sind, um eine unfehlbare Bestätigung so wichtiger Lehrsätze darauf zu bauen.
Die Vertheidiger der Wassererzeugung berufen sich ferner auf die Reduction der Metallkalke in der brennbaren Luft. Man fülle eine mit Quecksilber angefüllte und auf Quecksilber stehende Glocke mit brennbarer Luft, bringe einen metallischen Kalk unter dieselbe, und lasse die Sonnenstralen durch ein Brennglas darauf fallen: so wird der Kalk reducirt, sein Gewicht nimmt ab, das Gas vermindert sich, und es entsteht eine beträchtliche Menge Wasser, deren Gewicht mehr ausmacht, als das Gewicht der brennbaren Luft betrug. Demzufolge, sagen sie, konnte dieses Wasser nicht vorher in der brennbaren Luft enthalten seyn: es hat sich vielmehr aus dem Sauerstoffe des Kalks und dem Wasserstoffe des Gas gebildet. Diese Erklärung ist leicht und schön, aber sie enthält keinen Beweis; denn die Gegner können mit gleichem Rechte annehmen, der Zusatz von Wasser sey (nicht als Sauerstoff, sondern als Wasser selbst) aus dem Kalke gekommen.
Herr de Luc (Erster Brief an de la Metherie über die Natur des Wassers u. s. w. im Journ. de phys. Fevr. 1790. p. 144. übers. in Grens Journ. der Physik. B. II. S. 254. § 4. 5.) setzt es sehr deutlich aus einander, daß die Antiphlogistiker bey ihren Veweisen der Wassererzeugung eine Petitionem principii begehen. Die Gegner behaupten im brennbaren und dephlogistirten Gas sey schon vor der Verbrennung Wasser enthalten, nur in jedem mit einer andern, die besondere Natur des Gas bestimmenden, Substanz verbunden. Dawider kan man die Entstehung des Wassers durch die Verbrennung nicht zum Beweise gebrauchen, ohne stillschweigend anzunehmen, diese Entstehung sey nicht anders, als durch Zusammensetzung möglich. Dieses ohne allen Beweis annehmen, ist ganz eigentlich Petitio principii. Die Antiphlogistiker sollten entweder a priori zeigen, daß man durch Absonderung aus den Luftarten kein Wasser erhalten könne, oder durch Versuche darthun, daß in denselben keines enthalten sey.
ſind, um eine unfehlbare Beſtaͤtigung ſo wichtiger Lehrſaͤtze darauf zu bauen.
Die Vertheidiger der Waſſererzeugung berufen ſich ferner auf die Reduction der Metallkalke in der brennbaren Luft. Man fuͤlle eine mit Queckſilber angefuͤllte und auf Queckſilber ſtehende Glocke mit brennbarer Luft, bringe einen metalliſchen Kalk unter dieſelbe, und laſſe die Sonnenſtralen durch ein Brennglas darauf fallen: ſo wird der Kalk reducirt, ſein Gewicht nimmt ab, das Gas vermindert ſich, und es entſteht eine betraͤchtliche Menge Waſſer, deren Gewicht mehr ausmacht, als das Gewicht der brennbaren Luft betrug. Demzufolge, ſagen ſie, konnte dieſes Waſſer nicht vorher in der brennbaren Luft enthalten ſeyn: es hat ſich vielmehr aus dem Sauerſtoffe des Kalks und dem Waſſerſtoffe des Gas gebildet. Dieſe Erklaͤrung iſt leicht und ſchoͤn, aber ſie enthaͤlt keinen Beweis; denn die Gegner koͤnnen mit gleichem Rechte annehmen, der Zuſatz von Waſſer ſey (nicht als Sauerſtoff, ſondern als Waſſer ſelbſt) aus dem Kalke gekommen.
Herr de Luc (Erſter Brief an de la Metherie uͤber die Natur des Waſſers u. ſ. w. im Journ. de phyſ. Fevr. 1790. p. 144. uͤberſ. in Grens Journ. der Phyſik. B. II. S. 254. § 4. 5.) ſetzt es ſehr deutlich aus einander, daß die Antiphlogiſtiker bey ihren Veweiſen der Waſſererzeugung eine Petitionem principii begehen. Die Gegner behaupten im brennbaren und dephlogiſtirten Gas ſey ſchon vor der Verbrennung Waſſer enthalten, nur in jedem mit einer andern, die beſondere Natur des Gas beſtimmenden, Subſtanz verbunden. Dawider kan man die Entſtehung des Waſſers durch die Verbrennung nicht zum Beweiſe gebrauchen, ohne ſtillſchweigend anzunehmen, dieſe Entſtehung ſey nicht anders, als durch Zuſammenſetzung moͤglich. Dieſes ohne allen Beweis annehmen, iſt ganz eigentlich Petitio principii. Die Antiphlogiſtiker ſollten entweder a priori zeigen, daß man durch Abſonderung aus den Luftarten kein Waſſer erhalten koͤnne, oder durch Verſuche darthun, daß in denſelben keines enthalten ſey.
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ſind, um eine unfehlbare Beſtaͤtigung ſo wichtiger Lehrſaͤtze darauf zu bauen.
Die Vertheidiger der Waſſererzeugung berufen ſich ferner auf die Reduction der Metallkalke in der brennbaren Luft. Man fuͤlle eine mit Queckſilber angefuͤllte und auf Queckſilber ſtehende Glocke mit brennbarer Luft, bringe einen metalliſchen Kalk unter dieſelbe, und laſſe die Sonnenſtralen durch ein Brennglas darauf fallen: ſo wird der Kalk reducirt, ſein Gewicht nimmt ab, das Gas vermindert ſich, und es entſteht eine betraͤchtliche Menge Waſſer, deren Gewicht mehr ausmacht, als das Gewicht der brennbaren Luft betrug. Demzufolge, ſagen ſie, konnte dieſes Waſſer nicht vorher in der brennbaren Luft enthalten ſeyn: es hat ſich vielmehr aus dem Sauerſtoffe des Kalks und dem Waſſerſtoffe des Gas gebildet. Dieſe Erklaͤrung iſt leicht und ſchoͤn, aber ſie enthaͤlt keinen Beweis; denn die Gegner koͤnnen mit gleichem Rechte annehmen, der Zuſatz von Waſſer ſey (nicht als Sauerſtoff, ſondern als Waſſer ſelbſt) aus dem Kalke gekommen.
Herr de Luc (Erſter Brief an de la Metherie uͤber die Natur des Waſſers u. ſ. w. im Journ. de phyſ. Fevr. 1790. p. 144. uͤberſ. in Grens Journ. der Phyſik. B. II. S. 254. § 4. 5.) ſetzt es ſehr deutlich aus einander, daß die Antiphlogiſtiker bey ihren Veweiſen der Waſſererzeugung eine Petitionem principii begehen. Die Gegner behaupten im brennbaren und dephlogiſtirten Gas ſey ſchon vor der Verbrennung Waſſer enthalten, nur in jedem mit einer andern, die beſondere Natur des Gas beſtimmenden, Subſtanz verbunden. Dawider kan man die Entſtehung des Waſſers durch die Verbrennung nicht zum Beweiſe gebrauchen, ohne ſtillſchweigend anzunehmen, dieſe Entſtehung ſey nicht anders, als durch Zuſammenſetzung moͤglich. Dieſes ohne allen Beweis annehmen, iſt ganz eigentlich Petitio principii. Die Antiphlogiſtiker ſollten entweder a priori zeigen, daß man durch Abſonderung aus den Luftarten kein Waſſer erhalten koͤnne, oder durch Verſuche darthun, daß in denſelben keines enthalten ſey.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 986. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/998>, abgerufen am 18.06.2024.
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