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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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kreisrund, weil das Licht in einem dunkeln Zimmer allemal ein kreisförmiges Bild entwirft, wenn auch gleich die Oefnung, durch die es eindringt, selbst nicht kreisförmig ist; also würde auch der Regenbogen einen ganzen Kreis darstellen, wenn die Erdfläche ihn nicht durchschnitte. Der Verf. erklärt auch hieraus den Schatten, der allemal an der äussern Grenze des Regenbogens erscheint, und nach der gewöhnlichen Theorie davon hergeleitet wird, daß die außerhalb des Bogens befindlichen Tropfen gar keine Sonnenstralen ins Auge senden. Nach Hrn. P. zeigt sich ein solcher Schatten um jedes Sonnenbild im verfinsterten Zimmer. Den äußern schwächern Bogen läßt er aus einer ordentlichen Abspiegelung des Hauptbogens im dunkeln Hintergrunde entstehen.

Es scheint aber die bisherige Theorie zu vollständig mit den Erfahrungen übereinzustimmen, und in den Beobachtungen, die man ihr hier entgegensetzt, dürften wohl Phänomene, die zu den Halonen oder Höfen gehören, mit dem eigentlichen Regenbogen verwechselt seyn. Nicht alle Meteore, bey denen sich Farben zeigen, sind wahre Regenbogen. So sahe z. B. Reynier (Journal de phys. Oct. 1790. p. 308. und in Grens Journ. der Phys. B. IV. S. 314.) einen Theil eines farbigen Bogens nach der Sonnenseite zu, etwa 30° von der Sonne selbst entfernt, ein Phänomen, das sich aus keiner von beyden Theorien erklären läßt, und also eine ganz andere Ursache haben muß.

Zu S. 675 -- 682. Die Geschichte der Meinungen über die Entstehung des Regenbogens findet man sehr vollständig von Bergmann (De arcus caelestis explicationibus, in s. Opusc. phys. chem. Vol. V. Lips. 1788. 8 maj. p. 314.) erzählt. Man s. auch Bergmann (Von der Erklärung des Regenbogens, in den schwed. Abhandl. 1759. S. 231), Mallet (Ueber die Erklärung des Regenbogens, ebend. 1763. S. 239.) und Kotelnikow (Phaenomenorum iridis s. arcus coelestis disquisitio, in Nov. Comment. Petrop. To. VII. p. 252.).

Zu. S. 683. 684. Die hier erwähnten Nebenbogen bestehen aus mehrern an einander grenzenden Wiederholungen


kreisrund, weil das Licht in einem dunkeln Zimmer allemal ein kreisfoͤrmiges Bild entwirft, wenn auch gleich die Oefnung, durch die es eindringt, ſelbſt nicht kreisfoͤrmig iſt; alſo wuͤrde auch der Regenbogen einen ganzen Kreis darſtellen, wenn die Erdflaͤche ihn nicht durchſchnitte. Der Verf. erklaͤrt auch hieraus den Schatten, der allemal an der aͤuſſern Grenze des Regenbogens erſcheint, und nach der gewoͤhnlichen Theorie davon hergeleitet wird, daß die außerhalb des Bogens befindlichen Tropfen gar keine Sonnenſtralen ins Auge ſenden. Nach Hrn. P. zeigt ſich ein ſolcher Schatten um jedes Sonnenbild im verfinſterten Zimmer. Den aͤußern ſchwaͤchern Bogen laͤßt er aus einer ordentlichen Abſpiegelung des Hauptbogens im dunkeln Hintergrunde entſtehen.

Es ſcheint aber die bisherige Theorie zu vollſtaͤndig mit den Erfahrungen uͤbereinzuſtimmen, und in den Beobachtungen, die man ihr hier entgegenſetzt, duͤrften wohl Phaͤnomene, die zu den Halonen oder Hoͤfen gehoͤren, mit dem eigentlichen Regenbogen verwechſelt ſeyn. Nicht alle Meteore, bey denen ſich Farben zeigen, ſind wahre Regenbogen. So ſahe z. B. Reynier (Journal de phyſ. Oct. 1790. p. 308. und in Grens Journ. der Phyſ. B. IV. S. 314.) einen Theil eines farbigen Bogens nach der Sonnenſeite zu, etwa 30° von der Sonne ſelbſt entfernt, ein Phaͤnomen, das ſich aus keiner von beyden Theorien erklaͤren laͤßt, und alſo eine ganz andere Urſache haben muß.

Zu S. 675 — 682. Die Geſchichte der Meinungen uͤber die Entſtehung des Regenbogens findet man ſehr vollſtaͤndig von Bergmann (De arcus caeleſtis explicationibus, in ſ. Opuſc. phyſ. chem. Vol. V. Lipſ. 1788. 8 maj. p. 314.) erzaͤhlt. Man ſ. auch Bergmann (Von der Erklaͤrung des Regenbogens, in den ſchwed. Abhandl. 1759. S. 231), Mallet (Ueber die Erklaͤrung des Regenbogens, ebend. 1763. S. 239.) und Kotelnikow (Phaenomenorum iridis ſ. arcus coeleſtis disquiſitio, in Nov. Comment. Petrop. To. VII. p. 252.).

Zu. S. 683. 684. Die hier erwaͤhnten Nebenbogen beſtehen aus mehrern an einander grenzenden Wiederholungen

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[759/0771] kreisrund, weil das Licht in einem dunkeln Zimmer allemal ein kreisfoͤrmiges Bild entwirft, wenn auch gleich die Oefnung, durch die es eindringt, ſelbſt nicht kreisfoͤrmig iſt; alſo wuͤrde auch der Regenbogen einen ganzen Kreis darſtellen, wenn die Erdflaͤche ihn nicht durchſchnitte. Der Verf. erklaͤrt auch hieraus den Schatten, der allemal an der aͤuſſern Grenze des Regenbogens erſcheint, und nach der gewoͤhnlichen Theorie davon hergeleitet wird, daß die außerhalb des Bogens befindlichen Tropfen gar keine Sonnenſtralen ins Auge ſenden. Nach Hrn. P. zeigt ſich ein ſolcher Schatten um jedes Sonnenbild im verfinſterten Zimmer. Den aͤußern ſchwaͤchern Bogen laͤßt er aus einer ordentlichen Abſpiegelung des Hauptbogens im dunkeln Hintergrunde entſtehen. Es ſcheint aber die bisherige Theorie zu vollſtaͤndig mit den Erfahrungen uͤbereinzuſtimmen, und in den Beobachtungen, die man ihr hier entgegenſetzt, duͤrften wohl Phaͤnomene, die zu den Halonen oder Hoͤfen gehoͤren, mit dem eigentlichen Regenbogen verwechſelt ſeyn. Nicht alle Meteore, bey denen ſich Farben zeigen, ſind wahre Regenbogen. So ſahe z. B. Reynier (Journal de phyſ. Oct. 1790. p. 308. und in Grens Journ. der Phyſ. B. IV. S. 314.) einen Theil eines farbigen Bogens nach der Sonnenſeite zu, etwa 30° von der Sonne ſelbſt entfernt, ein Phaͤnomen, das ſich aus keiner von beyden Theorien erklaͤren laͤßt, und alſo eine ganz andere Urſache haben muß. Zu S. 675 — 682. Die Geſchichte der Meinungen uͤber die Entſtehung des Regenbogens findet man ſehr vollſtaͤndig von Bergmann (De arcus caeleſtis explicationibus, in ſ. Opuſc. phyſ. chem. Vol. V. Lipſ. 1788. 8 maj. p. 314.) erzaͤhlt. Man ſ. auch Bergmann (Von der Erklaͤrung des Regenbogens, in den ſchwed. Abhandl. 1759. S. 231), Mallet (Ueber die Erklaͤrung des Regenbogens, ebend. 1763. S. 239.) und Kotelnikow (Phaenomenorum iridis ſ. arcus coeleſtis disquiſitio, in Nov. Comment. Petrop. To. VII. p. 252.). Zu. S. 683. 684. Die hier erwaͤhnten Nebenbogen beſtehen aus mehrern an einander grenzenden Wiederholungen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/771>, abgerufen am 25.11.2024.