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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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II. Buch/ Cap. V.
Teuffels-Beschwerer und Rathfrager/ Todtschläger/ Wucherer/
Meineydige/ Diebe und Ehebrecher; wann jedoch ein Priester eine
Zeitlang vom Amt entsetzet/ soll man ihm inzwischen Nahrung und
Lebens-Mittel nicht versagen/ so fern er anders nicht dazu rathen kan/
ob schon ihm Amts Verrichtungen verboten und Besoldungs Ge-
nuß verweigert/ welches durch Urtheil und Recht zu geschehen pfleget.

Amts Berau-
bung Straff-
Recht.

§. 16. So wird nun ein geistlicher Mann durch Amts Erniedri-
gung oder Verwaltungs Beraubung Straffe in solchen Stand ge-
setzt/ daß weltliche Straffe ohne Kirchen Ehren-Amts Verletzung
Pfarr-Man-
tels Ablegung
ist Amts Ver-
lust Wahrzei-
chen.
über ihn als gemeinen Mann ergehen möge/ und solches pfleget zu ge-
schehen durch Ausliefferung des Pfarr-Mantels oder andern Kirch-
Zeichen; jedoch währenden Rechts-Streit Handel/ für erstem Ge-
richt/ bleibt der Beklagte in seinem Amt/ soll ihm auch kein ander nach-
gesetzt werden/ es sey denn/ daß er ohne das entsetzt seyn müste.

C. novimus X. de V. S.

§. 17. Sonsten mag ein Prediger deßfalls seines Amts entsetzet
seyn/ wann er schon eines Lasters noch nicht überwunden/ sondern
nur durch Anzeigen beschweret wäre; auff daß er inzwischen mit sei-
ner Amts-Verwaltung niemanden ärgerlich seye/ biß er nemlich sol-
cher Beschuldigung sich entlediget/ da denn unter dessen denen be-
nachbarten Priestern seiner Gemeinde Seelen-Sorge anzutragen/
dafür ihnen aus des Amts Gefällen einige Vergeltung u. Ergötzlichkeit
gebühret/ sofern aber das Verbrechen sein Kirchen-Amt nicht be-
rühret/ soll er zuvor gehöret und darnach verurtheilet werden.

Can. 5. in fin. caus. 15. q. 8. c. 10 X. de purg. can.
Priester son-
derlichen Ver-
brechen Straffe.

§. 18. Wann ein Prediger sich unterfienge/ die sonst üblich ver-
ordnete accidentien eigenmächtig zu steigern/ einige Leute aus blosser
Feindschafft vom Beichtstuhle abzuweisen/ und andere ohne Ursach
in öffentlichen Predigten zu schimpffen/ ja auch gar geringen Ver-
brechen halber aus Privat-Rache in öffentlichen Bann zu thun/ wel-
ches dem priesterlichen Amt zuwieder und dadurch Aergerniß ange-
richtet/ soll er solchen unverantwortlichen Verfahrens und angemas-
seten freventlichen Neuerung wegen/ wofern er deßfalls zuvor ernst-
lich angemahnet worden/ und dennoch weiter dergleichen Anzüglich-
keiten gebraucht hätte/ auff gewisse Zeit von seinem Amt und zustehen-
der Besoldung zu gebührender Straffe entsetzt werden/ auch nicht
eher wieder dazu gelassen seyn/ biß er solches der Gemeinde abgebe-

ten/

II. Buch/ Cap. V.
Teuffels-Beſchwerer und Rathfrager/ Todtſchlaͤger/ Wucherer/
Meineydige/ Diebe und Ehebrecher; wann jedoch ein Prieſter eine
Zeitlang vom Amt entſetzet/ ſoll man ihm inzwiſchen Nahrung und
Lebens-Mittel nicht verſagen/ ſo fern er anders nicht dazu rathen kan/
ob ſchon ihm Amts Verrichtungen verboten und Beſoldungs Ge-
nuß verweigert/ welches durch Urtheil und Recht zu geſchehen pfleget.

Amts Berau-
bung Straff-
Recht.

§. 16. So wird nun ein geiſtlicher Mann durch Amts Erniedri-
gung oder Verwaltungs Beraubung Straffe in ſolchen Stand ge-
ſetzt/ daß weltliche Straffe ohne Kirchen Ehren-Amts Verletzung
Pfarr-Man-
tels Ablegung
iſt Amts Ver-
luſt Wahrzei-
chen.
uͤber ihn als gemeinen Mann ergehen moͤge/ und ſolches pfleget zu ge-
ſchehen durch Ausliefferung des Pfarr-Mantels oder andern Kirch-
Zeichen; jedoch waͤhrenden Rechts-Streit Handel/ fuͤr erſtem Ge-
richt/ bleibt der Beklagte in ſeinem Amt/ ſoll ihm auch kein ander nach-
geſetzt werden/ es ſey denn/ daß er ohne das entſetzt ſeyn muͤſte.

C. novimus X. de V. S.

§. 17. Sonſten mag ein Prediger deßfalls ſeines Amts entſetzet
ſeyn/ wann er ſchon eines Laſters noch nicht uͤberwunden/ ſondern
nur durch Anzeigen beſchweret waͤre; auff daß er inzwiſchen mit ſei-
ner Amts-Verwaltung niemanden aͤrgerlich ſeye/ biß er nemlich ſol-
cher Beſchuldigung ſich entlediget/ da denn unter deſſen denen be-
nachbarten Prieſtern ſeiner Gemeinde Seelen-Sorge anzutragen/
dafuͤr ihnen aus des Amts Gefaͤllen einige Vergeltung u. Ergoͤtzlichkeit
gebuͤhret/ ſofern aber das Verbrechen ſein Kirchen-Amt nicht be-
ruͤhret/ ſoll er zuvor gehoͤret und darnach verurtheilet werden.

Can. 5. in fin. cauſ. 15. q. 8. c. 10 X. de purg. can.
Prieſter ſon-
derlichen Ver-
brechẽ Straffe.

§. 18. Wann ein Prediger ſich unterfienge/ die ſonſt uͤblich ver-
ordnete accidentien eigenmaͤchtig zu ſteigern/ einige Leute aus bloſſer
Feindſchafft vom Beichtſtuhle abzuweiſen/ und andere ohne Urſach
in oͤffentlichen Predigten zu ſchimpffen/ ja auch gar geringen Ver-
brechen halber aus Privat-Rache in oͤffentlichen Bann zu thun/ wel-
ches dem prieſterlichen Amt zuwieder und dadurch Aergerniß ange-
richtet/ ſoll er ſolchen unverantwortlichen Verfahrens und angemaſ-
ſeten freventlichen Neuerung wegen/ wofern er deßfalls zuvor ernſt-
lich angemahnet worden/ und dennoch weiter dergleichen Anzuͤglich-
keiten gebraucht haͤtte/ auff gewiſſe Zeit von ſeinem Amt und zuſtehen-
der Beſoldung zu gebuͤhrender Straffe entſetzt werden/ auch nicht
eher wieder dazu gelaſſen ſeyn/ biß er ſolches der Gemeinde abgebe-

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[184/0191] II. Buch/ Cap. V. Teuffels-Beſchwerer und Rathfrager/ Todtſchlaͤger/ Wucherer/ Meineydige/ Diebe und Ehebrecher; wann jedoch ein Prieſter eine Zeitlang vom Amt entſetzet/ ſoll man ihm inzwiſchen Nahrung und Lebens-Mittel nicht verſagen/ ſo fern er anders nicht dazu rathen kan/ ob ſchon ihm Amts Verrichtungen verboten und Beſoldungs Ge- nuß verweigert/ welches durch Urtheil und Recht zu geſchehen pfleget. §. 16. So wird nun ein geiſtlicher Mann durch Amts Erniedri- gung oder Verwaltungs Beraubung Straffe in ſolchen Stand ge- ſetzt/ daß weltliche Straffe ohne Kirchen Ehren-Amts Verletzung uͤber ihn als gemeinen Mann ergehen moͤge/ und ſolches pfleget zu ge- ſchehen durch Ausliefferung des Pfarr-Mantels oder andern Kirch- Zeichen; jedoch waͤhrenden Rechts-Streit Handel/ fuͤr erſtem Ge- richt/ bleibt der Beklagte in ſeinem Amt/ ſoll ihm auch kein ander nach- geſetzt werden/ es ſey denn/ daß er ohne das entſetzt ſeyn muͤſte. Pfarr-Man- tels Ablegung iſt Amts Ver- luſt Wahrzei- chen. C. novimus X. de V. S. §. 17. Sonſten mag ein Prediger deßfalls ſeines Amts entſetzet ſeyn/ wann er ſchon eines Laſters noch nicht uͤberwunden/ ſondern nur durch Anzeigen beſchweret waͤre; auff daß er inzwiſchen mit ſei- ner Amts-Verwaltung niemanden aͤrgerlich ſeye/ biß er nemlich ſol- cher Beſchuldigung ſich entlediget/ da denn unter deſſen denen be- nachbarten Prieſtern ſeiner Gemeinde Seelen-Sorge anzutragen/ dafuͤr ihnen aus des Amts Gefaͤllen einige Vergeltung u. Ergoͤtzlichkeit gebuͤhret/ ſofern aber das Verbrechen ſein Kirchen-Amt nicht be- ruͤhret/ ſoll er zuvor gehoͤret und darnach verurtheilet werden. Can. 5. in fin. cauſ. 15. q. 8. c. 10 X. de purg. can. §. 18. Wann ein Prediger ſich unterfienge/ die ſonſt uͤblich ver- ordnete accidentien eigenmaͤchtig zu ſteigern/ einige Leute aus bloſſer Feindſchafft vom Beichtſtuhle abzuweiſen/ und andere ohne Urſach in oͤffentlichen Predigten zu ſchimpffen/ ja auch gar geringen Ver- brechen halber aus Privat-Rache in oͤffentlichen Bann zu thun/ wel- ches dem prieſterlichen Amt zuwieder und dadurch Aergerniß ange- richtet/ ſoll er ſolchen unverantwortlichen Verfahrens und angemaſ- ſeten freventlichen Neuerung wegen/ wofern er deßfalls zuvor ernſt- lich angemahnet worden/ und dennoch weiter dergleichen Anzuͤglich- keiten gebraucht haͤtte/ auff gewiſſe Zeit von ſeinem Amt und zuſtehen- der Beſoldung zu gebuͤhrender Straffe entſetzt werden/ auch nicht eher wieder dazu gelaſſen ſeyn/ biß er ſolches der Gemeinde abgebe- ten/

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/191>, abgerufen am 26.11.2024.