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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von gerichtlicher Aussage und Zeugen Verhör.

§. 40. Wann von Beklagtem auff keinerley Weise die WarheitConfrontati-
on
Recht und
Nutzen.

zu erpressen/ mögen die Zeugen vom Richter für ihm gegen einander
ins Gesicht dargestellet werden/ daß sie in seiner Gegenwart ihre Aus-
sage wiederholen/ für die Stirn unter Augen sagen und bekräfftigen
mögen/ um gegentheilige Bekäntniß aus Beklagten Gesicht/ Angst/
Zittern und Gebärden der Warheit zu überführen/ massen er durch
Zeugen Beyseyn/ die ihm alle Verbrechens Umstände erzehlen/ schwer-
licher läugnen/ sondern zweiffelhaffte Antwort angeben möchte/ oder
es könten auch damit einigen Verhörs Fehler verbessert/ und Beklag-
ten Unschuld erwiesen werden/ weilen ihm frey stehet/ die Zeugen derer
Umstände halber zu befragen und Falschheit zu überwinden; Ja/ zu
weilen mag also ein Flüchtiger Mitschuldige offenbaret/ und des Be-
klagten Urtheils Straffe eine Zeitlang der Execution wegen verscho-
ben werden.

L. 27. §. 7. ff. de Adult. L. 29. ff. de poenis.

§. 41. Also kan auch Beklagter mit seinem Ankläger/ oder mehr
und viele Beschuldigte unter sich/ oder Zeugen mit Zeugen/ gegen ein-
ander gestellet und confrontiret werden/ wann sie zwiespaltig sind/ je-
doch soll allemahl nur ein Zeuge dargestellet seyn/ Beklagten durch viel
Geschrey nicht zu verwirren/ so ist confrontation hochnöthig nebst
andern von gleicher Gestalt und Kleidung/ wann Zeuge etwan Beklag-
ten an Person nicht eigentlich kennet.

§. 42. Wann Zeugen ohne Eyd oder Frag-Stücke verhöret/Zeugen Ver-
hörs Recht oh-
ne Eyd und
Fragstücke.

mag man nach dem Schluß neues Examen begehren/ gleichwie Er-
füllungs-Eyd und Partheyen Bekäntniß auch nach Beschluß gesche-
hen/ und jemand wegen seines Alters Erstattung gewinnen kan; Son-
sten bestehet Zeugen Falschheit darinn/ wann einer wissend und betrüg-
lich falsch Zeugniß gerichtlich ableget/ der Warheit Gegentheil zeu-
get/ oder selbige/ vom Richter befraget/ wider besseres Wissen ver-
schweiget und aussaget/ daß er nichts wisse/ oder so jemand Zeugen be-
stochen/ welcher auch zu bestraffen/ ob schon Zeuge solche Falschheit ab-
geschlagen. Also wer falschen Zeugeschafft gebraucht/ deßgleichen wer
falschen Zeugen wissentlich vorführet/ oder Gabe annimmt/ ob schon er
die Warheit saget.

Auth. atqui semel, C. de probat. c. 1. Ext. de crim. falsi. c. 84. caus. 11. q. 3.
P. H. O. art. 23. & 30.

§. 43. Eine jede genugsame Anzeigung/ darauff man peinlich fra-Peinlichen
Frage Beweiß
Recht.

gen mag/ soll mit zween guten tüchtigen unverwerfflichen Zeugen be-
wiesen werden; So aber etwa der Missethat Haupt-Sache nur mit

einem
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Von gerichtlicher Ausſage und Zeugen Verhoͤr.

§. 40. Wann von Beklagtem auff keinerley Weiſe die WarheitConfrontati-
on
Recht und
Nutzen.

zu erpreſſen/ moͤgen die Zeugen vom Richter fuͤr ihm gegen einander
ins Geſicht dargeſtellet werden/ daß ſie in ſeiner Gegenwart ihre Aus-
ſage wiederholen/ fuͤr die Stirn unter Augen ſagen und bekraͤfftigen
moͤgen/ um gegentheilige Bekaͤntniß aus Beklagten Geſicht/ Angſt/
Zittern und Gebaͤrden der Warheit zu uͤberfuͤhren/ maſſen er durch
Zeugen Beyſeyn/ die ihm alle Verbrechens Umſtaͤnde erzehlen/ ſchwer-
licher laͤugnen/ ſondern zweiffelhaffte Antwort angeben moͤchte/ oder
es koͤnten auch damit einigen Verhoͤrs Fehler verbeſſert/ und Beklag-
ten Unſchuld erwieſen werden/ weilen ihm frey ſtehet/ die Zeugen derer
Umſtaͤnde halber zu befragen und Falſchheit zu uͤberwinden; Ja/ zu
weilen mag alſo ein Fluͤchtiger Mitſchuldige offenbaret/ und des Be-
klagten Urtheils Straffe eine Zeitlang der Execution wegen verſcho-
ben werden.

L. 27. §. 7. ff. de Adult. L. 29. ff. de pœnis.

§. 41. Alſo kan auch Beklagter mit ſeinem Anklaͤger/ oder mehr
und viele Beſchuldigte unter ſich/ oder Zeugen mit Zeugen/ gegen ein-
ander geſtellet und confrontiret werden/ wann ſie zwieſpaltig ſind/ je-
doch ſoll allemahl nur ein Zeuge dargeſtellet ſeyn/ Beklagten durch viel
Geſchrey nicht zu verwirren/ ſo iſt confrontation hochnoͤthig nebſt
andern von gleicher Geſtalt und Kleidung/ wann Zeuge etwan Beklag-
ten an Perſon nicht eigentlich kennet.

§. 42. Wann Zeugen ohne Eyd oder Frag-Stuͤcke verhoͤret/Zeugen Ver-
hoͤrs Recht oh-
ne Eyd und
Fragſtuͤcke.

mag man nach dem Schluß neues Examen begehren/ gleichwie Er-
fuͤllungs-Eyd und Partheyen Bekaͤntniß auch nach Beſchluß geſche-
hen/ und jemand wegen ſeines Alters Erſtattung gewinnen kan; Son-
ſten beſtehet Zeugen Falſchheit darinn/ wann einer wiſſend und betruͤg-
lich falſch Zeugniß gerichtlich ableget/ der Warheit Gegentheil zeu-
get/ oder ſelbige/ vom Richter befraget/ wider beſſeres Wiſſen ver-
ſchweiget und ausſaget/ daß er nichts wiſſe/ oder ſo jemand Zeugen be-
ſtochen/ welcher auch zu beſtraffen/ ob ſchon Zeuge ſolche Falſchheit ab-
geſchlagen. Alſo wer falſchen Zeugeſchafft gebraucht/ deßgleichen wer
falſchen Zeugen wiſſentlich vorfuͤhret/ oder Gabe annimmt/ ob ſchon er
die Warheit ſaget.

Auth. atqui ſemel, C. de probat. c. 1. Ext. de crim. falſi. c. 84. cauſ. 11. q. 3.
P. H. O. art. 23. & 30.

§. 43. Eine jede genugſame Anzeigung/ darauff man peinlich fra-Peinlichen
Frage Beweiß
Recht.

gen mag/ ſoll mit zween guten tuͤchtigen unverwerfflichen Zeugen be-
wieſen werden; So aber etwa der Miſſethat Haupt-Sache nur mit

einem
H 2
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[59/0066] Von gerichtlicher Ausſage und Zeugen Verhoͤr. §. 40. Wann von Beklagtem auff keinerley Weiſe die Warheit zu erpreſſen/ moͤgen die Zeugen vom Richter fuͤr ihm gegen einander ins Geſicht dargeſtellet werden/ daß ſie in ſeiner Gegenwart ihre Aus- ſage wiederholen/ fuͤr die Stirn unter Augen ſagen und bekraͤfftigen moͤgen/ um gegentheilige Bekaͤntniß aus Beklagten Geſicht/ Angſt/ Zittern und Gebaͤrden der Warheit zu uͤberfuͤhren/ maſſen er durch Zeugen Beyſeyn/ die ihm alle Verbrechens Umſtaͤnde erzehlen/ ſchwer- licher laͤugnen/ ſondern zweiffelhaffte Antwort angeben moͤchte/ oder es koͤnten auch damit einigen Verhoͤrs Fehler verbeſſert/ und Beklag- ten Unſchuld erwieſen werden/ weilen ihm frey ſtehet/ die Zeugen derer Umſtaͤnde halber zu befragen und Falſchheit zu uͤberwinden; Ja/ zu weilen mag alſo ein Fluͤchtiger Mitſchuldige offenbaret/ und des Be- klagten Urtheils Straffe eine Zeitlang der Execution wegen verſcho- ben werden. Confrontati- on Recht und Nutzen. L. 27. §. 7. ff. de Adult. L. 29. ff. de pœnis. §. 41. Alſo kan auch Beklagter mit ſeinem Anklaͤger/ oder mehr und viele Beſchuldigte unter ſich/ oder Zeugen mit Zeugen/ gegen ein- ander geſtellet und confrontiret werden/ wann ſie zwieſpaltig ſind/ je- doch ſoll allemahl nur ein Zeuge dargeſtellet ſeyn/ Beklagten durch viel Geſchrey nicht zu verwirren/ ſo iſt confrontation hochnoͤthig nebſt andern von gleicher Geſtalt und Kleidung/ wann Zeuge etwan Beklag- ten an Perſon nicht eigentlich kennet. §. 42. Wann Zeugen ohne Eyd oder Frag-Stuͤcke verhoͤret/ mag man nach dem Schluß neues Examen begehren/ gleichwie Er- fuͤllungs-Eyd und Partheyen Bekaͤntniß auch nach Beſchluß geſche- hen/ und jemand wegen ſeines Alters Erſtattung gewinnen kan; Son- ſten beſtehet Zeugen Falſchheit darinn/ wann einer wiſſend und betruͤg- lich falſch Zeugniß gerichtlich ableget/ der Warheit Gegentheil zeu- get/ oder ſelbige/ vom Richter befraget/ wider beſſeres Wiſſen ver- ſchweiget und ausſaget/ daß er nichts wiſſe/ oder ſo jemand Zeugen be- ſtochen/ welcher auch zu beſtraffen/ ob ſchon Zeuge ſolche Falſchheit ab- geſchlagen. Alſo wer falſchen Zeugeſchafft gebraucht/ deßgleichen wer falſchen Zeugen wiſſentlich vorfuͤhret/ oder Gabe annimmt/ ob ſchon er die Warheit ſaget. Zeugen Ver- hoͤrs Recht oh- ne Eyd und Fragſtuͤcke. Auth. atqui ſemel, C. de probat. c. 1. Ext. de crim. falſi. c. 84. cauſ. 11. q. 3. P. H. O. art. 23. & 30. §. 43. Eine jede genugſame Anzeigung/ darauff man peinlich fra- gen mag/ ſoll mit zween guten tuͤchtigen unverwerfflichen Zeugen be- wieſen werden; So aber etwa der Miſſethat Haupt-Sache nur mit einem Peinlichen Frage Beweiß Recht. H 2

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/66>, abgerufen am 25.11.2024.