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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Schuld/ deren Wucher und Renthen.
tiers aber/ die aus eigener Schuld ohne unglückseligen Zufall ins Ver-
derben gerathen/ sollen von keiner Obrigkeit geleitet noch beschützet
werden/ vielweniger mit einigem moratorio begabt seyn/ oder es wä-
ren solche ungültig/ wann jene kein Obrigkeitlich Zeugniß ihrer Un-Moratorii
Recht.

schuld vorzuweisen haben; Sonsten gilt moratorium wegen Schiff-
bruch/ Feuers-Brunst und andern Zufällen auff 5. Jahr/ einem
leichtsinnigen Schuldner aber mögen die Gläubiger wohl einen Güter
Vorsteher verordnen lassen.

L. 11. C. de infam. jur. Nov. 32. 33. & 34. L. quoties, C. de prec. imper. offer. Nov.
17. c. 5. 6. & 7. Tit. ff. de cur. bon. dand.

§. 12. So werden nun Schuldner/ die zufälliger Weise ihre Gü-Anstand Brief-
fe Recht.

ter verlohren/ durch Anstand-Brieffe eisern gemacht/ daß sie von de-
rer ungestümen Creditorn Anlauff und Mahnungen befreyet/ jedoch
behalten die Renthen währenden Auffschub ihren Lauff/ massen ein
Landesherr wohl andern Leute Recht verziehen/ nicht aber auffheben
kan/ dennoch muß der Schuldner für solcher täglichen Plage Frey-
heit mehrern Versicherung halben Eyd ablegen/ Pfand setzen/ oder
Bürgen stellen; So kan eine Ehefrau für den Mann ohne formlichen
Eyd nicht Bürgin werden/ daß er nemlich inzwischen nichts veräussern
wolle/ wann er aber dieses Recht binnen Jahres Frist nicht ge-
braucht/ ist er dessen verlustig; Falls auch dergleichen Befehl wie-
der Recht und allgemeinen Nutzen oder arg- und hinterlistiger WeiseBürgschafft
wann eydlich
seyn muß.

aus boßhafften Falschheit ohne Warheits Grund erlangt wären/ so
gewinnen sie keine Würckung/ erstrecken sich auch nicht auff Bürgen
Verpflichtungen/ weilen solche Hülffs-Mittel gerecht und vollkommen
seyn sollen.

L. fin. C. qui bon. ced. poss. L. 45. §. 10. ff. de jur. fisci C. plerumq; de Rescriptis Tot.
tit. C. de prec. imper. offer. Tot. tit. si contra jus vel utilit. publ. c. 20. de Re-
script. §. 4. instit. de Repl. L. 5. C. de his ad S S. Eccles. confug. Arg. L. 29. ff.
qui & a quibus manum. L. 28. C. de Testibus.

§. 13. Ferner diejenige/ so sich in Schulden vertiefft/ und nicht wei-
ter zu bezahlen haben/ mögen durch Rechts Freyheit von aller HaabVertiefften
Schuldner
Freyheit.

und Gütern ausweichen/ jedoch nicht derogestalt/ daß sie durch solche
Räumung ihre Creditores gäntzlich vergnügen können/ und weitern
Anspruchs frey wären/ sondern nur daß sie nicht in gefängliche Hafft
genommen werden/ vielmehr des Kerckers Noth und Gefahr zu ent-
gehen/ auch so fern ihnen GOtt wieder auffhülffe/ nicht mehr für voll/
ob schon sie so viel vermöchten/ noch ferner als sie füglich thun mögen/
sollen belanget werden/ ja daß sie nicht wieder so viel bezahlen müssen/

armse-
A a a 2

Von Schuld/ deren Wucher und Renthen.
tiers aber/ die aus eigener Schuld ohne ungluͤckſeligen Zufall ins Ver-
derben gerathen/ ſollen von keiner Obrigkeit geleitet noch beſchuͤtzet
werden/ vielweniger mit einigem moratorio begabt ſeyn/ oder es waͤ-
ren ſolche unguͤltig/ wann jene kein Obrigkeitlich Zeugniß ihrer Un-Moratorii
Recht.

ſchuld vorzuweiſen haben; Sonſten gilt moratorium wegen Schiff-
bruch/ Feuers-Brunſt und andern Zufaͤllen auff 5. Jahr/ einem
leichtſinnigen Schuldner aber moͤgen die Glaͤubiger wohl einen Guͤter
Vorſteher verordnen laſſen.

L. 11. C. de infam. jur. Nov. 32. 33. & 34. L. quoties, C. de prec. imper. offer. Nov.
17. c. 5. 6. & 7. Tit. ff. de cur. bon. dand.

§. 12. So werden nun Schuldner/ die zufaͤlliger Weiſe ihre Guͤ-Anſtand Bꝛief-
fe Recht.

ter verlohren/ durch Anſtand-Brieffe eiſern gemacht/ daß ſie von de-
rer ungeſtuͤmen Creditorn Anlauff und Mahnungen befreyet/ jedoch
behalten die Renthen waͤhrenden Auffſchub ihren Lauff/ maſſen ein
Landesherr wohl andern Leute Recht verziehen/ nicht aber auffheben
kan/ dennoch muß der Schuldner fuͤr ſolcher taͤglichen Plage Frey-
heit mehrern Verſicherung halben Eyd ablegen/ Pfand ſetzen/ oder
Buͤrgen ſtellen; So kan eine Ehefrau fuͤr den Mann ohne formlichen
Eyd nicht Buͤrgin werden/ daß er nemlich inzwiſchen nichts veraͤuſſern
wolle/ wann er aber dieſes Recht binnen Jahres Friſt nicht ge-
braucht/ iſt er deſſen verluſtig; Falls auch dergleichen Befehl wie-
der Recht und allgemeinen Nutzen oder arg- und hinterliſtiger WeiſeBuͤrgſchafft
wann eydlich
ſeyn muß.

aus boßhafften Falſchheit ohne Warheits Grund erlangt waͤren/ ſo
gewinnen ſie keine Wuͤrckung/ erſtrecken ſich auch nicht auff Buͤrgen
Verpflichtungen/ weilen ſolche Huͤlffs-Mittel gerecht und vollkommen
ſeyn ſollen.

L. fin. C. qui bon. ced. poſſ. L. 45. §. 10. ff. de jur. fiſci C. plerumq; de Reſcriptis Tot.
tit. C. de prec. imper. offer. Tot. tit. ſi contra jus vel utilit. publ. c. 20. de Re-
ſcript. §. 4. inſtit. de Repl. L. 5. C. de his ad S S. Eccleſ. confug. Arg. L. 29. ff.
qui & à quibus manum. L. 28. C. de Teſtibus.

§. 13. Ferner diejenige/ ſo ſich in Schulden vertiefft/ und nicht wei-
ter zu bezahlen haben/ moͤgen durch Rechts Freyheit von aller HaabVertiefften
Schuldner
Freyheit.

und Guͤtern ausweichen/ jedoch nicht derogeſtalt/ daß ſie durch ſolche
Raͤumung ihre Creditores gaͤntzlich vergnuͤgen koͤnnen/ und weitern
Anſpruchs frey waͤren/ ſondern nur daß ſie nicht in gefaͤngliche Hafft
genommen werden/ vielmehr des Kerckers Noth und Gefahr zu ent-
gehen/ auch ſo fern ihnen GOtt wieder auffhuͤlffe/ nicht mehr fuͤr voll/
ob ſchon ſie ſo viel vermoͤchten/ noch ferner als ſie fuͤglich thun moͤgen/
ſollen belanget werden/ ja daß ſie nicht wieder ſo viel bezahlen muͤſſen/

armſe-
A a a 2
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[371/0378] Von Schuld/ deren Wucher und Renthen. tiers aber/ die aus eigener Schuld ohne ungluͤckſeligen Zufall ins Ver- derben gerathen/ ſollen von keiner Obrigkeit geleitet noch beſchuͤtzet werden/ vielweniger mit einigem moratorio begabt ſeyn/ oder es waͤ- ren ſolche unguͤltig/ wann jene kein Obrigkeitlich Zeugniß ihrer Un- ſchuld vorzuweiſen haben; Sonſten gilt moratorium wegen Schiff- bruch/ Feuers-Brunſt und andern Zufaͤllen auff 5. Jahr/ einem leichtſinnigen Schuldner aber moͤgen die Glaͤubiger wohl einen Guͤter Vorſteher verordnen laſſen. Moratorii Recht. L. 11. C. de infam. jur. Nov. 32. 33. & 34. L. quoties, C. de prec. imper. offer. Nov. 17. c. 5. 6. & 7. Tit. ff. de cur. bon. dand. §. 12. So werden nun Schuldner/ die zufaͤlliger Weiſe ihre Guͤ- ter verlohren/ durch Anſtand-Brieffe eiſern gemacht/ daß ſie von de- rer ungeſtuͤmen Creditorn Anlauff und Mahnungen befreyet/ jedoch behalten die Renthen waͤhrenden Auffſchub ihren Lauff/ maſſen ein Landesherr wohl andern Leute Recht verziehen/ nicht aber auffheben kan/ dennoch muß der Schuldner fuͤr ſolcher taͤglichen Plage Frey- heit mehrern Verſicherung halben Eyd ablegen/ Pfand ſetzen/ oder Buͤrgen ſtellen; So kan eine Ehefrau fuͤr den Mann ohne formlichen Eyd nicht Buͤrgin werden/ daß er nemlich inzwiſchen nichts veraͤuſſern wolle/ wann er aber dieſes Recht binnen Jahres Friſt nicht ge- braucht/ iſt er deſſen verluſtig; Falls auch dergleichen Befehl wie- der Recht und allgemeinen Nutzen oder arg- und hinterliſtiger Weiſe aus boßhafften Falſchheit ohne Warheits Grund erlangt waͤren/ ſo gewinnen ſie keine Wuͤrckung/ erſtrecken ſich auch nicht auff Buͤrgen Verpflichtungen/ weilen ſolche Huͤlffs-Mittel gerecht und vollkommen ſeyn ſollen. Anſtand Bꝛief- fe Recht. Buͤrgſchafft wann eydlich ſeyn muß. L. fin. C. qui bon. ced. poſſ. L. 45. §. 10. ff. de jur. fiſci C. plerumq; de Reſcriptis Tot. tit. C. de prec. imper. offer. Tot. tit. ſi contra jus vel utilit. publ. c. 20. de Re- ſcript. §. 4. inſtit. de Repl. L. 5. C. de his ad S S. Eccleſ. confug. Arg. L. 29. ff. qui & à quibus manum. L. 28. C. de Teſtibus. §. 13. Ferner diejenige/ ſo ſich in Schulden vertiefft/ und nicht wei- ter zu bezahlen haben/ moͤgen durch Rechts Freyheit von aller Haab und Guͤtern ausweichen/ jedoch nicht derogeſtalt/ daß ſie durch ſolche Raͤumung ihre Creditores gaͤntzlich vergnuͤgen koͤnnen/ und weitern Anſpruchs frey waͤren/ ſondern nur daß ſie nicht in gefaͤngliche Hafft genommen werden/ vielmehr des Kerckers Noth und Gefahr zu ent- gehen/ auch ſo fern ihnen GOtt wieder auffhuͤlffe/ nicht mehr fuͤr voll/ ob ſchon ſie ſo viel vermoͤchten/ noch ferner als ſie fuͤglich thun moͤgen/ ſollen belanget werden/ ja daß ſie nicht wieder ſo viel bezahlen muͤſſen/ armſe- Vertiefften Schuldner Freyheit. A a a 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/378>, abgerufen am 22.11.2024.