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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Contracten/ Gelöbniß und Gesellschafften.
nicht aber eine schuldige Ehrerbietungs Furcht und Angst Einbildung
für Obrigkeitlichen Würde/ Macht und Gewalt/ noch Anklag/ Un-
ehr oder Dräu-Worte Schrecken/ ohne von solchen ausgegossen/ die
sie zu vollenziehen pflegen/ mag jemandes Fehler in Verpflichtung
oder sonst entschuldigen/ derowegen eine rechtschaffene Furcht aus
der Sachen Umstände und Personen Beschaffenheit zu ermessen/ ob
selbige gültig/ daran aber ist nichts gelegen/ ob jemand etwas an sei-
ner eigenen oder Eheweibes und Kinder Person/ als seinen Leibes und
Gemüths-Theilen/ zu fürchten oder befahren hat.

C. non est obligat. de R. J. in 6. C. 1. & 6. Ext. de jurejur. C. si verum, & C. quando
X. Eod. L. 16. & 29. C. de transact. L 4. C. de re judic. L. optimam, C. de dolo.
L. nihil, de Reg. Jur. Tot. tit. C. de priv. carc. L. 32. ff. de injur. L. pen. & fin.
C. Eod. L. 6. & 8. 9. & 10. C. quod metus caus. L. 4. 7. 8. & pen. ff. Eod.

§. 7. Alle andere Arglist aber/ böse Tücke/ Falschheit/ betrüg-Arglist und Be-
trug Verbot
und Klage-
Recht.

liche und geheime Nachstellungen/ jemanden schänd- und schädlich
zu hintergehen/ sind rechtlich verboten/ und deren zugefügter Schade
billig zu ersetzen/ und zwar ist Klage wegen Betrug schwer und ge-
häßig/ darum sie mit 2. Jahren Verlauff geendiget wird; Betrugs
Ausflucht aber ist ewig/ so lange niemand klaget; damit jedennoch nicht
alle Contract-Händel frevelhafft auffgehoben werden mögen/ ist in
Gewerb- und Kauffmannschafft menschlichen Fleisses hurtiger Be-
trug einiger massen von Natur und Gewohnheit halben verstattet.

L. 5. & 6. C. de Except. L. un. §. 1. de annal. Except. L. fin. C. de dolo. L. 16. §. pen.
ff. de minor.

§. 8. Arglist aber und Betrug oder böse Tücke ist mancherley/Arglist und Be-
trugs Unter-
scheid.

nach Art einer sprencklichten Eydexen/ die ihre bund gefärbete Haut/
alsbald sie dieselbe ableget/ aus Neid und Mißgunst dem Menschen
etwan Nutz zu seyn/ selber auffrisset und verzehret; also ein jeder
Mensch/ der anders redet und anders gedencket/ seinen Nechsten boß-
hafft zu hintergehen/ ist diesem gifftigen Wurm nicht ungleich/ da-
hero ein jedes unbenanntes Laster/ welches in betrüglicher Nachstel-
lung bestehet/ mit allgemeinen Arglist und Betrugs Titul zu benen-
nen; als: wenn jemand ein anderwärts schon verpflichtetes Ding
verhohlener Weise einem andern versetzt/ tauscht/ äussert/ oder gar
in Bezahlung giebt/ wer aber eine Sache an Zweene verkaufft/ be-
gehet Falschheit; Und sonst ein Ding an zweene verpfänden/ daß
letzter Gläubiger betrogen werde/ ist Betrug/ welches jedoch nicht gilt/
wenn das Pfand beyden genüget.

L. 3. §. 1. ff. de stellionatu. L. ult. C. Eod. L. 16. §. 1. L. 36. §. 1. ff. de pignor. act. L. 21.
ff. ad L. Cornel. de fals.
§. 9. Deß-
Q q 2

Von Contracten/ Geloͤbniß und Geſellſchafften.
nicht aber eine ſchuldige Ehrerbietungs Furcht und Angſt Einbildung
fuͤr Obrigkeitlichen Wuͤrde/ Macht und Gewalt/ noch Anklag/ Un-
ehr oder Draͤu-Worte Schrecken/ ohne von ſolchen ausgegoſſen/ die
ſie zu vollenziehen pflegen/ mag jemandes Fehler in Verpflichtung
oder ſonſt entſchuldigen/ derowegen eine rechtſchaffene Furcht aus
der Sachen Umſtaͤnde und Perſonen Beſchaffenheit zu ermeſſen/ ob
ſelbige guͤltig/ daran aber iſt nichts gelegen/ ob jemand etwas an ſei-
ner eigenen oder Eheweibes und Kinder Perſon/ als ſeinen Leibes und
Gemuͤths-Theilen/ zu fuͤrchten oder befahren hat.

C. non eſt obligat. de R. J. in 6. C. 1. & 6. Ext. de jurejur. C. ſi verum, & C. quando
X. Eod. L. 16. & 29. C. de transact. L 4. C. de re judic. L. optimam, C. de dolo.
L. nihil, de Reg. Jur. Tot. tit. C. de priv. carc. L. 32. ff. de injur. L. pen. & fin.
C. Eod. L. 6. & 8. 9. & 10. C. quod metus cauſ. L. 4. 7. 8. & pen. ff. Eod.

§. 7. Alle andere Argliſt aber/ boͤſe Tuͤcke/ Falſchheit/ betruͤg-Argliſt uñ Be-
trug Verbot
und Klage-
Recht.

liche und geheime Nachſtellungen/ jemanden ſchaͤnd- und ſchaͤdlich
zu hintergehen/ ſind rechtlich verboten/ und deren zugefuͤgter Schade
billig zu erſetzen/ und zwar iſt Klage wegen Betrug ſchwer und ge-
haͤßig/ darum ſie mit 2. Jahren Verlauff geendiget wird; Betrugs
Ausflucht aber iſt ewig/ ſo lange niemand klaget; damit jedennoch nicht
alle Contract-Haͤndel frevelhafft auffgehoben werden moͤgen/ iſt in
Gewerb- und Kauffmannſchafft menſchlichen Fleiſſes hurtiger Be-
trug einiger maſſen von Natur und Gewohnheit halben verſtattet.

L. 5. & 6. C. de Except. L. un. §. 1. de annal. Except. L. fin. C. de dolo. L. 16. §. pen.
ff. de minor.

§. 8. Argliſt aber und Betrug oder boͤſe Tuͤcke iſt mancherley/Argliſt uñ Be-
trugs Unter-
ſcheid.

nach Art einer ſprencklichten Eydexen/ die ihre bund gefaͤrbete Haut/
alsbald ſie dieſelbe ableget/ aus Neid und Mißgunſt dem Menſchen
etwan Nutz zu ſeyn/ ſelber auffriſſet und verzehret; alſo ein jeder
Menſch/ der anders redet und anders gedencket/ ſeinen Nechſten boß-
hafft zu hintergehen/ iſt dieſem gifftigen Wurm nicht ungleich/ da-
hero ein jedes unbenanntes Laſter/ welches in betruͤglicher Nachſtel-
lung beſtehet/ mit allgemeinen Argliſt und Betrugs Titul zu benen-
nen; als: wenn jemand ein anderwaͤrts ſchon verpflichtetes Ding
verhohlener Weiſe einem andern verſetzt/ tauſcht/ aͤuſſert/ oder gar
in Bezahlung giebt/ wer aber eine Sache an Zweene verkaufft/ be-
gehet Falſchheit; Und ſonſt ein Ding an zweene verpfaͤnden/ daß
letzter Glaͤubiger betrogen werde/ iſt Betrug/ welches jedoch nicht gilt/
wenn das Pfand beyden genuͤget.

L. 3. §. 1. ff. de ſtellionatu. L. ult. C. Eod. L. 16. §. 1. L. 36. §. 1. ff. de pignor. act. L. 21.
ff. ad L. Cornel. de falſ.
§. 9. Deß-
Q q 2
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[307/0314] Von Contracten/ Geloͤbniß und Geſellſchafften. nicht aber eine ſchuldige Ehrerbietungs Furcht und Angſt Einbildung fuͤr Obrigkeitlichen Wuͤrde/ Macht und Gewalt/ noch Anklag/ Un- ehr oder Draͤu-Worte Schrecken/ ohne von ſolchen ausgegoſſen/ die ſie zu vollenziehen pflegen/ mag jemandes Fehler in Verpflichtung oder ſonſt entſchuldigen/ derowegen eine rechtſchaffene Furcht aus der Sachen Umſtaͤnde und Perſonen Beſchaffenheit zu ermeſſen/ ob ſelbige guͤltig/ daran aber iſt nichts gelegen/ ob jemand etwas an ſei- ner eigenen oder Eheweibes und Kinder Perſon/ als ſeinen Leibes und Gemuͤths-Theilen/ zu fuͤrchten oder befahren hat. C. non eſt obligat. de R. J. in 6. C. 1. & 6. Ext. de jurejur. C. ſi verum, & C. quando X. Eod. L. 16. & 29. C. de transact. L 4. C. de re judic. L. optimam, C. de dolo. L. nihil, de Reg. Jur. Tot. tit. C. de priv. carc. L. 32. ff. de injur. L. pen. & fin. C. Eod. L. 6. & 8. 9. & 10. C. quod metus cauſ. L. 4. 7. 8. & pen. ff. Eod. §. 7. Alle andere Argliſt aber/ boͤſe Tuͤcke/ Falſchheit/ betruͤg- liche und geheime Nachſtellungen/ jemanden ſchaͤnd- und ſchaͤdlich zu hintergehen/ ſind rechtlich verboten/ und deren zugefuͤgter Schade billig zu erſetzen/ und zwar iſt Klage wegen Betrug ſchwer und ge- haͤßig/ darum ſie mit 2. Jahren Verlauff geendiget wird; Betrugs Ausflucht aber iſt ewig/ ſo lange niemand klaget; damit jedennoch nicht alle Contract-Haͤndel frevelhafft auffgehoben werden moͤgen/ iſt in Gewerb- und Kauffmannſchafft menſchlichen Fleiſſes hurtiger Be- trug einiger maſſen von Natur und Gewohnheit halben verſtattet. Argliſt uñ Be- trug Verbot und Klage- Recht. L. 5. & 6. C. de Except. L. un. §. 1. de annal. Except. L. fin. C. de dolo. L. 16. §. pen. ff. de minor. §. 8. Argliſt aber und Betrug oder boͤſe Tuͤcke iſt mancherley/ nach Art einer ſprencklichten Eydexen/ die ihre bund gefaͤrbete Haut/ alsbald ſie dieſelbe ableget/ aus Neid und Mißgunſt dem Menſchen etwan Nutz zu ſeyn/ ſelber auffriſſet und verzehret; alſo ein jeder Menſch/ der anders redet und anders gedencket/ ſeinen Nechſten boß- hafft zu hintergehen/ iſt dieſem gifftigen Wurm nicht ungleich/ da- hero ein jedes unbenanntes Laſter/ welches in betruͤglicher Nachſtel- lung beſtehet/ mit allgemeinen Argliſt und Betrugs Titul zu benen- nen; als: wenn jemand ein anderwaͤrts ſchon verpflichtetes Ding verhohlener Weiſe einem andern verſetzt/ tauſcht/ aͤuſſert/ oder gar in Bezahlung giebt/ wer aber eine Sache an Zweene verkaufft/ be- gehet Falſchheit; Und ſonſt ein Ding an zweene verpfaͤnden/ daß letzter Glaͤubiger betrogen werde/ iſt Betrug/ welches jedoch nicht gilt/ wenn das Pfand beyden genuͤget. Argliſt uñ Be- trugs Unter- ſcheid. L. 3. §. 1. ff. de ſtellionatu. L. ult. C. Eod. L. 16. §. 1. L. 36. §. 1. ff. de pignor. act. L. 21. ff. ad L. Cornel. de falſ. §. 9. Deß- Q q 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/314>, abgerufen am 22.11.2024.