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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Gräntz-Besichtig. Landmessern u. Feldscheidung.

§. 3. Zur Gräntzen Entscheidung ist augenscheinliche Besichti-Gräntzen Ent-
scheidung/ Au-
genschein Be-
sichtigungs
Recht.

gung des Richters nöthig/ also verhält sichs auch mit Gebäuden/ wo-
fern einer klagt/ der ander hab ihn überbauet/ überzäunet/ überackert
oder übermädet/ solches muß durch öffentliche Beschauung und or-
dentliche Kundschafft erörtert werden; wenn nun durch Brieffe und
Siegel/ oder lebendige Urkunden/ die rechte Gräntze bewiesen wird/ so
bleibt es dabey.

L. 8. §. 1. ff. fin. reg. C. cum causam Extr. de probat. L. cum aliquis, C. de jur. de-
liber. L. 11. ff. fin. regund. Auth. quas actiones C. de SS. Eccles. §. quaedam, in
fin. instit. de action.

§. 4. So aber solche Zeugen oder Brieffe nicht vorhanden/ mußZeugen oder
Brieff Anzei-
gungs Recht.

man nach andern Anzeigungen sich umsehen/ und soll hernach alles/
nach Befindung und Erkundigung/ gerichtet und geschlichtet/ oder im
Zweiffel die Partheyen durch gütliche Wege vertragen seyn/ damit
niemand verkürtzet werde bey solchen nachbarlichen Jrrungen/ darumAllgemeinen
Geschreyes
Anzeigen.

Augenschein in gewissen Fällen/ ebenfalls wie öffentlich oder gemeines
Geschrey/ als auch starcke glaubwürdige Vermuthungen/ klare An-
zeigungen und Warheiten/ zum Beweiß gebracht werden.

L. 2. 3. 4. §. si alter, ff. fin. regund. L. 1. §. inde quaritur, ff. de oper. nov. nunc. C.
fin. Extr. de transact. L. quae tutores §. 1. C. de administr. tut.

§. 5. Und solcher augenscheinliche Besichtigungs-Beweiß kanAugenschein
Besichtigungs
Beweiß Vor-
recht.

wegen seiner Vortrefflichkeit nach Zeugniß Eröffnung und Erfahrung/
nach der Sachen Beschluß/ ja wohl gar nach allbereits geurtheiltem
Streit/ gestattet werden/ weilen daraus Zeugen und Schrifften
Falschheit/ so wohl als Richters Jrrthum erhellet/ auch solchem Be-
weiß alle widrige Vermuthung weichen muß.

L. admonendi, ff. de jurejur. arg. C. fraternitatis, circa medium, Ext. de frig. &
malef. L. 33. ff. de re judic. Tot. tit. C. si ex fals. instrum. L. 137. §. 2. ff. de verb.
obl. c. pen. X. de probat.

§. 6. Wann aber nicht aus blosser Geschichten Erscheinung/ son-Augenschein
wann einzu-
nehmen.

dern auch mit Bauren Zeugniß einig Vorhaben zu erweisen steht/ so
muß der Augenschein vor der Sachen Beschluß/ Bestechung und fal-
schen Anstifftungs-Furcht halber/ eingenommen seyn/ wie ebenmäs-Augenscheins
Recht nach
End-Urtheil.
Steinhauffen
Anzeig-Recht.
Fußtapffen
Spuhr-Recht.

sig nach der Sachen End-Urtheil keine Besichtigung zugelassen/
wann nicht aus derselben allein/ sondern mit denen daraus entstehenden
Muthmassungen/ etwas zu begründen vorfällt; als einen Steinhauf-
fen mag man wohl sehen/ daß er aber Gräntzscheidung anzeiget/ muß
man von Zeugen vernehmen und lernen; So auch aus Gleichheit der
Spuhren kan man nur wissen/ daß sie jemandes Schue oder Fußtapf-
fen ähnlich sind.

§. 7. Wann
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Von Graͤntz-Beſichtig. Landmeſſern u. Feldſcheidung.

§. 3. Zur Graͤntzen Entſcheidung iſt augenſcheinliche Beſichti-Graͤntzen Ent-
ſcheidung/ Au-
genſchein Be-
ſichtigungs
Recht.

gung des Richters noͤthig/ alſo verhaͤlt ſichs auch mit Gebaͤuden/ wo-
fern einer klagt/ der ander hab ihn uͤberbauet/ uͤberzaͤunet/ uͤberackert
oder uͤbermaͤdet/ ſolches muß durch oͤffentliche Beſchauung und or-
dentliche Kundſchafft eroͤrtert werden; wenn nun durch Brieffe und
Siegel/ oder lebendige Urkunden/ die rechte Graͤntze bewieſen wird/ ſo
bleibt es dabey.

L. 8. §. 1. ff. fin. reg. C. cum cauſam Extr. de probat. L. cum aliquis, C. de jur. de-
liber. L. 11. ff. fin. regund. Auth. quas actiones C. de SS. Eccleſ. §. quædam, in
fin. inſtit. de action.

§. 4. So aber ſolche Zeugen oder Brieffe nicht vorhanden/ mußZeugen oder
Brieff Anzei-
gungs Recht.

man nach andern Anzeigungen ſich umſehen/ und ſoll hernach alles/
nach Befindung und Erkundigung/ gerichtet und geſchlichtet/ oder im
Zweiffel die Partheyen durch guͤtliche Wege vertragen ſeyn/ damit
niemand verkuͤrtzet werde bey ſolchen nachbarlichen Jrrungen/ darumAllgemeinen
Geſchreyes
Anzeigen.

Augenſchein in gewiſſen Faͤllen/ ebenfalls wie oͤffentlich oder gemeines
Geſchrey/ als auch ſtarcke glaubwuͤrdige Vermuthungen/ klare An-
zeigungen und Warheiten/ zum Beweiß gebracht werden.

L. 2. 3. 4. §. ſi alter, ff. fin. regund. L. 1. §. inde quaritur, ff. de oper. nov. nunc. C.
fin. Extr. de transact. L. quæ tutores §. 1. C. de adminiſtr. tut.

§. 5. Und ſolcher augenſcheinliche Beſichtigungs-Beweiß kanAugenſchein
Beſichtigungs
Beweiß Vor-
recht.

wegen ſeiner Vortrefflichkeit nach Zeugniß Eroͤffnung und Erfahrung/
nach der Sachen Beſchluß/ ja wohl gar nach allbereits geurtheiltem
Streit/ geſtattet werden/ weilen daraus Zeugen und Schrifften
Falſchheit/ ſo wohl als Richters Jrrthum erhellet/ auch ſolchem Be-
weiß alle widrige Vermuthung weichen muß.

L. admonendi, ff. de jurejur. arg. C. fraternitatis, circa medium, Ext. de frig. &
malef. L. 33. ff. de re judic. Tot. tit. C. ſi ex falſ. inſtrum. L. 137. §. 2. ff. de verb.
obl. c. pen. X. de probat.

§. 6. Wann aber nicht aus bloſſer Geſchichten Erſcheinung/ ſon-Augenſchein
wann einzu-
nehmen.

dern auch mit Bauren Zeugniß einig Vorhaben zu erweiſen ſteht/ ſo
muß der Augenſchein vor der Sachen Beſchluß/ Beſtechung und fal-
ſchen Anſtifftungs-Furcht halber/ eingenommen ſeyn/ wie ebenmaͤſ-Augenſcheins
Recht nach
End-Urtheil.
Steinhauffen
Anzeig-Recht.
Fußtapffen
Spuhr-Recht.

ſig nach der Sachen End-Urtheil keine Beſichtigung zugelaſſen/
wann nicht aus derſelben allein/ ſondern mit denen daraus entſtehenden
Muthmaſſungen/ etwas zu begruͤnden vorfaͤllt; als einen Steinhauf-
fen mag man wohl ſehen/ daß er aber Graͤntzſcheidung anzeiget/ muß
man von Zeugen vernehmen und lernen; So auch aus Gleichheit der
Spuhren kan man nur wiſſen/ daß ſie jemandes Schue oder Fußtapf-
fen aͤhnlich ſind.

§. 7. Wann
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[115/0122] Von Graͤntz-Beſichtig. Landmeſſern u. Feldſcheidung. §. 3. Zur Graͤntzen Entſcheidung iſt augenſcheinliche Beſichti- gung des Richters noͤthig/ alſo verhaͤlt ſichs auch mit Gebaͤuden/ wo- fern einer klagt/ der ander hab ihn uͤberbauet/ uͤberzaͤunet/ uͤberackert oder uͤbermaͤdet/ ſolches muß durch oͤffentliche Beſchauung und or- dentliche Kundſchafft eroͤrtert werden; wenn nun durch Brieffe und Siegel/ oder lebendige Urkunden/ die rechte Graͤntze bewieſen wird/ ſo bleibt es dabey. Graͤntzen Ent- ſcheidung/ Au- genſchein Be- ſichtigungs Recht. L. 8. §. 1. ff. fin. reg. C. cum cauſam Extr. de probat. L. cum aliquis, C. de jur. de- liber. L. 11. ff. fin. regund. Auth. quas actiones C. de SS. Eccleſ. §. quædam, in fin. inſtit. de action. §. 4. So aber ſolche Zeugen oder Brieffe nicht vorhanden/ muß man nach andern Anzeigungen ſich umſehen/ und ſoll hernach alles/ nach Befindung und Erkundigung/ gerichtet und geſchlichtet/ oder im Zweiffel die Partheyen durch guͤtliche Wege vertragen ſeyn/ damit niemand verkuͤrtzet werde bey ſolchen nachbarlichen Jrrungen/ darum Augenſchein in gewiſſen Faͤllen/ ebenfalls wie oͤffentlich oder gemeines Geſchrey/ als auch ſtarcke glaubwuͤrdige Vermuthungen/ klare An- zeigungen und Warheiten/ zum Beweiß gebracht werden. Zeugen oder Brieff Anzei- gungs Recht. Allgemeinen Geſchreyes Anzeigen. L. 2. 3. 4. §. ſi alter, ff. fin. regund. L. 1. §. inde quaritur, ff. de oper. nov. nunc. C. fin. Extr. de transact. L. quæ tutores §. 1. C. de adminiſtr. tut. §. 5. Und ſolcher augenſcheinliche Beſichtigungs-Beweiß kan wegen ſeiner Vortrefflichkeit nach Zeugniß Eroͤffnung und Erfahrung/ nach der Sachen Beſchluß/ ja wohl gar nach allbereits geurtheiltem Streit/ geſtattet werden/ weilen daraus Zeugen und Schrifften Falſchheit/ ſo wohl als Richters Jrrthum erhellet/ auch ſolchem Be- weiß alle widrige Vermuthung weichen muß. Augenſchein Beſichtigungs Beweiß Vor- recht. L. admonendi, ff. de jurejur. arg. C. fraternitatis, circa medium, Ext. de frig. & malef. L. 33. ff. de re judic. Tot. tit. C. ſi ex falſ. inſtrum. L. 137. §. 2. ff. de verb. obl. c. pen. X. de probat. §. 6. Wann aber nicht aus bloſſer Geſchichten Erſcheinung/ ſon- dern auch mit Bauren Zeugniß einig Vorhaben zu erweiſen ſteht/ ſo muß der Augenſchein vor der Sachen Beſchluß/ Beſtechung und fal- ſchen Anſtifftungs-Furcht halber/ eingenommen ſeyn/ wie ebenmaͤſ- ſig nach der Sachen End-Urtheil keine Beſichtigung zugelaſſen/ wann nicht aus derſelben allein/ ſondern mit denen daraus entſtehenden Muthmaſſungen/ etwas zu begruͤnden vorfaͤllt; als einen Steinhauf- fen mag man wohl ſehen/ daß er aber Graͤntzſcheidung anzeiget/ muß man von Zeugen vernehmen und lernen; So auch aus Gleichheit der Spuhren kan man nur wiſſen/ daß ſie jemandes Schue oder Fußtapf- fen aͤhnlich ſind. Augenſchein wann einzu- nehmen. Augenſcheins Recht nach End-Urtheil. Steinhauffen Anzeig-Recht. Fußtapffen Spuhr-Recht. §. 7. Wann P 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/122>, abgerufen am 21.11.2024.