Ausathmen 4--5 Pulsschläge. Bey drey gesunden sitzenden Personen von verschiedener Länge waren des Morgens der Pulsschläge 65, 72, 116, und der Athemzüge 17, 19, 30. Die mittlere Zahl der Pulsschläge und der Einathmungen in einer gegebenen Zeit stehen demzufolge mit einander in Verhältnisse.
Je mehr Blut aus dem Herzen in die Lunge kömmt, desto öfteres Athemholen ist nöthig; je weniger, desto langsameres. Je kleiner die Einathmung, desto schneller ist dieselbe: solche schnelle und vollkommne Einathmungen finden gemeiniglich kurz vor dem Tode statt.
Das Blut, welches durch die Lungenpulsader aus der rechten Herzkammer in die Lunge kömmt, hat eine schwarze Farbe. Dasjenige hingegen, welches durch die Venen aus der Lunge in die linke Herzkammer kömmt, sieht hochroth aus. Mithin wird durch das Athemholen, wie schon im Artikel (S. 148. 149.) bemerkt ist, die schwarze Farbe des Bluts in eine rothe verwandelt.
Nicht blos die warmblütigen Thiere, sondern auch die mit kaltem Blute, bewirken durch ihr Athmen Veränderungen der Luft. Selbst Insecten und Gewürme zersetzen bey ihrer Respiration, nach neuern Erfahrungen, die Lebensluft (Chemische und physiologische Beob. über die Respiration der Insecten und Würmer, von Vauquelin, aus den Annal. de chimie T. XII. p. 273. übers. in Grens Journal d. Phys. B. VII. S. 453. u. f.) auf eine Art, die dem Einund Aushauchen der Pflanzen ähnlicher ist.
Nach Lavoisier und Crawford ist nun die Erklärung dieser Phänomene folgende. Bey dem Athemholen sondert sich aus dem venösen Blute gekohltes Wasserstoffgas (schwere brennbare Luft, s. den Zusatz zu dem Art. Gas, brennbares) ab, und verbindet sich mit dem Sauerstoffgas der atmosphärischen Luft; aus der Verbindung des Kohlenstoffs mit diesem Sauerstoffgas entsteht das kohlengesäuerte Gas, welches beym Ausathmen zum Vorschein kömmt; ferner entstehen aus der Verbindung des Wasserstoffs mit dem Sauerstoff der Atmosphäre die Wasserdämpfe, welche sich bey dem Ausathmen zeigen; endlich kömmt die veränderte
Ausathmen 4—5 Pulsſchlaͤge. Bey drey geſunden ſitzenden Perſonen von verſchiedener Laͤnge waren des Morgens der Pulsſchlaͤge 65, 72, 116, und der Athemzuͤge 17, 19, 30. Die mittlere Zahl der Pulsſchlaͤge und der Einathmungen in einer gegebenen Zeit ſtehen demzufolge mit einander in Verhaͤltniſſe.
Je mehr Blut aus dem Herzen in die Lunge koͤmmt, deſto oͤfteres Athemholen iſt noͤthig; je weniger, deſto langſameres. Je kleiner die Einathmung, deſto ſchneller iſt dieſelbe: ſolche ſchnelle und vollkommne Einathmungen finden gemeiniglich kurz vor dem Tode ſtatt.
Das Blut, welches durch die Lungenpulsader aus der rechten Herzkammer in die Lunge koͤmmt, hat eine ſchwarze Farbe. Dasjenige hingegen, welches durch die Venen aus der Lunge in die linke Herzkammer koͤmmt, ſieht hochroth aus. Mithin wird durch das Athemholen, wie ſchon im Artikel (S. 148. 149.) bemerkt iſt, die ſchwarze Farbe des Bluts in eine rothe verwandelt.
Nicht blos die warmbluͤtigen Thiere, ſondern auch die mit kaltem Blute, bewirken durch ihr Athmen Veraͤnderungen der Luft. Selbſt Inſecten und Gewuͤrme zerſetzen bey ihrer Reſpiration, nach neuern Erfahrungen, die Lebensluft (Chemiſche und phyſiologiſche Beob. uͤber die Reſpiration der Inſecten und Wuͤrmer, von Vauquelin, aus den Annal. de chimie T. XII. p. 273. uͤberſ. in Grens Journal d. Phyſ. B. VII. S. 453. u. f.) auf eine Art, die dem Einund Aushauchen der Pflanzen aͤhnlicher iſt.
Nach Lavoiſier und Crawford iſt nun die Erklaͤrung dieſer Phaͤnomene folgende. Bey dem Athemholen ſondert ſich aus dem venoͤſen Blute gekohltes Waſſerſtoffgas (ſchwere brennbare Luft, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Gas, brennbares) ab, und verbindet ſich mit dem Sauerſtoffgas der atmoſphaͤriſchen Luft; aus der Verbindung des Kohlenſtoffs mit dieſem Sauerſtoffgas entſteht das kohlengeſaͤuerte Gas, welches beym Ausathmen zum Vorſchein koͤmmt; ferner entſtehen aus der Verbindung des Waſſerſtoffs mit dem Sauerſtoff der Atmoſphaͤre die Waſſerdaͤmpfe, welche ſich bey dem Ausathmen zeigen; endlich koͤmmt die veraͤnderte
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Ausathmen 4—5 Pulsſchlaͤge. Bey drey geſunden ſitzenden Perſonen von verſchiedener Laͤnge waren des Morgens der Pulsſchlaͤge 65, 72, 116, und der Athemzuͤge 17, 19, 30. Die mittlere Zahl der Pulsſchlaͤge und der Einathmungen in einer gegebenen Zeit ſtehen demzufolge mit einander in Verhaͤltniſſe.</p><p>Je mehr Blut aus dem Herzen in die Lunge koͤmmt, deſto oͤfteres Athemholen iſt noͤthig; je weniger, deſto langſameres. Je kleiner die Einathmung, deſto ſchneller iſt dieſelbe: ſolche ſchnelle und vollkommne Einathmungen finden gemeiniglich kurz vor dem Tode ſtatt.</p><p>Das Blut, welches durch die Lungenpulsader aus der rechten Herzkammer in die Lunge koͤmmt, hat eine ſchwarze Farbe. Dasjenige hingegen, welches durch die Venen aus der Lunge in die linke Herzkammer koͤmmt, ſieht hochroth aus. Mithin wird durch das Athemholen, wie ſchon im Artikel (S. 148. 149.) bemerkt iſt, die ſchwarze Farbe des Bluts in eine rothe verwandelt.</p><p>Nicht blos die warmbluͤtigen Thiere, ſondern auch die mit kaltem Blute, bewirken durch ihr Athmen Veraͤnderungen der Luft. Selbſt Inſecten und Gewuͤrme zerſetzen bey ihrer Reſpiration, nach neuern Erfahrungen, die Lebensluft (Chemiſche und phyſiologiſche Beob. uͤber die Reſpiration der Inſecten und Wuͤrmer, von <hirendition="#b">Vauquelin,</hi> aus den <hirendition="#aq">Annal. de chimie T. XII. p. 273.</hi> uͤberſ. in <hirendition="#b">Grens</hi> Journal d. Phyſ. B. <hirendition="#aq">VII.</hi> S. 453. u. f.) auf eine Art, die dem Einund Aushauchen der Pflanzen aͤhnlicher iſt.</p><p>Nach <hirendition="#b">Lavoiſier</hi> und <hirendition="#b">Crawford</hi> iſt nun die Erklaͤrung dieſer Phaͤnomene folgende. Bey dem Athemholen ſondert ſich aus dem venoͤſen Blute <hirendition="#b">gekohltes Waſſerſtoffgas</hi> (ſchwere brennbare Luft, ſ. den Zuſatz zu dem Art. <hirendition="#b">Gas, brennbares</hi>) ab, und verbindet ſich mit dem Sauerſtoffgas der atmoſphaͤriſchen Luft; aus der Verbindung des Kohlenſtoffs mit dieſem Sauerſtoffgas entſteht das kohlengeſaͤuerte Gas, welches beym Ausathmen zum Vorſchein koͤmmt; ferner entſtehen aus der Verbindung des Waſſerſtoffs mit dem Sauerſtoff der Atmoſphaͤre die Waſſerdaͤmpfe, welche ſich bey dem Ausathmen zeigen; endlich koͤmmt die veraͤnderte<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Ausathmen 4—5 Pulsſchlaͤge. Bey drey geſunden ſitzenden Perſonen von verſchiedener Laͤnge waren des Morgens der Pulsſchlaͤge 65, 72, 116, und der Athemzuͤge 17, 19, 30. Die mittlere Zahl der Pulsſchlaͤge und der Einathmungen in einer gegebenen Zeit ſtehen demzufolge mit einander in Verhaͤltniſſe.
Je mehr Blut aus dem Herzen in die Lunge koͤmmt, deſto oͤfteres Athemholen iſt noͤthig; je weniger, deſto langſameres. Je kleiner die Einathmung, deſto ſchneller iſt dieſelbe: ſolche ſchnelle und vollkommne Einathmungen finden gemeiniglich kurz vor dem Tode ſtatt.
Das Blut, welches durch die Lungenpulsader aus der rechten Herzkammer in die Lunge koͤmmt, hat eine ſchwarze Farbe. Dasjenige hingegen, welches durch die Venen aus der Lunge in die linke Herzkammer koͤmmt, ſieht hochroth aus. Mithin wird durch das Athemholen, wie ſchon im Artikel (S. 148. 149.) bemerkt iſt, die ſchwarze Farbe des Bluts in eine rothe verwandelt.
Nicht blos die warmbluͤtigen Thiere, ſondern auch die mit kaltem Blute, bewirken durch ihr Athmen Veraͤnderungen der Luft. Selbſt Inſecten und Gewuͤrme zerſetzen bey ihrer Reſpiration, nach neuern Erfahrungen, die Lebensluft (Chemiſche und phyſiologiſche Beob. uͤber die Reſpiration der Inſecten und Wuͤrmer, von Vauquelin, aus den Annal. de chimie T. XII. p. 273. uͤberſ. in Grens Journal d. Phyſ. B. VII. S. 453. u. f.) auf eine Art, die dem Einund Aushauchen der Pflanzen aͤhnlicher iſt.
Nach Lavoiſier und Crawford iſt nun die Erklaͤrung dieſer Phaͤnomene folgende. Bey dem Athemholen ſondert ſich aus dem venoͤſen Blute gekohltes Waſſerſtoffgas (ſchwere brennbare Luft, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Gas, brennbares) ab, und verbindet ſich mit dem Sauerſtoffgas der atmoſphaͤriſchen Luft; aus der Verbindung des Kohlenſtoffs mit dieſem Sauerſtoffgas entſteht das kohlengeſaͤuerte Gas, welches beym Ausathmen zum Vorſchein koͤmmt; ferner entſtehen aus der Verbindung des Waſſerſtoffs mit dem Sauerſtoff der Atmoſphaͤre die Waſſerdaͤmpfe, welche ſich bey dem Ausathmen zeigen; endlich koͤmmt die veraͤnderte
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/76>, abgerufen am 21.11.2024.
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