Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Buch/ Cap. VI.
Ehebruchs In-
quisition
wann
nicht gesche-
hen mag.

§. 63. Wenn ein Weib wegen unterschiedlich begangenen Ehe-
bruchs mit dem Schwerdt gerichtet/ vorher aber unter andern/ die
mit ihr Ehe gebrochen/ eine gewisse Person zuletzt auch der Ubelthat
bezüchtiget/ welche sich des Lasters unschuldig weiß/ so mag deßhalben
mit Recht wider solche keine Nachfrage angestellet seyn/ ob schon
die Laster-Gesellin bey der Bekäntniß biß ans Ende beständig ver-
harret/ wofern nicht gebührenden Verdachts Argwohn und andere
Umstände dabey befindlich/ dazu noch da die Bekäntniß von einer be-
sudelten Ehrlosen Person gegen einen vornehmen Adelichen hochbe-
rühmten Bedienten etwa gutwillig/ ohne Richters Befragen/ geschehen.

Gefangen-
schafft wann
Ehe trennet.

§. 64. Weilen so wohl denen neuen Käyserl. als Geistl. Rechten
gemäß/ die Ehe wegen Gefangenschafft nicht getrennet werden kan/
der freye Ehegatte auch/ ehe und bevor er gründliche Gewißheit ha-
be/ daß der Gefangene mit Tode abgangen/ sich anderwärts zu ver-
ehelichen nicht befugt/ sondern vielmehr in der Einsamkeit biß an sein
Ende zu verbleiben/ und dieses/ wie sonst währenden Ehestandes ein
anstossendes Ubel/ wordurch das Ehegemahl so wohl zur ehelichen
Beywohnung/ als eines Mitgehülffen Pflicht/ gantz untüchtig wird/
in Christlicher Gedult zu ertragen schuldig/ so mag niemanden für
erlangten Todes-Falls gewisser Nachricht wieder zu heyrathen frey
stehen/ damit nicht durch Weiber Untreu Geblüts-Verwandtschafft
vermischet werde; Und ist allhier unnöthig zu erweisen/ daß ein Weib
dem neuen Buhler beygelegen/ und er würcklich die Decke mit ihr be-
schlagen/ sondern es mag die blosse priesterliche Copulation in der-
gleichen Fällen zur Ehehaltungs Anzeige wohl genung seyn.

Nov. 22. C. 7. L. 11. §. 1. de his, qui not. infam.

Caput VII.

Von Unmündigen und Minderjährigen/ auch
deren Ober- und Unter-Vormündern.

§. 1.

BEy Unmündigen wird allezeit eine unbedachtsame Unwissen-
heit/ gleichwie insgemein bey Weibern Geitz/ Furcht und
Schwachheit/ vermuthet/ sonst aber bey andern wird gemuthmasset/
daß ein jeder sey gut/ geschickt/ unschuldig/ auffrichtig/ gerecht und
fleißig in seinem Amts-Beruff/ biß das Gegentheil erwiesen; so kan
nun ein Mündling seinen Zustand wohl verbessern/ nicht aber ihm

schad-
III. Buch/ Cap. VI.
Ehebruchs In-
quiſition
wañ
nicht geſche-
hen mag.

§. 63. Wenn ein Weib wegen unterſchiedlich begangenen Ehe-
bruchs mit dem Schwerdt gerichtet/ vorher aber unter andern/ die
mit ihr Ehe gebrochen/ eine gewiſſe Perſon zuletzt auch der Ubelthat
bezuͤchtiget/ welche ſich des Laſters unſchuldig weiß/ ſo mag deßhalben
mit Recht wider ſolche keine Nachfrage angeſtellet ſeyn/ ob ſchon
die Laſter-Geſellin bey der Bekaͤntniß biß ans Ende beſtaͤndig ver-
harret/ wofern nicht gebuͤhrenden Verdachts Argwohn und andere
Umſtaͤnde dabey befindlich/ dazu noch da die Bekaͤntniß von einer be-
ſudelten Ehrloſen Perſon gegen einen vornehmen Adelichen hochbe-
ruͤhmten Bedienten etwa gutwillig/ ohne Richters Befragen/ geſchehen.

Gefangen-
ſchafft wann
Ehe trennet.

§. 64. Weilen ſo wohl denen neuen Kaͤyſerl. als Geiſtl. Rechten
gemaͤß/ die Ehe wegen Gefangenſchafft nicht getrennet werden kan/
der freye Ehegatte auch/ ehe und bevor er gruͤndliche Gewißheit ha-
be/ daß der Gefangene mit Tode abgangen/ ſich anderwaͤrts zu ver-
ehelichen nicht befugt/ ſondern vielmehr in der Einſamkeit biß an ſein
Ende zu verbleiben/ und dieſes/ wie ſonſt waͤhrenden Eheſtandes ein
anſtoſſendes Ubel/ wordurch das Ehegemahl ſo wohl zur ehelichen
Beywohnung/ als eines Mitgehuͤlffen Pflicht/ gantz untuͤchtig wird/
in Chriſtlicher Gedult zu ertragen ſchuldig/ ſo mag niemanden fuͤr
erlangten Todes-Falls gewiſſer Nachricht wieder zu heyrathen frey
ſtehen/ damit nicht durch Weiber Untreu Gebluͤts-Verwandtſchafft
vermiſchet werde; Und iſt allhier unnoͤthig zu erweiſen/ daß ein Weib
dem neuen Buhler beygelegen/ und er wuͤrcklich die Decke mit ihr be-
ſchlagen/ ſondern es mag die bloſſe prieſterliche Copulation in der-
gleichen Faͤllen zur Ehehaltungs Anzeige wohl genung ſeyn.

Nov. 22. C. 7. L. 11. §. 1. de his, qui not. infam.

Caput VII.

Von Unmuͤndigen und Minderjaͤhrigen/ auch
deren Ober- und Unter-Vormuͤndern.

§. 1.

BEy Unmuͤndigen wird allezeit eine unbedachtſame Unwiſſen-
heit/ gleichwie insgemein bey Weibern Geitz/ Furcht und
Schwachheit/ vermuthet/ ſonſt aber bey andern wird gemuthmaſſet/
daß ein jeder ſey gut/ geſchickt/ unſchuldig/ auffrichtig/ gerecht und
fleißig in ſeinem Amts-Beruff/ biß das Gegentheil erwieſen; ſo kan
nun ein Muͤndling ſeinen Zuſtand wohl verbeſſern/ nicht aber ihm

ſchad-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0297" n="290"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Buch/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Cap.</hi> VI.</hi></hi> </fw><lb/>
          <note place="left">Ehebruchs <hi rendition="#aq">In-<lb/>
qui&#x017F;ition</hi> wan&#x0303;<lb/>
nicht ge&#x017F;che-<lb/>
hen mag.</note>
          <p>§. 63. Wenn ein Weib wegen unter&#x017F;chiedlich begangenen Ehe-<lb/>
bruchs mit dem Schwerdt gerichtet/ vorher aber unter andern/ die<lb/>
mit ihr Ehe gebrochen/ eine gewi&#x017F;&#x017F;e Per&#x017F;on zuletzt auch der Ubelthat<lb/>
bezu&#x0364;chtiget/ welche &#x017F;ich des La&#x017F;ters un&#x017F;chuldig weiß/ &#x017F;o mag deßhalben<lb/>
mit Recht wider &#x017F;olche keine Nachfrage ange&#x017F;tellet &#x017F;eyn/ ob &#x017F;chon<lb/>
die La&#x017F;ter-Ge&#x017F;ellin bey der Beka&#x0364;ntniß biß ans Ende be&#x017F;ta&#x0364;ndig ver-<lb/>
harret/ wofern nicht gebu&#x0364;hrenden Verdachts Argwohn und andere<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde dabey befindlich/ dazu noch da die Beka&#x0364;ntniß von einer be-<lb/>
&#x017F;udelten Ehrlo&#x017F;en Per&#x017F;on gegen einen vornehmen Adelichen hochbe-<lb/>
ru&#x0364;hmten Bedienten etwa gutwillig/ ohne Richters Befragen/ ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
          <note place="left">Gefangen-<lb/>
&#x017F;chafft wann<lb/>
Ehe trennet.</note>
          <p>§. 64. Weilen &#x017F;o wohl denen neuen Ka&#x0364;y&#x017F;erl. als Gei&#x017F;tl. Rechten<lb/>
gema&#x0364;ß/ die Ehe wegen Gefangen&#x017F;chafft nicht getrennet werden kan/<lb/>
der freye Ehegatte auch/ ehe und bevor er gru&#x0364;ndliche Gewißheit ha-<lb/>
be/ daß der Gefangene mit Tode abgangen/ &#x017F;ich anderwa&#x0364;rts zu ver-<lb/>
ehelichen nicht befugt/ &#x017F;ondern vielmehr in der Ein&#x017F;amkeit biß an &#x017F;ein<lb/>
Ende zu verbleiben/ und die&#x017F;es/ wie &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;hrenden Ehe&#x017F;tandes ein<lb/>
an&#x017F;to&#x017F;&#x017F;endes Ubel/ wordurch das Ehegemahl &#x017F;o wohl zur ehelichen<lb/>
Beywohnung/ als eines Mitgehu&#x0364;lffen Pflicht/ gantz untu&#x0364;chtig wird/<lb/>
in Chri&#x017F;tlicher Gedult zu ertragen &#x017F;chuldig/ &#x017F;o mag niemanden fu&#x0364;r<lb/>
erlangten Todes-Falls gewi&#x017F;&#x017F;er Nachricht wieder zu heyrathen frey<lb/>
&#x017F;tehen/ damit nicht durch Weiber Untreu Geblu&#x0364;ts-Verwandt&#x017F;chafft<lb/>
vermi&#x017F;chet werde; Und i&#x017F;t allhier unno&#x0364;thig zu erwei&#x017F;en/ daß ein Weib<lb/>
dem neuen Buhler beygelegen/ und er wu&#x0364;rcklich die Decke mit ihr be-<lb/>
&#x017F;chlagen/ &#x017F;ondern es mag die blo&#x017F;&#x017F;e prie&#x017F;terliche <hi rendition="#aq">Copulation</hi> in der-<lb/>
gleichen Fa&#x0364;llen zur Ehehaltungs Anzeige wohl genung &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Nov. 22. C. 7. L. 11. §. 1. de his, qui not. infam.</hi> </hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Caput</hi></hi> VII.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von Unmu&#x0364;ndigen und Minderja&#x0364;hrigen/ auch<lb/>
deren Ober- und Unter-Vormu&#x0364;ndern.</hi> </hi> </p>
          </argument><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">B</hi>Ey Unmu&#x0364;ndigen wird allezeit eine unbedacht&#x017F;ame Unwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit/ gleichwie insgemein bey Weibern Geitz/ Furcht und<lb/>
Schwachheit/ vermuthet/ &#x017F;on&#x017F;t aber bey andern wird gemuthma&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
daß ein jeder &#x017F;ey gut/ ge&#x017F;chickt/ un&#x017F;chuldig/ auffrichtig/ gerecht und<lb/>
fleißig in &#x017F;einem Amts-Beruff/ biß das Gegentheil erwie&#x017F;en; &#x017F;o kan<lb/>
nun ein Mu&#x0364;ndling &#x017F;einen Zu&#x017F;tand wohl verbe&#x017F;&#x017F;ern/ nicht aber ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chad-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0297] III. Buch/ Cap. VI. §. 63. Wenn ein Weib wegen unterſchiedlich begangenen Ehe- bruchs mit dem Schwerdt gerichtet/ vorher aber unter andern/ die mit ihr Ehe gebrochen/ eine gewiſſe Perſon zuletzt auch der Ubelthat bezuͤchtiget/ welche ſich des Laſters unſchuldig weiß/ ſo mag deßhalben mit Recht wider ſolche keine Nachfrage angeſtellet ſeyn/ ob ſchon die Laſter-Geſellin bey der Bekaͤntniß biß ans Ende beſtaͤndig ver- harret/ wofern nicht gebuͤhrenden Verdachts Argwohn und andere Umſtaͤnde dabey befindlich/ dazu noch da die Bekaͤntniß von einer be- ſudelten Ehrloſen Perſon gegen einen vornehmen Adelichen hochbe- ruͤhmten Bedienten etwa gutwillig/ ohne Richters Befragen/ geſchehen. §. 64. Weilen ſo wohl denen neuen Kaͤyſerl. als Geiſtl. Rechten gemaͤß/ die Ehe wegen Gefangenſchafft nicht getrennet werden kan/ der freye Ehegatte auch/ ehe und bevor er gruͤndliche Gewißheit ha- be/ daß der Gefangene mit Tode abgangen/ ſich anderwaͤrts zu ver- ehelichen nicht befugt/ ſondern vielmehr in der Einſamkeit biß an ſein Ende zu verbleiben/ und dieſes/ wie ſonſt waͤhrenden Eheſtandes ein anſtoſſendes Ubel/ wordurch das Ehegemahl ſo wohl zur ehelichen Beywohnung/ als eines Mitgehuͤlffen Pflicht/ gantz untuͤchtig wird/ in Chriſtlicher Gedult zu ertragen ſchuldig/ ſo mag niemanden fuͤr erlangten Todes-Falls gewiſſer Nachricht wieder zu heyrathen frey ſtehen/ damit nicht durch Weiber Untreu Gebluͤts-Verwandtſchafft vermiſchet werde; Und iſt allhier unnoͤthig zu erweiſen/ daß ein Weib dem neuen Buhler beygelegen/ und er wuͤrcklich die Decke mit ihr be- ſchlagen/ ſondern es mag die bloſſe prieſterliche Copulation in der- gleichen Faͤllen zur Ehehaltungs Anzeige wohl genung ſeyn. Nov. 22. C. 7. L. 11. §. 1. de his, qui not. infam. Caput VII. Von Unmuͤndigen und Minderjaͤhrigen/ auch deren Ober- und Unter-Vormuͤndern. §. 1. BEy Unmuͤndigen wird allezeit eine unbedachtſame Unwiſſen- heit/ gleichwie insgemein bey Weibern Geitz/ Furcht und Schwachheit/ vermuthet/ ſonſt aber bey andern wird gemuthmaſſet/ daß ein jeder ſey gut/ geſchickt/ unſchuldig/ auffrichtig/ gerecht und fleißig in ſeinem Amts-Beruff/ biß das Gegentheil erwieſen; ſo kan nun ein Muͤndling ſeinen Zuſtand wohl verbeſſern/ nicht aber ihm ſchad-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/297
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/297>, abgerufen am 22.11.2024.