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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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III. Buch/ Cap. I.
nach der Himmels-Krone gegriffen/ über die Gewissen herrschen wol-
len; derowegen keine hohe Landes-Obrigkeit jemanden/ der sonst
friedsam lebet/ aus dem Lande jagen/ oder zur Messe gewaltsam trei-
ben und anhalten soll/ damit nicht Christen ärger als Juden gehal-
ten werden/ die man ja nicht gar vertreibet; sonsten gehöret Religions
Vorsorge billig dem Fürsten/ der in Kirchen-Sachen als Ober-Bi-
schoff zu verordnen/ und GOtt dafür Rechenschafft geben muß.

Joh. IIX. Es. XLIX. Deut. XVII. v. 19. Es. XLIV. v. 28. L. 3. C. de Trinit. Nov. 46.
& 133. L. ult. C. de Fer. Tit. C. de stat. & imag.

§. 2. Jn allgemeinen öffentlichen Rechten bringt des käyserlichen
Cammer-Richters und Beysitzer Eyd sonsten mit sich/ nach redlichen
ehrbaren Lands-Ordnungen/ Statuten und Gewohnheiten derer Für-
stenthümer/ Herrschafften und Gerichte zu urtheilen; gemeine Bür-
ger Städte aber können solche Gesetze ohne des Obern Zulassung nicht
verordnen. Hingegen kan und mag ein Reichs-Stand dergleichen
Orts gewöhnliche Rechte an und abschaffen/ so offt es gemeinen We-
sens Nothdurfft und Nutzen erfordert.

L. omnes populi, ff. de J. & J. L. 6. de Evict. L. 34. ff. de R. J. L. 22. ff. de Legat. L. 5.
de decret. ab ordin. fac. L. 10. L. aedificia L. 156. & L. 85. ff. de V. S.

§. 3. Damit nun nicht Käyser-Chur- und Fürstenthümer oder
Königreiche und Länder durch Theilung geschwächet/ und sonsten
mächtige Häuser geschmählert werden möchten/ dadurch in schändliche
Armuth zu gerathen/ so ist besser/ daß ein Land kräfftig unter eines als
vieler Herren Joch regieret werde/ dahero auch das weibliche Ge-
schlecht nach empfangener Mitgifft ihrem sonst gebührenden Recht ab-
Fürstlichen
Weibes-Per-
onen Recht.
zusagen gehalten/ daß sie damit vergnügt/ keinen weitern Zutritt zu
väterlichen Gütern haben sollen; und denen Kindern/ so aus Neben-
Heyrath mit denen zur lincken Hand wegen Standes Ungleichheit
verwandten Personen gezeuget sind/ pflegt der Vater ein gewisses zu
verordnen/ und denen übrigen Geschlechts-Kindern wird Auffenthalt
nach Würdigkeit vermacht/ oder ein Theil Landes verstattet/ nicht mit
freyer Gewalt und Regierungs Macht/ sondern also/ daß/ wann die
abgetheilte Herren ohne männliche Erben versterben/ solches wieder
zum Regiment verfallen seye; derer vornehmste Lebens-Mittel sind
Cammer-Güter/ welche kein Bruder vom Seinigen zu bestellen ge-
zwungen seyn mag.

C. majoribus, de praeb. & dignit. Gloss. in c. licet, X. de vot. & vot. redemt. c. 2. de
pact. in 6. C. 1. de fil. ex matrim. ad morganat. arg. L. cum unus §. fin. ff.
de aliment.
§. 4. Cam-

III. Buch/ Cap. I.
nach der Himmels-Krone gegriffen/ uͤber die Gewiſſen herrſchen wol-
len; derowegen keine hohe Landes-Obrigkeit jemanden/ der ſonſt
friedſam lebet/ aus dem Lande jagen/ oder zur Meſſe gewaltſam trei-
ben und anhalten ſoll/ damit nicht Chriſten aͤrger als Juden gehal-
ten werden/ die man ja nicht gar vertreibet; ſonſten gehoͤret Religions
Vorſorge billig dem Fuͤrſten/ der in Kirchen-Sachen als Ober-Bi-
ſchoff zu verordnen/ und GOtt dafuͤr Rechenſchafft geben muß.

Joh. IIX. Eſ. XLIX. Deut. XVII. v. 19. Eſ. XLIV. v. 28. L. 3. C. de Trinit. Nov. 46.
& 133. L. ult. C. de Fer. Tit. C. de ſtat. & imag.

§. 2. Jn allgemeinen oͤffentlichen Rechten bringt des kaͤyſerlichen
Cammer-Richters und Beyſitzer Eyd ſonſten mit ſich/ nach redlichen
ehrbaren Lands-Ordnungen/ Statuten und Gewohnheiten derer Fuͤr-
ſtenthuͤmer/ Herrſchafften und Gerichte zu urtheilen; gemeine Buͤr-
ger Staͤdte aber koͤnnen ſolche Geſetze ohne des Obern Zulaſſung nicht
verordnen. Hingegen kan und mag ein Reichs-Stand dergleichen
Orts gewoͤhnliche Rechte an und abſchaffen/ ſo offt es gemeinen We-
ſens Nothdurfft und Nutzen erfordert.

L. omnes populi, ff. de J. & J. L. 6. de Evict. L. 34. ff. de R. J. L. 22. ff. de Legat. L. 5.
de decret. ab ordin. fac. L. 10. L. ædificia L. 156. & L. 85. ff. de V. S.

§. 3. Damit nun nicht Kaͤyſer-Chur- und Fuͤrſtenthuͤmer oder
Koͤnigreiche und Laͤnder durch Theilung geſchwaͤchet/ und ſonſten
maͤchtige Haͤuſer geſchmaͤhlert werden moͤchten/ dadurch in ſchaͤndliche
Armuth zu gerathen/ ſo iſt beſſer/ daß ein Land kraͤfftig unter eines als
vieler Herren Joch regieret werde/ dahero auch das weibliche Ge-
ſchlecht nach empfangener Mitgifft ihrem ſonſt gebuͤhrenden Recht ab-
Fuͤrſtlichen
Weibes-Per-
onen Recht.
zuſagen gehalten/ daß ſie damit vergnuͤgt/ keinen weitern Zutritt zu
vaͤterlichen Guͤtern haben ſollen; und denen Kindern/ ſo aus Neben-
Heyrath mit denen zur lincken Hand wegen Standes Ungleichheit
verwandten Perſonen gezeuget ſind/ pflegt der Vater ein gewiſſes zu
verordnen/ und denen uͤbrigen Geſchlechts-Kindern wird Auffenthalt
nach Wuͤrdigkeit vermacht/ oder ein Theil Landes verſtattet/ nicht mit
freyer Gewalt und Regierungs Macht/ ſondern alſo/ daß/ wann die
abgetheilte Herren ohne maͤnnliche Erben verſterben/ ſolches wieder
zum Regiment verfallen ſeye; derer vornehmſte Lebens-Mittel ſind
Cammer-Guͤter/ welche kein Bruder vom Seinigen zu beſtellen ge-
zwungen ſeyn mag.

C. majoribus, de præb. & dignit. Gloſſ. in c. licet, X. de vot. & vot. redemt. c. 2. de
pact. in 6. C. 1. de fil. ex matrim. ad morganat. arg. L. cum unus §. fin. ff.
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[224/0231] III. Buch/ Cap. I. nach der Himmels-Krone gegriffen/ uͤber die Gewiſſen herrſchen wol- len; derowegen keine hohe Landes-Obrigkeit jemanden/ der ſonſt friedſam lebet/ aus dem Lande jagen/ oder zur Meſſe gewaltſam trei- ben und anhalten ſoll/ damit nicht Chriſten aͤrger als Juden gehal- ten werden/ die man ja nicht gar vertreibet; ſonſten gehoͤret Religions Vorſorge billig dem Fuͤrſten/ der in Kirchen-Sachen als Ober-Bi- ſchoff zu verordnen/ und GOtt dafuͤr Rechenſchafft geben muß. Joh. IIX. Eſ. XLIX. Deut. XVII. v. 19. Eſ. XLIV. v. 28. L. 3. C. de Trinit. Nov. 46. & 133. L. ult. C. de Fer. Tit. C. de ſtat. & imag. §. 2. Jn allgemeinen oͤffentlichen Rechten bringt des kaͤyſerlichen Cammer-Richters und Beyſitzer Eyd ſonſten mit ſich/ nach redlichen ehrbaren Lands-Ordnungen/ Statuten und Gewohnheiten derer Fuͤr- ſtenthuͤmer/ Herrſchafften und Gerichte zu urtheilen; gemeine Buͤr- ger Staͤdte aber koͤnnen ſolche Geſetze ohne des Obern Zulaſſung nicht verordnen. Hingegen kan und mag ein Reichs-Stand dergleichen Orts gewoͤhnliche Rechte an und abſchaffen/ ſo offt es gemeinen We- ſens Nothdurfft und Nutzen erfordert. L. omnes populi, ff. de J. & J. L. 6. de Evict. L. 34. ff. de R. J. L. 22. ff. de Legat. L. 5. de decret. ab ordin. fac. L. 10. L. ædificia L. 156. & L. 85. ff. de V. S. §. 3. Damit nun nicht Kaͤyſer-Chur- und Fuͤrſtenthuͤmer oder Koͤnigreiche und Laͤnder durch Theilung geſchwaͤchet/ und ſonſten maͤchtige Haͤuſer geſchmaͤhlert werden moͤchten/ dadurch in ſchaͤndliche Armuth zu gerathen/ ſo iſt beſſer/ daß ein Land kraͤfftig unter eines als vieler Herren Joch regieret werde/ dahero auch das weibliche Ge- ſchlecht nach empfangener Mitgifft ihrem ſonſt gebuͤhrenden Recht ab- zuſagen gehalten/ daß ſie damit vergnuͤgt/ keinen weitern Zutritt zu vaͤterlichen Guͤtern haben ſollen; und denen Kindern/ ſo aus Neben- Heyrath mit denen zur lincken Hand wegen Standes Ungleichheit verwandten Perſonen gezeuget ſind/ pflegt der Vater ein gewiſſes zu verordnen/ und denen uͤbrigen Geſchlechts-Kindern wird Auffenthalt nach Wuͤrdigkeit vermacht/ oder ein Theil Landes verſtattet/ nicht mit freyer Gewalt und Regierungs Macht/ ſondern alſo/ daß/ wann die abgetheilte Herren ohne maͤnnliche Erben verſterben/ ſolches wieder zum Regiment verfallen ſeye; derer vornehmſte Lebens-Mittel ſind Cammer-Guͤter/ welche kein Bruder vom Seinigen zu beſtellen ge- zwungen ſeyn mag. Fuͤrſtlichen Weibes-Per- onen Recht. C. majoribus, de præb. & dignit. Gloſſ. in c. licet, X. de vot. & vot. redemt. c. 2. de pact. in 6. C. 1. de fil. ex matrim. ad morganat. arg. L. cum unus §. fin. ff. de aliment. §. 4. Cam-

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/231>, abgerufen am 24.11.2024.