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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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V. Buch/ Cap. III.
etwa vollkommene Milch häuffig daraus zu erdrücken und melcken
müglich? Welches alles ein gewissenhafft verständiger Richter fleißig
aus Gestalt ihres Leibes zu erfahren sich bemühen soll/ ob schon es ir-
gend eine geehrte Standes Person wäre/ massen der höchste Richter/
so keine Person ansiehet/ davon Rechnung anfordern wird; Als wann
ein Kind getödtet/ ins Meer geworffen/ und etwa um selbige Zeit solche
Weibes-Person/ die verdächtigen schweren Leibes gewesen/ beym
Wasser in der Nacht/ daselbst etwas hinein zu werffen/ gesehen wor-
den/ ist solches genugsame Vermuthungs-Ursache/ die Person zu ver-
hafften/ ehe dann sie flüchtig wird; massen es leichter/ jemanden wie-
der loß zu lassen/ als freye Leute einzuziehen/ und soll hierinn keine
Obrigkeit sich nachläßig erzeigen.

P. H. O. Art. 35. & 36.

§. 43. Wann auch eine Weibes-Person bekennet/ daß sie zwar
Schwangern
Weibs Person
Frag-Puncten
wegen Kinder-
mord.
ein Kind aber todt gebohren/ dazu gar alleine gewesen/ und selbigem kei-
ne Gewalt angethan/ ist es zwar genugsame Anzeige zur Folter/ wei-
len aber auch solche Aussage wahr seyn kan/ derohalben soll ein Rich-
ter nach Umständen erforschen/ zu welcher Zeit ihr Buhler bey ihr ge-
legen? sintemahlen aus der Zeit der beklagten Person Unschuld eini-
ger massen erhellen kan/ als wann erscheinet/ daß es keine vollkomme-
ne Zeit zur lebendigen Frucht gewesen/ sondern unzeitig abgangen/
und auff solche Antwort mag dieser auch befraget werden: Ob Tage
und Wochen übereinkommen? Ob er davon/ daß sie schwanger/
Wissenschafft gehabt? Ob die Frucht/ an welchem Ort und zu welcher
Stunde sie todt oder lebendig zur Welt kommen? Warum sie solche
hinweg gebracht? Obs ihr jemand gerathen? Ob sie nicht in der
Nacht eines lebendigen Kindes genesen? Ob sie nicht dasselbige ertöd-
tet? Wer sie geschwängert/ wann/ wo/ und wie offt er bey ihr gelegen?
Ob die Frucht in Mutterleibe gelebet? Ob sie nicht den Cörper ins
Wasser geworffen? Ob nicht davon die gemeine Rede also ergehe?

Buhlers und
Geschwänger-
ten Straffe
wegen Kinder-
Mordes.

§. 44. Wann jemand eine Weibs-Person geschwängert/ welche
das Kind umgebracht/ er aber nicht unterlassen diesen betrübten Aus-
gang zu hindern/ sondern/ so viel an ihm/ bedacht gewesen sie zu befra-
gen und vermahnen/ daß sie dem Kinde nicht Gewalt zufügen solte/
auch solches einem Weibe zu ernehren hinzugeben willens/ sie vertrö-
stet/ so wäre dessen Straffe zu vermehren unbillig; Falls er ihr aber
dazu gerathen/ auch etwa das Kind begraben/ wären sie beyde recht-
mäßig am Leben zu straffen/ weilen sie sämtlich dazu eingewilliget und
thätlich geholffen haben.

§. 45. Eine

V. Buch/ Cap. III.
etwa vollkommene Milch haͤuffig daraus zu erdruͤcken und melcken
muͤglich? Welches alles ein gewiſſenhafft verſtaͤndiger Richter fleißig
aus Geſtalt ihres Leibes zu erfahren ſich bemuͤhen ſoll/ ob ſchon es ir-
gend eine geehrte Standes Perſon waͤre/ maſſen der hoͤchſte Richter/
ſo keine Perſon anſiehet/ davon Rechnung anfordern wird; Als wann
ein Kind getoͤdtet/ ins Meer geworffen/ und etwa um ſelbige Zeit ſolche
Weibes-Perſon/ die verdaͤchtigen ſchweren Leibes geweſen/ beym
Waſſer in der Nacht/ daſelbſt etwas hinein zu werffen/ geſehen wor-
den/ iſt ſolches genugſame Vermuthungs-Urſache/ die Perſon zu ver-
hafften/ ehe dann ſie fluͤchtig wird; maſſen es leichter/ jemanden wie-
der loß zu laſſen/ als freye Leute einzuziehen/ und ſoll hierinn keine
Obrigkeit ſich nachlaͤßig erzeigen.

P. H. O. Art. 35. & 36.

§. 43. Wann auch eine Weibes-Perſon bekennet/ daß ſie zwar
Schwangern
Weibs Perſon
Frag-Puncten
wegen Kinder-
mord.
ein Kind aber todt gebohren/ dazu gar alleine geweſen/ und ſelbigem kei-
ne Gewalt angethan/ iſt es zwar genugſame Anzeige zur Folter/ wei-
len aber auch ſolche Ausſage wahr ſeyn kan/ derohalben ſoll ein Rich-
ter nach Umſtaͤnden erforſchen/ zu welcher Zeit ihr Buhler bey ihr ge-
legen? ſintemahlen aus der Zeit der beklagten Perſon Unſchuld eini-
ger maſſen erhellen kan/ als wann erſcheinet/ daß es keine vollkomme-
ne Zeit zur lebendigen Frucht geweſen/ ſondern unzeitig abgangen/
und auff ſolche Antwort mag dieſer auch befraget werden: Ob Tage
und Wochen uͤbereinkommen? Ob er davon/ daß ſie ſchwanger/
Wiſſenſchafft gehabt? Ob die Frucht/ an welchem Ort und zu welcher
Stunde ſie todt oder lebendig zur Welt kommen? Warum ſie ſolche
hinweg gebracht? Obs ihr jemand gerathen? Ob ſie nicht in der
Nacht eines lebendigen Kindes geneſen? Ob ſie nicht daſſelbige ertoͤd-
tet? Wer ſie geſchwaͤngert/ wann/ wo/ und wie offt er bey ihr gelegen?
Ob die Frucht in Mutterleibe gelebet? Ob ſie nicht den Coͤrper ins
Waſſer geworffen? Ob nicht davon die gemeine Rede alſo ergehe?

Buhlers und
Geſchwaͤnger-
ten Straffe
wegen Kinder-
Mordes.

§. 44. Wann jemand eine Weibs-Perſon geſchwaͤngert/ welche
das Kind umgebracht/ er aber nicht unterlaſſen dieſen betruͤbten Aus-
gang zu hindern/ ſondern/ ſo viel an ihm/ bedacht geweſen ſie zu befra-
gen und vermahnen/ daß ſie dem Kinde nicht Gewalt zufuͤgen ſolte/
auch ſolches einem Weibe zu ernehren hinzugeben willens/ ſie vertroͤ-
ſtet/ ſo waͤre deſſen Straffe zu vermehren unbillig; Falls er ihr aber
dazu gerathen/ auch etwa das Kind begraben/ waͤren ſie beyde recht-
maͤßig am Leben zu ſtraffen/ weilen ſie ſaͤmtlich dazu eingewilliget und
thaͤtlich geholffen haben.

§. 45. Eine
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[604/0611] V. Buch/ Cap. III. etwa vollkommene Milch haͤuffig daraus zu erdruͤcken und melcken muͤglich? Welches alles ein gewiſſenhafft verſtaͤndiger Richter fleißig aus Geſtalt ihres Leibes zu erfahren ſich bemuͤhen ſoll/ ob ſchon es ir- gend eine geehrte Standes Perſon waͤre/ maſſen der hoͤchſte Richter/ ſo keine Perſon anſiehet/ davon Rechnung anfordern wird; Als wann ein Kind getoͤdtet/ ins Meer geworffen/ und etwa um ſelbige Zeit ſolche Weibes-Perſon/ die verdaͤchtigen ſchweren Leibes geweſen/ beym Waſſer in der Nacht/ daſelbſt etwas hinein zu werffen/ geſehen wor- den/ iſt ſolches genugſame Vermuthungs-Urſache/ die Perſon zu ver- hafften/ ehe dann ſie fluͤchtig wird; maſſen es leichter/ jemanden wie- der loß zu laſſen/ als freye Leute einzuziehen/ und ſoll hierinn keine Obrigkeit ſich nachlaͤßig erzeigen. P. H. O. Art. 35. & 36. §. 43. Wann auch eine Weibes-Perſon bekennet/ daß ſie zwar ein Kind aber todt gebohren/ dazu gar alleine geweſen/ und ſelbigem kei- ne Gewalt angethan/ iſt es zwar genugſame Anzeige zur Folter/ wei- len aber auch ſolche Ausſage wahr ſeyn kan/ derohalben ſoll ein Rich- ter nach Umſtaͤnden erforſchen/ zu welcher Zeit ihr Buhler bey ihr ge- legen? ſintemahlen aus der Zeit der beklagten Perſon Unſchuld eini- ger maſſen erhellen kan/ als wann erſcheinet/ daß es keine vollkomme- ne Zeit zur lebendigen Frucht geweſen/ ſondern unzeitig abgangen/ und auff ſolche Antwort mag dieſer auch befraget werden: Ob Tage und Wochen uͤbereinkommen? Ob er davon/ daß ſie ſchwanger/ Wiſſenſchafft gehabt? Ob die Frucht/ an welchem Ort und zu welcher Stunde ſie todt oder lebendig zur Welt kommen? Warum ſie ſolche hinweg gebracht? Obs ihr jemand gerathen? Ob ſie nicht in der Nacht eines lebendigen Kindes geneſen? Ob ſie nicht daſſelbige ertoͤd- tet? Wer ſie geſchwaͤngert/ wann/ wo/ und wie offt er bey ihr gelegen? Ob die Frucht in Mutterleibe gelebet? Ob ſie nicht den Coͤrper ins Waſſer geworffen? Ob nicht davon die gemeine Rede alſo ergehe? Schwangern Weibs Perſon Frag-Puncten wegen Kinder- mord. §. 44. Wann jemand eine Weibs-Perſon geſchwaͤngert/ welche das Kind umgebracht/ er aber nicht unterlaſſen dieſen betruͤbten Aus- gang zu hindern/ ſondern/ ſo viel an ihm/ bedacht geweſen ſie zu befra- gen und vermahnen/ daß ſie dem Kinde nicht Gewalt zufuͤgen ſolte/ auch ſolches einem Weibe zu ernehren hinzugeben willens/ ſie vertroͤ- ſtet/ ſo waͤre deſſen Straffe zu vermehren unbillig; Falls er ihr aber dazu gerathen/ auch etwa das Kind begraben/ waͤren ſie beyde recht- maͤßig am Leben zu ſtraffen/ weilen ſie ſaͤmtlich dazu eingewilliget und thaͤtlich geholffen haben. §. 45. Eine

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/611>, abgerufen am 22.11.2024.