Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

XVI. Landes-Constitution wegen Einrichtung
der dafür zu entrichtenden Abgifften halber (worunter iedoch der Ho-
hen Obrigkeit/ im Fall ein gar zu übermäßiges gefordert werden solte/
die Moderation, oder auch nach Befinden/ gäntzliche Remission bevor
bleibet) sich vergleichen/ das veraccordirte Quantum aber nicht eher/
biß es wegen seiner Einnehmung in das Amt oder Gilde keinen Zwei-
fel mehr hat/ zu erlegen schuldig seyn/ und darauff den gewöhnlichen
Bürger-Eyd abstatten. Ermeldter Magistrat aber so fort nach be-
schehener solcher Anmeldung die Altmeister von der Gilde vor sich fo-
dern und denenselben von solchem beschehenen Ansuchen Eröffnung/
auch wegen der in nächstfolgenden Articuln bedeuteter Praestandorum
auch darauff zu verfügenden würcklichen Reception in das Amt oder
Gilde gehörige Verordnung thun.

2. Gestalten dann/ der also in ein Amt oder Gilde auffgenom-
men zu werden begehret/ für erst seinen Lehr-Brief (es wäre dann/ daß
er ausser Reichs an einem solchen Orte/ da keine Lehr-Briefe ertheilet
werden/ gelernet/ zumahlen solchen Falls die Obrigkeit darunter zu
dispensiren/ und wann er nur die übrige hernach gesetzte praestanda
praest
iret/ die Reception nichts da minder zu verfügen Macht haben/
ein solcher Meister auch denen übrigen in allen seine Kunst oder Hand-
werck betreffenden Dingen gleich gehalten werden soll) produciren/
dann auch ferner/ um zu erweisen/ daß er seine Kunst oder Handwerck
wohl gelernet/ ein Meisterstück verfertigen/ oder nach Beschaffenheit
der Kunst sich dem Examini unterwerffensolle. Gleichwie aber dabey
bißhero der Mißbrauch fürgegangen/ daß ein solcher antretender Meister
ein gar zu kostbares auch wol gantz unbrauchbares oder altförmisches
Meisterstück zu machen genöthiget/ auch bey dessen Besichtigung aller-
hand Unkosten verursachet worden: Also soll iedes Orts Obrigkeit
darüber halten/ daß dem recipiendo kein anders als ein solches Mei-
sterstück/ so zwar kunstmäßig doch nicht gar zu kost-sondern brauchbar
sey/ und also von ihme ohne Schaden verkauffet werden könne/ zu ma-
chen auffgebürdet/ solches hernach in praesenz einiger von der Obrig-
keit dazu deputirenden Personen von denen Alt- und einigen andern
der kündigsten Meistere des Handwercks (von welchen iedoch für sol-
che Mühe nichts gefordert/ oder/ unter was Praetext es auch seyn möge/
an Gelde oder sonst genommen werden soll) besichtiget/ und darüber
ein unpartheyisches Bedencken gegeben werden. Jm Fall nun daran

etwa

XVI. Landes-Conſtitution wegen Einrichtung
der dafuͤr zu entrichtenden Abgifften halber (worunter iedoch der Ho-
hen Obrigkeit/ im Fall ein gar zu uͤbermaͤßiges gefordert werden ſolte/
die Moderation, oder auch nach Befinden/ gaͤntzliche Remiſſion bevor
bleibet) ſich vergleichen/ das veraccordirte Quantum aber nicht eher/
biß es wegen ſeiner Einnehmung in das Amt oder Gilde keinen Zwei-
fel mehr hat/ zu erlegen ſchuldig ſeyn/ und darauff den gewoͤhnlichen
Buͤrger-Eyd abſtatten. Ermeldter Magiſtrat aber ſo fort nach be-
ſchehener ſolcher Anmeldung die Altmeiſter von der Gilde vor ſich fo-
dern und denenſelben von ſolchem beſchehenen Anſuchen Eroͤffnung/
auch wegen der in naͤchſtfolgenden Articuln bedeuteter Præſtandorum
auch darauff zu verfuͤgenden wuͤrcklichen Reception in das Amt oder
Gilde gehoͤrige Verordnung thun.

2. Geſtalten dann/ der alſo in ein Amt oder Gilde auffgenom-
men zu werden begehret/ fuͤr erſt ſeinen Lehr-Brief (es waͤre dann/ daß
er auſſer Reichs an einem ſolchen Orte/ da keine Lehr-Briefe ertheilet
werden/ gelernet/ zumahlen ſolchen Falls die Obrigkeit darunter zu
diſpenſiren/ und wann er nur die uͤbrige hernach geſetzte præſtanda
præſt
iret/ die Reception nichts da minder zu verfuͤgen Macht haben/
ein ſolcher Meiſter auch denen uͤbrigen in allen ſeine Kunſt oder Hand-
werck betreffenden Dingen gleich gehalten werden ſoll) produciren/
dann auch ferner/ um zu erweiſen/ daß er ſeine Kunſt oder Handwerck
wohl gelernet/ ein Meiſterſtuͤck verfertigen/ oder nach Beſchaffenheit
der Kunſt ſich dem Examini unterwerffenſolle. Gleichwie aber dabey
bißhero der Mißbrauch fuͤrgegangẽ/ daß ein ſolcher antretender Meiſter
ein gar zu koſtbares auch wol gantz unbrauchbares oder altfoͤrmiſches
Meiſterſtuͤck zu machen genoͤthiget/ auch bey deſſen Beſichtigung aller-
hand Unkoſten verurſachet worden: Alſo ſoll iedes Orts Obrigkeit
daruͤber halten/ daß dem recipiendo kein anders als ein ſolches Mei-
ſterſtuͤck/ ſo zwar kunſtmaͤßig doch nicht gar zu koſt-ſondern brauchbar
ſey/ und alſo von ihme ohne Schaden verkauffet werden koͤnne/ zu ma-
chen auffgebuͤrdet/ ſolches hernach in præſenz einiger von der Obrig-
keit dazu deputirenden Perſonen von denen Alt- und einigen andern
der kuͤndigſten Meiſtere des Handwercks (von welchen iedoch fuͤr ſol-
che Muͤhe nichts gefordert/ oder/ unter was Prætext es auch ſeyn moͤge/
an Gelde oder ſonſt genommen werden ſoll) beſichtiget/ und daruͤber
ein unpartheyiſches Bedencken gegeben werden. Jm Fall nun daran

etwa
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0891" n="52"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XVI.</hi> Landes-<hi rendition="#aq">Con&#x017F;titution</hi> wegen Einrichtung</hi></fw><lb/>
der dafu&#x0364;r zu entrichtenden Abgifften halber (worunter iedoch der Ho-<lb/>
hen Obrigkeit/ im Fall ein gar zu u&#x0364;berma&#x0364;ßiges gefordert werden &#x017F;olte/<lb/>
die <hi rendition="#aq">Moderation,</hi> oder auch nach Befinden/ ga&#x0364;ntzliche <hi rendition="#aq">Remi&#x017F;&#x017F;ion</hi> bevor<lb/>
bleibet) &#x017F;ich vergleichen/ das ver<hi rendition="#aq">accord</hi>irte <hi rendition="#aq">Quantum</hi> aber nicht eher/<lb/>
biß es wegen &#x017F;einer Einnehmung in das Amt oder Gilde keinen Zwei-<lb/>
fel mehr hat/ zu erlegen &#x017F;chuldig &#x017F;eyn/ und darauff den gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Bu&#x0364;rger-Eyd ab&#x017F;tatten. Ermeldter <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trat</hi> aber &#x017F;o fort nach be-<lb/>
&#x017F;chehener &#x017F;olcher Anmeldung die Altmei&#x017F;ter von der Gilde vor &#x017F;ich fo-<lb/>
dern und denen&#x017F;elben von &#x017F;olchem be&#x017F;chehenen An&#x017F;uchen Ero&#x0364;ffnung/<lb/>
auch wegen der in na&#x0364;ch&#x017F;tfolgenden Articuln bedeuteter <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;tandorum</hi><lb/>
auch darauff zu verfu&#x0364;genden wu&#x0364;rcklichen <hi rendition="#aq">Reception</hi> in das Amt oder<lb/>
Gilde geho&#x0364;rige Verordnung thun.</p><lb/>
          <p>2. Ge&#x017F;talten dann/ der al&#x017F;o in ein Amt oder Gilde auffgenom-<lb/>
men zu werden begehret/ fu&#x0364;r er&#x017F;t &#x017F;einen Lehr-Brief (es wa&#x0364;re dann/ daß<lb/>
er au&#x017F;&#x017F;er Reichs an einem &#x017F;olchen Orte/ da keine Lehr-Briefe ertheilet<lb/>
werden/ gelernet/ zumahlen &#x017F;olchen Falls die Obrigkeit darunter zu<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;pen&#x017F;i</hi>ren/ und wann er nur die u&#x0364;brige hernach ge&#x017F;etzte <hi rendition="#aq">præ&#x017F;tanda<lb/>
præ&#x017F;t</hi>iret/ die <hi rendition="#aq">Reception</hi> nichts da minder zu verfu&#x0364;gen Macht haben/<lb/>
ein &#x017F;olcher Mei&#x017F;ter auch denen u&#x0364;brigen in allen &#x017F;eine Kun&#x017F;t oder Hand-<lb/>
werck betreffenden Dingen gleich gehalten werden &#x017F;oll) <hi rendition="#aq">produc</hi>iren/<lb/>
dann auch ferner/ um zu erwei&#x017F;en/ daß er &#x017F;eine Kun&#x017F;t oder Handwerck<lb/>
wohl gelernet/ ein Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck verfertigen/ oder nach Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
der Kun&#x017F;t &#x017F;ich dem <hi rendition="#aq">Examini</hi> unterwerffen&#x017F;olle. Gleichwie aber dabey<lb/>
bißhero der Mißbrauch fu&#x0364;rgegange&#x0303;/ daß ein &#x017F;olcher antretender Mei&#x017F;ter<lb/>
ein gar zu ko&#x017F;tbares auch wol gantz unbrauchbares oder altfo&#x0364;rmi&#x017F;ches<lb/>
Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck zu machen geno&#x0364;thiget/ auch bey de&#x017F;&#x017F;en Be&#x017F;ichtigung aller-<lb/>
hand Unko&#x017F;ten verur&#x017F;achet worden: Al&#x017F;o &#x017F;oll iedes Orts Obrigkeit<lb/>
daru&#x0364;ber halten/ daß dem <hi rendition="#aq">recipiendo</hi> kein anders als ein &#x017F;olches Mei-<lb/>
&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck/ &#x017F;o zwar kun&#x017F;tma&#x0364;ßig doch nicht gar zu ko&#x017F;t-&#x017F;ondern brauchbar<lb/>
&#x017F;ey/ und al&#x017F;o von ihme ohne Schaden verkauffet werden ko&#x0364;nne/ zu ma-<lb/>
chen auffgebu&#x0364;rdet/ &#x017F;olches hernach <hi rendition="#aq">in præ&#x017F;enz</hi> einiger von der Obrig-<lb/>
keit dazu <hi rendition="#aq">deput</hi>irenden Per&#x017F;onen von denen Alt- und einigen andern<lb/>
der ku&#x0364;ndig&#x017F;ten Mei&#x017F;tere des Handwercks (von welchen iedoch fu&#x0364;r &#x017F;ol-<lb/>
che Mu&#x0364;he nichts gefordert/ oder/ unter was <hi rendition="#aq">Prætext</hi> es auch &#x017F;eyn mo&#x0364;ge/<lb/>
an Gelde oder &#x017F;on&#x017F;t genommen werden &#x017F;oll) be&#x017F;ichtiget/ und daru&#x0364;ber<lb/>
ein unpartheyi&#x017F;ches Bedencken gegeben werden. Jm Fall nun daran<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">etwa</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[52/0891] XVI. Landes-Conſtitution wegen Einrichtung der dafuͤr zu entrichtenden Abgifften halber (worunter iedoch der Ho- hen Obrigkeit/ im Fall ein gar zu uͤbermaͤßiges gefordert werden ſolte/ die Moderation, oder auch nach Befinden/ gaͤntzliche Remiſſion bevor bleibet) ſich vergleichen/ das veraccordirte Quantum aber nicht eher/ biß es wegen ſeiner Einnehmung in das Amt oder Gilde keinen Zwei- fel mehr hat/ zu erlegen ſchuldig ſeyn/ und darauff den gewoͤhnlichen Buͤrger-Eyd abſtatten. Ermeldter Magiſtrat aber ſo fort nach be- ſchehener ſolcher Anmeldung die Altmeiſter von der Gilde vor ſich fo- dern und denenſelben von ſolchem beſchehenen Anſuchen Eroͤffnung/ auch wegen der in naͤchſtfolgenden Articuln bedeuteter Præſtandorum auch darauff zu verfuͤgenden wuͤrcklichen Reception in das Amt oder Gilde gehoͤrige Verordnung thun. 2. Geſtalten dann/ der alſo in ein Amt oder Gilde auffgenom- men zu werden begehret/ fuͤr erſt ſeinen Lehr-Brief (es waͤre dann/ daß er auſſer Reichs an einem ſolchen Orte/ da keine Lehr-Briefe ertheilet werden/ gelernet/ zumahlen ſolchen Falls die Obrigkeit darunter zu diſpenſiren/ und wann er nur die uͤbrige hernach geſetzte præſtanda præſtiret/ die Reception nichts da minder zu verfuͤgen Macht haben/ ein ſolcher Meiſter auch denen uͤbrigen in allen ſeine Kunſt oder Hand- werck betreffenden Dingen gleich gehalten werden ſoll) produciren/ dann auch ferner/ um zu erweiſen/ daß er ſeine Kunſt oder Handwerck wohl gelernet/ ein Meiſterſtuͤck verfertigen/ oder nach Beſchaffenheit der Kunſt ſich dem Examini unterwerffenſolle. Gleichwie aber dabey bißhero der Mißbrauch fuͤrgegangẽ/ daß ein ſolcher antretender Meiſter ein gar zu koſtbares auch wol gantz unbrauchbares oder altfoͤrmiſches Meiſterſtuͤck zu machen genoͤthiget/ auch bey deſſen Beſichtigung aller- hand Unkoſten verurſachet worden: Alſo ſoll iedes Orts Obrigkeit daruͤber halten/ daß dem recipiendo kein anders als ein ſolches Mei- ſterſtuͤck/ ſo zwar kunſtmaͤßig doch nicht gar zu koſt-ſondern brauchbar ſey/ und alſo von ihme ohne Schaden verkauffet werden koͤnne/ zu ma- chen auffgebuͤrdet/ ſolches hernach in præſenz einiger von der Obrig- keit dazu deputirenden Perſonen von denen Alt- und einigen andern der kuͤndigſten Meiſtere des Handwercks (von welchen iedoch fuͤr ſol- che Muͤhe nichts gefordert/ oder/ unter was Prætext es auch ſeyn moͤge/ an Gelde oder ſonſt genommen werden ſoll) beſichtiget/ und daruͤber ein unpartheyiſches Bedencken gegeben werden. Jm Fall nun daran etwa

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/891
Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/891>, abgerufen am 20.05.2024.