Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von Freygebohrnen/ Leibeigenen und Müßiggängern. damit in dessen Leibeigenthum/ dem das Erbe oder Kothen gehörig/begeben zu haben geachtet werde/ so soll dennoch das erstgebohrne Kind an statt der freyen Mutter und gegen Abforderung eines Guts- herrlichen Scheins frey/ die übrigen aber/ ob schon Zwillinge geboh- ren werden/ leibeigen seyn; falls aber nur ein Kind gezeuget/ oder die andere Leibeigene abstürben/ und das Freye hinwiederum die elterlichen Güter beziehen und annehmen wolte/ muß es sich ins Eigenthum begeben. §. 11. Niemand soll Schulden wegen leibeigen seyn/ wer nun je-Schulden ma- L. ob aes alienum, C. de O. & A. §. 12. Wer irgendwo gemachtem Beding gemäß einen Leibei-Leibeigenen L. 3. de serv. Export. Tot. Tit. C. si mancip. ita fuer. alien. ut man. L, 5. de jure Patron L. 38. ff. de Rei vend. L. jura sang. ff. de R. J. §. 13. Wer sonst mit oder ohne Gewalt jemandes Kinder oderMenschen- L. pen. §. ult. L. 3. ff. & L. fin. C. ad L. Fab. de plag. Deut. 24, 1. & 7. Exod. 21, 16. §. 14. Dienst-Knechte und Leibeigene werden in Rechten fürLeibeigenen entstan-
Von Freygebohrnen/ Leibeigenen und Muͤßiggaͤngern. damit in deſſen Leibeigenthum/ dem das Erbe oder Kothen gehoͤrig/begeben zu haben geachtet werde/ ſo ſoll dennoch das erſtgebohrne Kind an ſtatt der freyen Mutter und gegen Abforderung eines Guts- herrlichen Scheins frey/ die uͤbrigen aber/ ob ſchon Zwillinge geboh- ren werden/ leibeigen ſeyn; falls aber nur ein Kind gezeuget/ oder die andere Leibeigene abſtuͤrben/ und das Freye hinwiederum die elterlichen Guͤter beziehen und annehmen wolte/ muß es ſich ins Eigenthum begeben. §. 11. Niemand ſoll Schulden wegen leibeigen ſeyn/ wer nun je-Schulden ma- L. ob æs alienum, C. de O. & A. §. 12. Wer irgendwo gemachtem Beding gemaͤß einen Leibei-Leibeigenen L. 3. de ſerv. Export. Tot. Tit. C. ſi mancip. ita fuer. alien. ut man. L, 5. de jure Patron L. 38. ff. de Rei vend. L. jura ſang. ff. de R. J. §. 13. Wer ſonſt mit oder ohne Gewalt jemandes Kinder oderMenſchen- L. pen. §. ult. L. 3. ff. & L. fin. C. ad L. Fab. de plag. Deut. 24, 1. & 7. Exod. 21, 16. §. 14. Dienſt-Knechte und Leibeigene werden in Rechten fuͤrLeibeigenen entſtan-
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Von Freygebohrnen/ Leibeigenen und Muͤßiggaͤngern.
damit in deſſen Leibeigenthum/ dem das Erbe oder Kothen gehoͤrig/
begeben zu haben geachtet werde/ ſo ſoll dennoch das erſtgebohrne
Kind an ſtatt der freyen Mutter und gegen Abforderung eines Guts-
herrlichen Scheins frey/ die uͤbrigen aber/ ob ſchon Zwillinge geboh-
ren werden/ leibeigen ſeyn; falls aber nur ein Kind gezeuget/ oder die
andere Leibeigene abſtuͤrben/ und das Freye hinwiederum die elterlichen
Guͤter beziehen und annehmen wolte/ muß es ſich ins Eigenthum
begeben.
§. 11. Niemand ſoll Schulden wegen leibeigen ſeyn/ wer nun je-
manden derohalben dienſtbar machen wolte/ wird alſo geſtrafft/ daß
er ſeine Schulden verwuͤrcket/ des Schuldners Eltern doppelt ſo viel
wiedergeben/ und dazu noch wohl am Leibe nach Geſtalt der Sachen
Straffe gewarten muß; wann ſich aber jemand in Verhafft einige
Arbeit auszufertigen verpflichtet/ als Mahlen/ Schreiben/ Seiden
Stickwerck und dergleichen/ alſo kan man ſich dieſer Wohlthat
begeben.
Schulden ma-
chen nicht
dienſtbar.
L. ob æs alienum, C. de O. & A.
§. 12. Wer irgendwo gemachtem Beding gemaͤß einen Leibei-
genen kaufft/ und gegen Vertrag nicht frey laͤſt/ ſo erlangt dennoch
der Knecht ſeine Freyheit von Rechts und Gewohnheits wegen/ wei-
len man derer Leute argliſtigen Boßheit nicht zu viel nachſehen ſoll/
ja auch einen verbanneten Bruder ſoll man nicht toͤdten/ wie die Ban-
diten in Jtalien/ weilen die natuͤrlichen Rechte von buͤrgerlichen nicht
auffgehoben werden.
Leibeigenen
Kauff- und
Freylaſſungs
Recht.
L. 3. de ſerv. Export. Tot. Tit. C. ſi mancip. ita fuer. alien. ut man. L, 5. de jure
Patron L. 38. ff. de Rei vend. L. jura ſang. ff. de R. J.
§. 13. Wer ſonſt mit oder ohne Gewalt jemandes Kinder oder
Geſinde/ um zu verkauffen und leibeigen zu machen/ abſtiehlet/ gefan-
gen haͤlt oder entfuͤhret/ damit Kauffhandel oder Kupplerey treibet/
Jungen und Maͤgdgen verfuͤhret und zu Fall bringet/ der begehet Men-
ſchen Diebſtahl/ gegen GOttes Geſetz und weltliches Recht/ dahero
die Diebe ſelbſt und alle/ ſo dazu geholffen/ mit Geld/ Leib und Lebens-
Straffe/ auch durch Schwerdt hinzurichten.
Menſchen-
Diebſtahl
leibeigen zu
machen.
L. pen. §. ult. L. 3. ff. & L. fin. C. ad L. Fab. de plag. Deut. 24, 1. & 7. Exod. 21, 16.
§. 14. Dienſt-Knechte und Leibeigene werden in Rechten fuͤr
Todte gehalten/ koͤnnen ſich alſo ohne ihrer Herren Wiſſen und Wil-
len zu ihrem Nutzen in keinen Handel einlaſſen; dahero auch bey Un-
terthanen/ die von einem Ort zum andern ziehen wollen/ fuͤr treu ge-
leiſteten Schutz Nachſteuer oder Abzugs-Geld zu bezahlen/ das Recht
entſtan-
Leibeigenen
Dienſt-Knech-
te auch Unter-
thanen Recht.
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