sey in den Blutgefäßen durch den Brennstoff gebunden, und lasse sich nicht eher luftförmig entwickeln, als bis der Brennstoff abgeschieden sey. Diese Abscheidung aber geschehe durch die respirable Luft, die wir zum Athmen brauchen. Die Entstehung der elastischen Flüßigkeiten, nemlich des Wasserdunstes und luftsauren Gas, welche ausgehaucht werden, geschehe nie ohne Bindung von Wärmestoff, folglich sey damit Verminderung der freyen Wärme, nicht Entstehung oder Vermehrung derselben, verknüpft. Ueberdieses sey die Temperatur des Hauches merklich höher, als die der umgebenden Luft, und also werde auch dadurch freyer Wärmestoff ausgeführt.
D. Priestley (Philos. Trans. Vol. LXXX. 1790. p. 106 sqq. übers. in Grens Journal der Phys. B. IV. S. 472.) ändert seine ehemalige Behauptung, daß der Proceß des Athemholens in einer bloßen Entlassung des Phlogistons aus den Lungen bestehe, nunmehr dahin ab, daß er annimmt, außer der Abscheidung des Phlogistons vom Blute werde auch dephlogistisirte Luft, oder ihr sauermachendes Princip, zu gleicher Zeit vom Blute aufgenommen. Da nun auch ein Theil der dephlogistisirten Luft zur Bildung der fixen Luft verwendet werden muß, die sich beym Athemholen erzeugt, so sucht D. Priestley zu bestimmen, wie groß dieser Theil sey, und findet durch einige Versuche nach angestellten Berechnungen, daß von der beym Athemholen verzehrten dephlogistisirten Luft drey Viertel in das Blut übergehen, ein Viertel aber zur Bildung der fixen Luft in den Lungen verwendet werde. Ob nun gleich diese Angabe mit den Behauptungen der Antiphlogistiker ziemlich übereinstimmt, so sind doch die Gründe, auf welche D. Priestley seine Versuche und Berechnungen gebaut hat, ganz aus dem phlogistischen System genommen, indem dabey vorausgesetzt wird, die fixe Luft bestehe aus Lebensluft und Phlogiston, und das Letztere sey selbst wägbar. Denn es wird aus einigen Versuchen gefolgert, daß ohngefähr 1/4 des Gewichts der fixen Luft Phlogiston sey, und folglich die andern 3/4 aus dephlogistisirter Luft bestehen. Diese Voraussetzungen und Schlüsse dürften wohl jetzt von den Vertheidigern des Phlogistons selbst nicht
ſey in den Blutgefaͤßen durch den Brennſtoff gebunden, und laſſe ſich nicht eher luftfoͤrmig entwickeln, als bis der Brennſtoff abgeſchieden ſey. Dieſe Abſcheidung aber geſchehe durch die reſpirable Luft, die wir zum Athmen brauchen. Die Entſtehung der elaſtiſchen Fluͤßigkeiten, nemlich des Waſſerdunſtes und luftſauren Gas, welche ausgehaucht werden, geſchehe nie ohne Bindung von Waͤrmeſtoff, folglich ſey damit Verminderung der freyen Waͤrme, nicht Entſtehung oder Vermehrung derſelben, verknuͤpft. Ueberdieſes ſey die Temperatur des Hauches merklich hoͤher, als die der umgebenden Luft, und alſo werde auch dadurch freyer Waͤrmeſtoff ausgefuͤhrt.
D. Prieſtley (Philoſ. Trans. Vol. LXXX. 1790. p. 106 ſqq. uͤberſ. in Grens Journal der Phyſ. B. IV. S. 472.) aͤndert ſeine ehemalige Behauptung, daß der Proceß des Athemholens in einer bloßen Entlaſſung des Phlogiſtons aus den Lungen beſtehe, nunmehr dahin ab, daß er annimmt, außer der Abſcheidung des Phlogiſtons vom Blute werde auch dephlogiſtiſirte Luft, oder ihr ſauermachendes Princip, zu gleicher Zeit vom Blute aufgenommen. Da nun auch ein Theil der dephlogiſtiſirten Luft zur Bildung der fixen Luft verwendet werden muß, die ſich beym Athemholen erzeugt, ſo ſucht D. Prieſtley zu beſtimmen, wie groß dieſer Theil ſey, und findet durch einige Verſuche nach angeſtellten Berechnungen, daß von der beym Athemholen verzehrten dephlogiſtiſirten Luft drey Viertel in das Blut uͤbergehen, ein Viertel aber zur Bildung der fixen Luft in den Lungen verwendet werde. Ob nun gleich dieſe Angabe mit den Behauptungen der Antiphlogiſtiker ziemlich uͤbereinſtimmt, ſo ſind doch die Gruͤnde, auf welche D. Prieſtley ſeine Verſuche und Berechnungen gebaut hat, ganz aus dem phlogiſtiſchen Syſtem genommen, indem dabey vorausgeſetzt wird, die fixe Luft beſtehe aus Lebensluft und Phlogiſton, und das Letztere ſey ſelbſt waͤgbar. Denn es wird aus einigen Verſuchen gefolgert, daß ohngefaͤhr 1/4 des Gewichts der fixen Luft Phlogiſton ſey, und folglich die andern 3/4 aus dephlogiſtiſirter Luft beſtehen. Dieſe Vorausſetzungen und Schluͤſſe duͤrften wohl jetzt von den Vertheidigern des Phlogiſtons ſelbſt nicht
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ſey in den Blutgefaͤßen durch den Brennſtoff gebunden, und laſſe ſich nicht eher luftfoͤrmig entwickeln, als bis der Brennſtoff abgeſchieden ſey. Dieſe Abſcheidung aber geſchehe durch die reſpirable Luft, die wir zum Athmen brauchen. Die Entſtehung der elaſtiſchen Fluͤßigkeiten, nemlich des Waſſerdunſtes und luftſauren Gas, welche ausgehaucht werden, geſchehe nie ohne Bindung von Waͤrmeſtoff, folglich ſey damit Verminderung der freyen Waͤrme, nicht Entſtehung oder Vermehrung derſelben, verknuͤpft. Ueberdieſes ſey die Temperatur des Hauches merklich hoͤher, als die der umgebenden Luft, und alſo werde auch dadurch freyer Waͤrmeſtoff ausgefuͤhrt.
D. Prieſtley (Philoſ. Trans. Vol. LXXX. 1790. p. 106 ſqq. uͤberſ. in Grens Journal der Phyſ. B. IV. S. 472.) aͤndert ſeine ehemalige Behauptung, daß der Proceß des Athemholens in einer bloßen Entlaſſung des Phlogiſtons aus den Lungen beſtehe, nunmehr dahin ab, daß er annimmt, außer der Abſcheidung des Phlogiſtons vom Blute werde auch dephlogiſtiſirte Luft, oder ihr ſauermachendes Princip, zu gleicher Zeit vom Blute aufgenommen. Da nun auch ein Theil der dephlogiſtiſirten Luft zur Bildung der fixen Luft verwendet werden muß, die ſich beym Athemholen erzeugt, ſo ſucht D. Prieſtley zu beſtimmen, wie groß dieſer Theil ſey, und findet durch einige Verſuche nach angeſtellten Berechnungen, daß von der beym Athemholen verzehrten dephlogiſtiſirten Luft drey Viertel in das Blut uͤbergehen, ein Viertel aber zur Bildung der fixen Luft in den Lungen verwendet werde. Ob nun gleich dieſe Angabe mit den Behauptungen der Antiphlogiſtiker ziemlich uͤbereinſtimmt, ſo ſind doch die Gruͤnde, auf welche D. Prieſtley ſeine Verſuche und Berechnungen gebaut hat, ganz aus dem phlogiſtiſchen Syſtem genommen, indem dabey vorausgeſetzt wird, die fixe Luft beſtehe aus Lebensluft und Phlogiſton, und das Letztere ſey ſelbſt waͤgbar. Denn es wird aus einigen Verſuchen gefolgert, daß ohngefaͤhr 1/4 des Gewichts der fixen Luft Phlogiſton ſey, und folglich die andern 3/4 aus dephlogiſtiſirter Luft beſtehen. Dieſe Vorausſetzungen und Schluͤſſe duͤrften wohl jetzt von den Vertheidigern des Phlogiſtons ſelbſt nicht
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/83>, abgerufen am 12.11.2024.
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