[Gellert, Christian Fürchtegott]: Das Leben der Schwedischen Gräfinn von G.***. Bd. 1. Leipzig, 1747.Leben der Schwedischen belebt in seinen Gesprächen. Jch kannsagen, daß ich diesen Greis in drey Jah- ren fast keine Stunde unruhig gesehen ha- be; denn so viele Jahre waren in meiner Ehe verstrichen, als er starb. Gott, wie lehrreich war das Ende dieses Mannes! Er bekam sieben Tage vor seinem Tode Schwulst in den Beinen. Diese trat im- mer weiter, und er sah mit iedem Tage sein Ende näher kommen. Er fragte den Arzt, wie lange es noch mit ihm dauren würde. Wahrscheinlicher Weise, ant- wortete dieser, über drey Tage nicht. Recht gut, versetzte der alte Graf. Gott sey gedankt, daß meine Wallfahrt so glücklich abgelaufen ist. Also habe ich nur noch drey Tage von dem Leben zuzubrin- gen, von dem ich meinem Schöpfer Re- chenschaft geben soll? Jch werde sie nicht besser anwenden können, als wenn ich durch meine Freudigkeit den Meinigen ein Beyspiel gebe, wie leicht und glückse- lig man stirbt, wenn man vernünftig und
Leben der Schwediſchen belebt in ſeinen Geſprächen. Jch kannſagen, daß ich dieſen Greis in drey Jah- ren faſt keine Stunde unruhig geſehen ha- be; denn ſo viele Jahre waren in meiner Ehe verſtrichen, als er ſtarb. Gott, wie lehrreich war das Ende dieſes Mannes! Er bekam ſieben Tage vor ſeinem Tode Schwulſt in den Beinen. Dieſe trat im- mer weiter, und er ſah mit iedem Tage ſein Ende näher kommen. Er fragte den Arzt, wie lange es noch mit ihm dauren würde. Wahrſcheinlicher Weiſe, ant- wortete dieſer, über drey Tage nicht. Recht gut, verſetzte der alte Graf. Gott ſey gedankt, daß meine Wallfahrt ſo glücklich abgelaufen iſt. Alſo habe ich nur noch drey Tage von dem Leben zuzubrin- gen, von dem ich meinem Schöpfer Re- chenſchaft geben ſoll? Jch werde ſie nicht beſſer anwenden können, als wenn ich durch meine Freudigkeit den Meinigen ein Beyſpiel gebe, wie leicht und glückſe- lig man ſtirbt, wenn man vernünftig und
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Leben der Schwediſchen
belebt in ſeinen Geſprächen. Jch kann
ſagen, daß ich dieſen Greis in drey Jah-
ren faſt keine Stunde unruhig geſehen ha-
be; denn ſo viele Jahre waren in meiner
Ehe verſtrichen, als er ſtarb. Gott, wie
lehrreich war das Ende dieſes Mannes!
Er bekam ſieben Tage vor ſeinem Tode
Schwulſt in den Beinen. Dieſe trat im-
mer weiter, und er ſah mit iedem Tage
ſein Ende näher kommen. Er fragte den
Arzt, wie lange es noch mit ihm dauren
würde. Wahrſcheinlicher Weiſe, ant-
wortete dieſer, über drey Tage nicht.
Recht gut, verſetzte der alte Graf. Gott
ſey gedankt, daß meine Wallfahrt ſo
glücklich abgelaufen iſt. Alſo habe ich nur
noch drey Tage von dem Leben zuzubrin-
gen, von dem ich meinem Schöpfer Re-
chenſchaft geben ſoll? Jch werde ſie nicht
beſſer anwenden können, als wenn ich
durch meine Freudigkeit den Meinigen
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