Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von Friedbrecher/ Vergiffter und Todtschläger Straffe. §. 35. Wann nun jemand Mordthat bekennet/ soll er gefragt wer-Mordthat §. 36. Nach Gelegenheit der Sachen und Person/ im Fall Be- P. H. O. Art. 46. & 47. §. 37. So G g g g
Von Friedbrecher/ Vergiffter und Todtſchlaͤger Straffe. §. 35. Wann nun jemand Mordthat bekennet/ ſoll er gefragt wer-Mordthat §. 36. Nach Gelegenheit der Sachen und Perſon/ im Fall Be- P. H. O. Art. 46. & 47. §. 37. So G g g g
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Von Friedbrecher/ Vergiffter und Todtſchlaͤger Straffe.
§. 35. Wann nun jemand Mordthat bekennet/ ſoll er gefragt wer-
den: Mit welchen Waffen die That geſchehen? Wer/ wen/ wo/ mit
welcher Huͤlffe/ warum/ wie und wann? Wo auch jemand zu Ver-
brechens Zeit geweſen? aus was Urſachen er das gethan/ auff welchen
Tag und Stunde/ an welchem Ort und Ende? Ob jemand und wer
ihm dazu geholffen? Wo er den Todten hingethan oder begraben?
Wie und was er dem Todten fuͤr Schlaͤge oder Wunden gegeben/ ge-
hauen oder ſonſt umbracht habe? Was der Ermordete von Geld oder
andern Sachen bey ihm gehabt/ und was er ihm abgenommen? auch
wo er ſolchen Raubs Nahm hingethan/ verkaufft/ vergeben/ ohne
worden und verborgen habe? Welche Fragen theils ſich auch in vie-
len Stuͤcken auff Raͤuber und Diebe ziehen laſſen; Alſo bey Kinder-
mord mag man eine Weibs-Perſon nach fleiſchlicher Vermiſchung
Beylage Zeit von Kindes Bewegung und Beſchaffenheit befragen/
deßgleichen von der Urſach/ warum ſie es nicht entdecket? Ob ſie
ſich die Geburt abzutreiben nicht bemuͤhet? Wie ſie ſich vor der Ge-
burt etliche Tage her gehalten? Was ſie gethan/ und womit ſie das
Kind umgebracht/ mit des Orts Umſtaͤnden?
Mordthat
Frage-Pun-
cten.
Frag-Stuͤck
auf Diebe und
Raͤuber.
Kindermords
Frag-Puncten
§. 36. Nach Gelegenheit der Sachen und Perſon/ im Fall Be-
klagter die angezogene Ubelthat verneinet/ und mancher aus Einfalt
oder Schrecken/ ob er gleich unſchuldig/ nichts vorzuſchlagen und aus-
zufuͤhren weiß/ ſo iſt ſolche Erinnerung noͤthig ihm fuͤrzuhalten: Ob
er zu ſeiner Entſchuldigung anzeigen und erweiſen koͤnte/ daß er auff
Zeit beſchehener Miſſethat anderswo an Ort und Enden bey Leuten
geweſen? daraus zu verſtehen/ daß er die verdachte Ubelthat nicht
gethan habe/ ſo mag er auff ſeinen Unkoſten der Unſchuld Urſachen
beybringen/ wofern er aber wegen Armuth die Koſten zu ertragen nicht
vermag/ ſoll des Gerichts Obrigkeit zu Rechtens Huͤlffe ſolche beyle-
gen und im Recht fortfahren/ uͤbel zu ſteuren und niemand zu uͤbereilen/
ja wann nun Beklagter ſagt/ er wiſſe gar nichts von der That/ er ſey
damahls zu Hauſe geweſen oder habe im Bette geſchlaffen/ ſo mag
man ihn weiter fragen: Ob er dieſe Perſon nicht kenne/ oder bey ihr ge-
weſen? Ob er ihr nicht begegnet/ oder ſie gegruͤſſet? Wie lange er
Freund- und Bekandſchafft mit ihr gepflogen? Ob und wo ſie ſich ver-
zuͤrnet? Ob ſie nicht eine Sache fuͤr Gericht gehabt? Wozu dann
Brieffe von geſchwornem Verrath/ Falſchheit/ verſtohlener Liebe oder
Zauberey-Kuͤnſten und Mitbeklagten Darſtellung/ viel helffen kan.
Obrigkeiten
Pflicht wegen
Gerichts Un-
koſten.
Bey That
Verlaͤugnung
Frag-Stuͤcke.
P. H. O. Art. 46. & 47.
§. 37. So
G g g g
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