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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Besitz/ Verjährung und Pfandrecht.
Caput XII.

Von Besitz/ Aufflage/ Verjährung und
Pfand-Recht.

§. 1.

BEsitzrecht ist viel bequemer/ als den Besitzer zu suchen/ weilen es
dem Kläger alle Beweißthums Bürde auffleget; Und zwar ist
natürlich Besitz/ da einer ein Gut besitzet/ geniest und braucht: Bürg-
licher Besitz aber ist/ da einer hat Besitz im Gemüth/ der ander im
Gebrauch; soll also keiner den andern ausserhalb Rechtens in seinem
Besitz betrüben/ verhindern/ noch ihn dessen entsetzen/ sondern es mag
sich ein jeder bey seinem wohl erlangten Besitz selbsten schützen/ und
ob darüber einer/ so jemand Gewalt thäte/ an Leib und Leben Scha-
den empfienge/ solches müste er haben/ wofern es jedoch nicht der ande-
re aus Rachgierigkeit/ sondern zu seines Lebens oder Besitzes Schutz
gethan/ massen sonst ein jeder nicht unbillig bey deren Güter Besitz so
lange zu beschützen und zu lassen/ biß er durch Klägern ordentlicher
Weise mit Recht daraus entsetzet/ oder ein ander widriges ausge-
führet worden.

L. 24. ff de Rei vind. L. 38. §. 17. ff. de V. obl. L. 3. §. fin. ff. ad Exhibend. L. 1. §. 9. de
vi & vi arm. L. 10. C. de acquir. vel ret. L. 6. §. 1. L. 3. §. 13. ff. Eod. L. 2. §. 1. pro
haered. L. 1. ff. de acquir. vel omitt. L. 1. in pr. ff. uti possid. Tot. tit. ff. de Rei
vind. L. officium, §. retinendae, §. commodum & §. hodie instit. de interdict.
Tot. tit. C. ne quis in sua caus. L. 1. §. 27. de vi & vi arm. L. 3. ff. de J. & J. L. 4.
ad L. Aquil. L. 2. & 9. C. ad L. Cornel. L. 35. ff. de acquir. vel amitt. possess.

§. 2. Jn allen Fällen/ darinn nicht allein um Besitz/ sondern auchBesitz und Ei-
genthums
Streit Recht.

Eigenthum gestritten wird/ soll die Rechtfertigung Besitzes halber zu
erst erörtert werden/ alsdann mag der verlustigte Theil um Eigen-
thum klagen; wann nun Kläger beweiset/ daß beklagtes Gut sein eigen/
muß es der Besitzer/ unter was Schein es seye/ abtreten/ giebt also blos-
ser Besitz kein Eigenthum/ es sey denn von so viel Jahren gewähret/
daß Eigenthums Ansprache verjähret/ und Hauptsache also gefallen.

Tot. tit. C. quando licet unicuiq; L. 52. § Tabernarius, & L. 45. §. 4. ad L. Aquil. ff.
L. incerti, C. de interdict. L. fin. C. de Edict. div. Adr. toll.

§. 3. Besitzer mit gutem Glauben/ gewinnet die genossene Früch-Besitzer Recht
mit gutem
Glauben.

te/ wann aber ein Ding betrüglich verärgert/ so muß Viehs Geburt
alle gehoben- oder verzehrte/ und Früchte/ die man noch hätte geniessen
können/ erstattet werden/ jedoch hat der Schuldige Macht/ noch vor dem
Ausspruch Bezahlung anzubieten und Urtheil zu meiden; Wann

nun
Von Beſitz/ Verjaͤhrung und Pfandrecht.
Caput XII.

Von Beſitz/ Aufflage/ Verjaͤhrung und
Pfand-Recht.

§. 1.

BEſitzrecht iſt viel bequemer/ als den Beſitzer zu ſuchen/ weilen es
dem Klaͤger alle Beweißthums Buͤrde auffleget; Und zwar iſt
natuͤrlich Beſitz/ da einer ein Gut beſitzet/ genieſt und braucht: Buͤrg-
licher Beſitz aber iſt/ da einer hat Beſitz im Gemuͤth/ der ander im
Gebrauch; ſoll alſo keiner den andern auſſerhalb Rechtens in ſeinem
Beſitz betruͤben/ verhindern/ noch ihn deſſen entſetzen/ ſondern es mag
ſich ein jeder bey ſeinem wohl erlangten Beſitz ſelbſten ſchuͤtzen/ und
ob daruͤber einer/ ſo jemand Gewalt thaͤte/ an Leib und Leben Scha-
den empfienge/ ſolches muͤſte er haben/ wofern es jedoch nicht der ande-
re aus Rachgierigkeit/ ſondern zu ſeines Lebens oder Beſitzes Schutz
gethan/ maſſen ſonſt ein jeder nicht unbillig bey deren Guͤter Beſitz ſo
lange zu beſchuͤtzen und zu laſſen/ biß er durch Klaͤgern ordentlicher
Weiſe mit Recht daraus entſetzet/ oder ein ander widriges ausge-
fuͤhret worden.

L. 24. ff de Rei vind. L. 38. §. 17. ff. de V. obl. L. 3. §. fin. ff. ad Exhibend. L. 1. §. 9. de
vi & vi arm. L. 10. C. de acquir. vel ret. L. 6. §. 1. L. 3. §. 13. ff. Eod. L. 2. §. 1. pro
hæred. L. 1. ff. de acquir. vel omitt. L. 1. in pr. ff. uti poſſid. Tot. tit. ff. de Rei
vind. L. officium, §. retinendæ, §. commodum & §. hodie inſtit. de interdict.
Tot. tit. C. ne quis in ſua cauſ. L. 1. §. 27. de vi & vi arm. L. 3. ff. de J. & J. L. 4.
ad L. Aquil. L. 2. & 9. C. ad L. Cornel. L. 35. ff. de acquir. vel amitt. poſſeſſ.

§. 2. Jn allen Faͤllen/ darinn nicht allein um Beſitz/ ſondern auchBeſitz und Ei-
genthums
Streit Recht.

Eigenthum geſtritten wird/ ſoll die Rechtfertigung Beſitzes halber zu
erſt eroͤrtert werden/ alsdann mag der verluſtigte Theil um Eigen-
thum klagen; wann nun Klaͤger beweiſet/ daß beklagtes Gut ſein eigen/
muß es der Beſitzer/ unter was Schein es ſeye/ abtreten/ giebt alſo bloſ-
ſer Beſitz kein Eigenthum/ es ſey denn von ſo viel Jahren gewaͤhret/
daß Eigenthums Anſprache verjaͤhret/ und Hauptſache alſo gefallen.

Tot. tit. C. quando licet unicuiq́; L. 52. § Tabernarius, & L. 45. §. 4. ad L. Aquil. ff.
L. incerti, C. de interdict. L. fin. C. de Edict. div. Adr. toll.

§. 3. Beſitzer mit gutem Glauben/ gewinnet die genoſſene Fruͤch-Beſitzer Recht
mit gutem
Glauben.

te/ wann aber ein Ding betruͤglich veraͤrgert/ ſo muß Viehs Geburt
alle gehoben- oder verzehrte/ und Fruͤchte/ die man noch haͤtte genieſſen
koͤnnen/ erſtattet werden/ jedoch hat der Schuldige Macht/ noch vor dem
Ausſpruch Bezahlung anzubieten und Urtheil zu meiden; Wann

nun
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[351/0358] Von Beſitz/ Verjaͤhrung und Pfandrecht. Caput XII. Von Beſitz/ Aufflage/ Verjaͤhrung und Pfand-Recht. §. 1. BEſitzrecht iſt viel bequemer/ als den Beſitzer zu ſuchen/ weilen es dem Klaͤger alle Beweißthums Buͤrde auffleget; Und zwar iſt natuͤrlich Beſitz/ da einer ein Gut beſitzet/ genieſt und braucht: Buͤrg- licher Beſitz aber iſt/ da einer hat Beſitz im Gemuͤth/ der ander im Gebrauch; ſoll alſo keiner den andern auſſerhalb Rechtens in ſeinem Beſitz betruͤben/ verhindern/ noch ihn deſſen entſetzen/ ſondern es mag ſich ein jeder bey ſeinem wohl erlangten Beſitz ſelbſten ſchuͤtzen/ und ob daruͤber einer/ ſo jemand Gewalt thaͤte/ an Leib und Leben Scha- den empfienge/ ſolches muͤſte er haben/ wofern es jedoch nicht der ande- re aus Rachgierigkeit/ ſondern zu ſeines Lebens oder Beſitzes Schutz gethan/ maſſen ſonſt ein jeder nicht unbillig bey deren Guͤter Beſitz ſo lange zu beſchuͤtzen und zu laſſen/ biß er durch Klaͤgern ordentlicher Weiſe mit Recht daraus entſetzet/ oder ein ander widriges ausge- fuͤhret worden. L. 24. ff de Rei vind. L. 38. §. 17. ff. de V. obl. L. 3. §. fin. ff. ad Exhibend. L. 1. §. 9. de vi & vi arm. L. 10. C. de acquir. vel ret. L. 6. §. 1. L. 3. §. 13. ff. Eod. L. 2. §. 1. pro hæred. L. 1. ff. de acquir. vel omitt. L. 1. in pr. ff. uti poſſid. Tot. tit. ff. de Rei vind. L. officium, §. retinendæ, §. commodum & §. hodie inſtit. de interdict. Tot. tit. C. ne quis in ſua cauſ. L. 1. §. 27. de vi & vi arm. L. 3. ff. de J. & J. L. 4. ad L. Aquil. L. 2. & 9. C. ad L. Cornel. L. 35. ff. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. §. 2. Jn allen Faͤllen/ darinn nicht allein um Beſitz/ ſondern auch Eigenthum geſtritten wird/ ſoll die Rechtfertigung Beſitzes halber zu erſt eroͤrtert werden/ alsdann mag der verluſtigte Theil um Eigen- thum klagen; wann nun Klaͤger beweiſet/ daß beklagtes Gut ſein eigen/ muß es der Beſitzer/ unter was Schein es ſeye/ abtreten/ giebt alſo bloſ- ſer Beſitz kein Eigenthum/ es ſey denn von ſo viel Jahren gewaͤhret/ daß Eigenthums Anſprache verjaͤhret/ und Hauptſache alſo gefallen. Beſitz und Ei- genthums Streit Recht. Tot. tit. C. quando licet unicuiq́; L. 52. § Tabernarius, & L. 45. §. 4. ad L. Aquil. ff. L. incerti, C. de interdict. L. fin. C. de Edict. div. Adr. toll. §. 3. Beſitzer mit gutem Glauben/ gewinnet die genoſſene Fruͤch- te/ wann aber ein Ding betruͤglich veraͤrgert/ ſo muß Viehs Geburt alle gehoben- oder verzehrte/ und Fruͤchte/ die man noch haͤtte genieſſen koͤnnen/ erſtattet werden/ jedoch hat der Schuldige Macht/ noch vor dem Ausſpruch Bezahlung anzubieten und Urtheil zu meiden; Wann nun Beſitzer Recht mit gutem Glauben.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/358>, abgerufen am 22.11.2024.