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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Friedbrecher/ Vergiffter und Todtschläger Straffe.
Vorsatz geschehen/ und soll man bey so gestalten Sachen für allen
Dingen den Vater-Mutter-Bruder oder Kinder-Mörder befragen/
wohin er den Cörper geworffen oder vergraben? Daselbst er dann
seiner eigenen Bekäntniß nach mag hingeführet werden/ daß er ihn
eigentlich anzeige/ allwo derselbe auffs fleißigste durchzusuchen und
aus dem Erdreich auffzunehmen/ die Billigkeit erlaubet; wann sich
dann auch zu weilen begiebt/ daß aus einem schier verfauleten LeichnamLeichnams
Blut-Qvellen
Baarrecht ge-
nant.

Blut qvillet/ ist zwar dessen Ursach GOtt allein bekandt/ jedennoch aber
für keine genugsame Anzeige zur fernern Nachfrage zu erachten/ es
seyn dann mehr verdächtige Muthmassungen vorgefallen; ja es mag
der Beschuldigte gar wohl ohne Aberglauben zum Todten beygebracht
werden/ um die Wunde zu berühren/ nur damit ein Richter sehen
möge/ mit welchen Gebehrden Beklagter zutritt/ mit Erblassung oder
Zittern/ daraus vielleicht neue Anzeigung seiner Unschuld oder Ver-
brechens zu ermessen/ daß Tortur Statt finden mag/ welches genant
das Baarrecht.

L. un. princ. C. de his, qui par. vel liber. occid. §. alia deinde, instit. de publ.
judic.
P. H. O. Art. 131.

§. 31. Jäher Zorn entschuldiget wenig in Todtschlags Sachen/Zorn Entschul-
digung in Tod-
schlag.

jedoch so jemand aus überfallender Zorn-Hitze und vorhergehender
Verursachung einen entleibet/ mag er verschonet und nicht am Leben
gestrafft seyn/ als wann der Entleibete den Thäter mit bösen Schmäh-
worten zum Zorn und Handthat bewegt/ so möchte er mit ewiger Ver-
weisung begnadiget werden/ weilen es schwer ist billigen Schmertzen
zu verdrucken/ und man mit solchen/ gleichwie mit unsinnigen und tol-
len Leuten/ Mitleiden haben muß.

C. si quis iratus, 20. q. 3. L. si adulterium, § imperatores, ff. ad L. Jul. de adult.
L. omnes C. de cur. L. Jul. §. fin. ff. Repet. L. 12. ff. ad L. Corn. de Sicar.
Clem. un. de homic. vol. L. ult. §. sane si per furor. ff. ad L. Pomp. de parricid.

§. 32. So jemand einem Missethäter zur Ubelthat VerübungUbelthaten
Straffe nach
Umständen.

wissent-gefährlicher Weise einigerley Hülffe/ Beystand oder Beför-
derung thut/ wie es auch Nahmen haben mag/ der soll nach Befindung
und Erkäntniß am Leib oder Leben gestrafft seyn; So auch/ wann je-
mand mit scheinbaren Wercken/ die zu einer Missethat Vollbringung
dienlich/ sich einer Ubelthat unterstehet/ und daran wider seinen Wil-
len verhindert wird/ solcher böser Vorsatz ist peinlich und hart zu be-
straffen/ nemlich nach Sachen Gestalt/ Umstände/ Gelegenheit und
deren Fälle Beschaffenheit an Leib oder Leben; wann aber eine Ubel-
that von jemand aus Mangel der Sinne/ Jugend oder andern Ge-

brech-

Von Friedbrecher/ Vergiffter und Todtſchlaͤger Straffe.
Vorſatz geſchehen/ und ſoll man bey ſo geſtalten Sachen fuͤr allen
Dingen den Vater-Mutter-Bruder oder Kinder-Moͤrder befragen/
wohin er den Coͤrper geworffen oder vergraben? Daſelbſt er dann
ſeiner eigenen Bekaͤntniß nach mag hingefuͤhret werden/ daß er ihn
eigentlich anzeige/ allwo derſelbe auffs fleißigſte durchzuſuchen und
aus dem Erdreich auffzunehmen/ die Billigkeit erlaubet; wann ſich
dann auch zu weilen begiebt/ daß aus einem ſchier verfauleten LeichnamLeichnams
Blut-Qvellen
Baarrecht ge-
nant.

Blut qvillet/ iſt zwar deſſen Urſach GOtt allein bekandt/ jedennoch aber
fuͤr keine genugſame Anzeige zur fernern Nachfrage zu erachten/ es
ſeyn dann mehr verdaͤchtige Muthmaſſungen vorgefallen; ja es mag
der Beſchuldigte gar wohl ohne Aberglauben zum Todten beygebracht
werden/ um die Wunde zu beruͤhren/ nur damit ein Richter ſehen
moͤge/ mit welchen Gebehrden Beklagter zutritt/ mit Erblaſſung oder
Zittern/ daraus vielleicht neue Anzeigung ſeiner Unſchuld oder Ver-
brechens zu ermeſſen/ daß Tortur Statt finden mag/ welches genant
das Baarrecht.

L. un. princ. C. de his, qui par. vel liber. occid. §. alia deinde, inſtit. de publ.
judic.
P. H. O. Art. 131.

§. 31. Jaͤher Zorn entſchuldiget wenig in Todtſchlags Sachen/Zorn Entſchul-
digung in Tod-
ſchlag.

jedoch ſo jemand aus uͤberfallender Zorn-Hitze und vorhergehender
Verurſachung einen entleibet/ mag er verſchonet und nicht am Leben
geſtrafft ſeyn/ als wann der Entleibete den Thaͤter mit boͤſen Schmaͤh-
worten zum Zorn und Handthat bewegt/ ſo moͤchte er mit ewiger Ver-
weiſung begnadiget werden/ weilen es ſchwer iſt billigen Schmertzen
zu verdrucken/ und man mit ſolchen/ gleichwie mit unſinnigen und tol-
len Leuten/ Mitleiden haben muß.

C. ſi quis iratus, 20. q. 3. L. ſi adulterium, § imperatores, ff. ad L. Jul. de adult.
L. omnes C. de cur. L. Jul. §. fin. ff. Repet. L. 12. ff. ad L. Corn. de Sicar.
Clem. un. de homic. vol. L. ult. §. ſane ſi per furor. ff. ad L. Pomp. de parricid.

§. 32. So jemand einem Miſſethaͤter zur Ubelthat VeruͤbungUbelthaten
Straffe nach
Umſtaͤnden.

wiſſent-gefaͤhrlicher Weiſe einigerley Huͤlffe/ Beyſtand oder Befoͤr-
derung thut/ wie es auch Nahmen haben mag/ der ſoll nach Befindung
und Erkaͤntniß am Leib oder Leben geſtrafft ſeyn; So auch/ wann je-
mand mit ſcheinbaren Wercken/ die zu einer Miſſethat Vollbringung
dienlich/ ſich einer Ubelthat unterſtehet/ und daran wider ſeinen Wil-
len verhindert wird/ ſolcher boͤſer Vorſatz iſt peinlich und hart zu be-
ſtraffen/ nemlich nach Sachen Geſtalt/ Umſtaͤnde/ Gelegenheit und
deren Faͤlle Beſchaffenheit an Leib oder Leben; wann aber eine Ubel-
that von jemand aus Mangel der Sinne/ Jugend oder andern Ge-

brech-
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[599/0606] Von Friedbrecher/ Vergiffter und Todtſchlaͤger Straffe. Vorſatz geſchehen/ und ſoll man bey ſo geſtalten Sachen fuͤr allen Dingen den Vater-Mutter-Bruder oder Kinder-Moͤrder befragen/ wohin er den Coͤrper geworffen oder vergraben? Daſelbſt er dann ſeiner eigenen Bekaͤntniß nach mag hingefuͤhret werden/ daß er ihn eigentlich anzeige/ allwo derſelbe auffs fleißigſte durchzuſuchen und aus dem Erdreich auffzunehmen/ die Billigkeit erlaubet; wann ſich dann auch zu weilen begiebt/ daß aus einem ſchier verfauleten Leichnam Blut qvillet/ iſt zwar deſſen Urſach GOtt allein bekandt/ jedennoch aber fuͤr keine genugſame Anzeige zur fernern Nachfrage zu erachten/ es ſeyn dann mehr verdaͤchtige Muthmaſſungen vorgefallen; ja es mag der Beſchuldigte gar wohl ohne Aberglauben zum Todten beygebracht werden/ um die Wunde zu beruͤhren/ nur damit ein Richter ſehen moͤge/ mit welchen Gebehrden Beklagter zutritt/ mit Erblaſſung oder Zittern/ daraus vielleicht neue Anzeigung ſeiner Unſchuld oder Ver- brechens zu ermeſſen/ daß Tortur Statt finden mag/ welches genant das Baarrecht. Leichnams Blut-Qvellen Baarrecht ge- nant. L. un. princ. C. de his, qui par. vel liber. occid. §. alia deinde, inſtit. de publ. judic. P. H. O. Art. 131. §. 31. Jaͤher Zorn entſchuldiget wenig in Todtſchlags Sachen/ jedoch ſo jemand aus uͤberfallender Zorn-Hitze und vorhergehender Verurſachung einen entleibet/ mag er verſchonet und nicht am Leben geſtrafft ſeyn/ als wann der Entleibete den Thaͤter mit boͤſen Schmaͤh- worten zum Zorn und Handthat bewegt/ ſo moͤchte er mit ewiger Ver- weiſung begnadiget werden/ weilen es ſchwer iſt billigen Schmertzen zu verdrucken/ und man mit ſolchen/ gleichwie mit unſinnigen und tol- len Leuten/ Mitleiden haben muß. Zorn Entſchul- digung in Tod- ſchlag. C. ſi quis iratus, 20. q. 3. L. ſi adulterium, § imperatores, ff. ad L. Jul. de adult. L. omnes C. de cur. L. Jul. §. fin. ff. Repet. L. 12. ff. ad L. Corn. de Sicar. Clem. un. de homic. vol. L. ult. §. ſane ſi per furor. ff. ad L. Pomp. de parricid. §. 32. So jemand einem Miſſethaͤter zur Ubelthat Veruͤbung wiſſent-gefaͤhrlicher Weiſe einigerley Huͤlffe/ Beyſtand oder Befoͤr- derung thut/ wie es auch Nahmen haben mag/ der ſoll nach Befindung und Erkaͤntniß am Leib oder Leben geſtrafft ſeyn; So auch/ wann je- mand mit ſcheinbaren Wercken/ die zu einer Miſſethat Vollbringung dienlich/ ſich einer Ubelthat unterſtehet/ und daran wider ſeinen Wil- len verhindert wird/ ſolcher boͤſer Vorſatz iſt peinlich und hart zu be- ſtraffen/ nemlich nach Sachen Geſtalt/ Umſtaͤnde/ Gelegenheit und deren Faͤlle Beſchaffenheit an Leib oder Leben; wann aber eine Ubel- that von jemand aus Mangel der Sinne/ Jugend oder andern Ge- brech- Ubelthaten Straffe nach Umſtaͤnden.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/606>, abgerufen am 22.11.2024.