Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.Von Pasquillen und Retorsion auch peinlichen Frage. besänfftigtes Gemüth und Sinnes Veränderung anzeigen und erklä-ren/ wann es nemlich aus freyem Willen und nicht Ehren oder Gesell-Beleidigung Beschaffenheit und Injurien Auffrücken Straffe. schafft wegen geschehen/ jedoch bleibet der Obrigkeit ihre Straffe alle- zeit frey; und Falls ein Beleidigter die Schmähung sich angenommen/ jedennoch solches gerichtlich anzuzeigen säumig ist/ hat er gleichfalls Straffe verdienet; Es soll aber eigentlich keine Beleidigung/ wie sie auch seye/ des Beleidigten Ehre zu kräncken/ ob schon im Gegentheil den Beleidiger criminal zu machen/ genugsam seyn; und wer da ei- nem Beleidigten an- oder abwesend Injurien auffrücket/ soll eben so straffbar seyn/ als hätte er sie selbst gethan. §. 1. instit. de perpet. & temp. act. L. si cum, §. 1. ff. si quis caut. L. 2. §. Emancipatus ff. de collat. bon. L. 17. §. quaedam, ff. de pact. §. fin. instit. Eod. §. 12. Wer auch sonsten trachten würde/ eines andern Wohlfahrt/ aber O o o o 3
Von Pasquillen und Retorſion auch peinlichen Frage. beſaͤnfftigtes Gemuͤth und Sinnes Veraͤnderung anzeigen und erklaͤ-ren/ wann es nemlich aus freyem Willen und nicht Ehren oder Geſell-Beleidigung Beſchaffenheit und Injurien Auffruͤcken Straffe. ſchafft wegen geſchehen/ jedoch bleibet der Obrigkeit ihre Straffe alle- zeit frey; und Falls ein Beleidigter die Schmaͤhung ſich angenommen/ jedennoch ſolches gerichtlich anzuzeigen ſaͤumig iſt/ hat er gleichfalls Straffe verdienet; Es ſoll aber eigentlich keine Beleidigung/ wie ſie auch ſeye/ des Beleidigten Ehre zu kraͤncken/ ob ſchon im Gegentheil den Beleidiger criminal zu machen/ genugſam ſeyn; und wer da ei- nem Beleidigten an- oder abweſend Injurien auffruͤcket/ ſoll eben ſo ſtraffbar ſeyn/ als haͤtte er ſie ſelbſt gethan. §. 1. inſtit. de perpet. & temp. act. L. ſi cum, §. 1. ff. ſi quis caut. L. 2. §. Emancipatus ff. de collat. bon. L. 17. §. quædam, ff. de pact. §. fin. inſtit. Eod. §. 12. Wer auch ſonſten trachten wuͤrde/ eines andern Wohlfahrt/ aber O o o o 3
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Von Pasquillen und Retorſion auch peinlichen Frage.
beſaͤnfftigtes Gemuͤth und Sinnes Veraͤnderung anzeigen und erklaͤ-
ren/ wann es nemlich aus freyem Willen und nicht Ehren oder Geſell-
ſchafft wegen geſchehen/ jedoch bleibet der Obrigkeit ihre Straffe alle-
zeit frey; und Falls ein Beleidigter die Schmaͤhung ſich angenommen/
jedennoch ſolches gerichtlich anzuzeigen ſaͤumig iſt/ hat er gleichfalls
Straffe verdienet; Es ſoll aber eigentlich keine Beleidigung/ wie ſie
auch ſeye/ des Beleidigten Ehre zu kraͤncken/ ob ſchon im Gegentheil
den Beleidiger criminal zu machen/ genugſam ſeyn; und wer da ei-
nem Beleidigten an- oder abweſend Injurien auffruͤcket/ ſoll eben ſo
ſtraffbar ſeyn/ als haͤtte er ſie ſelbſt gethan.
Beleidigung
Beſchaffenheit
und Injurien
Auffruͤcken
Straffe.
§. 1. inſtit. de perpet. & temp. act. L. ſi cum, §. 1. ff. ſi quis caut. L. 2. §. Emancipatus
ff. de collat. bon. L. 17. §. quædam, ff. de pact. §. fin. inſtit. Eod.
§. 12. Wer auch ſonſten trachten wuͤrde/ eines andern Wohlfahrt/
Gluͤck und redliches Auffkommen zu hindern/ und deſſen Leumuth oder
ehrlichem Nahmen einen Schandfleck anzuhaͤngen/ der ſoll dem Be-
leidigten oͤffentliche Abbitte und Wiederruff thun/ zum andern mahl
aber ohne dem mit Gefaͤngniß-Straffe beleget werden/ weilen ein heim-
licher falſcher Verlaͤumbder einem ehrlichen Mann viel ſchaͤdlich- und
nachtheiliger ſeyn kan/ als ein offenbarer Feind/ indem jemand/ der
hinterruͤcks verfuchsſchwaͤntzet/ gelaͤſtert und affterredet wird/ dadurch
leichtlich bey Hohen und Niedrigen derogeſtalt kan angebracht wer-
den/ daß er nicht allein an ſeinem Wohlſtand hoͤchlich gefaͤhrdet/ ſon-
dern auch bey guten Leuten in uͤbeln Wahn verfallen kan/ welches er
vielleicht nimmer ohne groſſe Beſchwerden uͤberwinden und ergaͤntzen
mag; bevorab/ weilen die Einbildung die meiſten Ehren-Maximen be-
feſtiget/ als ſoll der Beleidiger die Beleidigung/ ſo ohn Urſach geſche-
hen/ und nicht durch hefftige Antwort/ Retorſion oder Revange wie-
derleget/ dafern ſie in Schimpff-Worten beſteht/ als: verzagter/ Narr/
Verraͤther und dergleichen/ mit willkuͤhrlich-unnachlaͤßiger Gefaͤng-
niß buͤſſen/ hernach ſich erklaͤren/ daß er falſch/ unzeitig und ungebuͤhr-
lich gehandelt/ und deßhalben um Verzeihung bitten; Wer aber
ſonſt einen Luͤgen geſtrafft/ mit der Hand oder Stock zu ſchlagẽ gedraͤuet/
ſoll eine Zeitlang gefangen ſitzen/ und Abbitte thun mit nachdruͤcklichen
vom Richter dazu auffgeſetzten Worten; Sonſten ſoll man auch we-
gen Injurien nicht leicht Entſchuldigung annehmen/ vielweniger Trun-
ckenheit halber/ es waͤre denn kein Trunckenbold/ der ungefaͤhr uͤber-
maͤßigen Truncks uͤbereilet/ in Zanck gerathen/ und alſo die Haͤnde
nicht gehalten/ indem er von ſeinen Sinnen nichts gewuſt/ iſt allhier
aber
Verlaͤumbder
und Fuchs-
ſchwaͤntzer
Straffe.
Trunckenheit
kahle Ent-
ſchuldigung.
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