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Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672.

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Die köstlichste Arbeit.
wie mit mehrern zu lesen beim Nicephoro l. 12. hist. eccl. c. 43. Was
die edele Sing-kunst vermöge/ den unruhigen geist des Sauls zu ver-
treiben/ und hingegen heilige entzückung in GOtt bei dem Elisa zu
erwecken/ ist albereit droben angeführet worden. Vergiß du dessen
nicht in deiner traurigkeit/ sondern tröste dich mit kräfftigen guten lie-
dern; die probe ist bei vielen gar herrlich und gewiß gelungen. Kömts
mit dir zum Siechen/ ja gar zum Sterben/ ach erinnere dich dieser
worte: Deine Rechte sind mein lied in meinem Hause. Wie
hertzlich sind auch fürnehme gelehrte Theologi, derer ich mit namen et-
liche wohl könte nennen/ und andere tapffere leute/ in solchen zustande
erqvicket worden! unter werenden singen der erforderten schulknaben/
studiosorum, oder anderer umstehenden freunde/ seind sie von der un-
ruhe zu einer guten stille kommen/ ja unter werenden singen sind sie gar
sanfft/ als unschuldige kinder/ eingeschlaffen. Wir geschweigen derer/
die einer gehörten Engel music halben sich wunderbarlich haben erfreuet.
Ach freilich seind diese himlischen mausicanten nicht ferne/ wo GOttes
Rechte das lied im Hause sind. Wie sie um den Latarum/ da er mit
den tode rang/ herum standen/ und alsbald die seele zu Abrahams schooß
begleiteten (Luc. 16.) also stehen sie auch noch diese stunde um derer
jenigen siechbette herum/ welche bald ihre Adjuvanten bei der himlischen
Capell werden sollen. Wen ietzo dieser geistlichen Sänger und Sän-
gerinnen/ derer Lied GOttes Recht in ihren Hause gewesen sind/
ihre Reise oder Pilgerschafft sich enden wird/ so wird unverzüglich
der eintrit ins himlische Vaterland erfolgen; da wird das heilig/ heilig/
heilig/ im höhern Chor vernommen werden. Derhalben

Ach HErr laß deine lieb' engelein
Am letzten ende die seele mein
Jn Abrahams schooß tragen!
Laß
F 2

Die koͤſtlichſte Arbeit.
wie mit mehrern zu leſen beim Nicephoro l. 12. hiſt. eccl. c. 43. Was
die edele Sing-kunſt vermoͤge/ den unruhigen geiſt des Sauls zu ver-
treiben/ und hingegen heilige entzuͤckung in GOtt bei dem Eliſa zu
erwecken/ iſt albereit droben angefuͤhret worden. Vergiß du deſſen
nicht in deiner traurigkeit/ ſondern troͤſte dich mit kraͤfftigen guten lie-
dern; die probe iſt bei vielen gar herrlich und gewiß gelungen. Koͤmts
mit dir zum Siechen/ ja gar zum Sterben/ ach erinnere dich dieſer
worte: Deine Rechte ſind mein lied in meinem Hauſe. Wie
hertzlich ſind auch fuͤrnehme gelehrte Theologi, derer ich mit namen et-
liche wohl koͤnte nennen/ und andere tapffere leute/ in ſolchen zuſtande
erqvicket worden! unter werenden ſingen der erforderten ſchulknaben/
ſtudioſorum, oder anderer umſtehenden freunde/ ſeind ſie von der un-
ruhe zu einer guten ſtille kommen/ ja unter werenden ſingen ſind ſie gar
ſanfft/ als unſchuldige kinder/ eingeſchlaffen. Wir geſchweigen derer/
die einer gehoͤrten Engel muſic halben ſich wunderbarlich haben erfreuet.
Ach freilich ſeind dieſe himliſchen mûſicanten nicht ferne/ wo GOttes
Rechte das lied im Hauſe ſind. Wie ſie um den Latarum/ da er mit
den tode rang/ herum ſtanden/ und alsbald die ſeele zu Abrahams ſchooß
begleiteten (Luc. 16.) alſo ſtehen ſie auch noch dieſe ſtunde um derer
jenigen ſiechbette herum/ welche bald ihre Adjuvanten bei der himliſchen
Capell werden ſollen. Wen ietzo dieſer geiſtlichen Saͤnger und Saͤn-
gerinnen/ derer Lied GOttes Recht in ihren Hauſe geweſen ſind/
ihre Reiſe oder Pilgerſchafft ſich enden wird/ ſo wird unverzuͤglich
der eintrit ins himliſche Vaterland erfolgen; da wird das heilig/ heilig/
heilig/ im hoͤhern Chor vernommen werden. Derhalben

Ach HErr laß deine lieb' engelein
Am letzten ende die ſeele mein
Jn Abrahams ſchooß tragen!
Laß
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[0039] Die koͤſtlichſte Arbeit. wie mit mehrern zu leſen beim Nicephoro l. 12. hiſt. eccl. c. 43. Was die edele Sing-kunſt vermoͤge/ den unruhigen geiſt des Sauls zu ver- treiben/ und hingegen heilige entzuͤckung in GOtt bei dem Eliſa zu erwecken/ iſt albereit droben angefuͤhret worden. Vergiß du deſſen nicht in deiner traurigkeit/ ſondern troͤſte dich mit kraͤfftigen guten lie- dern; die probe iſt bei vielen gar herrlich und gewiß gelungen. Koͤmts mit dir zum Siechen/ ja gar zum Sterben/ ach erinnere dich dieſer worte: Deine Rechte ſind mein lied in meinem Hauſe. Wie hertzlich ſind auch fuͤrnehme gelehrte Theologi, derer ich mit namen et- liche wohl koͤnte nennen/ und andere tapffere leute/ in ſolchen zuſtande erqvicket worden! unter werenden ſingen der erforderten ſchulknaben/ ſtudioſorum, oder anderer umſtehenden freunde/ ſeind ſie von der un- ruhe zu einer guten ſtille kommen/ ja unter werenden ſingen ſind ſie gar ſanfft/ als unſchuldige kinder/ eingeſchlaffen. Wir geſchweigen derer/ die einer gehoͤrten Engel muſic halben ſich wunderbarlich haben erfreuet. Ach freilich ſeind dieſe himliſchen mûſicanten nicht ferne/ wo GOttes Rechte das lied im Hauſe ſind. Wie ſie um den Latarum/ da er mit den tode rang/ herum ſtanden/ und alsbald die ſeele zu Abrahams ſchooß begleiteten (Luc. 16.) alſo ſtehen ſie auch noch dieſe ſtunde um derer jenigen ſiechbette herum/ welche bald ihre Adjuvanten bei der himliſchen Capell werden ſollen. Wen ietzo dieſer geiſtlichen Saͤnger und Saͤn- gerinnen/ derer Lied GOttes Recht in ihren Hauſe geweſen ſind/ ihre Reiſe oder Pilgerſchafft ſich enden wird/ ſo wird unverzuͤglich der eintrit ins himliſche Vaterland erfolgen; da wird das heilig/ heilig/ heilig/ im hoͤhern Chor vernommen werden. Derhalben Ach HErr laß deine lieb' engelein Am letzten ende die ſeele mein Jn Abrahams ſchooß tragen! Laß F 2

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Zitationshilfe: Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geier_schuetz_1672/39>, abgerufen am 23.11.2024.