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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von derer Prediger Würde/ Wandel u. Einkünfften.
deßgleichen wann eine geistliche Person etwas schuldig und den hal-
ben Theil bezahlet/ wäre sie zwar den Uberrest zur Helffte zu bezah-
len hernach auch verpflichtet/ sie möchte sich denn dawieder behelffen
mit rechtlicher Wohlthat/ dadurch ihr nachgelassen/ nicht weiter Ge-
richts-Hülffe wider sie ergehen zu lassen/ denn so fern sie nicht dürffteGeistlichen
Vorrecht we-
gen Schulder
Bezahlung.

Noth leiden. Sonst mag ein geistlicher wegen Schulden beklagter
Mann nicht verhafftet noch gefangen geleget werden/ sondern ist
Flucht halber von verborgenem Gut zu bezahlen gehalten/ und kan
eydlich versichern; Es mögen auch Geistliche keine Gerichts-Bür-
gen seyn/ ohne im Fall der Noth und Gottseligkeit halben.

L. un. C. de bon. Cler. & mon. Arg. L. 13. §. item Julianus, ff. locati. C. 1. X. ne
Cler. Sec. neg. L. 52. C. de Episcop. & Cler. Dist. 88. c. fin. C. Odoardus 3. X.
de solut. Nov. 123. c. 6.

§. 36. Jn gerichtlichen Processen haben Geistliche diesen Vor-Geistlichen
Vorzug in
Proceß und
Schmäh-Kla-
gen.

zug/ daß mit ihnen bey Schmäh-Klagen für allen Dingen gütlicher
Vergleich sorgfältigst zu versuchen/ auch boßhafftig Gemüthe zu
schelten nicht vermuthet wird/ ja durch gutwillige Erklärung können
sie die Klage zum Wiederruff vermeiden/ also kan auch durch Kir-
chen-Diener Versetzung das Endurtheil zwischen Priester und Pa-
tronen oder Pfarr und Kirch-Kindern gar enthoben und vergessen
werden.

§. 37. Ein halb oder gantzes Gnaden-Jahr ist auch einer priester-Priester Wite-
wen Gnaden
Jahr.

lichen Wittwen und Kinder Freyheit Genuß/ was nun von verstor-
benen Priesters verdienten Lohn jedern Orts Gewohnheit für Ge-
brauch hält/ solchem muß man zu Folge leben; wann die Zeit bey nahe
verflossen/ wird die Besoldung für völlig verdient geachtet/ und alle
verdiente Geld-Bestallung gehöret der Wittwen und denen Erben zu/
wie auch die genossene und eingesamlete Früchte nach Zeit-Verflies-
sungs Gelegenheit; die vom Abgestorbenen selbst gesäete Früchte wer-
den zur Erndten-Zeit also getheilet/ daß sie mit Ackerbaus UnkostenErndte Früch-
te Theilung.

zum Abschlag kommen mögen; Von der übrigen Besoldung aber be-
kommt die Wittwe nichts/ wofern sie des Mannes Erbschafft aus-
schlägt/ und ihre eingebrachte Morgengabe wieder begehret/ sondern
dieselbe gehöret denen andern Erben zu/ welche davon des Priesters
Schulden bezahlen müssen/ auch des Inventarii durch seine Schuld
verdorbenen Sachen Mangel damit zu ersetzen schuldig sind.

L. 4. ff. de offic. assessor. L. 15. §. 1. C. de advoc. divers.
§. 38. So

Von derer Prediger Wuͤrde/ Wandel u. Einkuͤnfften.
deßgleichen wann eine geiſtliche Perſon etwas ſchuldig und den hal-
ben Theil bezahlet/ waͤre ſie zwar den Uberreſt zur Helffte zu bezah-
len hernach auch verpflichtet/ ſie moͤchte ſich denn dawieder behelffen
mit rechtlicher Wohlthat/ dadurch ihr nachgelaſſen/ nicht weiter Ge-
richts-Huͤlffe wider ſie ergehen zu laſſen/ denn ſo fern ſie nicht duͤrffteGeiſtlichen
Vorrecht we-
gen Schulder
Bezahlung.

Noth leiden. Sonſt mag ein geiſtlicher wegen Schulden beklagter
Mann nicht verhafftet noch gefangen geleget werden/ ſondern iſt
Flucht halber von verborgenem Gut zu bezahlen gehalten/ und kan
eydlich verſichern; Es moͤgen auch Geiſtliche keine Gerichts-Buͤr-
gen ſeyn/ ohne im Fall der Noth und Gottſeligkeit halben.

L. un. C. de bon. Cler. & mon. Arg. L. 13. §. item Julianus, ff. locati. C. 1. X. ne
Cler. Sec. neg. L. 52. C. de Epiſcop. & Cler. Diſt. 88. c. fin. C. Odoardus 3. X.
de ſolut. Nov. 123. c. 6.

§. 36. Jn gerichtlichen Proceſſen haben Geiſtliche dieſen Vor-Geiſtlichen
Vorzug in
Proceß und
Schmaͤh-Kla-
gen.

zug/ daß mit ihnen bey Schmaͤh-Klagen fuͤr allen Dingen guͤtlicher
Vergleich ſorgfaͤltigſt zu verſuchen/ auch boßhafftig Gemuͤthe zu
ſchelten nicht vermuthet wird/ ja durch gutwillige Erklaͤrung koͤnnen
ſie die Klage zum Wiederruff vermeiden/ alſo kan auch durch Kir-
chen-Diener Verſetzung das Endurtheil zwiſchen Prieſter und Pa-
tronen oder Pfarr und Kirch-Kindern gar enthoben und vergeſſen
werden.

§. 37. Ein halb oder gantzes Gnaden-Jahr iſt auch einer prieſter-Prieſter Wite-
wen Gnaden
Jahr.

lichen Wittwen und Kinder Freyheit Genuß/ was nun von verſtor-
benen Prieſters verdienten Lohn jedern Orts Gewohnheit fuͤr Ge-
brauch haͤlt/ ſolchem muß man zu Folge leben; wann die Zeit bey nahe
verfloſſen/ wird die Beſoldung fuͤr voͤllig verdient geachtet/ und alle
verdiente Geld-Beſtallung gehoͤret der Wittwen und denen Erben zu/
wie auch die genoſſene und eingeſamlete Fruͤchte nach Zeit-Verflieſ-
ſungs Gelegenheit; die vom Abgeſtorbenen ſelbſt geſaͤete Fruͤchte wer-
den zur Erndten-Zeit alſo getheilet/ daß ſie mit Ackerbaus UnkoſtenErndte Fruͤch-
te Theilung.

zum Abſchlag kommen moͤgen; Von der uͤbrigen Beſoldung aber be-
kommt die Wittwe nichts/ wofern ſie des Mannes Erbſchafft aus-
ſchlaͤgt/ und ihre eingebrachte Morgengabe wieder begehret/ ſondern
dieſelbe gehoͤret denen andern Erben zu/ welche davon des Prieſters
Schulden bezahlen muͤſſen/ auch des Inventarii durch ſeine Schuld
verdorbenen Sachen Mangel damit zu erſetzen ſchuldig ſind.

L. 4. ff. de offic. aſſeſſor. L. 15. §. 1. C. de advoc. diverſ.
§. 38. So
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[191/0198] Von derer Prediger Wuͤrde/ Wandel u. Einkuͤnfften. deßgleichen wann eine geiſtliche Perſon etwas ſchuldig und den hal- ben Theil bezahlet/ waͤre ſie zwar den Uberreſt zur Helffte zu bezah- len hernach auch verpflichtet/ ſie moͤchte ſich denn dawieder behelffen mit rechtlicher Wohlthat/ dadurch ihr nachgelaſſen/ nicht weiter Ge- richts-Huͤlffe wider ſie ergehen zu laſſen/ denn ſo fern ſie nicht duͤrffte Noth leiden. Sonſt mag ein geiſtlicher wegen Schulden beklagter Mann nicht verhafftet noch gefangen geleget werden/ ſondern iſt Flucht halber von verborgenem Gut zu bezahlen gehalten/ und kan eydlich verſichern; Es moͤgen auch Geiſtliche keine Gerichts-Buͤr- gen ſeyn/ ohne im Fall der Noth und Gottſeligkeit halben. Geiſtlichen Vorrecht we- gen Schulder Bezahlung. L. un. C. de bon. Cler. & mon. Arg. L. 13. §. item Julianus, ff. locati. C. 1. X. ne Cler. Sec. neg. L. 52. C. de Epiſcop. & Cler. Diſt. 88. c. fin. C. Odoardus 3. X. de ſolut. Nov. 123. c. 6. §. 36. Jn gerichtlichen Proceſſen haben Geiſtliche dieſen Vor- zug/ daß mit ihnen bey Schmaͤh-Klagen fuͤr allen Dingen guͤtlicher Vergleich ſorgfaͤltigſt zu verſuchen/ auch boßhafftig Gemuͤthe zu ſchelten nicht vermuthet wird/ ja durch gutwillige Erklaͤrung koͤnnen ſie die Klage zum Wiederruff vermeiden/ alſo kan auch durch Kir- chen-Diener Verſetzung das Endurtheil zwiſchen Prieſter und Pa- tronen oder Pfarr und Kirch-Kindern gar enthoben und vergeſſen werden. Geiſtlichen Vorzug in Proceß und Schmaͤh-Kla- gen. §. 37. Ein halb oder gantzes Gnaden-Jahr iſt auch einer prieſter- lichen Wittwen und Kinder Freyheit Genuß/ was nun von verſtor- benen Prieſters verdienten Lohn jedern Orts Gewohnheit fuͤr Ge- brauch haͤlt/ ſolchem muß man zu Folge leben; wann die Zeit bey nahe verfloſſen/ wird die Beſoldung fuͤr voͤllig verdient geachtet/ und alle verdiente Geld-Beſtallung gehoͤret der Wittwen und denen Erben zu/ wie auch die genoſſene und eingeſamlete Fruͤchte nach Zeit-Verflieſ- ſungs Gelegenheit; die vom Abgeſtorbenen ſelbſt geſaͤete Fruͤchte wer- den zur Erndten-Zeit alſo getheilet/ daß ſie mit Ackerbaus Unkoſten zum Abſchlag kommen moͤgen; Von der uͤbrigen Beſoldung aber be- kommt die Wittwe nichts/ wofern ſie des Mannes Erbſchafft aus- ſchlaͤgt/ und ihre eingebrachte Morgengabe wieder begehret/ ſondern dieſelbe gehoͤret denen andern Erben zu/ welche davon des Prieſters Schulden bezahlen muͤſſen/ auch des Inventarii durch ſeine Schuld verdorbenen Sachen Mangel damit zu erſetzen ſchuldig ſind. Prieſter Wite- wen Gnaden Jahr. Erndte Fruͤch- te Theilung. L. 4. ff. de offic. aſſeſſor. L. 15. §. 1. C. de advoc. diverſ. §. 38. So

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/198>, abgerufen am 27.11.2024.