Sollen sehr entlegne Sachen deutlich erscheinen, so muß die Brennweite der Weite des deutlichen Sehens mit bloßen Augen gleich seyn. Kurzsichtige müssen nach dem Rathe des Herrn Hofrath Lichtenberg ihre Gläser nicht gleich allzuhohl wählen, und sich bey Zeiten eines Glases von solcher Concavität bedienen, die ihnen verstattet, das Buch 8--10 Zoll vom Auge zu halten, anstatt es dem bloßen Auge immer näher zu bringen, und so den Fehler immer mehr zu verschlimmern.
Die Hülfe, die der Kurzsichtige durch Hohlgläser erhält, ist nicht so groß, als der Dienst, den dem Weitsichtigen die Brillen leisten; denn die letztern vergrößern nicht nur den Gegenstand, sondern bringen auch von ihm mehr Licht ins Auge, da hingegen die Hohlgläser von beydem das Gegentheil thun. Daher sieht auch der Kurzsichtige ferne Gegenstände, wenn sie nicht groß und glänzend sind, nicht so deutlich, als es die Theorie verspricht.
Man sagt insgemein, die Kurzsichtigkeit vermindere sich im Alter, weil die Feuchtigkeiten austrocknen, flacher werden und nicht mehr so stark, als vorher, brechen. Adams aber versichert vielmehr das Gegentheil gefunden zu haben, und schreibt dieses der Gewohnheit zu, welche den Fehler mit der Zeit immer mehr vergrößere.
Regeln zur Wahl der Brillen für Weitsichtige werden im Zusatze des Art. Brillen mitgetheilt.
Zu Erhaltung des Gesichts haben außer Adams auch die Herren Lichtenberg (Von einigen Pflichten gegen die Augen, im Göttingischen Taschenbuch für 1791), und Büsch (im zweyten Bande seiner Erfahrungen. Hamburg, 1791. 8.) vortrefliche Vorschriften und Warnungen gegeben (Adams, Büsch und Lichtenberg über einige wichtige Pflichten gegen die Augen, mit Anm. von S. Th. Sömmerring. Frf. am Mayn, 1794. gr. 8.). Einige der vornehmsten sind folgende.
Der Aufenthalt im Dunkeln ist an sich dem Auge nicht schädlich, wofern man nur keine Beschäftigung vornimmt, bey der die Augen gebraucht werden. Man hüte sich aber für einer künstlichen bey Tage gemachten Dunkelheit, wobey
Sollen ſehr entlegne Sachen deutlich erſcheinen, ſo muß die Brennweite der Weite des deutlichen Sehens mit bloßen Augen gleich ſeyn. Kurzſichtige muͤſſen nach dem Rathe des Herrn Hofrath Lichtenberg ihre Glaͤſer nicht gleich allzuhohl waͤhlen, und ſich bey Zeiten eines Glaſes von ſolcher Concavitaͤt bedienen, die ihnen verſtattet, das Buch 8—10 Zoll vom Auge zu halten, anſtatt es dem bloßen Auge immer naͤher zu bringen, und ſo den Fehler immer mehr zu verſchlimmern.
Die Huͤlfe, die der Kurzſichtige durch Hohlglaͤſer erhaͤlt, iſt nicht ſo groß, als der Dienſt, den dem Weitſichtigen die Brillen leiſten; denn die letztern vergroͤßern nicht nur den Gegenſtand, ſondern bringen auch von ihm mehr Licht ins Auge, da hingegen die Hohlglaͤſer von beydem das Gegentheil thun. Daher ſieht auch der Kurzſichtige ferne Gegenſtaͤnde, wenn ſie nicht groß und glaͤnzend ſind, nicht ſo deutlich, als es die Theorie verſpricht.
Man ſagt insgemein, die Kurzſichtigkeit vermindere ſich im Alter, weil die Feuchtigkeiten austrocknen, flacher werden und nicht mehr ſo ſtark, als vorher, brechen. Adams aber verſichert vielmehr das Gegentheil gefunden zu haben, und ſchreibt dieſes der Gewohnheit zu, welche den Fehler mit der Zeit immer mehr vergroͤßere.
Regeln zur Wahl der Brillen fuͤr Weitſichtige werden im Zuſatze des Art. Brillen mitgetheilt.
Zu Erhaltung des Geſichts haben außer Adams auch die Herren Lichtenberg (Von einigen Pflichten gegen die Augen, im Goͤttingiſchen Taſchenbuch fuͤr 1791), und Buͤſch (im zweyten Bande ſeiner Erfahrungen. Hamburg, 1791. 8.) vortrefliche Vorſchriften und Warnungen gegeben (Adams, Buͤſch und Lichtenberg uͤber einige wichtige Pflichten gegen die Augen, mit Anm. von S. Th. Soͤmmerring. Frf. am Mayn, 1794. gr. 8.). Einige der vornehmſten ſind folgende.
Der Aufenthalt im Dunkeln iſt an ſich dem Auge nicht ſchaͤdlich, wofern man nur keine Beſchaͤftigung vornimmt, bey der die Augen gebraucht werden. Man huͤte ſich aber fuͤr einer kuͤnſtlichen bey Tage gemachten Dunkelheit, wobey
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Sollen ſehr entlegne Sachen deutlich erſcheinen, ſo muß die Brennweite der Weite des deutlichen Sehens mit bloßen Augen gleich ſeyn. Kurzſichtige muͤſſen nach dem Rathe des Herrn Hofrath Lichtenberg ihre Glaͤſer nicht gleich allzuhohl waͤhlen, und ſich bey Zeiten eines Glaſes von ſolcher Concavitaͤt bedienen, die ihnen verſtattet, das Buch 8—10 Zoll vom Auge zu halten, anſtatt es dem bloßen Auge immer naͤher zu bringen, und ſo den Fehler immer mehr zu verſchlimmern.
Die Huͤlfe, die der Kurzſichtige durch Hohlglaͤſer erhaͤlt, iſt nicht ſo groß, als der Dienſt, den dem Weitſichtigen die Brillen leiſten; denn die letztern vergroͤßern nicht nur den Gegenſtand, ſondern bringen auch von ihm mehr Licht ins Auge, da hingegen die Hohlglaͤſer von beydem das Gegentheil thun. Daher ſieht auch der Kurzſichtige ferne Gegenſtaͤnde, wenn ſie nicht groß und glaͤnzend ſind, nicht ſo deutlich, als es die Theorie verſpricht.
Man ſagt insgemein, die Kurzſichtigkeit vermindere ſich im Alter, weil die Feuchtigkeiten austrocknen, flacher werden und nicht mehr ſo ſtark, als vorher, brechen. Adams aber verſichert vielmehr das Gegentheil gefunden zu haben, und ſchreibt dieſes der Gewohnheit zu, welche den Fehler mit der Zeit immer mehr vergroͤßere.
Regeln zur Wahl der Brillen fuͤr Weitſichtige werden im Zuſatze des Art. Brillen mitgetheilt.
Zu Erhaltung des Geſichts haben außer Adams auch die Herren Lichtenberg (Von einigen Pflichten gegen die Augen, im Goͤttingiſchen Taſchenbuch fuͤr 1791), und Buͤſch (im zweyten Bande ſeiner Erfahrungen. Hamburg, 1791. 8.) vortrefliche Vorſchriften und Warnungen gegeben (Adams, Buͤſch und Lichtenberg uͤber einige wichtige Pflichten gegen die Augen, mit Anm. von S. Th. Soͤmmerring. Frf. am Mayn, 1794. gr. 8.). Einige der vornehmſten ſind folgende.
Der Aufenthalt im Dunkeln iſt an ſich dem Auge nicht ſchaͤdlich, wofern man nur keine Beſchaͤftigung vornimmt, bey der die Augen gebraucht werden. Man huͤte ſich aber fuͤr einer kuͤnſtlichen bey Tage gemachten Dunkelheit, wobey
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/92>, abgerufen am 12.11.2024.
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