Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von gerichtlichem Beweiß und Kundschafft. wäre/ soll man niemanden/ und wann auch der Teuffel selbst sich fürmenschlichem Gericht belangen lassen möchte/ sein Verthädigungs- Recht abschlagen. L. 1. ff. & C. de cur. fur. L. 46. §. 2. ff. de procur. §. 33. Jn peinlichen Sachen ist des Beklagten Verthädigung al-Verthädi- Clem. Pastoralis, prope fin. Ext de Sent. & re judic. L. 8. §. 1. ff. ad L. aquil. L. 33. §. 2. ff. de procur. L. 1. §. ult. ff. de postul. L. 35. princ. ff. de procur. §. 34. Wann ein peinlich Angeklagter seinem Verthädigungs-Verthädi- §. 35. Jedoch muß der Richter sich hüten/ daß er keinen Beklag- P. H. O. art. 47. c. 17. X. de accusat. §. 36. Und so es denn wäre/ daß ein Gefangener seines LäugnensKundschafft son- F
Von gerichtlichem Beweiß und Kundſchafft. waͤre/ ſoll man niemanden/ und wann auch der Teuffel ſelbſt ſich fuͤrmenſchlichem Gericht belangen laſſen moͤchte/ ſein Verthaͤdigungs- Recht abſchlagen. L. 1. ff. & C. de cur. fur. L. 46. §. 2. ff. de procur. §. 33. Jn peinlichen Sachen iſt des Beklagten Verthaͤdigung al-Verthaͤdi- Clem. Paſtoralis, prope fin. Ext de Sent. & re judic. L. 8. §. 1. ff. ad L. aquil. L. 33. §. 2. ff. de procur. L. 1. §. ult. ff. de poſtul. L. 35. princ. ff. de procur. §. 34. Wann ein peinlich Angeklagter ſeinem Verthaͤdigungs-Verthaͤdi- §. 35. Jedoch muß der Richter ſich huͤten/ daß er keinen Beklag- P. H. O. art. 47. c. 17. X. de accuſat. §. 36. Und ſo es denn waͤre/ daß ein Gefangener ſeines LaͤugnensKundſchafft ſon- F
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Von gerichtlichem Beweiß und Kundſchafft.
waͤre/ ſoll man niemanden/ und wann auch der Teuffel ſelbſt ſich fuͤr
menſchlichem Gericht belangen laſſen moͤchte/ ſein Verthaͤdigungs-
Recht abſchlagen.
L. 1. ff. & C. de cur. fur. L. 46. §. 2. ff. de procur.
§. 33. Jn peinlichen Sachen iſt des Beklagten Verthaͤdigung al-
ſo befreyet/ daß ſie kein Fuͤrſt/ Koͤnig oder Kaͤyſer/ weniger Orts Recht
und Gewohnheit/ verbieten mag/ weilen ſie von natuͤrlichem Recht her-
ruͤhret/ derowegen kein Richter etwan einige Unkoſten hoͤher und mehr
achten ſoll/ als das durch GOttes Blut theuer erkauffte Menſchen
Blut; So entſchuldiget auch fuͤr himmliſchem Richter keine Rechts
Unwiſſenheit. Weilen nun oͤffentlich iederman daran gelegen/ die
Unſchuld zu beſchirmen/ ſo mag wohl ein gantz frembder dazu gelaſſen
werden/ es ſey Beklagter an- oder abweſend.
Verthaͤdi-
gungs Vor-
recht.
Clem. Paſtoralis, prope fin. Ext de Sent. & re judic. L. 8. §. 1. ff. ad L. aquil. L. 33.
§. 2. ff. de procur. L. 1. §. ult. ff. de poſtul. L. 35. princ. ff. de procur.
§. 34. Wann ein peinlich Angeklagter ſeinem Verthaͤdigungs-
Recht darum abſagt/ daß er ſich ſchuldig bekennet/ und ihm kein Ent-
ſchuldigungs-Mittel bewuſt/ ſolches hernach bereuet/ ſo mag man ihm
dergleichen ungeachtet vor beſchehener Abſagung nicht verbieten/ ſondern
vielmehr ihm/ falls er Anfangs nichts erwieſen/ und hernach wieder
neue Grund-Urſachen vorzubringen ſich erklaͤret/ friſches Verhoͤr ge-
ſtatten/ weilen allhier von des Menſchen Leben gehandelt wird.
Verthaͤdi-
gungs Abſa-
gung Reu.
Friſchen Ver-
hoͤr-Verſtat-
tungs Recht.
§. 35. Jedoch muß der Richter ſich huͤten/ daß er keinen Beklag-
ten dazu verfuͤhre/ und goͤttlichen Rache Straffe auff ſich und die
Seinigen kehre/ wofern er nur einigen Warheit- oder Beweißthums-
Schein vorfuͤhret; Jſt aber Beklagter arm/ muß das obrigkeitliche Ge-
richt des Proceß Unkoſten darlegen/ maſſen ein Richter Beklagten
nicht verhindern/ ſondern forthelffen ſoll/ nach Chriſti Spruch: Mit
welcher Maaß ihr meſſet/ wird euch wieder gemeſſen werden.
Richters
Pflicht bey
Verthaͤdigung
des Beklagten.
P. H. O. art. 47. c. 17. X. de accuſat.
§. 36. Und ſo es denn waͤre/ daß ein Gefangener ſeines Laͤugnens
ſolche Urſachen vorwendete/ dadurch der Richter zu glauben beweget
wuͤrde/ daß Beklagter ſein Bekaͤntniß aus Jrrſaal gethan haͤtte/ als-
denn mag der Richter ihm ſolchen Jrrthums Beweiß verſtatten;
ſo nemlich der Gefangene oder ſeine Freunde/ ſolcher Kundſchafft
Stellung wegen/ Zeugen darſtellen wolten/ ja wenn niemand ſich da-
zu anerbeut/ die Unſchuld zu verantworten/ iſt ſolches der Richter ſelbſt
unerbeten und von Amts wegen zu thun ſchuldig/ viel weniger vor
der Unſchuld Ausfuͤhrung mit peinlicher Frage Beklagten anſtrengen/
ſon-
Kundſchafft
Recht wegen
Bekaͤutniß aus
Jrrſaalen.
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Zitationshilfe: | Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/48>, abgerufen am 16.07.2024. |