[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Gräfinn von G ** cke nicht zusammen reimen können. Demzu gefallen muß ich eine kleine Beschrei- bung von meinem Beylager machen. Jch war etwan acht Tage in Schweden, und hatte mich völlig von der Reise wieder er- holet, als mein Graf mich bat, den Tag zu unserer Vermählung zu bestimmen. Jch versicherte ihn, daß ich die Ehre, seine Ge- mahlinn zu heissen, nie zu zeitig erlangen könnte; doch würde mir kein Tag angeneh- mer seyn, als der, den er selber dazu ernennen würde. Wir setzten, ohne uns weiter zu berathschlagen, den folgenden Tag an. Er kam des Morgens zu mir in mein Zim- mer, und fragte mich, ob ich noch entschlos- sen wäre, heute seine Gemahlinn zu wer- den. Jch antwortete ihm mit halb nieder- geschlagenen Augen und mit einem freu- digen und beredten Kusse. Jch hatte nur einen leichten, aber wohl ausgesuchten Anzug an. Sie gefallen mir vortrefflich in diesem Anzuge, fieng der Graf zu mir an. Er ist nach ihrem Körper gemacht, und B 2
Gräfinn von G ** cke nicht zuſammen reimen können. Demzu gefallen muß ich eine kleine Beſchrei- bung von meinem Beylager machen. Jch war etwan acht Tage in Schweden, und hatte mich völlig von der Reiſe wieder er- holet, als mein Graf mich bat, den Tag zu unſerer Vermählung zu beſtimmen. Jch verſicherte ihn, daß ich die Ehre, ſeine Ge- mahlinn zu heiſſen, nie zu zeitig erlangen könnte; doch würde mir kein Tag angeneh- mer ſeyn, als der, den er ſelber dazu ernennen würde. Wir ſetzten, ohne uns weiter zu berathſchlagen, den folgenden Tag an. Er kam des Morgens zu mir in mein Zim- mer, und fragte mich, ob ich noch entſchloſ- ſen wäre, heute ſeine Gemahlinn zu wer- den. Jch antwortete ihm mit halb nieder- geſchlagenen Augen und mit einem freu- digen und beredten Kuſſe. Jch hatte nur einen leichten, aber wohl ausgeſuchten Anzug an. Sie gefallen mir vortrefflich in dieſem Anzuge, fieng der Graf zu mir an. Er iſt nach ihrem Körper gemacht, und B 2
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Gräfinn von G **
cke nicht zuſammen reimen können. Dem
zu gefallen muß ich eine kleine Beſchrei-
bung von meinem Beylager machen. Jch
war etwan acht Tage in Schweden, und
hatte mich völlig von der Reiſe wieder er-
holet, als mein Graf mich bat, den Tag
zu unſerer Vermählung zu beſtimmen. Jch
verſicherte ihn, daß ich die Ehre, ſeine Ge-
mahlinn zu heiſſen, nie zu zeitig erlangen
könnte; doch würde mir kein Tag angeneh-
mer ſeyn, als der, den er ſelber dazu ernennen
würde. Wir ſetzten, ohne uns weiter zu
berathſchlagen, den folgenden Tag an.
Er kam des Morgens zu mir in mein Zim-
mer, und fragte mich, ob ich noch entſchloſ-
ſen wäre, heute ſeine Gemahlinn zu wer-
den. Jch antwortete ihm mit halb nieder-
geſchlagenen Augen und mit einem freu-
digen und beredten Kuſſe. Jch hatte nur
einen leichten, aber wohl ausgeſuchten
Anzug an. Sie gefallen mir vortrefflich
in dieſem Anzuge, fieng der Graf zu mir
an. Er iſt nach ihrem Körper gemacht,
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