Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.IV. Buch/ Cap. I. weilen und offtmahlen in geringschätzigen Sachen/ in langwieri-gen Hadder erwachsen/ welche Jrrthümer/ zum Theil aus Fahrläs- sigkeit unserer Beamten/ daß sie in Verhör und Entscheidung der Leute ihrem Amt nicht genung thun/ zum Theil aus Ungeschick- lichkeit derer Procuratoren/ so die Leute zuweilen aus Unverstand/ zuweilen um Genuß willen gegen einander verwirren und in Weit- läufftigkeit führen/ zum Theil auch aus ungleichen/ unvernünfftig- und widerwärtigen Gewohnheiten und eingeschlichenen Miß- bräuchen/ und also aus Mangel eines gewissen gleichmäßigen Rech- tens entspringen und herfliessen; So haben wir nicht unterlassen wollen/ allen solchen Mängeln und Gebrechen/ durch diese von un- sern Vorfahren/ gottseligen Gedächtniß/ auffgerichtete Land-Ord- nung/ so viel müglich und zu der Zeit geschehen können/ vorzubauen und mit ernstlichen Bekräfftigung zu begegnen; Wollen demnach dieselbige hiermit öffentlich publicirt/ und zum Druck gnädig pri- vilegirt/ auch dannenhero allen und jeden unsern Beamten an- Fürstlicher Befehl wegen dieser Lands- Ordnung.gehörigen und Unterthanen/ samt allen und jeden unsern und des Adels Gerichten/ und dazu verordneten Gerichts-Personen/ und sonsten ingemein allen denjenigen/ so sich deroselben Gerichte ge- brauchen werden/ aufferlegt und befohlen haben/ daß sie dieser unserer Lands-Ordnung durchaus gemäß leben/ und sich nach de- roselben in Erkäntniß und sonsten/ stracks zu gebührender Folge richten sollen; Darum wir auch alle und jede Gewohnheiten und Mißbräuche/ so etwa derselben Land-Ordnung in einigen Dingen entgegen seyn möchten/ hiermit wissentlich cassiret/ vernichtet/ bey und abgethan haben wollen/ also/ daß dieselbe hinführo nichts gel- ten/ sondern vielmehr alle vorfallende Sachen und Rechts-Fälle zuförderst nach dieser Ordnung/ und in Mangel deren/ nach ge- meinen beschriebenen Käyserlichen Rechten geschlichtet und entschieden werden sollen; treulich und ohne Gefehrde/ etc. Caput
IV. Buch/ Cap. I. weilen und offtmahlen in geringſchaͤtzigen Sachen/ in langwieri-gen Hadder erwachſen/ welche Jrrthuͤmer/ zum Theil aus Fahrlaͤſ- ſigkeit unſerer Beamten/ daß ſie in Verhoͤr und Entſcheidung der Leute ihrem Amt nicht genung thun/ zum Theil aus Ungeſchick- lichkeit derer Procuratoren/ ſo die Leute zuweilen aus Unverſtand/ zuweilen um Genuß willen gegen einander verwirren und in Weit- laͤufftigkeit fuͤhren/ zum Theil auch aus ungleichen/ unvernuͤnfftig- und widerwaͤrtigen Gewohnheiten und eingeſchlichenen Miß- braͤuchen/ und alſo aus Mangel eines gewiſſen gleichmaͤßigen Rech- tens entſpringen und herflieſſen; So haben wir nicht unterlaſſen wollen/ allen ſolchen Maͤngeln und Gebrechen/ durch dieſe von un- ſern Vorfahren/ gottſeligen Gedaͤchtniß/ auffgerichtete Land-Ord- nung/ ſo viel muͤglich und zu der Zeit geſchehen koͤnnen/ vorzubauen und mit ernſtlichen Bekraͤfftigung zu begegnen; Wollen demnach dieſelbige hiermit oͤffentlich publicirt/ und zum Druck gnaͤdig pri- vilegirt/ auch dannenhero allen und jeden unſern Beamten an- Fuͤrſtlicher Befehl wegen dieſer Lands- Ordnung.gehoͤrigen und Unterthanen/ ſamt allen und jeden unſern und des Adels Gerichten/ und dazu verordneten Gerichts-Perſonen/ und ſonſten ingemein allen denjenigen/ ſo ſich deroſelben Gerichte ge- brauchen werden/ aufferlegt und befohlen haben/ daß ſie dieſer unſerer Lands-Ordnung durchaus gemaͤß leben/ und ſich nach de- roſelben in Erkaͤntniß und ſonſten/ ſtracks zu gebuͤhrender Folge richten ſollen; Darum wir auch alle und jede Gewohnheiten und Mißbraͤuche/ ſo etwa derſelben Land-Ordnung in einigen Dingen entgegen ſeyn moͤchten/ hiermit wiſſentlich casſiret/ vernichtet/ bey und abgethan haben wollen/ alſo/ daß dieſelbe hinfuͤhro nichts gel- ten/ ſondern vielmehr alle vorfallende Sachen und Rechts-Faͤlle zufoͤrderſt nach dieſer Ordnung/ und in Mangel deren/ nach ge- meinen beſchriebenen Kaͤyſerlichen Rechten geſchlichtet und entſchieden werden ſollen; treulich und ohne Gefehrde/ ꝛc. Caput
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IV. Buch/ Cap. I.
weilen und offtmahlen in geringſchaͤtzigen Sachen/ in langwieri-
gen Hadder erwachſen/ welche Jrrthuͤmer/ zum Theil aus Fahrlaͤſ-
ſigkeit unſerer Beamten/ daß ſie in Verhoͤr und Entſcheidung der
Leute ihrem Amt nicht genung thun/ zum Theil aus Ungeſchick-
lichkeit derer Procuratoren/ ſo die Leute zuweilen aus Unverſtand/
zuweilen um Genuß willen gegen einander verwirren und in Weit-
laͤufftigkeit fuͤhren/ zum Theil auch aus ungleichen/ unvernuͤnfftig-
und widerwaͤrtigen Gewohnheiten und eingeſchlichenen Miß-
braͤuchen/ und alſo aus Mangel eines gewiſſen gleichmaͤßigen Rech-
tens entſpringen und herflieſſen; So haben wir nicht unterlaſſen
wollen/ allen ſolchen Maͤngeln und Gebrechen/ durch dieſe von un-
ſern Vorfahren/ gottſeligen Gedaͤchtniß/ auffgerichtete Land-Ord-
nung/ ſo viel muͤglich und zu der Zeit geſchehen koͤnnen/ vorzubauen
und mit ernſtlichen Bekraͤfftigung zu begegnen; Wollen demnach
dieſelbige hiermit oͤffentlich publicirt/ und zum Druck gnaͤdig pri-
vilegirt/ auch dannenhero allen und jeden unſern Beamten an-
gehoͤrigen und Unterthanen/ ſamt allen und jeden unſern und des
Adels Gerichten/ und dazu verordneten Gerichts-Perſonen/ und
ſonſten ingemein allen denjenigen/ ſo ſich deroſelben Gerichte ge-
brauchen werden/ aufferlegt und befohlen haben/ daß ſie dieſer
unſerer Lands-Ordnung durchaus gemaͤß leben/ und ſich nach de-
roſelben in Erkaͤntniß und ſonſten/ ſtracks zu gebuͤhrender Folge
richten ſollen; Darum wir auch alle und jede Gewohnheiten und
Mißbraͤuche/ ſo etwa derſelben Land-Ordnung in einigen Dingen
entgegen ſeyn moͤchten/ hiermit wiſſentlich casſiret/ vernichtet/ bey
und abgethan haben wollen/ alſo/ daß dieſelbe hinfuͤhro nichts gel-
ten/ ſondern vielmehr alle vorfallende Sachen und Rechts-Faͤlle
zufoͤrderſt nach dieſer Ordnung/ und in Mangel deren/ nach ge-
meinen beſchriebenen Kaͤyſerlichen Rechten geſchlichtet und
entſchieden werden ſollen; treulich und ohne
Gefehrde/ ꝛc.
Fuͤrſtlicher
Befehl wegen
dieſer Lands-
Ordnung.
Caput
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