Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


in der gewöhnlichen Luftwanne mit Lebensluft, welche aus völlig gereinigtem Salpeter mit lebhaftem Feuer in einer beschlagenen gläsernen Retorte entwickelt, und mit Kalkwasser abgewaschen war. Er brachte darauf unter dem Wasser ein so großes Stück Phosphor hinein, daß der Lustraum gewiß ganz dadurch verzehrt werden konnte, und noch ein Antheil davon übrig bleiben mußte. Nunmehr füllte er das angebrachte Kühlgefäß mit Wasser, trocknete den Boden des Kolbens gut ab, und erhitzte ihn durch eine Lichtflamme. Die Entzündung des Phosphors geschah sogleich mit Heftigkeit. Als sie beendiget war, brachte Hr. G. den Kolben wieder in die Luftwanne, und als er sich soweit abgekühlt hatte, daß der etwa noch übriggebliebene Phosphor wieder fest geworden war, öfnete er den Kolben unter dem Wasser, wo dann dasselbe mit Heftigkeit hineinströmte. Vorher war in einem Glase genau angemerkt, wieviel Wasser eigentlich in den Kolben gehe. Es ward aber bey mehreren Versuchen mit dieser Luftart nie ein gänzliches Verschwinden des Luftraumes bemerkt: doch war die übriggebliebene Luftmenge wenigstens nicht so beträchtlich, als sie seyn mußte, wenn das im Phosphor befindliche Phlogiston mit reiner Luft zu phlogistisirter Luft zusammengetreten wäre.

Eben so entwickelte nun Hr. Göttling die Lebensluft aus ganz reinem Braunstein aus einer gut beschlagenen Retorte, und wusch sie mit Kalkwasser ab. Mit dieser Luft füllte er die Geräthschaft, brachte ein Stück Phosphor hinein, und entzündete ihn, wie beym ersten Versuche. Beym Oefnen des Kolbens in der Luftwanne strömte das Wasser wieder hinein, und die übriggebliebene Menge Luft war auffallend geringer, als bey dem Versuche mit der aus Salpeter entwickelten.

Er bereitete darauf aus reiner Salpetersäure und reinem Quecksilber den rothen Quecksilberkalk, entwickelte daraus in einer beschlagenen gläsernen Retorte die reine Lebensluft, und wusch sie mit Kalkwasser ab. Hiemit füllte er unter ähnlichen Umständen die Geräthschaft, und entzündete Phosphor darinn. Die Entzündung geschah, wie bey den vorigen Versuchen; aber, da das Gefäß unter Wasser geöfnet


in der gewoͤhnlichen Luftwanne mit Lebensluft, welche aus voͤllig gereinigtem Salpeter mit lebhaftem Feuer in einer beſchlagenen glaͤſernen Retorte entwickelt, und mit Kalkwaſſer abgewaſchen war. Er brachte darauf unter dem Waſſer ein ſo großes Stuͤck Phosphor hinein, daß der Luſtraum gewiß ganz dadurch verzehrt werden konnte, und noch ein Antheil davon uͤbrig bleiben mußte. Nunmehr fuͤllte er das angebrachte Kuͤhlgefaͤß mit Waſſer, trocknete den Boden des Kolbens gut ab, und erhitzte ihn durch eine Lichtflamme. Die Entzuͤndung des Phosphors geſchah ſogleich mit Heftigkeit. Als ſie beendiget war, brachte Hr. G. den Kolben wieder in die Luftwanne, und als er ſich ſoweit abgekuͤhlt hatte, daß der etwa noch uͤbriggebliebene Phosphor wieder feſt geworden war, oͤfnete er den Kolben unter dem Waſſer, wo dann daſſelbe mit Heftigkeit hineinſtroͤmte. Vorher war in einem Glaſe genau angemerkt, wieviel Waſſer eigentlich in den Kolben gehe. Es ward aber bey mehreren Verſuchen mit dieſer Luftart nie ein gaͤnzliches Verſchwinden des Luftraumes bemerkt: doch war die uͤbriggebliebene Luftmenge wenigſtens nicht ſo betraͤchtlich, als ſie ſeyn mußte, wenn das im Phosphor befindliche Phlogiſton mit reiner Luft zu phlogiſtiſirter Luft zuſammengetreten waͤre.

Eben ſo entwickelte nun Hr. Goͤttling die Lebensluft aus ganz reinem Braunſtein aus einer gut beſchlagenen Retorte, und wuſch ſie mit Kalkwaſſer ab. Mit dieſer Luft fuͤllte er die Geraͤthſchaft, brachte ein Stuͤck Phosphor hinein, und entzuͤndete ihn, wie beym erſten Verſuche. Beym Oefnen des Kolbens in der Luftwanne ſtroͤmte das Waſſer wieder hinein, und die uͤbriggebliebene Menge Luft war auffallend geringer, als bey dem Verſuche mit der aus Salpeter entwickelten.

Er bereitete darauf aus reiner Salpeterſaͤure und reinem Queckſilber den rothen Queckſilberkalk, entwickelte daraus in einer beſchlagenen glaͤſernen Retorte die reine Lebensluft, und wuſch ſie mit Kalkwaſſer ab. Hiemit fuͤllte er unter aͤhnlichen Umſtaͤnden die Geraͤthſchaft, und entzuͤndete Phosphor darinn. Die Entzuͤndung geſchah, wie bey den vorigen Verſuchen; aber, da das Gefaͤß unter Waſſer geoͤfnet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0920" xml:id="P.5.908" n="908"/><lb/>
in der gewo&#x0364;hnlichen Luftwanne mit Lebensluft, welche aus vo&#x0364;llig gereinigtem Salpeter mit lebhaftem Feuer in einer be&#x017F;chlagenen gla&#x0364;&#x017F;ernen Retorte entwickelt, und mit Kalkwa&#x017F;&#x017F;er abgewa&#x017F;chen war. Er brachte darauf unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er ein &#x017F;o großes Stu&#x0364;ck Phosphor hinein, daß der Lu&#x017F;traum gewiß ganz dadurch verzehrt werden konnte, und noch ein Antheil davon u&#x0364;brig bleiben mußte. Nunmehr fu&#x0364;llte er das angebrachte Ku&#x0364;hlgefa&#x0364;ß mit Wa&#x017F;&#x017F;er, trocknete den Boden des Kolbens gut ab, und erhitzte ihn durch eine Lichtflamme. Die Entzu&#x0364;ndung des Phosphors ge&#x017F;chah &#x017F;ogleich mit Heftigkeit. Als &#x017F;ie beendiget war, brachte Hr. G. den Kolben wieder in die Luftwanne, und als er &#x017F;ich &#x017F;oweit abgeku&#x0364;hlt hatte, daß der etwa noch u&#x0364;briggebliebene Phosphor wieder fe&#x017F;t geworden war, o&#x0364;fnete er den Kolben unter dem Wa&#x017F;&#x017F;er, wo dann da&#x017F;&#x017F;elbe mit Heftigkeit hinein&#x017F;tro&#x0364;mte. Vorher war in einem Gla&#x017F;e genau angemerkt, wieviel Wa&#x017F;&#x017F;er eigentlich in den Kolben gehe. Es ward aber bey mehreren Ver&#x017F;uchen mit die&#x017F;er Luftart nie ein ga&#x0364;nzliches Ver&#x017F;chwinden des Luftraumes bemerkt: doch war die u&#x0364;briggebliebene Luftmenge wenig&#x017F;tens nicht &#x017F;o betra&#x0364;chtlich, als &#x017F;ie &#x017F;eyn mußte, wenn das im Phosphor befindliche Phlogi&#x017F;ton mit reiner Luft zu phlogi&#x017F;ti&#x017F;irter Luft zu&#x017F;ammengetreten wa&#x0364;re.</p>
              <p>Eben &#x017F;o entwickelte nun Hr. <hi rendition="#b">Go&#x0364;ttling</hi> die Lebensluft aus ganz reinem Braun&#x017F;tein aus einer gut be&#x017F;chlagenen Retorte, und wu&#x017F;ch &#x017F;ie mit Kalkwa&#x017F;&#x017F;er ab. Mit die&#x017F;er Luft fu&#x0364;llte er die Gera&#x0364;th&#x017F;chaft, brachte ein Stu&#x0364;ck Phosphor hinein, und entzu&#x0364;ndete ihn, wie beym er&#x017F;ten Ver&#x017F;uche. Beym Oefnen des Kolbens in der Luftwanne &#x017F;tro&#x0364;mte das Wa&#x017F;&#x017F;er wieder hinein, und die u&#x0364;briggebliebene Menge Luft war auffallend geringer, als bey dem Ver&#x017F;uche mit der aus Salpeter entwickelten.</p>
              <p>Er bereitete darauf aus reiner Salpeter&#x017F;a&#x0364;ure und reinem Queck&#x017F;ilber den rothen Queck&#x017F;ilberkalk, entwickelte daraus in einer be&#x017F;chlagenen gla&#x0364;&#x017F;ernen Retorte die reine Lebensluft, und wu&#x017F;ch &#x017F;ie mit Kalkwa&#x017F;&#x017F;er ab. Hiemit fu&#x0364;llte er unter a&#x0364;hnlichen Um&#x017F;ta&#x0364;nden die Gera&#x0364;th&#x017F;chaft, und entzu&#x0364;ndete Phosphor darinn. Die Entzu&#x0364;ndung ge&#x017F;chah, wie bey den vorigen Ver&#x017F;uchen; aber, da das Gefa&#x0364;ß unter Wa&#x017F;&#x017F;er geo&#x0364;fnet<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[908/0920] in der gewoͤhnlichen Luftwanne mit Lebensluft, welche aus voͤllig gereinigtem Salpeter mit lebhaftem Feuer in einer beſchlagenen glaͤſernen Retorte entwickelt, und mit Kalkwaſſer abgewaſchen war. Er brachte darauf unter dem Waſſer ein ſo großes Stuͤck Phosphor hinein, daß der Luſtraum gewiß ganz dadurch verzehrt werden konnte, und noch ein Antheil davon uͤbrig bleiben mußte. Nunmehr fuͤllte er das angebrachte Kuͤhlgefaͤß mit Waſſer, trocknete den Boden des Kolbens gut ab, und erhitzte ihn durch eine Lichtflamme. Die Entzuͤndung des Phosphors geſchah ſogleich mit Heftigkeit. Als ſie beendiget war, brachte Hr. G. den Kolben wieder in die Luftwanne, und als er ſich ſoweit abgekuͤhlt hatte, daß der etwa noch uͤbriggebliebene Phosphor wieder feſt geworden war, oͤfnete er den Kolben unter dem Waſſer, wo dann daſſelbe mit Heftigkeit hineinſtroͤmte. Vorher war in einem Glaſe genau angemerkt, wieviel Waſſer eigentlich in den Kolben gehe. Es ward aber bey mehreren Verſuchen mit dieſer Luftart nie ein gaͤnzliches Verſchwinden des Luftraumes bemerkt: doch war die uͤbriggebliebene Luftmenge wenigſtens nicht ſo betraͤchtlich, als ſie ſeyn mußte, wenn das im Phosphor befindliche Phlogiſton mit reiner Luft zu phlogiſtiſirter Luft zuſammengetreten waͤre. Eben ſo entwickelte nun Hr. Goͤttling die Lebensluft aus ganz reinem Braunſtein aus einer gut beſchlagenen Retorte, und wuſch ſie mit Kalkwaſſer ab. Mit dieſer Luft fuͤllte er die Geraͤthſchaft, brachte ein Stuͤck Phosphor hinein, und entzuͤndete ihn, wie beym erſten Verſuche. Beym Oefnen des Kolbens in der Luftwanne ſtroͤmte das Waſſer wieder hinein, und die uͤbriggebliebene Menge Luft war auffallend geringer, als bey dem Verſuche mit der aus Salpeter entwickelten. Er bereitete darauf aus reiner Salpeterſaͤure und reinem Queckſilber den rothen Queckſilberkalk, entwickelte daraus in einer beſchlagenen glaͤſernen Retorte die reine Lebensluft, und wuſch ſie mit Kalkwaſſer ab. Hiemit fuͤllte er unter aͤhnlichen Umſtaͤnden die Geraͤthſchaft, und entzuͤndete Phosphor darinn. Die Entzuͤndung geſchah, wie bey den vorigen Verſuchen; aber, da das Gefaͤß unter Waſſer geoͤfnet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/920
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/920>, abgerufen am 25.11.2024.