Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.III. Buch/ Cap. VII. Notarien und Zeugen verfertigen/ und nicht allein nach der Zeitalles erworbene darinn einschreiben/ sondern er ist auch zu gerichtlich ge- schätzt- und beschwornem Interesse gehalten/ oder mag als verdächtig abgewiesen und entsetzt werden; Deßgleichen soll er den Mündling aus Vermögens Früchten/ nach Richters Ermessen/ oder eigenem Ge- wissenhafften Gutdüncken/ so ferne es besser ist/ väterlichen Erbtheils Geheimniß zu verschweigen/ nehren und erhalten/ jedoch so/ daß nicht alle Einkünffte erschöpfft werden/ sondern noch etwas übrig verblei- be; Einen dürfftigen aber ist er vom Seinigen zu ernehren nicht schul- dig/ und zwar mag der Wäyse vornemlich sich auffhalten und erzie- hen lassen bey der Mutter/ so lange sie keinen schädlichen Stieff-Va- ter heyrathet/ oder auch bey andern mehr geschickten/ ohne bösen Verdacht nach Obrigkeiten Vorsorge. L. 3. §. tutor, de admin. tut. L. ult. de alim. praest. §. 35. Ja ein Vormünder soll/ gleichwie ein guter und fleißi- §. 36. Endlich sind alle Vormünder insgesamt/ und ein jeder L. 10. & 33. de admin. tut. L. 7. §. si post, ff. Eod. Tot. tit. C. arbitr. tut. L. 39. §. 11. L. 55. de admin. tut. L. si res, L. tutoribus, C. de peric. tut. §. 37. Wann nun Vormündere eines minderjährigen Güter aus
III. Buch/ Cap. VII. Notarien und Zeugen verfertigen/ und nicht allein nach der Zeitalles erworbene darinn einſchreiben/ ſondern er iſt auch zu gerichtlich ge- ſchaͤtzt- und beſchwornem Intereſſe gehalten/ oder mag als verdaͤchtig abgewieſen und entſetzt werden; Deßgleichen ſoll er den Muͤndling aus Vermoͤgens Fruͤchten/ nach Richters Ermeſſen/ oder eigenem Ge- wiſſenhafften Gutduͤncken/ ſo ferne es beſſer iſt/ vaͤterlichen Erbtheils Geheimniß zu verſchweigen/ nehren und erhalten/ jedoch ſo/ daß nicht alle Einkuͤnffte erſchoͤpfft werden/ ſondern noch etwas uͤbrig verblei- be; Einen duͤrfftigen aber iſt er vom Seinigen zu ernehren nicht ſchul- dig/ und zwar mag der Waͤyſe vornemlich ſich auffhalten und erzie- hen laſſen bey der Mutter/ ſo lange ſie keinen ſchaͤdlichen Stieff-Va- ter heyrathet/ oder auch bey andern mehr geſchickten/ ohne boͤſen Verdacht nach Obrigkeiten Vorſorge. L. 3. §. tutor, de admin. tut. L. ult. de alim. præſt. §. 35. Ja ein Vormuͤnder ſoll/ gleichwie ein guter und fleißi- §. 36. Endlich ſind alle Vormuͤnder insgeſamt/ und ein jeder L. 10. & 33. de admin. tut. L. 7. §. ſi poſt, ff. Eod. Tot. tit. C. arbitr. tut. L. 39. §. 11. L. 55. de admin. tut. L. ſi res, L. tutoribus, C. de peric. tut. §. 37. Wann nun Vormuͤndere eines minderjaͤhrigen Guͤter aus
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III. Buch/ Cap. VII.
Notarien und Zeugen verfertigen/ und nicht allein nach der Zeit
alles erworbene darinn einſchreiben/ ſondern er iſt auch zu gerichtlich ge-
ſchaͤtzt- und beſchwornem Intereſſe gehalten/ oder mag als verdaͤchtig
abgewieſen und entſetzt werden; Deßgleichen ſoll er den Muͤndling
aus Vermoͤgens Fruͤchten/ nach Richters Ermeſſen/ oder eigenem Ge-
wiſſenhafften Gutduͤncken/ ſo ferne es beſſer iſt/ vaͤterlichen Erbtheils
Geheimniß zu verſchweigen/ nehren und erhalten/ jedoch ſo/ daß nicht
alle Einkuͤnffte erſchoͤpfft werden/ ſondern noch etwas uͤbrig verblei-
be; Einen duͤrfftigen aber iſt er vom Seinigen zu ernehren nicht ſchul-
dig/ und zwar mag der Waͤyſe vornemlich ſich auffhalten und erzie-
hen laſſen bey der Mutter/ ſo lange ſie keinen ſchaͤdlichen Stieff-Va-
ter heyrathet/ oder auch bey andern mehr geſchickten/ ohne boͤſen
Verdacht nach Obrigkeiten Vorſorge.
L. 3. §. tutor, de admin. tut. L. ult. de alim. præſt.
§. 35. Ja ein Vormuͤnder ſoll/ gleichwie ein guter und fleißi-
ger Hauß-Vater/ des Unmuͤndigen Erbſchafft beſchirmen/ vermeh-
ren/ auch Schulden halber gute Auffſicht fuͤhren/ und deſſen Geldes
Uberſchuß auff Renthe oder liegenden Guͤter Erkauffung austhun
und anwenden/ laͤſſet ers aber gar muͤßig liegen/ muß er ſelbſt Wu-
cher bezahlen/ darum es gegen allen Ungluͤcks-Unrecht- oder Verluſt
am ſicherſten/ daß Muͤndlings Vermoͤgen in Ertz-Grund-Gut
beſtehe.
Vormuͤnder
Amt mit
Muͤndlings
Vermoͤgen.
§. 36. Endlich ſind alle Vormuͤnder insgeſamt/ und ein jeder
abſonderlich fuͤr allen Schaden gaͤntzlich verpflichtet/ und wann dieſe
nicht genungſam/ ſpricht man Buͤrgen an/ hernach die Obrigkeit/
daß ſie nicht beſſere Verſicherung angeſchafft/ zuletzt die Ehren-Amts
Ober-Vormuͤndere/ als Verwaltungen Huͤter und Auffſeher/ wel-
che man beſchuldigen mag/ warum ſie einen uͤbel haußhaltenden
Vormuͤnder nicht verdaͤchtig gemacht und angeklagt/ Zufaͤlle aber
leiſten ſie nicht.
L. 10. & 33. de admin. tut. L. 7. §. ſi poſt, ff. Eod. Tot. tit. C. arbitr. tut. L. 39. §. 11.
L. 55. de admin. tut. L. ſi res, L. tutoribus, C. de peric. tut.
§. 37. Wann nun Vormuͤndere eines minderjaͤhrigen Guͤter
verringern/ iſt dieſer gar ſchadloß/ und muß jener ihm alles in gutem
Stande auslieffern und erſetzen/ darum ſich ohne Vormuͤnders
Anſehn und Bewilligung kein Unmuͤndiger verpflichten/ noch dafuͤr
angeſucht werden mag/ vielmehr aber kan er abgedrungene wieder-
fordern/ ohne ſo fern er ſich mit fremdem Schaden bereichert/ und zwar
aus
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