luft an die Erde, und vermehrt ihr Gewicht. Bringt man nun dieſen Kalk wieder in die Gluͤhhitze, und haͤlt jetzt die aͤußere Luft ab, ſo legt ſich der maͤnnliche Theil aus dem Gluͤhfeuer an die
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/718>, abgerufen am 22.11.2024.
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