Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von Duellanten/ Selbstmördern und Nothwehren. §. 28. Ja/ ob auch etwa einer ein Weib erschlüge/ und sich ge-Noth-Wehre P. H. O. art. dict. §. 29. Nothwehre Uberschritt ist auch/ wenn der AngefalleneGüter-Ver- P. H. O. art. 146. & 150. L. 38. §. 8. ff. de adult. L. 1. §. ult. de Sicar. L. si pignus, §. furem ff. de furt. L. fur. noct. ff. ad L. Corn. de Sicar. L. 4. §. 1. ff. ad L. Aquil. C. si perfodiens, Ext. de homicid. §. 30. So mögen auch Eltern einen gewaltsamen Entführer/Eltern-Recht schwehr J i i i 2
Von Duellanten/ Selbſtmoͤrdern und Nothwehren. §. 28. Ja/ ob auch etwa einer ein Weib erſchluͤge/ und ſich ge-Noth-Wehre P. H. O. art. dict. §. 29. Nothwehre Uberſchritt iſt auch/ wenn der AngefalleneGuͤter-Ver- P. H. O. art. 146. & 150. L. 38. §. 8. ff. de adult. L. 1. §. ult. de Sicar. L. ſi pignus, §. furem ff. de furt. L. fur. noct. ff. ad L. Corn. de Sicar. L. 4. §. 1. ff. ad L. Aquil. C. ſi perfodiens, Ext. de homicid. §. 30. So moͤgen auch Eltern einen gewaltſamen Entfuͤhrer/Eltern-Recht ſchwehr J i i i 2
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Von Duellanten/ Selbſtmoͤrdern und Nothwehren.
§. 28. Ja/ ob auch etwa einer ein Weib erſchluͤge/ und ſich ge-
thaner Nothwehre beruͤhmte/ in ſolchem Fall iſt beyder Theile/ Mann
und Weibes Gelegenheit/ auch deren gehabte Waffen und That zu
betrachten; denn ob zwar ein Weib nicht leicht einen Mann zu einer
genugſam entſchuldigten Nothwehre verurſachen mag/ ſo iſt jedoch
moͤglich/ daß ein grauſam Weib einen weichen Mann vergewaltigen
kan; Deßgleichen iſt gegen einen Zaͤncker allezeit mehr Argwohn/ als
gegen einen fromm- und friedſamen Mann. So iſt nun ein nothwen-
dig-abgenoͤthigter Todtſchlag/ den jemand/ ſein und der Seinigen Le-
ben und Keuſchheit zu beſchuͤtzen/ begehet/ unſtraffbar.
Noth-Wehre
Recht gegen
ein Weib ver-
uͤbet.
Zaͤncker Arg-
wohn u. noth-
wendigen Tod-
ſchlags-Recht.
P. H. O. art. dict.
§. 29. Nothwehre Uberſchritt iſt auch/ wenn der Angefallene
ietzt auſſer Gefahr/ und doch fliehenden Feind verfolget/ oder von an-
dern Ergriffenen toͤdtet/ oder ſo er annoch in Gewalts Abwendung
beſchaͤfftiget/ in Urſach Maß und Zeit uͤbergeht/ ſo verdienet jenes/ als
Rachgierde/ ordentliche Todtſchlags-Straffe; in groſſem ſonderbah-
ren ſchmertzlichen Zufall aber hat auſſerordentliche Straffe ſtatt.
Wer auch in ſeiner Guͤter Verthaͤdigung/ auſſerhalb Lebens-Ge-
fahr/ den Uberfallenden toͤdtet/ mag nicht ungeſtrafft bleiben; weilen
bey zugelaſſener Beſchirmung die Macht zu toͤdten nicht vergoͤnnet/
Menſchenblut auch gar zu koſtbar/ uñ einer ſolchen Raubs Gewalt beſ-
ſer gerichtliche Huͤlffe entgegen zu ſetzen/ welches eines Chriſtlichen
Richters Gewiſſens-Freyheit gemaͤß/ und am ſicherſten nach Goͤtt-
und Weltlichem Recht zu urtheilen. Jedennoch iſt Rechtens/ wer bey
Nacht einen Dieb in ſeinem Hauſe findet/ mag ihn/ ohn alle Straffe/
umbringen/ wofern er ſeiner anders nicht verſchonen kan; bey Tage
aber mag er ihn nicht entleiben/ es ſey denn/ daß er ſich mit gewaffneter
Hand zu wehren unterſtuͤnde.
Guͤter-Ver-
thaͤdigungs-
Recht/ auch
wegen Nacht-
Diebe.
P. H. O. art. 146. & 150. L. 38. §. 8. ff. de adult. L. 1. §. ult. de Sicar. L. ſi pignus,
§. furem ff. de furt. L. fur. noct. ff. ad L. Corn. de Sicar. L. 4. §. 1. ff. ad
L. Aquil. C. ſi perfodiens, Ext. de homicid.
§. 30. So moͤgen auch Eltern einen gewaltſamen Entfuͤhrer/
welchen ſie auff friſcher That ertappen/ frey ertoͤdten/ und hat ein ſol-
cher/ Unzucht zu verhuͤten/ keines Orts Freyheit zu genieſſen/ ſondern
mag/ ohn Auffruhr/ wohl aus Kirchen hinweg genommen werden/ es
habe denn ein Weib den Mann ſchrifftlich darzu geladen. Wer auch
einen bey ſeinem Weibe im Ehebruch ergreiffet/ den mag er toͤdten/ ſo
wohl als deſſelben Weibes Vater/ weiln ein ſolcher Schmertz gar
ſchwehr
Eltern-Recht
Entfuͤhrer zu
toͤdten.
Ehmañs Recht
den Ehebrecher
zu toͤdten.
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