das Athemholen aufhört, so bleibt auch alles Blut schwarz. Diejenigen Stellen, wo das Blut aus den äußersten Enden der Arterien in die äußersten Enden der Venen übergeht, liegen an einigen Theilen des Körpers so nahe unter der Haut, daß man die Farbe des Bluts deutlich durchschimmern sieht, z. B. an den Wangen, den Lippen, unter den Nägeln, an der innern Seite des Mundes. Bey Personen, welche eine große Lunge haben, und stark Athem holen, ingleichen in einer Luft, welche viel Sauerstoffgas enthält, sind diese Stellen hochroth. Bey Personen, bey denen das Athemholen nicht so gut von statten geht, oder welche in einer schlechten Luft athmen, die wenig Sauerstoffgas enthält, sind diese Stellen blaß, gelb, blau oder violett, z. B. im Frost der Wechselsieber; zum Theil auch bey skorbutischen Personen, deren Gesicht gelb, und deren Zahnfleisch blau aussieht. Bey Ertrunkenen oder Erstickten, bey denen das Athemholen ganz aufgehört hat, findet man diese Theile violett oder dunkelblau gefärbt. Auch neugebohrne Kinder sehen oft so aus, aber sie verlieren diese Farbe, nachdem sie einige Tage Athem geholt haben.
Man hat versucht, das Athemholen kranker und vorzüglich schwindsüchtiger Personen zu erleichtern, indem man sie in Zimmern athmen ließ, welche mit reinem und unvermischtem Sauerstoffgas angefüllt waren. Anfänglich versprach man sich viel von diesem Mittel; aber die Erfahrung hat bewiesen, daß dasselbe höchst schädlich sey, und daß schwindsüchtige Personen in dem Sauerstoffgas zwar freyer athmen, als in der atmosphärischen Luft, aber daß sie auch weit früher sterben; so wie ein Licht in dem Sauerstoffgas zwar mit hellerer Flamme brennt, aber sich dagegen auch weit schneller verzehret. Bey der Lungenschwindsucht nimmt das schon vorhandene Fieber beträchlich zu, wenn die Kranken reines Sauerstoffgas einathmen, und sie werden durch dasselbe in kurzer Zeit aufgerieben. Weit besser ist es, wenn man Kranke, die an der Lungenschwindsucht leiden, eine unreinere Luft einathmen läßt, welche weniger Sauerstoff, als die gewöhnliche Luft der Atmosphäre, enthält. Hingegen thut das Einathmen des Sauerstoffgas vortrefliche Dienste
das Athemholen aufhoͤrt, ſo bleibt auch alles Blut ſchwarz. Diejenigen Stellen, wo das Blut aus den aͤußerſten Enden der Arterien in die aͤußerſten Enden der Venen uͤbergeht, liegen an einigen Theilen des Koͤrpers ſo nahe unter der Haut, daß man die Farbe des Bluts deutlich durchſchimmern ſieht, z. B. an den Wangen, den Lippen, unter den Naͤgeln, an der innern Seite des Mundes. Bey Perſonen, welche eine große Lunge haben, und ſtark Athem holen, ingleichen in einer Luft, welche viel Sauerſtoffgas enthaͤlt, ſind dieſe Stellen hochroth. Bey Perſonen, bey denen das Athemholen nicht ſo gut von ſtatten geht, oder welche in einer ſchlechten Luft athmen, die wenig Sauerſtoffgas enthaͤlt, ſind dieſe Stellen blaß, gelb, blau oder violett, z. B. im Froſt der Wechſelſieber; zum Theil auch bey ſkorbutiſchen Perſonen, deren Geſicht gelb, und deren Zahnfleiſch blau ausſieht. Bey Ertrunkenen oder Erſtickten, bey denen das Athemholen ganz aufgehoͤrt hat, findet man dieſe Theile violett oder dunkelblau gefaͤrbt. Auch neugebohrne Kinder ſehen oft ſo aus, aber ſie verlieren dieſe Farbe, nachdem ſie einige Tage Athem geholt haben.
Man hat verſucht, das Athemholen kranker und vorzuͤglich ſchwindſuͤchtiger Perſonen zu erleichtern, indem man ſie in Zimmern athmen ließ, welche mit reinem und unvermiſchtem Sauerſtoffgas angefuͤllt waren. Anfaͤnglich verſprach man ſich viel von dieſem Mittel; aber die Erfahrung hat bewieſen, daß daſſelbe hoͤchſt ſchaͤdlich ſey, und daß ſchwindſuͤchtige Perſonen in dem Sauerſtoffgas zwar freyer athmen, als in der atmoſphaͤriſchen Luft, aber daß ſie auch weit fruͤher ſterben; ſo wie ein Licht in dem Sauerſtoffgas zwar mit hellerer Flamme brennt, aber ſich dagegen auch weit ſchneller verzehret. Bey der Lungenſchwindſucht nimmt das ſchon vorhandene Fieber betraͤchlich zu, wenn die Kranken reines Sauerſtoffgas einathmen, und ſie werden durch daſſelbe in kurzer Zeit aufgerieben. Weit beſſer iſt es, wenn man Kranke, die an der Lungenſchwindſucht leiden, eine unreinere Luft einathmen laͤßt, welche weniger Sauerſtoff, als die gewoͤhnliche Luft der Atmoſphaͤre, enthaͤlt. Hingegen thut das Einathmen des Sauerſtoffgas vortrefliche Dienſte
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das Athemholen aufhoͤrt, ſo bleibt auch alles Blut ſchwarz. Diejenigen Stellen, wo das Blut aus den aͤußerſten Enden der Arterien in die aͤußerſten Enden der Venen uͤbergeht, liegen an einigen Theilen des Koͤrpers ſo nahe unter der Haut, daß man die Farbe des Bluts deutlich durchſchimmern ſieht, z. B. an den Wangen, den Lippen, unter den Naͤgeln, an der innern Seite des Mundes. Bey Perſonen, welche eine große Lunge haben, und ſtark Athem holen, ingleichen in einer Luft, welche viel Sauerſtoffgas enthaͤlt, ſind dieſe Stellen hochroth. Bey Perſonen, bey denen das Athemholen nicht ſo gut von ſtatten geht, oder welche in einer ſchlechten Luft athmen, die wenig Sauerſtoffgas enthaͤlt, ſind dieſe Stellen blaß, gelb, blau oder violett, z. B. im Froſt der Wechſelſieber; zum Theil auch bey ſkorbutiſchen Perſonen, deren Geſicht gelb, und deren Zahnfleiſch blau ausſieht. Bey Ertrunkenen oder Erſtickten, bey denen das Athemholen ganz aufgehoͤrt hat, findet man dieſe Theile violett oder dunkelblau gefaͤrbt. Auch neugebohrne Kinder ſehen oft ſo aus, aber ſie verlieren dieſe Farbe, nachdem ſie einige Tage Athem geholt haben.</p><p>Man hat verſucht, das Athemholen kranker und vorzuͤglich ſchwindſuͤchtiger Perſonen zu erleichtern, indem man ſie in Zimmern athmen ließ, welche mit reinem und unvermiſchtem Sauerſtoffgas angefuͤllt waren. Anfaͤnglich verſprach man ſich viel von dieſem Mittel; aber die Erfahrung hat bewieſen, daß daſſelbe hoͤchſt ſchaͤdlich ſey, und daß ſchwindſuͤchtige Perſonen in dem Sauerſtoffgas zwar freyer athmen, als in der atmoſphaͤriſchen Luft, aber daß ſie auch weit fruͤher ſterben; ſo wie ein Licht in dem Sauerſtoffgas zwar mit hellerer Flamme brennt, aber ſich dagegen auch weit ſchneller verzehret. Bey der Lungenſchwindſucht nimmt das ſchon vorhandene Fieber betraͤchlich zu, wenn die Kranken reines Sauerſtoffgas einathmen, und ſie werden durch daſſelbe in kurzer Zeit aufgerieben. Weit beſſer iſt es, wenn man Kranke, die an der Lungenſchwindſucht leiden, eine unreinere Luft einathmen laͤßt, welche weniger Sauerſtoff, als die gewoͤhnliche Luft der Atmoſphaͤre, enthaͤlt. Hingegen thut das Einathmen des Sauerſtoffgas vortrefliche Dienſte<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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das Athemholen aufhoͤrt, ſo bleibt auch alles Blut ſchwarz. Diejenigen Stellen, wo das Blut aus den aͤußerſten Enden der Arterien in die aͤußerſten Enden der Venen uͤbergeht, liegen an einigen Theilen des Koͤrpers ſo nahe unter der Haut, daß man die Farbe des Bluts deutlich durchſchimmern ſieht, z. B. an den Wangen, den Lippen, unter den Naͤgeln, an der innern Seite des Mundes. Bey Perſonen, welche eine große Lunge haben, und ſtark Athem holen, ingleichen in einer Luft, welche viel Sauerſtoffgas enthaͤlt, ſind dieſe Stellen hochroth. Bey Perſonen, bey denen das Athemholen nicht ſo gut von ſtatten geht, oder welche in einer ſchlechten Luft athmen, die wenig Sauerſtoffgas enthaͤlt, ſind dieſe Stellen blaß, gelb, blau oder violett, z. B. im Froſt der Wechſelſieber; zum Theil auch bey ſkorbutiſchen Perſonen, deren Geſicht gelb, und deren Zahnfleiſch blau ausſieht. Bey Ertrunkenen oder Erſtickten, bey denen das Athemholen ganz aufgehoͤrt hat, findet man dieſe Theile violett oder dunkelblau gefaͤrbt. Auch neugebohrne Kinder ſehen oft ſo aus, aber ſie verlieren dieſe Farbe, nachdem ſie einige Tage Athem geholt haben.
Man hat verſucht, das Athemholen kranker und vorzuͤglich ſchwindſuͤchtiger Perſonen zu erleichtern, indem man ſie in Zimmern athmen ließ, welche mit reinem und unvermiſchtem Sauerſtoffgas angefuͤllt waren. Anfaͤnglich verſprach man ſich viel von dieſem Mittel; aber die Erfahrung hat bewieſen, daß daſſelbe hoͤchſt ſchaͤdlich ſey, und daß ſchwindſuͤchtige Perſonen in dem Sauerſtoffgas zwar freyer athmen, als in der atmoſphaͤriſchen Luft, aber daß ſie auch weit fruͤher ſterben; ſo wie ein Licht in dem Sauerſtoffgas zwar mit hellerer Flamme brennt, aber ſich dagegen auch weit ſchneller verzehret. Bey der Lungenſchwindſucht nimmt das ſchon vorhandene Fieber betraͤchlich zu, wenn die Kranken reines Sauerſtoffgas einathmen, und ſie werden durch daſſelbe in kurzer Zeit aufgerieben. Weit beſſer iſt es, wenn man Kranke, die an der Lungenſchwindſucht leiden, eine unreinere Luft einathmen laͤßt, welche weniger Sauerſtoff, als die gewoͤhnliche Luft der Atmoſphaͤre, enthaͤlt. Hingegen thut das Einathmen des Sauerſtoffgas vortrefliche Dienſte
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/79>, abgerufen am 18.12.2024.
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