Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.IV. Buch/ Cap. IV. nen gefressen/ ehe die Pforten geöffnet worden. Derer hingelegt-ver-Fündlinge Nahrungs Pflicht.lassenen und etwa gefundenen Kinder Sorgfalt aber zur Nahr- und Erziehung gehöret des Orts Ober-gerichtlichem Amt zu; jedoch kön- nen auch solche Fündlinge wohl eheliche Kinder seyn/ von Eltern we- gen Armuth verlassen/ die man im Zweiffel noch wohl einmahl mag zur Tauffe lassen. P. H. O. Art. 132. Arg. L. 38. §. 5. ff. de poen. L. fin. C. de infant. expos. der Straffe wegen Ubel- that. §. 14. Selbst-Mörder soll man gemeiniglich durch die Stadt Straff Ver- schonungs Recht. §. 15. Wer sich aber selbst aus Mangel der Sinnen/ Raserey/ L. 12. C. de accusat. Auth. bona, C. de bon. proscr. L. 45. §. 2. ff. de jure fisci. L. 1. & 2. C. de bon. eor. qui mort. sibi consciv. §. 16. Hingegen sind nicht unschuldig diejenigen Selbst-Mörder/ mit
IV. Buch/ Cap. IV. nen gefreſſen/ ehe die Pforten geoͤffnet worden. Derer hingelegt-ver-Fuͤndlinge Nahrungs Pflicht.laſſenen und etwa gefundenen Kinder Sorgfalt aber zur Nahr- und Erziehung gehoͤret des Orts Ober-gerichtlichem Amt zu; jedoch koͤn- nen auch ſolche Fuͤndlinge wohl eheliche Kinder ſeyn/ von Eltern we- gen Armuth verlaſſen/ die man im Zweiffel noch wohl einmahl mag zur Tauffe laſſen. P. H. O. Art. 132. Arg. L. 38. §. 5. ff. de pœn. L. fin. C. de infant. expoſ. der Straffe wegen Ubel- that. §. 14. Selbſt-Moͤrder ſoll man gemeiniglich durch die Stadt Straff Ver- ſchonungs Recht. §. 15. Wer ſich aber ſelbſt aus Mangel der Sinnen/ Raſerey/ L. 12. C. de accuſat. Auth. bona, C. de bon. proſcr. L. 45. §. 2. ff. de jure fiſci. L. 1. & 2. C. de bon. eor. qui mort. ſibi conſciv. §. 16. Hingegen ſind nicht unſchuldig diejenigen Selbſt-Moͤrder/ mit
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IV. Buch/ Cap. IV.
nen gefreſſen/ ehe die Pforten geoͤffnet worden. Derer hingelegt-ver-
laſſenen und etwa gefundenen Kinder Sorgfalt aber zur Nahr- und
Erziehung gehoͤret des Orts Ober-gerichtlichem Amt zu; jedoch koͤn-
nen auch ſolche Fuͤndlinge wohl eheliche Kinder ſeyn/ von Eltern we-
gen Armuth verlaſſen/ die man im Zweiffel noch wohl einmahl mag
zur Tauffe laſſen.
Fuͤndlinge
Nahrungs
Pflicht.
P. H. O. Art. 132. Arg. L. 38. §. 5. ff. de pœn. L. fin. C. de infant. expoſ.
§. 14. Selbſt-Moͤrder ſoll man gemeiniglich durch die Stadt
ſchleiffen/ und an beſondern Galgen hencken laſſen/ abſonderlich und
mehren Theils/ wann ſich einer wegen Miſſethat in Verhafft entleibet/
dadurch er dem Richter vorgreifft/ daß er ihn nicht verdammen kan;
dahero/ wer ſich im Gefaͤngniß wegen uͤberwundenen Ubelthat/ ehe das
End-Urtheil zur Vollenziehung gelanget/ ſelbſt ermordet/ der mag
nach Verbrechens Groͤſſe zur Stadt oder Dorff/ wie gemeldt/ hinaus
gezogen/ beym Galgen oder an unehrlichem Ort zur Erden beſtattet/
oder nach Land-Rechts Gewohnheit deſſen Coͤrper auffgehenckt/ ge-
raͤdert oder verbrandt werden.
§. 15. Wer ſich aber ſelbſt aus Mangel der Sinnen/ Raſerey/
Melancholey/ Gemuͤths Schwachheit und geiſtlichen Unvermoͤgenheit
ohne vorbedachten geſunden Vernunfft Rath/ in groſſer Kranckheit
ums Leben bringt/ faͤllet ſein Gut auff nechſte Erben/ mag auch deſſen
Leichnam nichts unbilliges zugefuͤgt werden/ ſondern ein ſolcher
Menſch/ weilen er/ geſuͤndiget zu haben/ nicht dafuͤr gehalten wird/ iſt
vielmehr Mitleidens werth/ und ſoll man ihm keine ehrliche Begraͤb-
niß weigern/ jedoch moͤgen die gebraͤuliche Ceremonien wohl etwas ge-
maͤßiget ſeyn; wie denn ſonſten Begraͤbniß iſt ehr- oder unehrlich/ koſt-
bar und herrlich/ oder ſchlecht und wegen Unkoſten zu ſpahren ohne
Ceremonien/ nach Menſchen Ordnung oder auff Eſels Art; jene an
unbaren Ort/ auff Kirchhoͤfen abgeſonderten oder auſſerhalb Chriſten
Erde; dieſe letzte/ ſo ſchmaͤhlich/ an ſchaͤndlichen Orten/ geſchieht vom
Scharffrichter/ der jemandes Aaß unter Ubelthaͤter oder Vieh ver-
ſcharret.
Begraͤbniß
Unterſcheid.
L. 12. C. de accuſat. Auth. bona, C. de bon. proſcr. L. 45. §. 2. ff. de jure fiſci. L. 1.
& 2. C. de bon. eor. qui mort. ſibi conſciv.
§. 16. Hingegen ſind nicht unſchuldig diejenigen Selbſt-Moͤrder/
die ſich aus boͤſen Laſters Gewiſſen/ einiger Straffe Furcht/ Lebens
Uberdruß/ Schmertzen Ungedult/ Verzweiffelung/ Trunckenheit/
Liebe/ gemachter Schulden Scham/ Armuth und andern Urſachen/
mit
Selbſtmoͤrder
mancherley
Straffe.
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