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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen.
leins/ Jungfer/ Handwerck-Jungen oder Gesellen/ Acker-Knechts
oder Dienst-Magd Versäumniß/ grundlosen baufälligen Christen-
thums und daher entstehenden Gefahr/ auch Leibes und der Seelen
Verderben/ ja wann ein Priester nachläßig/ Zeit und Beschwer sich
verdriessen läst/ auff aller und jeder seines Kirchspiels Personen Seelen
Achtung zu geben/ derselbe lebt als ein Verfluchter unter GOttes aller-
greulichstem Zorn/ so lang er in solcher vorsetzlichen Untreu verbleibet.

§. 12. Gewiß und fürwahr/ die armen unseligen und verwarlosetenUnseliger Men
schen Wehkla-
ge über Prie-
ster.

Menschen werden am jüngsten Tage erbärmlich über ihn wehklagen/
und mit erschrecklichem Ach ausruffen: Du bist unser Lehrer/ du bist
uns zum Seel-Sorger gesetzt gewesen/ darum haben wir dir unsere
Seelen vertrauet/ sind zu dem Ende zu dir kommen/ daß du uns wohl
lehren und gute Achtung auff unsre Seligkeit haben soltest/ aber ach
du hast unsre Seelen nicht gemeynet/ Weh und Zeter über dich in alle
Ewigkeit. Darum alle Prediger nach dem Apostolischen Exempel nicht
allein insgemein öffentlich/ sondern auch wohl insonderheit einen je-Priester sollen
nicht stumm
seyn.

den aus der Gemeine in ihren Häusern fürzunehmen/ zu lehren und
fragen/ zu berichten und unterweisen schuldig/ ja ausserhalb ordentlichen
Gottesdienst nicht stumm seyn sollen.

Act. XX. v. 20.

§. 13. Anlangend der heiligen Tauffe Ceremonien/ mag man hier-Gebet an
Statt der
Tauff-Be-
schwerung o-
der Exorcismi.

bey ersehen/ wie unmaßgeblich die Beschwerungs-Art durch andern
Schrifft-mässigen Wort-Verstands Gebet/ dessen die Christliche
Kirche ohne Gewissen-Sorge sicher gebrauchen könte/ sanfftmüthig
zu lindern wäre/ als folgender Gestalt: Wir dancken dir lieber
HErr GOtt himmlischer Vater/ daß du uns nicht allein deinen lie-
ben Sohn/ unsern HErrn und Heyland JEsum CHristum/ der uns
von allen Sünden/ vom Tode und von der Gewalt des Teuffels erlö-
set hat/ in deinem heilig-geoffenbarten Wort zu erkennen gegeben/
sondern auch die heil. Tauffe/ die ein gewisses Zeichen und Siegel der
Gerechtigkeit und ewigen Lebens ist/ für Alte und Junge eingesetzt hast;
denn ob wohl auch derer Gläubigen Kindern des Bundes Verheissung
geschehen ist/ so können sie doch ohne die Tauffe nicht anders ordentli-
cher Weise auff und angenommen werden zu deiner heiligen Gnade/
noch sich deren getrösten/ weilen sie alle von Natur/ gleichwie wir Kin-
der des Zorns/ Fleisch vom Fleisch gebohren/ ausser Christo sind und
mangeln des Ruhms/ den sie für GOtt haben sollen. Darum bitten wir
dich/ du wollest das Kind zu Gnaden annehmen/ dasselbe durchs Was-

ser-

Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen.
leins/ Jungfer/ Handwerck-Jungen oder Geſellen/ Acker-Knechts
oder Dienſt-Magd Verſaͤumniß/ grundloſen baufaͤlligen Chriſten-
thums und daher entſtehenden Gefahr/ auch Leibes und der Seelen
Verderben/ ja wann ein Prieſter nachlaͤßig/ Zeit und Beſchwer ſich
verdrieſſen laͤſt/ auff aller und jeder ſeines Kirchſpiels Perſonen Seelen
Achtung zu geben/ derſelbe lebt als ein Verfluchter unter GOttes aller-
greulichſtem Zorn/ ſo lang er in ſolcher vorſetzlichen Untreu verbleibet.

§. 12. Gewiß und fuͤrwahr/ die armen unſeligen und verwarloſetenUnſeliger Men
ſchen Wehkla-
ge uͤber Prie-
ſter.

Menſchen werden am juͤngſten Tage erbaͤrmlich uͤber ihn wehklagen/
und mit erſchrecklichem Ach ausruffen: Du biſt unſer Lehrer/ du biſt
uns zum Seel-Sorger geſetzt geweſen/ darum haben wir dir unſere
Seelen vertrauet/ ſind zu dem Ende zu dir kommen/ daß du uns wohl
lehren und gute Achtung auff unſre Seligkeit haben ſolteſt/ aber ach
du haſt unſre Seelen nicht gemeynet/ Weh und Zeter uͤber dich in alle
Ewigkeit. Darum alle Prediger nach dem Apoſtoliſchen Exempel nicht
allein insgemein oͤffentlich/ ſondern auch wohl inſonderheit einen je-Prieſter ſollen
nicht ſtumm
ſeyn.

den aus der Gemeine in ihren Haͤuſern fuͤrzunehmen/ zu lehren und
fragen/ zu berichten und unterweiſen ſchuldig/ ja auſſerhalb ordentlichen
Gottesdienſt nicht ſtumm ſeyn ſollen.

Act. XX. v. 20.

§. 13. Anlangend der heiligen Tauffe Ceremonien/ mag man hier-Gebet an
Statt der
Tauff-Be-
ſchwerung o-
der Exorciſmi.

bey erſehen/ wie unmaßgeblich die Beſchwerungs-Art durch andern
Schrifft-maͤſſigen Wort-Verſtands Gebet/ deſſen die Chriſtliche
Kirche ohne Gewiſſen-Sorge ſicher gebrauchen koͤnte/ ſanfftmuͤthig
zu lindern waͤre/ als folgender Geſtalt: Wir dancken dir lieber
HErr GOtt himmliſcher Vater/ daß du uns nicht allein deinen lie-
ben Sohn/ unſern HErrn und Heyland JEſum CHriſtum/ der uns
von allen Suͤnden/ vom Tode und von der Gewalt des Teuffels erloͤ-
ſet hat/ in deinem heilig-geoffenbarten Wort zu erkennen gegeben/
ſondern auch die heil. Tauffe/ die ein gewiſſes Zeichen und Siegel der
Gerechtigkeit und ewigen Lebens iſt/ fuͤr Alte und Junge eingeſetzt haſt;
denn ob wohl auch derer Glaͤubigen Kindern des Bundes Verheiſſung
geſchehen iſt/ ſo koͤnnen ſie doch ohne die Tauffe nicht anders ordentli-
cher Weiſe auff und angenommen werden zu deiner heiligen Gnade/
noch ſich deren getroͤſten/ weilen ſie alle von Natur/ gleichwie wir Kin-
der des Zorns/ Fleiſch vom Fleiſch gebohren/ auſſer Chriſto ſind und
mangeln des Ruhms/ den ſie fuͤr GOtt haben ſollen. Darum bitten wir
dich/ du wolleſt das Kind zu Gnaden annehmen/ daſſelbe durchs Waſ-

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[151/0158] Von den Pflichten eines Predigers in der Kirchen. leins/ Jungfer/ Handwerck-Jungen oder Geſellen/ Acker-Knechts oder Dienſt-Magd Verſaͤumniß/ grundloſen baufaͤlligen Chriſten- thums und daher entſtehenden Gefahr/ auch Leibes und der Seelen Verderben/ ja wann ein Prieſter nachlaͤßig/ Zeit und Beſchwer ſich verdrieſſen laͤſt/ auff aller und jeder ſeines Kirchſpiels Perſonen Seelen Achtung zu geben/ derſelbe lebt als ein Verfluchter unter GOttes aller- greulichſtem Zorn/ ſo lang er in ſolcher vorſetzlichen Untreu verbleibet. §. 12. Gewiß und fuͤrwahr/ die armen unſeligen und verwarloſeten Menſchen werden am juͤngſten Tage erbaͤrmlich uͤber ihn wehklagen/ und mit erſchrecklichem Ach ausruffen: Du biſt unſer Lehrer/ du biſt uns zum Seel-Sorger geſetzt geweſen/ darum haben wir dir unſere Seelen vertrauet/ ſind zu dem Ende zu dir kommen/ daß du uns wohl lehren und gute Achtung auff unſre Seligkeit haben ſolteſt/ aber ach du haſt unſre Seelen nicht gemeynet/ Weh und Zeter uͤber dich in alle Ewigkeit. Darum alle Prediger nach dem Apoſtoliſchen Exempel nicht allein insgemein oͤffentlich/ ſondern auch wohl inſonderheit einen je- den aus der Gemeine in ihren Haͤuſern fuͤrzunehmen/ zu lehren und fragen/ zu berichten und unterweiſen ſchuldig/ ja auſſerhalb ordentlichen Gottesdienſt nicht ſtumm ſeyn ſollen. Unſeliger Men ſchen Wehkla- ge uͤber Prie- ſter. Prieſter ſollen nicht ſtumm ſeyn. Act. XX. v. 20. §. 13. Anlangend der heiligen Tauffe Ceremonien/ mag man hier- bey erſehen/ wie unmaßgeblich die Beſchwerungs-Art durch andern Schrifft-maͤſſigen Wort-Verſtands Gebet/ deſſen die Chriſtliche Kirche ohne Gewiſſen-Sorge ſicher gebrauchen koͤnte/ ſanfftmuͤthig zu lindern waͤre/ als folgender Geſtalt: Wir dancken dir lieber HErr GOtt himmliſcher Vater/ daß du uns nicht allein deinen lie- ben Sohn/ unſern HErrn und Heyland JEſum CHriſtum/ der uns von allen Suͤnden/ vom Tode und von der Gewalt des Teuffels erloͤ- ſet hat/ in deinem heilig-geoffenbarten Wort zu erkennen gegeben/ ſondern auch die heil. Tauffe/ die ein gewiſſes Zeichen und Siegel der Gerechtigkeit und ewigen Lebens iſt/ fuͤr Alte und Junge eingeſetzt haſt; denn ob wohl auch derer Glaͤubigen Kindern des Bundes Verheiſſung geſchehen iſt/ ſo koͤnnen ſie doch ohne die Tauffe nicht anders ordentli- cher Weiſe auff und angenommen werden zu deiner heiligen Gnade/ noch ſich deren getroͤſten/ weilen ſie alle von Natur/ gleichwie wir Kin- der des Zorns/ Fleiſch vom Fleiſch gebohren/ auſſer Chriſto ſind und mangeln des Ruhms/ den ſie fuͤr GOtt haben ſollen. Darum bitten wir dich/ du wolleſt das Kind zu Gnaden annehmen/ daſſelbe durchs Waſ- ſer- Gebet an Statt der Tauff-Be- ſchwerung o- der Exorciſmi.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/158>, abgerufen am 23.11.2024.