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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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Von Gerichts-Schöppen/ Schreibern und Advocaten.
dern ohn Entgeld ausgestellet/ und deren Copie zur Nachricht ver-
wahret seyn muß.

§. 25. Weiber mögen auch nicht für ihre Kinder ohn erheblicheWeiber ge-
richtliche Vor-
sprache verbo-
ten.

Ursach gerichtliche Vorsprache thun/ weilen es ein Mann- und bür-
gerliches Amt/ das Weibern nicht gebühret/ ja vielmehr schändlich/
daß sie in derer Männer Versamlung das Wort führen wollen. Die
Obrigkeit aber soll für öffentlichen Sold gewisse Fürsprecher bestellen/
welche als Patronen derer Armen und dürfftigen Sachen verthädi-Advocaten und
Procuratorn
Pflicht und
Verdacht.

gen sollen/ und ist dieses ein Allmosen Gestalt/ sonst aber geht es über
des Begehrenden Unkosten; Procuratores und Advocaten sollen auch
gelehrte und wohlerfahrne Leute seyn/ niemand bey Gerichts-Stan-
des Verbot ihre Vorsprache weigern/ noch Gegentheil Patronen
verhindern oder abspannen/ sonst wäre ihre Sache verdächtig/ und im
Zweiffel gegen sie zu urtheilen.

L. 31. §. quanquam. ff. de neg. gest. L. 2. ff. de R. J. L. 1. C. quando mul. tut. offic.
L. 18. & 54. ff. de procurat. L. 32. §. 1. de arbitr. 1. cor. 14. v. 34. C. filius, C.
desiniunt, c. 17. q. ult. Gloss. in L. 1. §. ait praetor, ad verbum, habebunt, de
postul. L. 1. §. in honorariis, ff. de var. & Extraord. cognit. L. pen. C. de
postul.

§. 26. Alle Procuratores und Partheyen sollen gewarnet und er-Advocaten und
Procuratorn
Unfugs Straf-
fe.

innert seyn/ daß alle/ die mit bey Urtheil verlustiget werden/ deßhalben
und wegen vorgezogenen Rechts in Kosten und Schaden vertheilt und
gesprochen werden sollen; wo aber solches aus freventlichen Auszügen/
Versäumniß/ Schuld oder Unwissen der Procuratoren scheinbar und
klärlich geschehen zu seyn befunden/ sollen dieselbe alle Kosten selbst/
ohne der Partheyen Nachtheil auszurichten schuldig gehalten seyn/
massen niemand sich etwas gelüsten lassen muß/ daraus er wissen kan/ daß
seine Schwachheit andern Leuten gefährlich seyn mag; So sollen auch
Advocaten mit dem Proceß kürtzlich und summarisch in Raub und ab-
sonderlich Mord-Sachen hindurch gehen/ und ihnen darinn absonderlich
aller Acten Unterricht- oder Anzüge-Weitläufftigkeit zu vermeiden an-
befohlen/ und deren Anlaß abgeschnitten werden/ wie solches alles aus-
drücklich in heiligen Römischen Reichs Verordnungen angewiesen/ und
durch täglichen Gebrauch bestätiget wird.

§. 27. Jn peinlichen/ insonderheit Nachforschungs-Proceß/ wirdAbwesendem
Ubelthäter
wird Fürspre-
cher geweigert.

einem abwesenden beklagten Ubelthäter kein gerichtlicher Fürspre-
cher zugelassen/ auff daß er nicht durch solchen Lügen vorbringen lasse/
die er selbst zu sagen sich schämete. So ist auch des Beschuldigten Gegen-
wart/ die Warheit zu gewinnen/ nöthig/ nemlich aus bleichem Gesicht/

Schre-

Von Gerichts-Schoͤppen/ Schreibern und Advocaten.
dern ohn Entgeld ausgeſtellet/ und deren Copie zur Nachricht ver-
wahret ſeyn muß.

§. 25. Weiber moͤgen auch nicht fuͤr ihre Kinder ohn erheblicheWeiber ge-
richtliche Vor-
ſprache verbo-
ten.

Urſach gerichtliche Vorſprache thun/ weilen es ein Mann- und buͤr-
gerliches Amt/ das Weibern nicht gebuͤhret/ ja vielmehr ſchaͤndlich/
daß ſie in derer Maͤnner Verſamlung das Wort fuͤhren wollen. Die
Obrigkeit aber ſoll fuͤr oͤffentlichen Sold gewiſſe Fuͤrſprecher beſtellen/
welche als Patronen derer Armen und duͤrfftigen Sachen verthaͤdi-Advocaten uñ
Procuratorn
Pflicht und
Verdacht.

gen ſollen/ und iſt dieſes ein Allmoſen Geſtalt/ ſonſt aber geht es uͤber
des Begehrenden Unkoſten; Procuratores und Advocaten ſollen auch
gelehrte und wohlerfahrne Leute ſeyn/ niemand bey Gerichts-Stan-
des Verbot ihre Vorſprache weigern/ noch Gegentheil Patronen
verhindern oder abſpannen/ ſonſt waͤre ihre Sache verdaͤchtig/ und im
Zweiffel gegen ſie zu urtheilen.

L. 31. §. quanquam. ff. de neg. geſt. L. 2. ff. de R. J. L. 1. C. quando mul. tut. offic.
L. 18. & 54. ff. de procurat. L. 32. §. 1. de arbitr. 1. cor. 14. v. 34. C. filius, C.
deſiniunt, c. 17. q. ult. Gloſſ. in L. 1. §. ait prætor, ad verbum, habebunt, de
poſtul. L. 1. §. in honorariis, ff. de var. & Extraord. cognit. L. pen. C. de
poſtul.

§. 26. Alle Procuratores und Partheyen ſollen gewarnet und er-Advocaten uñ
Procuratorn
Unfugs Straf-
fe.

innert ſeyn/ daß alle/ die mit bey Urtheil verluſtiget werden/ deßhalben
und wegen vorgezogenen Rechts in Koſten und Schaden vertheilt und
geſprochen werden ſollen; wo aber ſolches aus freventlichen Auszuͤgen/
Verſaͤumniß/ Schuld oder Unwiſſen der Procuratoren ſcheinbar und
klaͤrlich geſchehen zu ſeyn befunden/ ſollen dieſelbe alle Koſten ſelbſt/
ohne der Partheyen Nachtheil auszurichten ſchuldig gehalten ſeyn/
maſſen niemand ſich etwas geluͤſtẽ laſſen muß/ daraus er wiſſen kan/ daß
ſeine Schwachheit andern Leuten gefaͤhrlich ſeyn mag; So ſollen auch
Advocaten mit dem Proceß kuͤrtzlich und ſummariſch in Raub und ab-
ſonderlich Mord-Sachen hindurch gehen/ uñ ihnen darinn abſonderlich
aller Acten Unterricht- oder Anzuͤge-Weitlaͤufftigkeit zu vermeiden an-
befohlen/ und deren Anlaß abgeſchnitten werden/ wie ſolches alles aus-
druͤcklich in heiligen Roͤmiſchen Reichs Verordnungen angewieſen/ und
durch taͤglichen Gebrauch beſtaͤtiget wird.

§. 27. Jn peinlichen/ inſonderheit Nachforſchungs-Proceß/ wirdAbweſendem
Ubelthaͤter
wird Fuͤrſpre-
cher geweigeꝛt.

einem abweſenden beklagten Ubelthaͤter kein gerichtlicher Fuͤrſpre-
cher zugelaſſen/ auff daß er nicht durch ſolchen Luͤgen vorbringen laſſe/
die er ſelbſt zu ſagen ſich ſchaͤmete. So iſt auch des Beſchuldigten Gegen-
wart/ die Warheit zu gewinnen/ noͤthig/ nemlich aus bleichem Geſicht/

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[71/0078] Von Gerichts-Schoͤppen/ Schreibern und Advocaten. dern ohn Entgeld ausgeſtellet/ und deren Copie zur Nachricht ver- wahret ſeyn muß. §. 25. Weiber moͤgen auch nicht fuͤr ihre Kinder ohn erhebliche Urſach gerichtliche Vorſprache thun/ weilen es ein Mann- und buͤr- gerliches Amt/ das Weibern nicht gebuͤhret/ ja vielmehr ſchaͤndlich/ daß ſie in derer Maͤnner Verſamlung das Wort fuͤhren wollen. Die Obrigkeit aber ſoll fuͤr oͤffentlichen Sold gewiſſe Fuͤrſprecher beſtellen/ welche als Patronen derer Armen und duͤrfftigen Sachen verthaͤdi- gen ſollen/ und iſt dieſes ein Allmoſen Geſtalt/ ſonſt aber geht es uͤber des Begehrenden Unkoſten; Procuratores und Advocaten ſollen auch gelehrte und wohlerfahrne Leute ſeyn/ niemand bey Gerichts-Stan- des Verbot ihre Vorſprache weigern/ noch Gegentheil Patronen verhindern oder abſpannen/ ſonſt waͤre ihre Sache verdaͤchtig/ und im Zweiffel gegen ſie zu urtheilen. Weiber ge- richtliche Vor- ſprache verbo- ten. Advocaten uñ Procuratorn Pflicht und Verdacht. L. 31. §. quanquam. ff. de neg. geſt. L. 2. ff. de R. J. L. 1. C. quando mul. tut. offic. L. 18. & 54. ff. de procurat. L. 32. §. 1. de arbitr. 1. cor. 14. v. 34. C. filius, C. deſiniunt, c. 17. q. ult. Gloſſ. in L. 1. §. ait prætor, ad verbum, habebunt, de poſtul. L. 1. §. in honorariis, ff. de var. & Extraord. cognit. L. pen. C. de poſtul. §. 26. Alle Procuratores und Partheyen ſollen gewarnet und er- innert ſeyn/ daß alle/ die mit bey Urtheil verluſtiget werden/ deßhalben und wegen vorgezogenen Rechts in Koſten und Schaden vertheilt und geſprochen werden ſollen; wo aber ſolches aus freventlichen Auszuͤgen/ Verſaͤumniß/ Schuld oder Unwiſſen der Procuratoren ſcheinbar und klaͤrlich geſchehen zu ſeyn befunden/ ſollen dieſelbe alle Koſten ſelbſt/ ohne der Partheyen Nachtheil auszurichten ſchuldig gehalten ſeyn/ maſſen niemand ſich etwas geluͤſtẽ laſſen muß/ daraus er wiſſen kan/ daß ſeine Schwachheit andern Leuten gefaͤhrlich ſeyn mag; So ſollen auch Advocaten mit dem Proceß kuͤrtzlich und ſummariſch in Raub und ab- ſonderlich Mord-Sachen hindurch gehen/ uñ ihnen darinn abſonderlich aller Acten Unterricht- oder Anzuͤge-Weitlaͤufftigkeit zu vermeiden an- befohlen/ und deren Anlaß abgeſchnitten werden/ wie ſolches alles aus- druͤcklich in heiligen Roͤmiſchen Reichs Verordnungen angewieſen/ und durch taͤglichen Gebrauch beſtaͤtiget wird. Advocaten uñ Procuratorn Unfugs Straf- fe. §. 27. Jn peinlichen/ inſonderheit Nachforſchungs-Proceß/ wird einem abweſenden beklagten Ubelthaͤter kein gerichtlicher Fuͤrſpre- cher zugelaſſen/ auff daß er nicht durch ſolchen Luͤgen vorbringen laſſe/ die er ſelbſt zu ſagen ſich ſchaͤmete. So iſt auch des Beſchuldigten Gegen- wart/ die Warheit zu gewinnen/ noͤthig/ nemlich aus bleichem Geſicht/ Schre- Abweſendem Ubelthaͤter wird Fuͤrſpre- cher geweigeꝛt.

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/78>, abgerufen am 24.11.2024.